Systematisches Handbuch d e r Xalinlicilkumle von r- l)r. Georg Carabelli Edlen von Lunkaszprie, l' k. Leihzahnarzte, Ritter des Russ. k. k. St. Stanislausordens dritter Classc, Professor der Znhuheilkunde, ordentl. Mitgliede der medicin. Facultät, und der k.k. Gesellschaft der Aerzte zu Wien, dann der medicin. chirurg. Akademie zu St. Petersburg. Erster Band. ( Geschichtliche Uebersicht der ZahnheWtunde.) IV i e i). Mei II r a u m ü 11 e r und SeideJ. IS44. y. CARABELLI’S systematisches Handbuch der Zahnheilkunde. Erster Band. Gedruckt Bei A. Strauss’s sei. Witwe. EURE EXCELLENZ! Schon in den ersten Jahren meiner mediciniscli- chirurgischen Laufbahn war der Gedanke in meiner Seele rege, die Zahnheilkunde, als einen in Öster- reichs Staaten noch in der Wiege liegenden Theil der operativenHeilkunde bearbeiten zu wollen. Als dieser Gedanke später zur Reife gelangte, wagte ich es vor zehn Jahren Eure Excel lenz zu bitten, mir gestat- ten zu wollen, öffentliche, ausserordentliche Vorle- sungen über Zahnheilkunde an der hiesigen Hoch- schule geben zu dürfen. Die gütige Aufnahme und bal- dige Gewährung meiner Bitte werden mir den vom F" ö Ursten und Vaterlande hochgestellten Mann nie ver- gessen lassen. Wenn ich demnach im Verlaufe meiner zehnjähri- gen A orlesungen. etwas fi ir Österreichs operative Heil- künstler geleistet zu haben mir schmeicheln darf, so hat gewiss Eurer Excellenz Aufmunterung hiezu das Meiste beigetragen, und in wie ferne mein Glück durch das Bewusstseyn , die mir durch anhaltenden Fleiss und Erfahrung im Gebiete der Zalmheilkunde erworbenen Kenntnisse dem Vaterlande als bleibendes Stammgut hinterlassen zu können, seinen höchsten Grad erreichte, muss ich ebenfalls gestehen, dass die- ses Glückes SchöpfungEu r e rExcell en zgebührt. Wie könnte ich daher meinem literarischen Erstlinge wohl einen schöneren Schmuck gewähren, als durch die Yorsetzung des hohen Namens Eurer Excellenz? — Sollte ich dabei noch einen leisen Wunsch wa- gen dürfen, so wäre es der, dass dieses Werk Eurer Excellenz Schutzes würdig sey, und auch der ferneren Gewogenheit sich erfreuen dürfe EURER EXCELLENZ dankbarster Carabelli. Seiner Ex c eil enz dem Herrn Andreas Joseph Freiherrn von Stifft, Commandeur des hönigl. ungar. St. Stephan- Ordens, C. E. K., Grossbande des hönigl. [ranz. St. Michael-Or dens, Commandeur des hais. brasilian. Ordens vom südlichen Kreuze, des hönigl. sicilian. St. Ferdinand- und Ver- dienst-, und des hönigl. sächs. Civil-Ver dienst-, dann Ritter des hönigl. preuss. rothen Adler- ordens , Jndigena des Königreichs Ungarn, Herrn und Landmann in Tirol; k. h. wirkt, geh. Rathe, dann Staats- und Conferenzrathe, erstem Leibarzte Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kais er in n ; Pt'otomedicus, Director der medicinischen Studien, und Prä- der medicinischen Facultät, Mitgliede der medicinisch- ('hirurffischen Josephs-Akademie, ansserordentl. Ehrenmitgliede der mähr, schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Acker- in^vt'Ehrenmitgliede der k. k. Akademie der bildenden Künste und VVn ’ r königl. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften der pe 1 rafländischen Museums in Böhmen, dann Mitgliede 1 '■ • IJ,,ndwirtlischafts-Gesellschaften in Wien und Steger- mai und der gelehrten Gesellschaften zu Venedig, Padua , Voiidon und Petersburg etc. etc. GESCHICHTLICHE ÜBERSICHT DER ZAHNHEILKUNDE. den Ärzten meistens nur stiefmütterlich bedacht, hat die Zahnheilkunde bis in der neueren Zeit keine verhältniss- mässigen Fortschritte mit den übrigen Theilen der Arzenei- kunde gemacht. Was sich daher in den Schriften der Alten über die Behandlung der kranken Mundhöhle vorfindet, ist spärlich und so zerstreut, dass es nur äusserst mühsam zu- sammengetragen werden muss. Dem gebildeten Arzte über- haupt, insbesondere aber dem höher strebenden Operateur, wird es daher eine angenehme Erscheinung seyn, hier eine geschichtliche Übersicht der Zahnheilkunde zu finden, welche ihm von den ältesten bis auf unsere Zei- ten den successiven Stand derselben gedrängt, jedoch licht- voll darstellt, und ihn zugleich durch die drei Perioden, welche sich uns bei der Eintheilung natürlich darboten, auf den verschiedenen Geist der Bearbeiter unserer Wissenschaft hinweiset. Erste Periode. hom Entstehen der Zahnheilkunde bis zu den Leistungen des Mittelalters. Bei den Hebräern undÄgyptern, bei welchen letzteren sich eine eigene Kaste, jene der P a s t o p h o r e n, mit der Heil- kunde beschäftigte, worunter einige wieder ausschlüsslich mit den Zahnkranken sich abgaben finden sich die ersten Spuren ) «Jam vero uiedicina apud eos liunc in modum est distributa , ut singulorum morborum sint medici, non plarium, itaque omnia 4 einiger rationellen Kenntniss der Zahnheilkunde. Das Aus« setzen der Kranken vor den Tempeln und auf gangbare Plätze, um ihnen durch den Rath der Vor- übergehenden, die einst an ähnlichen Übeln gelitten hatten, Hülfe, oder wenigstens Linderung zu verschaffen, gab sicher Gelegenheit, dass sich aus der grossen Menge der angepriese- nen Mittel wider dieses oder jenes Übel einige als zuverlässiger erwiesen, und somit eine allgemeinere Sanction erhielten. D icse, durch Volkstradition erlangte Kenntniss, wurde nach und nach in dem Verhältnisse ihrer grösseren Ausbreitung das sorgfältig aufbewahrte, und durch eigenes Wissen und eigene Erfahrung vermehrte Eigenthum jener Priester und Familienväter, welche sich besonders als ärztliche Rathge- ber gefielen, oder deren Amt selbst die Ausübung der Heil- kunde von ihnen pflichtmässig erforderte. Ohne Zweifel wa- ren aber unter diesen aufgehäuften Arzeneisehätzen auch vieleMittel gegen Zahnleiden, die eben so liebevoll und amts- mässig eingesaminclt und wieder angewendet wurden, als je- ne gegen andere Leiden und Gebrechen des Körpers. Auch dem Gebrauche der Votivtafel n, wodurch Kranke, aus Dankbarkeit für die helfende Gottheit und zum Besten ihrer leidenden Mitbrüder, die kurze Beschreibung ihres Gebre- chens und das sich dagegen erwahrte Mittel, in den Tem- peln dem \ olke kund gaben, hat die Zahnheilkunde ih- re Entstehung zu verdanken. Aber es blieb auch bei diesen zweifelhaften, grösstentheils rein empyrischen Heilmitteln, die kein feststehendes Grundgebäude für weitere Baufüh- rung, sondern gestaltloses Eigenthum hingestorbener Jahr- hunderte für ein undankbares Gedächtniss der Nachkommen hinterliessen. Ernsterer Würdigung erfreute sich erst die Zahnheil- kunde zur Zeit, des Hippocrates, welcher ihr erster Be- referta sunt medicis. Alii enim sunt oculorum , alii capitis, alii dentium, alii alvi partium, alii morborum occultorum. «Herodoti Halicarnassei historia. 1570. fol. Euterpe, pag. 53-” gründer genannt zu werden verdient. Dieser, streng auf dem Wege der Erfahrung, als dem für die Heilkunde einzig richtigen, mit scharfer Umsicht wandelnde grosse Arzt und Nachfolger des göttlich geachteten Äsculap, welcher 456 Jahre vor der christlichen Zeitrechnung geboren wurde, verbreitete über alle Zweige der Heilkunde grosses Licht. Sein forschender Geist beschäftigte sich mit allen Leiden der Menschen, und somit konnten auch die ihm keineswegs ge- ringfügig scheinenden Krankheiten des Mundes und der Zäh- ne seiner Aufmerksamkeit nicht entgehen. Seine Schriften beweisen uns, dass er die Zähne in gesundem und krankem Zustande, von dem Augenblicke ihres Erscheinens bis zum Zeitpuncte ihres Verlustes oder Ausfallens genau beobach- tete. Er bemerkte, dass die Zähne unter übrigens gleichen Umständen zur Winterszeit leichter hervorkommen, als in den übrigen Jahreszeiten; dass zahnende Rinder bei flüssi- gen Stühlen nicht so leicht von Convulsionen ergriffen wer- den , als hartleibige und solche Rinder, welche während des Zahngeschäftes viel schlafen. Ermachte auf einige Brust-, Hais- und Ohrenleiden aufmerksam, deren nächste Ursache die Krankheit der Zähne ist, und welche daher auch durch de- ren Hebung allein geheilt werden können. Auch die Jahres- zeiten schienen ihm auf die Zähne Einfluss zu haben. Die in diesen Organen angehäuften und stockenden Säfte suchte er durch gewisse Raumittel (masticatoria) zu zertheilen; hatten diese nicht den gewünschten Erfolg, so bediente er sich des PfefFers in Verbindung mit Bibergeil. Raltes Getränke er- klärte er als äusserst schädlich für die Zähne. Auch machte 01 d‘e Beobachtung, dass die Geschwüre der Zunge manch- mal durch die rauhen Spitzen und Bruchflächen der Zähne entständen und unterhalten würden. Eiteransammlungen und Auswüchse am Zahnfleische waren ihm nicht unbe- kannt, für deren gewöhnliche Ursache er die schadhaften Zähne hielt. Dass ihm auch das Absterben eines Theiles der Knochen bekannt war, und dass er wahrscheinlich die erste Beobachtung über die Necrose des Riefers mittheilte, dürfte folgende Stelle erweisen: »Dem Sohne des Metrodo- rus starb in Folge des Zahnschmerzens der Kie- fer ab, und das Zahnfleisch wucherte stark. Die Eiterung war massig: es entfielen ihm die Mahl- zähne, und selbst der Kiefer.« — Den üblen Geruch aus dem Munde suchte er durch ein Zahnpulver und einen aromatischen Weinaufguss zu bessern. Einen schmerzenden, angefressenen und zugleich lockeren Zahn, räth er herauszu- nehmen, welche Operation er aber für sehr leicht und unbedeu- tend hält; steckt aber der Zahn fest, so soll der Schmerz durch Brennen gestillt werden. Wackelnde Zähne liess er an ihre fe- sten Nachbarn mittelst Gold- oder Seidenfäden befestigen Obschon übrigens Hippocrates der erste war, welcher das Zahnausziehen erwähnt, so soll doch diese Operation schon von Äsculap dem dritten erfunden worden seyn 2), und die Beschreibung des döovTayoyov, obov- Taypav im Caelius Au r elian us beweiset das höhere Al- ter dieser Operation. Dieses Odontagogon ist ein bleiernes , im Tempel des Apollo zu Delphi aufbewalirtes Instru- ment, worauf sich auch Erasistratus, als auf einen Be- weis, bezieht, dass man nur lockere Zähne ausziehen solle, weil sonst das delphische Instrument aus festerem Stoffe ge- formt wäre. Der vom Hippocrates behaupteten Simplicität *) Hippocratis Coi opera, quibus addidimus conimentaria J. Mari- nelli. Venetiis, 1775, Fol. 19. arg. H. 12. 14- Hb. de carni- bus. — Lib. de dentitione, Fol. 24. arg. 2- — Lib. de morb. populär. IV. Fol. 137. arg. 9. VII. Fol. 150. arg. 34. — Lib. de aflection. Fol. 80. arg. 5- — Lib. de liumidor. usu. Fol. 54. arg. 4- — Lib, de morb. populär. V. Fol. 142. arg. 35. — Lib. II. de morb. muliebr. Fol. 119. arg. 65. — Vor diesem Zahnpulver würde sich unser schönes Geschlecht wohl entsetzen, denn es besteht aus einem zu Asche gebrannten Hasenhopfe und drei Mäusen. ”) «Aesculapiorum tertius, Arsippi et Arsenolt; ). Paul von Ae gi na (636), welcher zur Zeit der allge meinen Barbarei des abendländischen Kaiserthums zuIU und in Ägypten abwechselnd lebte, und der letzte römh sehe Schriftsteller war, rühmt zur Erweichung des Zahnflei sches beim Zahnausbruche ausser dem bisher hiezu gebräuch- lichen Ilasenhirne auch noch das Hühnerfett. Zur Erhaltung der Zähne räth er gegen das Verderben der Speisen im Ma* gen (Indigestionen) auf der Huth zuseyn, indem daraus häu figes Erbrechen entstehe, welches den Zähnen sehr schädlich sey; er verbietet, daher den Genuss trockener Feigen s h 1 kalter Speisen u. s. w. Ganz besonders aber warnt er vo’ ] Aufbeissen harter Körper, und empfiehlt nach jeder Mahlzeh d,e sorgfältigste Reinigung des Mundes. Auch er snricl , der Feile, und zugleich vom Rhinario >), und verfahrt beZ *) Aetii tetrabibl°s per Janum Cornarum consr R •, fol. - Tetrab. |. Sem,. IV. cap.IX. p. i83 ' e."' ’ *542' IV. oap XVII. XIX. XXIV. XXV. XXVI, XXX7xXX.U. XXXIv' pag. 413 et seq. a) L. A. Kraus iu seinem kritisch - etymologisch- medic Lcxil Göttingen 1821, gibt dieses Wort etymologisch ean, V" ’ es siel, .lus dcm Ceuteste'" J«! 19 Ausziehen der Zähne ganz so, wie Gelsus. Gegen Caries, Schmerz und Entzündung der Zähne empfiehlt er viele Mit- tel. Er unterscheidet die Epulis als eine über die Zähne her- vorragende Zahnfleischgeschwulst von der Parolis, welche ein kleiner Abscess des Zahnfleisches sey, und löset erstere, indem er sie mit dem Haken oder mit der Zange fasset, mittelst des Scalpells ab; letztere schneidet er ringsum aus. Nach diesem Verfahren lässt er den Mund mit Wein und Oxycrat ausspühlen und Kupferbliithe auflegen; entsteht aber daraus ein faules Geschwür, so brennt er dasselbe '). Diesen vorbemeldeten Methoden folgten die arabischen Ärzte nach, nur mit dem sie charakterisirenden Unterschie- de, dass sie das thätige, operative Eingreifen noch mehr als ihre Vorgänger scheuten , und ängstlich nach allen mög- lichen Mitteln haschten, welche das Operiren entbehrlich machen, und die Zähne ohne Schmerz zum Ausfallen brin- gen sollten. Solcher Mittel hat uns M uh am ed A r r a s i, oder Rh azes (zu Ende des 10. Jahrhundertes) sowohl aus seinem eigenen pharinaceutischen Schatze, als aus jenem anderer gleichzeitigen Ärzte aufbehalten. Bei exulcerirtem Zahnfleische wandte er sogar den Arsenik, in der Form ei- nes Trochiscus äusserlich an. Zalmpulverformeln findet man bei ihm iu Menge; um dem Fortgange des Beinfrasses zu steuern, liess er die Höhlung des Zahnes mit Mastix und Alaun ausfüllen, die Zähne mit Pfeffer und Galläpfelpulver reiben, und warnte zugleich vor dem Genüsse scharfer und saurer Dinge. Gegen lockere Zähne empfahl er mehrere zusammenziehende Mittel. Im entzündlichen Zahnschmerz nahm er zuweilen] seine Zuflucht zuin Aderlass, und rühmte Paul v. Aegina unter Rhinarium ein Zahninstrument gemeint ha- ben müsse. *) Pauli Aegirietae , libr. VII. per Albanuni Torinum Vitoduren- sem recogniti. Basileae, 1538 gr. 8- bb. 1- cap. IX. XXIX. pag. 10. 19. — Libr. III. cap. XXVI. pag. 359. — Libr. VI. cap. XXVI. Pag. 169 et seq. 20 ausserdem dasRosenöhl, die Bertramwurzel, das Opium, die Scarificationen, Blutigel am Zahnfleische, Pfeffer mit Honig und Umschläge. Wenn dieses Alles nichts half, so wandte er an die Zahnwurzeln seinen Theriak an , welcher aus Bi- bergeil, Asand, Pfeffer, Ingwer, Storax und Opium zu glei- chen Theilen bestand, und wenn ihn auch dieses letzte Zu- fluchtsmittel verliess, so berührte er die Wurzel des kran- ken Zahnes wiederholt mit dem glühenden Eisen, und suchte ihn durch seine entwurzelnden specifischen Mittel zum Ausfallen zu bringen *)• Hali Ab bas QQ4) brennt die Höhlung eines cariö- sen,seür schmerzenden Backenzahnes durch metallene Röhr- chen , in welche er rothglühende Nadeln bis zum Erkalten wiederholt einschiebt. Hilft das nicht, so sucht er den Zahn zum Ausfallen zu bringen, oder zieht ihn endlich aus. Über- flüssige, seitwärts stehende Zähne nimmt er mit einem schna- belförmigen Instrumente weg 5). Serapion (1002), welcher mit Genauigkeit die Zahl der Zahnwurzeln angibt, meint, dass die oberen Mahlzäh- ne bloss desswegen drei Wurzeln hätten, weil sie hängend wären, und die unteren nur zweier Wurzeln bedürften, weil sie auf der Kinnlade selbst ihren Stützpunct fänden. Auch glaubt er, dass die Zähne beständig wachsen, und zwar in dem Verhältnisse , als dieselben durch das Kauen abgerie- ben werden, worauf sich seine Theorie der Zahnübel grün- det, da er darin die leichteste Erklärung des Übermasses sowohl, als des Mangels der Ernährung findet. Im entzünd- lichen Zahnschmerz wendet er ausser dem Aderlass und ab- führenden Mitteln noch mehrere andere örtliche Mittel an, und beim chronischen Zahnschmerz lässt er, wenn derselbe >) Basis opera. Vonetiis , 1508. fol. 24- 25- 43- cap. XLI. XLII XLIII. XLVII. XLVIII. XLIX. a) Half Abbas Almaleki, 5. Über totius medicinae necessarius. Ve- netiis 1492. fol. Siehe: Sprenget“s Geschichte der Chirurgie. 2. Thl. Halle, 1819- 8- p. 274- 21 den höchsten Grad erreicht, Opium in die Höhle des cariösen Zahnes geben, auch den Absud der Bertramwurzel mit Es- sig u. a. dgl. Mittel anwenden. Lockere Zähne behandelt er ebenfalls nach dem herkömmlichen Gebrauche mit zusam- menziehenden Mitteln, und wenn sie sich auf diese Art Al- ters halber nicht mehr befestigen lassen, bindet er sie mit Gold- oder Silberkettchen. Auch hat er uns eine gros- se Auswahl von Zahnpulvern zu verschiedenen Zwecken hin- terlassen ‘). Bei Ebn Sina (Avicenna, 978 — 1036) treffen wir eine sehr weitläufig vorgetragene Anatomie und Physiologie der Zähne an , wobei er das beständige Nachwachsen der Zähne noch durch die Erfahrung ausser Zweifel zu setzen suchet, dass Zähne, welchen der entsprechende Gegenzahn in der anderen Kinnlade, oder sonst irgend ein Gegendruck mangelt, besonders lange wüchsen. Zur Erhaltung und Rei- nigung,der Zähne findet man bei ihm sehr viele gute Rath- schläge, wobei er, als auf ein schädliches Moment, auf di e zu sorg faltige Reinigung und Abscheuerung der Zähne mit scharfen Zahnpulvern aufmerksam macht. Zur Erleichterung der Dentition führt er die gewöhnlichen Mittel an, als: verschiedene Fette, Öhle, das Hasenhirn, die Hund emilch u. s. w., verbietet das Kauen an harten und zähen Dingen, und empfiehlt dagegen das Reiben mit denFingern. Wenn sich die Zähne zu zeigen anfangen, so legt er ein, auf öhlgetränkte Baumwolle gestrichenes Pfla- ster über den Kopf, den Hals und die Kinnbacken, und lässt dieses Ohl auch in das Ohr tropfen. Bei der Aufzählung einer Menge Zahnheilmittel in verschiedenen Formen, rühmt er besonders das gebrannte Hirschhorn (also thierische Kohle), und bemerkt, dass die narcotischen Mittel, die man häufig gegen Zahnschmerzen anwendet, zuweilen die Substanz der Zähne verderben. Die verschie- ') Jo. Serapionis practica. Venetiis, 1503- fol. Tractat. II. cap. XVI. fol. 14 et 15. — Tractat. VII. cap. XXXII. fol. 82. 22 denen Ursachen des Zahnschmerzes geht er, seinen Vorgän- gern folgend, sehr genau durch, wobei er auch die Wür- mer nicht vergisst. Wenn sich zu den heftig schmerzenden hohlen Zähnen ein pulsirendes Schmerzgefühl beigesellet, so befindet sich, nach* seiner Meinung, in der Wurzel über- mässige Feuchtigkeit, und man muss den Zahn zu entwur- zeln suchen; oft ist es auch nöthig , den Zahn anzuboh- ren, um die angehäufte schädliche Feuchtigkeit entleeren, und die zweckdienlichen Heilmittel an die kranke Stelle un- mittelbar bringen zu können. Mit einem lockeren Zahne soll man, um ihn wieder zu befestigen, nicht kauen, sehr we- nig sprechen , ihn nicht mit den Fingern oder der Zunge berühren und zusammenziehende Mittel brauchen. Auch ge- gen den Zahnstein gibt er mehrere Mittel an, worunter besonders Zahnpulver aus Meerschaum, Salz, geriebener Brunnenkresse, Auster-und Schneckenschalen-Asche, Am- moniaksalz , gebranntem Gyps , Grünspan mit Honig u. a. dergl. sich auszeichnen. Die Zähne nimmt er entweder mit der Zange, oder sucht sie durch die sogenannten entwur- zelnden Mittel zu entfernen. Soll der Zahn mittelst eines In- strumentes genommen werden , so muss zuvor alles Zahn- fleisch von seiner Wurzel abgclöst werden. Manchmal half er durch das blosse Rütteln des Zahnes, indem er dadurch die stockende Materie unter dem Zahne zur Zertheilung ge- bracht zu haben glaubte, und eine bessere Wirkung von den später anzuwendenden Arzeneien erwartete. Will man aber den Zahn ohne Hülfe eines Instrumentes wegschaffen, so sey es vorteilhaft, vor der Anwendung der entwurzelnden Mittel, den Umkreis desselben zu schröpfen. Unter mehre- ren anderen schon bekannten solchen entwurzelnden Mit- teln führt er auch noch den weissen Arsenik, das Auripig- ment, die Coloquinten , die Wolfsmilch u. m. a. an. Gegen die in den hohlen Zähnen gemuthmassten Würmer wen- det er den Bilsenkraufsamen, den Lauch und den Zwiebel an. Einen sich übermässig verlängernden Zahn fasst er mit den Fingern, oder mit einem festhaltenden Instrumente, 23 feilt denselben bis zu seiner gehörigen Grösse ab, und lässt ihn dann mit. Alaun, Lorbeeren und Osterluzey reiben. Ge- gen unreine Zahnfleischgeschwüre und Fisteln räth er auch den Gebrauch des Arseniks an '). Nach A1 bucasis (Khalaf Abul Kasem,f 1122) muss man, wenn schon alle Mittel vergebens versucht wor- den sind, im nicht entzündlichen Zahnschmerz, oder bei der Anwesenheit von Zahnwürmern, den Zahn cauterisiren. Diese Cauterisation geschieht nun auf eine zweifache Weise : entweder man cauterisirt zu wiederholten Malen mittelst siedender Butter, oder auch mit kalter Butter, worauf man sogleich das glühende Eisen anwendet; oder es wird unmit- telbar durch Röhrchen mit dem Glüheisen, und zwar so lange cauterisirt, bis die Hitze die Zahnwurzeln durchdringt. Da ein fehlender Zahn durch nichts vollkommen ersetzt werden kann, so versuchte er zuvor alle Mittel, bevor er sich entschloss, ihn zu entfernen; und war er endlich dazu entschlossen, so scarificirte er seinen Umkreis, legte die Zahnwurzel bloss, suchte dann den Zahn mit den Fingern zu bewegen , rüttelte ihn mit einer schwachen Zange lose, fasste ihn dann mit einer stärkeren fest an , befestigte mit seinen Knien den Kopf des Leidenden , und zog den Zahn gerade heraus, um ihn ja nicht abzubrechen. Wenn es noch nicht recht gehen wollte, so nahm er ein hebelartiges In- strument, und suchte dasselbe unter den Zahn zu bringen, um denselben herauszuheben. Einen angefressenen , hohlen Zahn füllte er vorher jedesmal aus, um der Gefahr eines Bruches vorzubeugen. Er empfiehlt angelegentlich gehörige Mässigung der Gewalt an, damit es dem Operateur nicht wie den unwissenden und kecken Aderlassern ergehe, wel- ’) Aincennae operura in re medica Tom. 1. Venetiis, 1564. in fol. Lib. 1. tract. 1. Doct. V. cap. 5- pag. 40- — Lib. III. tract. Cap. 1. pag. 583- et cap. 2. pag. 583- et tract. 1. cap. 3- et 4- pag. 590 et sei] cap. 10- 14-15- et 16. etc. etc. ct tract. 8. cap.ß. pag. 599. 24 che bei ihrem eiligen Ausreissen Kronen und Kinnladen brächen , und dadurch den Grund zu grossem Unheil leg- ten. Nach der Herausnahme des Zahnes lässt er den Mund mit Wein oder Essig und Salz ausspühlen. Wenn gegen ei- ne nach der Operation entstandene Blutung nichts half, so cauterisirte er die blutende Stelle. Knochensplitter der Kinn- lade suchte er, nachdem er sie durch ein paar Tage zu er- weichen trachtete, durch das eingeführte Algesti oder die Zange zu entfernen, deren Enden dem Schnabel eines Stor- ches glichen, und gelang es damit nicht, so legte er den kranken Theil ganz bloss, und nahm die Splitter durch ei- gens hiezu bestimmte Instrumente heraus, deren er fünf be- schreibt, wovon drei scalpellartig, eines hufeisenförmig, und eines hakenförmig ist. Er spricht von einer Menge Zahnin- strumente , welche es gebe, doch werde der Künstler leicht eine Auswahl treffen, wenn er die zu machende Operation und die Beschaffenheit des kranken Theiles gehörig berück- sichtige. Wenn ein Zahn am Unrechten Orte stand, oder über die anderen hervorragte, so feilte er denselben ab, und konnte er mit der Feile nicht dazu, so sägte er ihn durch. Wenn Zähne durch einen Stoss oder Fall lose geworden waren, und die zusammenziehenden Arzeneien vermochten für sich allein das Übel nicht gut zu machen, so band er solche Zähne mit Goldfäden, weil das Silber dazu nicht tau- ge, da es in einigen Tagen grün und faul würde. Er be- schreibt diese Operation sehr genau, wobei er zugleich be- merkt, dass dieselbe sehr mühsam sei, und viel Geduld und Geschicklichkeit erfordere. Die Zwis'chenräume von fehlen- den Zähnen füllte er auch zuweilen mit Rindsknochen aus, und band sie mit Goldfäden an die nebenstehenden Zähne an. Wenn sich an die Oberfläche der Zähne und in ihre Zwischenräume rauhe schmutzige Rinden ansetzen, welche dieselben schwärzen, schmutziggelb oder grünlich aussehen machen, und das Zahnfleisch verderben, so befestigte er den Kopf des Kranken auf seinem Schoos, und schabte ihm die Zähne so lange ab, bis diese Rinde sammt allem Sandigen 25 und die unreine Farbe der Zahne verschwunden war. Dazu bediente er sich verschiedener Schabeeisen , wovon einige bloss für die obere, andere nur für die untere Kinnlade, und noch andere zur Reinigung der Zwischenräume der Zähne bestimmt waren. Lang bestehende , und allen angewandten Mitteln trotzende Zahnfleischfisteln cauterisirte er, und wenn auch dieses fruchtlos war, versuchte er den schadhaften Knochen oder Zahn zu entfernen. Um dem schlappen Zahn- fleische den gehörigen Ton wieder zu verschaffen , diente ihm ebenfalls das glühende Eisen, und um die lockeren Zähne zu befestigen, leitete er die Hitze des Glüheisens durch Röhrchen bis an die Zahnwurzeln, worauf er den Mund mit Salzwasser ausspühlen liess. Fleischknotcn an der inneren Seite der Lippen fasste er mit dem Haken, scarificirte sie von allen Seiten, liess sie gut ausbluten und den Mund mit Kssig ausspühlen '). Dasselbe ängstliche Empfehlen des Zahnausnehmens, als des allerletzten Mittels bei Zahnschmerzen, findet sich eben- falls im Mesue, auch Joannes Damascenus genannt (*f* 1028), mit dem Zusatze, dass bei dieser Operation leicht Ohnmacht, ja selbst der Tod erfolge. Dagegen hat er einen Wust von Mitteln gegen Zahnschmerz und sonstige Mund- leiden angegeben. Die Herausschaffung eines Zahnes durch scharfe Mittel beschreibt er auf folgende Weise: Zuerst sca- r‘ficire man , dann setze man die anzuwendenden Mittel so vorsichtig um die Wurzel des Zahnes, dass sie den an- deren Zähnen keinen Schaden verursachen können, welche fiian bis zum völligen Loseseyn des kranken Zahnes decken und verwahren muss. Er erzählt, dass einige Praktiker den Zahn durch ein Röhrchen mit einem glühenden Eisen, an- dere mittelst eines brennenden Nusskernes , und noch an- dere durch brennendes Olibanumharz cauterisiren a). ) Chirurgia Argelate cum Albucasi. Venetiis, 1520- fol. cap. XXI. fol- i'27. usque ad cap. XXXIV. fol. 135- ) Mesuii cum expositione Mondini super canones universales etc. Venetiis, 1502. fol. De aegritudinibus oris, jiag. 107 et seq. 26 Bevor wir hier die erste Periode der Geschichte der Zahnheilkunde schliessen, wollen wir noch bemerken, dass auch von dem Gebrauche der Zahnstocher sich in den älte- sten Schriften hie und da etwas auffinden lässt. Der erste , welcher eines Zahnstochers erwähnt, ist, wie wir oben schon gesehen haben , Scribonius Largus, und D i o s c o r i- des (50 J. n. Chr.) lehrte sie aus Mastixholz oder Federkie- len bereiten '). Q. Serenus Sammonicus, Plinius und Martial sprechen davon ’). Agathokles, der Ty- rann von Syrakus, soll durch einen Zahnstocher vergiftet worden seyn, wie wir in der allgemeinen Geschichte lesen. Diess ist ungefähr alles, was wir über die Fortschritte und den Bestand unserer Wissenschaft während der von uns angenommenen ersten Periode wissen können. Übrigens trägt der alles erschütternde Untergang des weströmischen Kaiser- reiches (47Ö n. Chr.) gewiss auch an manchem wichtigen Verluste des bereits zu jener Zeit Bekannten in der Zahn- heilkunde Schuld. ') Pedacii Dioscoridis Anazarbaei de materia med. libr. V. interpr. Jano Ant. Saraceno. 1598- Lib. 1. cap. LXXXIX. de lentisco, etc. a) Sereni Sammonici carmen de medicina. Cap. 14. — Plinius lib. 24- c. 7. — und Martial. Apophor. XX. lib. XIV. sagt Lentiscum melius; sed si tibi frondea cuspis Dcfuerit, dentes penna levare potest. Zweite Periode. Fon den Leistungen des Mittelalters bis zu Pet. Fauchard. Mittelalter zeichnet sich zuerst Brunus vonLongo- ') durch seine grosse Vorliebe für das Glüheisen aus. Das ist aber auch das einzige heroische Verfahren , von ■Welchem er spricht. Eigentümliches und Bemerkenswer- tes findet sich übrigens bei ihm eben so wenig, als bei Lanfranchi von Mailan d (1295) 2), welcher sich nur durch seine besondere Vorliebe für die narcotischen Mittel auszeichnet. Theodorich von Ger via 1298) nimmt bei Fi- steln des Zahnfleisches besondere Rücksicht auf die Zahn- Wurzeln , welche er baldigst auszunehmen anräth ?). Weitläufiger liess sich über unseren Gegenstand der englische Arabist, Joh an n v. G a d d es d e n (-f* 1314), aus, bei dessen Therapie sich aber deutlich der Geist der Zeit ausspricht. Damals legte man grossen Werth auf sympatheti- sche Curen und auf lächerliche, bisweilen sehr ekelhafte Mit- tel, deren wir auch in unserem Gaddesden zur Genüge finden. Das Ausfallen der Zähne will er durch das Pulver vonRabenkoth bewirken, oder durch ein Mittel, welches nie fehlschlägt, und das er unter seine secreta rechnet: »Man nehme eines Laubfrosches Fett, und bestreiche damit den Zahn, und er wird alsbald ausfallen.« Die Erfahrung da- ) Bruni Chirurg, magna. Siehe : Sprenget1s Geschichte der Chi- rurgie. 2. Thl. S. 280. 2) Lnnfranci Chirurgia magna et parva. Venetiis , 1490- — Kleine Wundartzney des hochberUmpten Lanfranci, durch Olhonem Brunfels verteutscht. Strassburg , 1530. 4. ) Theodorici Chirurgia secundum medic. Ilugonis de Luca. Vene- tiis, 1490. üb. III. cap. 3. fol. 159. 28 von will er am Rinde gemacht haben, welchem die Zähne ausfielen, wenn es auf der Weide zufällig mit dem Grase einen solchen Frosch kaute. Zähne zu regeneriren , oder ih- ren leichten Durchbruch zu erzwecken, lässt er Zahnfleisch und Kiefer mit Hasenhirne reiben, und behauptet, dass das Gehirn eines Rebhuhns auf den hohlen Zahn gelegt, den- selben bersten mache. Die Behandlung der Zahnschmer- zen zerfällt nach ihm in eine allgemeine und in eine beson- dere; zu ersterer rechnet er Aderlässe, Scarificationen un- ter den Lippen und unter der Zunge, Blutigel, blutige Schröpfköpfe unter dem Kinne und Abführmittel; unter letz- tere eine Menge Pflaster, Pulver und Salben, deren häufig- ste Bestandtheile Bilsenkraut und Bertram bilden. Gegen die in den hohlen Zähnen vermeintlich befindlichen Würmer macht er Räucherungen von Porrisamen und Bilsenkraut, worauf sie ausfallen. Zum Ausziehen eines Zahnes liess er sich nur dann bewegen, wenn alle bekannten Mittel und seine sympathetischen Arzeneien nichts halfen, und bei hoh- len Zähnen selbst das Glüheisen seinen Dienst versagte. Zu dieser Operation bereitete er nun den Kranken durch Kly- stiere und Purganzen vor, und nahm dann den Zahn, wenn in ihm selbst, nicht im Nerven oder Zahnfleische, die Ur- sache des Schmerzens lag, nach Ablösung des Zahnfleisches, mit der Zange heraus, indem er diese an die Zahnwurzel ansetzte, und den Zahn, während ein Gehülfe den Kopf hielt, gerade auszuziehen suchte, um einen Bruch zu ver- hüthen. Oder er bediente sich auch hiezu eines hebelartigen Instrumentes, welches auf einer Seite breit, auf der ande- ren spitzig und scharf ist. Sass aber der Zahn sehr fest, so wandte er scharfe Substanzen und das Glüheisen vorher an , wodurch dann der Zahn entweder von selbst ausfiel, oder doch so locker wurde, dass er nunmehr leicht genommen werden konnte. Des Glüheisens bediente er sich auch noch bei Zahnfisteln, welche er öffnete und, wenn sie sich un- ter der Kinnlade mündeten, bis zum Knochen erweiterte, von welchem er alles Schadhafte entfernte. Zum Reinigen 29 ‘ler Zähne bediente er sich des os saepiae allein, oder in Verbindung mit Meerschaum, Bimsstein und gebranntem Hirschhorn, dann auch der Myrrhe und des Alauns ‘). So vieles Vertrauen auch bisher auf jene Mittel gesetzt Worden war, welche die Zähne zum Ausfallen bringen soll- teri5 so misstraut ihnen doch Guy von Chauliac fast gänzlich, und hält die Operation des Zahnausziehens für so Nichtig, dass sie immer nur von Ärzten verrichtet, oder doch von ihnen geleitet werden sollte ')• Mehr Bemerkenswerthes liefert uns der Bologneser Pro- fessor Peter de la Cerlata (1380), welcher unter An- derem uns folgende Instrumente aufzählt: Rasorium> Raspa- toi'ium, Spaiumen rectum et eure um} Eleeatorium simplex et Cum cluobus ramis, Tenaculos dentatos, et probas et limas et scarpellos et terebellos etc. Zum Weissmachen der Zähne räth er’ nebst Avicenna’s Mittel aus weissgebranntem Hirsch- °der Bockshorne, selbst das Scheidewasser an,und den Weinstein, welchen er für ein Hauptmerkmahl der Verderb- es der Zähne ansieht, nimmt er mit dem Scalpell oder mit der Feile weg, und vergrössert die brandige Öffnung im Zah- damit sich darin nicht so leicht Speisenreste anhäufen können. Wenn bei Apostemen des Zahnfleisches die Mittel seiner Vorgänger nichts helfen, so brennt er dasselbe mit heis- senx Öhle und Wolle , bis die Geschwulst des Zahnfleisches källt. Bei zu grossen oder schief stehenden Zähnen stellt er durch Schneiden odpr Feilen die Normalität wieder her, Und Fisteln heilt er mit Arsenik und Brennmitteln 3). Barth. Montagnana,Professor zu Padua (•{• 14Ö0), empfahl gegen Zahnschmerz Kampher und Opium. Um ein ) Rosa anglica practica medicinae a capite ad pedes noviter im- pressa. Lib. III. tract. IV. fol. 118 et seq. ) Guidon. Chirurg, magna. Siehe Sprengel a. a. O. S. 281- ) Petri de Largelala chirurgiae libri sex. Venetiis , 1480- fol. — Lib* U. tract. 8- fol. 43- p- 2. — Lib. V. tract. 10- fol. 97. p. 2. ct seq. — Lib. I. tract. 5. cap. II. p. 29. 30 faules Stück eines Zahnes abfallen zu machen , gibt er fol- gendes untrügliche Mittel an : »Rp. Salis ammojiiaci quanti- tatem quam vis: et per alembicum distilla: et aquam collige: et cum stilo coto ei involuto partem dentis tange et cadet.,( Sehr schlechte Zähne räth er auszunehmen, und weniger schlechte beizet und brennt er. Gegen verdorbenes Zahn- fleisch wendet er adstringirende und mehrere Reizmittel, ja selbst den Zinkvitriol, an '). Joh. Platearius, Professor zu Pisa (1470), brann- te hohle Zähne mit einem angebrannten Stückchen Eschen- holz, oder mit dem glühenden Eisen, und glaubte, dass dieses Mittel viel wirksamer sey, wenn man früher die Höh- le mit Th eriak ausgefüllt hätte. Beim Zahnausziehen nach vorausgeschickten Purganzen oder einem Aderlass, nahm er zugleich auf reine Luft Rücksicht, und empfahl dabei die sitzende S tellung. Nach der Operation gibt er ein zu- sammenziehendes Mundwasser. Gegen die Zahnwürmer em- pfiehlt er mehrere Mittel, als bittere Kräuter, Opium u. dgl. in Räucherungen. Gegen die Mundfäule und gegen Ge- schwüre des "Zahnfleisches rühmt er Wein und aromatische Mittel. Als vortreffliches Mittel wird hier auch noch im stärk- sten Essig bei Ofenhitze aufgelöster Kalk gerühmt, wel- chem nach geschehener Austrocknung der vierte Theil Au- ripigment zugesetzt wird a). Joh. Arculanus (*f* 1484) lässt sich über die Anato- mie und Physiologie der Zähne weitläufig aus , und lehrt unter Anderem, dass die sechs ersten Zähne der oberen Kinnlade eine Wurzel, die sechs ihnen entsprechenden Zäh- ne der unteren Kinnlade nicht mehr als zwei, und die Stock- zähne der oberen Kinnlade drei Wurzeln haben. »Similiter Neguezid mandibulae superioris haben,t quatuor radices. Sed ') Bartholomaei Montagnanae Consilia CCCV. cum al. Vcnetiis , 1497. fol. Cons. 87. 84. *) Joannis Platearii Salernitani practica breyis. Lugd. 1525. 4- cap. III. IV. et de aegritudinibus oris cap. I. 31 duo neguezid inferiores habent solum tres.« Die langen Zähne alter Leute sind ihm ein Beweis, dass sie durch das gan- ze Leben fortwüchsen, während alle anderen Glieder ein- schrumpften. Das Reinigen der Zähne soll mit einem höl- zernen, feinen, nicht sehr spitzigen Zahnstocher, ohne Rei- zung und Verletzung des Zahnfleisches, durch das Ausspüh- len derselben mit Wein und durch das Reiben geschehen. Die dazu von Avicenna empfohlenen Öhle haben seinen Bei- fall nicht, weil sie dem Magen nachtheilig seyen; er em- pfiehlt dagegen Honig, Zucker, gebranntes Salz und The- riak. Um zu einer richtigen Diagnose des Zahnschmerzes zu gelangen, soll man zuerst das Zahnfleisch genau untersu- chen , und wenn sich hier keine Ursache des Leidens fin- det, so liege sie im Zahne selbst, in welchem Falle der Zahn entweder angefressen, oder mehr ausgedehnt, von Wiir- fuern bewohnt, oder in seinem Nerven krank sey. Dann sey der Schmerz nach dem Kiefer verlaufend und heftig , bis- weilen auch stupid. Der Frfolg des Ausreissens hänge dabei '0n den obwaltenden Ursachen ab. Unter den Zahnschmerz stillenden Mitteln nennt er den Pfeffer mit Pech gemischt, Pfeffer mit Asand, oder Senfsamen mit Asand u. dgl. Das Cauterisiren der Zähne geschähe mit heissem Öhle oder mit dem Glüheisen, wobei man die gesunden Zähne mit in Ro- senwasser getränkten Läppchen, oder sonst einer Paste ein- Dülle. Manchmal sey es nöthig, den Zahn mit einem kleinen Perforatorio anzubohren, damit das Cauterisiren besser Statt finden könne. Bei Ausfüllung eines hohlen Zahnes müs- se man bemerken, dass derselbe bei hitziger Complexion mit kalten, und bei kalter Complexion mit warmen Mit- teln ausgefüllt werden müsse; auch sey ein solcher Zahn jä nicht mit grosser Gewalt auszufüllen. Bei einer gemisch- ten mittleren Complexion füllt er die Höhlung des Zahnes mit Goldblättchen aus. Somit ist Arcula- nus der erste, welcher vom Plombiren mit Goldblätt- en spricht. Anzeigen zur Ausziehung der Zähne sind ihm: ) Wenn der Zahnschmerz auf keine andere Art gehoben 32 werden könne; 2) wenn Ansteckung der Nebenzähne zu be- furchten sey; 3) endlich, wenn Sprache und Mastication gehindert seyen. Die Zähne werden auf dreierlei Art ent- fernt.: zuerst mit dem Eisen , nach vorheriger Scarification des Zahnlleisches; dann mit dem cauterio actuali, indem man damit zu wiederholten Malen in die Zahnhöhle, oder, wenn diese nicht vorhanden, um die Zahnwurzel herum- fährt; und endlich durch das heisse Ohl oder ein schmel- zendheisses Olibanumkorn und andere Medica- mcnte. Gegen B1 u tun gen des Zahnfleisches räth er den Arsenik, Kalk, Galläpfel, Alaun oder Rosenöhl an- zuwenden; jedoch sey das verlässlichste Mittel hiebei das glühende Eisen, und geglühtes Gold wäre dazu noch vor- theilhafter anzuwenden ‘). Alex. Benedetti, Prof, zu Padua (1506), stand bloss desswegen von dem Kaufe einesScIaven ab, weil derselbe lauter Zähne hatte, welche ähnlich jenen der wilden Thiere gestaltet waren, was er für ein unglückliches Wahrzeichen hielt. Schüt- ter stehende Zähne waren ihm, nach Aristoteles, das Zeichen eines kurzen Lebens. Mit vielen anderen Schrift- stellern theilt er die Meinung, dass Zahnschmerzen bloss eine Pein der Menschen seyen, die Thiere aber davon ver- schont blieben. Um die Zähne unschmerzhaft. zu erhalten, lässt er dieselben regelmässig alle Jahre mit Schildkrö- tenblut reinigen. Bei Aufzählung der ätiologischen Mo- mente der Zahnfäule glaubt er vorzüglich dicMilchnah- run g beschuldigen zu müssen, und er ist der erste mir bekannte Schriftsteller, welcher von den Wirkungen des Quecksilbers, sowohl bei seiner innerlichen als äusser- lichen Anwendung in der Lustseuche, auf die Zähne spricht. Gegen die Würmer in den Zähnen gibt er noch ausser den Samen des weissen Bilsenkrautes, der Zwiebeln, des Lauches, der zu kauenden Wegerichwurzel, oder des ’) Joannis Arculani commentaria in nonum librum Rasis ad re- gem Alrnansorem etc. Venetiis, 1542. Cap. XLVII. XLVIII. LIII. pag. 190 —191 et 201. 33 ln Essig gekochten Chelidoniums, des Saftes der Blätter der Eentaurea oder des Pfirsichbaumes, auch noch den Brannt- wein an. Nach dem unvorsichtigen Gebrauche eines Opiat- bhles beobachtete er einen Todesfall '). Job. de Vigo reiniget Aposteme des Zahnfleisches nach ihrer Eröffnung mit Rosenhonig und ägyptischer a 1 b e. Die Zusammensetzung dieser Salbe ist folgende: »lip. Floris eris , Aluminis, Roche aa. unc. duas , Mellis ro- S(A- unc. unam, Aquae plantaginis , J ini granalorum aa. unc. duas et dimidiam. Bul. omnia simul baculo agitando usque ad spissitudinem mellis.“ Veraltete Fisteln reiniget er mit dieser Verdünnten ägyptischen Salbe, dem Sublimate und Arsenik. Beinffass der Zähne entfernt er mittelst des Trepans, einer Beile und dem Radireisen. Auch der Goldblättchen zur Aus- füllung hohler Zähne bedient er sich 2). W. H. R y ff ist uns nur desswegen bcmerkenswerth , Weil er die erste zahnärztliche Monographie geschrieben hat, A°n der wir übrigens nichts mittheilen können, weil sie nirgends zu bekommen ist 3). Vesal (1534) findet, dass unter den lebenden Ge- schöpfen der Mensch im Verhältnisse zu seiner übrigen Korpergrösse die kleinste Kinnlade besitze. Als das beste Mittel beim schweren Durchbruche der V/eisheitszähne §ibt er das Einschneiden des Zahnfleisches,und s e 1 b s t dieEröffnung der knöchernen Decke (os- Sls periusio) an, welche Operation er an sich selbst in sei- üem sechs und zwanzigsten Jahre erfahren habe. Auch lie- *) Alexandri Benedicti Veronensis , de re medica opus. Basileae, 1549. fol. Lib. VI. de affectibus dentium. Bag. ti9 et secp a) Opera de Joannis de Vigo in chyrurgia. Lugduni 1531- 8- Pars I. fol. XL1V. et Pars II. fol. CXLIil. 3) S. Sprengers Geschichte der Chir. 2. Tbl. S. 285. — Ryff nbtz_ licber Bericht, wie man die Augen und das Gesicht schärten und gesund erhalten, die Zähne frisch und fest erhalten soll. Würz- ig, 1548. 4. 34 fert er uns viel Interessantes über die damals übliche Ter- minologie der Zähne. Die vier mittleren vorderen Zähne (Schneidezähne) hiessen incisorii, ropdis , bipaGTrjpes , rirdves, yehaaivoi, risorii, quaterii; den zwei mittleren davon gab man insbesondere wieder den Namen duales. Die Hunds- zähne, caninihiessen nwodovTSs, mordentes, bei einigen ebenfalls risorii. Die Mahlzähne nannte man pvAirai, yop- (poi, molares, maxillares, paxillares, mensales, genuini Ci- ceronis, welchen letzten Namen manche Schriftsteller bloss den Weisheitszähnen gaben, die auch GaoypoviGrrjpes, r.pav- ri/pes, o-fiyovoi, denics sensus ac sapientiae ac intellecius, se- rotini, aetatem complentes, cayscles hiessen *). Aus dem sehr merkwürdigen tabellarischen WerkeUve- cker’s, Colmar’schen Physikus, ersehen wir, dass man die Zähne mit Theriak, Mithridat, Angelika und Zedoaria einrieb, um sich vor der Pestansteckung zu be- wahren. Wer sich übrigens eine vollständige Kenntniss der zahnärztlichen Therapie damaliger und älterer Zeit ver- schaffen will, lese bei ihm über die Behandlung und Heilung dieser Schmerzen nach, welche mit Berücksichtigung ihrer Ursachen angegeben sind. Zur Erleichterung der Dentition soll unter andern die Kinnlade mit Terpenthin eingerieben werden 3). Nach Ambr. Pare (1582) ist das Zahnleiden entwe- der von kalter oder von warmer Complexion, welchem man auch nach dieser Verschiedenheit mit den entgegengesetzten Mitteln begegnet. Sind Zähne durch eine traumatische Ur- sache locker geworden, so zieht er sie nicht aus, sondern bindet dieselben an die nebenstehenden festen mit gewich- sten Fäden an, bis sie wieder festgeworden sind, welches Andreae Vesalii, de humani corporis fabrica libri septem. Ve- netiis, 1567. fol. pag. 34. cap. X. et pag. 126. Joann. Jac. Kveckerus, roedicinae utriusque syntaxes Grae- cor., Latinor. , Arabumque thesauris collectae. Basileac, 1576- fol. pag. 358. 436. scq. et 640. 35 er durch den gleichzeitigen Gebrauch zusammenziehender Mittel befördert. Bei dieser Gelegenheit erzählt er zwei hie- her gehörige Krankengeschichten, worunter die eine von tnner Dame, welche sich ihren verlorenen Zahn durch ei- nen ihrer Kammerjungfer frisch ausgezogenen ersetzen Hess. Alters halber locker gewordene Zähne befestiget die Natur durch keine Beihülfe mehr. Hohle Zähne sucht er noch län- gere Zeit durch das Eintröpfeln des Ol. de calcantho, der Aqua CTvymistarum, oder durch Anwendung des Glüheisens zu erhalten. Um einen gesunden Nebenzahn zu schonen, lässt er den, an gefressenen so wegfeilen , dass er mit diesem in keiner Berührung mehr stehet. Er liefert uns die Zeich- nungen mehrerer Zahninstrumente, welche mit den gegen- wärtig gebräuchlichen einige Ähnlichkeit haben, und bei den Zangen gibt er die in Scherz und Ernst gemeinte Warnung, man möge sich hüthen, nicht drei statt einen Zahn damit aus- zunehmen. Wir finden bei ihm auch eine Zeichnung künstli- cher Zähne, welche nach Hippocrates aus Knochen oder Elfenbein gearbeitet, dann zusammen gebunden, und im Munde durch Gold- oder Silberdraht befestiget wurden. Nach dem Ausziehen eines Zahnes lässt er eine Weile um dadurch den nachfolgenden Irritations- schmerzen und der Geschwulst vorzubeugen ; dann drückt er das Zahnfleisch etwas zusammen, um das er- weiterte und* manchmal etwas gebrochene zu o rd n e n, wäscht dann den Mund mit Oxy- crat aus, und warnet vor kalter Luft. Die Würmer sind ihm die vorzüglichste Ursache des Beinfrasses an den Zähnen. Um diese, so wie den angesetzten Rost (rubigo dentium) und den leimigten Schleim von den Zähnen wegzuspühlen , lässt er den Mund nach dem Essen mit gewässertem Wein, oder Oxycrat, oder mit der Aqua Chymisiarum auswaschen. Er erzählt, dass vor Alters, und noch jetzt gewöhnlich die Zahnstocher aus Mastixholz verfertigt waren, jedoch gebrau- che man dazu auch Myrrhenholz, oder jedes andere zusam- 36 menziehende Holz mit Vortheil. Des angenehmen Geru- ches wegen nimmt man in Frankreich auch die Stängel des Dill’s (caules foeniculi) dazu. Beim schweren Zahngeschäfte empfiehlt auch er, Einschnitte ins Zahnfleisch zu machen, wenn alle anderen Mittel fruchtlos versucht worden wären, und der Schmerz den höchsten Grad erreicht hätte. Er führt bei dieser Gelegenheit einen Fall an, wo nach dem Tode eines solchen Patienten , bei welchem diese Einschnitte ge- macht worden waren, die Zähne, welche die Spannung ver- ursachten , deutlich zu sehen waren. Diese Operation will er der erste gemacht haben, und zwar an seinen eigenen Rindern '). Wir wissen aber, dass die Ehre der Bekannt- machung, wo nicht der Erfindung dieses Verfahrens, dem weit älteren V esal gebühre. U. Hemard, ein Zeitgenosse des Pa re, spricht von dem Abbrechen der Zähne (deschapellement), des- sen letzterer nur nebenbei, als von einem kürzlich erst erfun- denen Mittel gegen den Zahnschmerz erwähnt, dessen man sich aber selten bediene , weil der Schmerz und die Er- schütterung dabei nicht geringer, als beim Ausziehen seyen2). D. Anton, ab Altomari (158Ö) zeichnet sich nur durch seine genaue Unterscheidung der Zahnschmerzen nach ihrem verschiedenen Sitze, nach ihrer Ursache und Be- schaffenheit, je nachdem sie warmer, kalter, trockener oder feuchter Natur seyen , aus 3). Rach J. A. della Croce (1583) entstehen die Zahn- fisteln gewöhnlich an der unteren Kinnlade, nach vorherge- gangenen Zahnschmerzen. Diese Fisteln heilen nur nach der ’) Ambrosii Paraei opcra. Parisiis, 1582- fol. Cap. XXV. XXVI. XXVII. XXVIII. pag. 482 et secp Cap. LXVII. pag. 730 et Cap. XXXVIII. pag. 836- Urbain Hcmard, recherche de la vraye Anathomie des deuts etc. Lyon , 1582. pag. 72. { 3) Donati Antonä ab Allomari, nied. atque philos. Neapolitani opcra. Lugduni , 1586. fol. 37 Entfernung des kranken Zahnes, ohne diese gehen sie stets wie- der auf. Die Geschichte einer von ihm so geheilten Zahn- fistel erzählt er ausführlich. Am Ende dieses Werkes, welches sich übrigens von den älteren Schriften über unseren Gegen- stand gar nicht unterscheidet, finden wir folgende Instrumen- te abgezeichnet: den forcipe evulsorio des Paulus, die for- cipe attratoria des Celsus; von Pelikanen: das Algesti des Alb ucasis und das Rizan des Celsus; die Ramificata und die Palanca des Albucasis; verschiedene Eisen zum Cauterisiren ; das InJ'undibulum, das Rhinarium des Pau- lus, und verschiedene Raspatorien '). Ferner ersieht man aus der von ihm erzählten Geschichte, dass Sprengefs Meinung, in dieser sehr deutlich geschriebenen Geschichte ein frühes Beispiel von Eröffnung der Kieferhöhle durch die Zahnhöhle wahrzunehmen, unrichtig sey s). Paruliden, d. i. Entzündungen oder Abscesse des Zahn- fleisches , und Epuliden , d. i. fleischige Auswüchse dessel- ben, sind nach dem Bologneser Prof. Aranzi (1589), Folgen der von hohlen und faulen Zähnen , oder von übler Witterung und wehendem Südwinde entstandenen Zahn- schmerzen. Um bei Paruliden die Schmerzen zu beschwich- tigen und die Eiterung zu befördern, muss man erweichen- de Mittel brauchen, und dann dem Eiter durch einen Einschnitt Ausfluss verschaffen, den Mund aus- spühlen und mit Rosensyrup die Vernarbung fördern. Epu- liden aber müssen mit dem Pulver der Galläpfel bestreuet, oder mit dem in Nusswasser davon gemachten Absude öfter befeuchtet werden, wozu auch die Aqua sulphuris dient. Erst »ach fruchtloser Anwendung dieser Mittel wendet er das Glüheisen an , und fördert dann die Heilung durch Rosen- bonig. Die Fröschleingeschwulst (Batrachium, ranunculus) ) Gio. Andrea dalla Croce, medico venitiano, Cirurgia universale e perfetta. In Venetia, 1583- fol. lib. III. trat. III. foi. 32- et seij. J) &prenget1s Geschichte der Chirurgie. II. Thl. S. 288. 38 behandelt er entweder zeitigend oder zertheilend, je nach- dem es ein tumor calidus oder frigidus ist *). Vor gäher Abwechslung beim Genüsse der Speisen zwi- schen der Wärme und Kälte, warnt zuerst Capivacci (158Q) i (he Natur so gähe Veränderungen nicht ertrage. Bei Quecksilbercuren in der Lustseuche soll der Patient., so- bald sich ihre Wirkung auf die Mundhöhle äussert, ein Stück Gold im Munde halten, weil das Quecksilber, seinerbe- sondern Sympathie wegen, an das Gold" sich anhänge a). Eine sehr interessante und reiche Ausbeute für ärztliche Casuistik liefert der F reiburger Arzt, Schenckv. Grafen- berg (d* 1598). Auch finden sich bei ihm alle in älteren, und mitunter seltenen Schriften aufgezeichneten Merkwür- digkeiten, in Bezug auf Missbildung der Zähne, rücksichtlich ihrer Überzahl, ihres Mangels u. s. w. In so ferne das Merk- würdigere hievon schon bei den betreffenden Autoren ange- merkt wurde, oder noch gelegentlich bei späteren Schriften aufgeführt werden wird, übergehen wir es hier, und fin- den nur noch folgendes des Aufzeichnens werth. Cardanus will einen heftigen Zahnschmerz an sich selbst durch den lei- sen Druck des Daumens und Zeigefingers seiner linken Hand mehr als zwanzigmal gestillt haben.—Eustach beobachte- te eine vollkommene Ausfüllung der Zahnfächer durch eine gypsartige Materie, wodurch die Zähne herausgetrieben wur- den. Auch sagt, er, dass künstliche Zähne nicht bloss die Un- förmlichkeit heben, sondern auch zu besserer Articulirung der Sprache dienen. Um die verlorne Deutlichkeit der Sprache bei einem, in Folge der Syphilis oder sonst irgend einer Ur- sache, durchgefressenen harten Gaumen wieder herzustellen, wird eine silberne oder goldene Platte, die etwas grösser ') Julii Caesaris Arantii Bononiensis lib. de tumoribus. Venetiis, 1587. 4- Cap. XXXII. XXXV. pag. 196 u. 206. *) Tlieronymi Capwaccei Patavini , opera oinnia. Venetiis, 1617. Edit. scxta. fol. Lib. I. de alFect. dent. cap. LltL pag. 515. et lib. V, de lue venerea, cap, V. pag. 712. aIs das zu deckende Loch, von der Dicke einer gewöhn- lichen Silbermünze, und schildkrötenförmig geformt seyn muss, mittelst eines daran gehefteten Schwämmchens befesti- get. Dieses Schwämmchen schwillt von den Feuchtigkeiten des Gehirns an und hält fest. — Dass ferner nicht Schäf- 1er, sondern Hollerius der erste war, welcher die Er- scheinung der Würmer nach den Räucherungen mit Bilsen- krautsamen von den beim Verbrennen davon fliegenden flheilchen des Mittels selbst ableitete, ersehen wir ebenfalls aus diesem Werke '). D em Peter Forest, einem holländischen Arzte zu Folge 15Q7), haben die Männer in der Regel zwei und dreis- sig, die Frauenzimmer aber nur acht und zwan- zig Zähne. Die zwei mittleren Schneidezähne nennt er t'Olumellarcs. Alles Süsse, so wie der Zucker, sind für die Zähne äusscrst. verderblich, welches er durch die schlech- ten Zähne der Apotheker zu erweisen glaubt, die sich die- ses Verderben durch ihr häufiges Schlecken der Säfte und Syrupe zuzögen. Wir finden bei ihm die oben nicht ange- führte Beobachtung Galen’s an sich selbst, wornach ein schmerzender Zahn, welchen ihm ein Chirurg nicht aus- zunehmen vermochte, sondern bloss hob, sogleich zu schmerzen aufhörte, und noch vier bis fünf Jahre seine Dienste that. Nach dem Einsetzen künstlicher Zähne beob- achtete er eine grosse Geschwulst und Entzündung des Zahn- fleisches. Einer Dame, welche in der oberen Kinnlade eine Fistel hatte, wurden zwei Zähne mit dem pes bovinus genom- men , um mit dem Pelikane kein Unglück zu haben, und die Fistel heilte. (Erste Erwähnung des Pelikans.) Fine andere Dame hatte eine solche Fistelöffnung zwi- schen der Nase und der Wange, dass man schon Sorge we- gen einer Verderbniss des Oberkiefers trug; sie ward eben- ‘) Joan. Schenck a Grafenberg, observat. med. libr. III. Franco- furti, 1600. in 8. Lib. I. obs. CCCCXX. obs. CCCCXXX. obs. CCCCXXXI. obs. CCCLXXIV. CCCCXVII. 40 falls durch die Entfernung des Zahnes geheilt. Von dem Da- seyn der Würmer in den Zähnen hat er dieselbe Überzeu- gung, wie von ihrer Existenz in den Ohren, in den Ein- geweiden u. s. vv. Er gibt die Methode seines Lehrers, B e- nedictus, eines Faventiners, deutlich und genau an, wie er im höchsten Schmerzen durch einen feinen Trepan (stylo vel terrebello subiilissimo) den Zahn fast bis zur Mitte anbohrte, dann mit Theriak ausfüllte, und auf diese Weise nebst der ferneren Anwendung von Arzeneien, den Schmerz hob. Unter die Ursachen des Lockerwerdens der Zähne führt er der erste auch dieEr weichun g des Nervensfemol- litio) an. Zu lange und auf einander gewachsene Zähne, wovon er ein Beispiel bei einem Jünglinge er- zählt,. muss man mit. der Feile und der Zange abkürzen oder abbrechen, wie es auch die Thierärzte (mulomedici) hei den Pferden zu machen pflegen. Schmutzige, schwarze Zähne mit Vitriolühl zu reinigen , wie es ein Pfuscher den Leuten anrieth, scheint er zu missbilligen, während er es doch gleich darnach zu einem oder zwei Tropfen selbst em- pfiehlt. Den Bimsstein braucht er in derselben Absicht '). Für die Terminologie der Zähne findet sich in dem Werke des Leydner Professors, Heurnius (*f 1Ö01) viel Interessantes, welches er aus älteren Schriften gesammelt und geordnet hat. Die Dentition nannte man obovTOfvia, und die zuerst, erscheinenden vorderen Zähne temnici (lern- nere■, secare) ; sie kommen beiläufig im siebenten Monate zum Vorschein; auch wurden sie Lachzähne, gelasinige- heissen, weil sie beim Lachen entblüsst werden. Desswe- gen hatte eben der Philosoph Democritus den Namen Gelasinus. Diesen Zähnen folgen, beiläufig im neunten Monate die Hundszähne, rivvdbovrts, canirii; dann kommen die Stockzähne, gompliii, molares ; die Mahlzähne, myli, und J) Petri Foresti Alcmnriani, ohservat. et curation. medic. ac chi- rurg. opera omnia quatuor tomis digesla. Rothomagi, 1653- fol. Lib. XIV. obs. III. N. V. VII. XI. XII. XIII. 41 zuletzt die Weisheitszähne, sophronislcres, wie sie' Ciean- thes nennt.. Das Wort Weisheitszähne stammt vom Avi- c e n n ä her, der sie de/vtes intellectus heisst; Aristoteles bezeichnet sic mit dem Worte r.pavTqpas, weil sie zur Bil- dung einer tiefen Stimme beitragen, und gleichsam die Voll- endung des Körpers anzeigen; bei den Lateinern kommen sie unter dem Namen genuini vor. Den Theil, welcher bei den Mahlzähnen am Zahnfleische ist, heisst man nomiscus; den oberen Theil aber, auf welchem die Speisen zermalmet Werden, den Tisch, mensa; die Eindrücke darauf holmisci veluti mortariola, vcl phatnas, i. e. praesepia. Auch er ist der Meinung, dass die Frauenzimmer selten zwei und dreissig Zähne, wie die Männer, bekämen, obwohl ihnen schon Ari- stoteles die gleiche Zahl gönnte. Auch warnt er vor den Zahnärzten (denlispices), welche die Ursachen der Schmer- zen zu wenig berücksichtigen , aber alsogleich reissen, und räth, sich mit den Ärzten zu berathen. Im entzündlichen Zahnschmerz werde mit Nutzen die vena cephalica oder Mediana, der Revulsion wegen, geöffnet. Rhazes rieth Schröpfköpfe auf die Schultern und am Kinne zu setzen. Rhazes und Avicenna Hessen auch unter der Zunge zur Ader, und unser Iieurnius öffnete selbst die Adern des Zahnfleisches und der Lippen. Rhazes empfahl, wenn kein anderes topisches Mittel mehr half, die Wurzeln der Zähne dem Glüheisen zu berühren, oder den schadhaften Zahn auszunehmen; Iieurnius lässt mittelst, eines Federbartes oinen Tropfen Vitriolöld in den cariösen Zahn, welcher nach einigen Tagen davon ausfallen soll. Ausgezogen, sagt er, müs- se nur dann ein Zahn werden, wenn sich darin anfangender Brand zeige und derselbe beweglich sey, und dann noch sor- ge man, dass es ohne grossen Schmerz geschehe. Um das zu bewerkstelligen, schabe man das Zahnfleisch gut ab, hebe ihn dann ein wenig aus der Zahnhöhle, und bestreue ihn mit Buphorbiumpulver (hie enim, si aliquid aliud, ossa cxirahil), °der belege ihn mit einem aus dem Safte des tithymalas berei- sten Mehlteige , indem man die angränzenden Zähne mit 42 Wachs bedeckt, weil dieser Saft das Zahnfleisch entzündet; darauf wird der Zahn in zwei oder drei Tagen so lose, dass er mit der Hand oder dem Eisen sehr leicht ausgezo- gen werden kann. Hieraufspühle man den Mund mit rothem Weine aus, worin etwas Myrrhe gelegen hat. Bei Zahn- schmerzen setzt er auch Zugpflaster nächst den Ohren, und bei Verrenkung der Kinnlade unter denselben. Manche öff- nen auch die Blutadern der Ohren. Noch empfiehlt er Pfla- ster und andere Mittel, wobei die Purganzen eine sehr grosse Rolle spielen. Gegen den Zahnstein wendet er das Ol. sulphuris an '). Einer systematischen Anordnung der Zahnkrankheiten bei Kindern und rationellen Therapie wegen , verdient auch Zvinger (-f 1Ö10) eine ehrenvolle Erwähnung ’). Das sehr geschwollene, entzündlich brandige Zahn- fleisch, in Folge schadhafter Zähne, brannte Fabricius ab Aquapen dente (1Ö19) oberflächlich mit dem Glüheisen, bestrich es dann mit Honig, und Hess es mit dem mulsum ausspiihlen; später wandte er zusammenziehende Mittel an. Nach Paulus nennt er Knötchen am Zahnfleische Epuli- den, kleine Abscesse daran Paruliden. Zahnfleischauswüch- se, welche sich mehr rückwärts an den Mahlzähnen befinden, müsse man zuerst ausschneiden, dann erst brennen, um die engen, zunächst liegenden Theile zu schonen. Bluten sie während des Ausschneidens sehr stark, so müssen die Mes- ser (scalpra) weissglühend angewendet, und selbst der Knochen etwas mitgebrannt werden. An den Zähnen finden nach ihm sieben chirurgische Hülfsleistungen Statt: 1) die Öffnung festgcschlosscner Kinnladen , damit die Kranken nicht Hungers sterben ; 2) das Reinigen der Zähne; 3) die Hei- lung angefressener und cariöser Zähne; 4) die Ausfüllung *) Joannis Heurnii UJtrajectini, de morb. oculorura, auri, liasi, deu- tium etc. Raplieliugii 1602 4. Cap. XI. p. 79—88- *) Theodor. Zvingcri, Arch. Bas. Paedojatreja practica. Basilcae, 1722- 8. 43 cariüser Zahnhöhlen mit Gold; 5) die Entfernung der am Unrechten Orte sich befindenden Zähne; Ö) die Einrichtung (Jer ungleich stehenden Zähne mittelst der Feile etc.; 7) das Ausziehen beweglicher, schmerzender und cariöser Zähne. Den Weinstein an den Zähnen (ostracoderma) entfernt er Uaittelst dünner Instrumente, ex lato specilli jnucrone, welche er für wohlhabende Patienten aus Silber verfertigen Hess. die cariösen Zähne brachte er zuerst durch ein silbernes Röhrchen (infandibulum, Trichterchen) einige Tropfen Vi- triolöhl, und dann erst brannte er sie mit dem Glüheisen, Worauf die Höhlung mit Gold ausgefüllt wurde. Vor demAus- ziehen der Zähne hat er viele Vorbereitungen, und brauchte dabei grosse Vorsicht. Er erzählt, dass er öfter die halbe Kinn- lade in Stückchen ausgezogen habe, ja sogar einmal eine ganze verfaulte, welche in Folge eines unglücklich ausge- zogenen Zahnes in diesen Zustand gerathen war. Diese von dem Eiter in der Kinnlade angerichtete Zerstörung ist ihm leicht erklärbar, weil der Kieferknochen ausser dem äus- seren Blättchen ganz schwammig sey. Seine Vorbereitung zum Ausziehen der Zähne besteht darin, dass man den zu Nehmenden Zahn mit schicklichen Instrumenten vom Zahn- fleische ganz entblösse, auf die Weise, wie Gelsus es angibt, dessen Studium er mit Recht ganz angelegentlich empfiehlt. Die oberen Zähne sind nach ihm gefährlicher zu nehmen, als die unteren, wesswegen er auch zu Entfernung der ersteren dünne, scharfe, längliche Eisen, die Dentiscalpia, vorzieht. Es gibt neun Arten von Instrumenten zum Ausziehen der Zähne, die theils vom Munde, theils von dem Schnabel verschiedener Thiere ihre Benennung erhalten haben, welche man aber alle unter den Collectivnamen Forcipes bringen kann. Bei den Stockzähnen bedient man sich der Pelikane, wovon es zweierlei Arten gibt, je nachdem dieselben rechts oder links, oben oder unten anzuwenden sind. Bei den Schnei- dezähnen braucht man das Rostrum; für die Ausziehung der Zahnwurzeln ist der Rab ens chnabe 1 (Rostrum corvinum) bestimmt. Wo die Pelikane nicht anwendbar sind , werden 44 die Cagnoli (quod canis morsum imitentur) in Gebrauch ge- zogen. Um eng an einander stehende Zähne leichter neh- men zu können, trennt er sie früher mit dem Bohrer (terrc- bra, vulgo trivellino), welcher die Stelle eines Hebels ver- tritt. Der dreiarmige Hebel (vectis trifidus) hat drei spitzige Enden. Auch gehören die Dentiscalpia noch hieher, um das Zahnfleisch abzuschaben. — Fehlende Zähne ersetzt man künstlich durch Elfenbein oder sonst einen Knochen , z. B. aus einem Rindsschenkelbein, und bindet dieselben mit Draht fest. Den durch gefressenen harten Gau- men, lehrt er, mit einem Stückchen Schwamm, Baumwolle, oder mit einer Silberplatte zu ver- stopfen '). Die erste deutlichere Angabe von Obturatoren gab aber schon Schenckius, wie wir oben aus Amb. Pa- re gesehen haben. Die Monographie Strobelb er ger’s (1Ö30) ist eigent- lichnichtsanderes, als eine fleissige Compilation aus allen Schriftstellern älterer Zeit. So wie Heu mius vor den den- tispicibus warnet, als vor Leuten, die nie auf die Ursachen der Zahnschmerzen Rücksicht nehmen , eben so weiset da- gegen Strobelberger an geschickte Zahnärzte, weil nur sie durch ihre viele Übung die gehörige Geschicklichkeit zu Zahnoperalionen besässen. Den Namen Podagra wählte er als den generischen Namen für Flüsse (giitlae), worunter Paulus zuerst das Odontagra aufzählte. Das anwendbarste Prophylacticum gegen Zahnweh besteht nach ihm im Salze, womit man nach jeder Mahlzeit die Zähne rei- ben, und dann mit Wein ausspühlen soll. Daher werden auch Zähne solcher Menschen, welche, wie Alex. B e- nedetti schon bemerkt, früh nüchtern etwas Salz unter der Zunge halten, bis es zerfliesst, nie brandig noch faulig. J) Hieronymi Fabricii ab Aquapendente opcra chirurgica. Lugduni Batav. 1723' fol. Cap. XXX. de gingivar. chirurgia. Cap. XXXII. XXXIII. XXXIV. de instrum. extrahendis denlibus idoneis. Cap. XXXV. pag. 450 ct seq. 45 Die Würmer in den Zähnen tödtet man am besten mit. ei- nem Tropfen Vitriolöld oder mit Froschbrühe. Gegen Zahnweh findet man bei ihm, nebst den meisten, von frü- heren Autoren angegebenen Mitteln, noch zuerst den Absud der Tabakblätter und den Tabakrauch, tibrigens zählt er auch alle lächerlichen und abergläubischen Mittel auf, weiset auf ihren Ungrund, und ist doch selbst nicht über alle solche Mittel erhaben '). Als vorzügliches Mittel gegen anhaltende heftige Zahn- schmerzen empfahl Dupont das Ausziehen des Zah- nes, und das unmittelbar darauf folgende Wie- de rein setzen desselben. Fr behauptete, dass der Zahn wieder festwachse und nie mehr schmerze. Diese Beobach- tung wurde bald darauf auch von Dion. Pomaret bestä- tiget J). Im Scultetus (*f* 1Ö45) finden wir die Abbildung der um diese Zeit üblichen Zahn-, und sonstigen in der Mund- höhle anzuwendenden Instrumente. Der historischen Voll- ständigkeit und der kleinen Unterschiede wegen, wollen wir dieselben hier aufzählen, nämlich: 1) eine Zange, Peli- kan genannt, w'egen der Ähnlichkeit mit dem Schnabel ei- nes Pelikans, womit man die Stockzähne auszog; 2) die gemeine Zahnzange, welche von der Ähnlichkeit mit. der geöffneten Schnauze eines bissigen Hundes von den Ita- lienern den JNamen Cagtiolo erhielt; 3) die r ab e n s chn a- helförmige Zange, womit die zurückgebliebenen Zahn- wurzeln ausgezogen werden, die pi£aypa- des Celsus; 4) Zweierlei Zahn Zangen, forcipcs dentariae, seu dcn.ti- duces, mit welchen man Zähne auszieht, welche weder mit dem Pelikane, noch mit der gemeinen Zahnzange entfernt ) Joh. Steph. Strobelbergcri, Thermiatri caes., de dentium poila- gra etc. Lipsiae , 1630. pag. 174- *) Dupont, remede contre le mal des derits, 1633» und: L. Ri- yiere observations de medeciue. Lyon, 1694- Siehe:• Sprengeles Gesell, der Chirurgie. 2. Thl. S. 293- 46 werden können; 5) zweierlei dreiarmige Hebel, vectes trifidi, um die Schneide- und Hundszähne, welche bloss eine Zahnwurzel haben, herauszuheben ; Ö) ein denti- scalpium, Zahn sch ab er, wodurch das Zahnfleisch von den Zähnen losgemacht wird, damit sie dann mit weniger Beschwerde und Gefahr ausgezogen werden können; 7) die trichterförmige Röhre, infundibulum seufistula argen- teaf um bei der Mundsperre den Kranken Nahrung einzu- flössen; 8) eine Zange in Form eines Papageienschna- bels, um Zähne zu nehmen, welche am Unrechten Orte hervorgewachsen sind; Q) ein Zahn spi ege 1, dilatatorium cum cochlea, wodurch man krampfhaft zusammengezogene Kinnladen langsam aus einander zu ziehen im Stande ist. Auch hat er noch auf der XXXII. Tafel seine Anwendungs- art des Zahnspiegels, und den von A. Pare angegebenen Zahnspiegel abgebildet; auf der XXXIII. Tafel zeigt er die Application eines goldenen Obturators mit dem Schwamme am durchlöcherten harten Gaumen, und endlich die Ge- brauchsart der Cauterien '). M. A. Severin us, Prof, zu Neapel (f 1Ö5Ö), räth bei schwer durchbrechenden Zähnen, nach Vesal und Pa- r e , Einschnitte zu machen. Er zeichnet sich ganz beson- ders durch seine grosse Vorliebe für das Brennen aus. Bei heftigen Zahnschmerzen brennt er den Gegenbogen ain äus- seren Ohre (anthelix). Wackelnde und mit dem Zahnflei- sche schlecht verbundene Zähne missräth er mit zusammen- ziehenden Mitteln zu behandeln , welche nicht bis zu den verdorbenen Zahnwurzeln gelangen können, und empfiehlt dagegen als ein von ihm erdachtes Mittel das Feuer, wel- ches aber schon vonHippocrates an gedeutet worden sey. Mit dem Brennen rühmt er sich nicht einen , sondern zwei- hundert Patienten geheilt zu haben. Wenn schmerzende Zäh- ‘) Joannis Sculleti, Ulmensis, armamentarium chirurgicum biparti- tum. Francofurti, 1666. 4. pag. 17. Tab. X fig. 3- usque ad 11. mcl. — Tab. XI. fig. 1. — Tab. XII. fig. 5., pag. 64. Tab. XXXII. lig. 7. — Pag. 67. Tab. XXXIII. fig. 1. 47 ne durch kein Mittel zu beschwichtigen sind, so rätli er nach Galen die Anbohrung des Zahnes mit dem dünnen Bohrer (tenui terrebello), uin die gehörigen Mittel dann bes- ser an wenden zu können Cariöse Zähne brennt er, um sie auszutrocknen; anderen Mitteln nicht weichende Fisteln heilt er durch das Brennen mit einem goldenen Stiele 5). Nicht nur interessant an sich, sondern auch in geschicht- licher Beziehung für uns sehr merkwürdig, sind die folgen- den Beobachtungen des Fahr. Hildan (Arztes zu Bern, 1Ö34). Bei einer Geschwulst im Gelenke der rechten Kinn- lade, welche er durch Ätzmittel zerstörte, hielt er mit ei- nem , an jeder Seite zwischen den Kinnladen eingelegten kleinen Keile, welcher mit Draht an die nahen Zähne befe- stiget war, die Kinnladen aus einander und in Ruhe, bis die vollkommene Heilung des Geschwürs erfolgte. — Eine Da- nie, weiche durch sechs Monate sehr heftige Zahnschmer- zen im Oberkiefer hatte, und nach deren allmähligem Ver- schwinden mit immer steigenden, endlich unerträglich ge- wordenen Kopfschmerzen, besonders bei nasskalter Luft, be- haftet war, heilte er endlich nach vier trostlosen Jahren und vergebens gebrauchten unzähligen Mitteln dadurch, dass er ihr vier schadhafte Zähne auszog. — Eine andere Frau, wel- cher der letzte cariöse Mahlzahn genommen wurde, bekam Unmittelbar darauf eine Ophthalmie, und verlor endlich das Sehvermögen ganz. — Auch führt er mehrere Geschichten geheilter Zahnfisteln durch Entfernung der Zahnwurzeln, Und durch das Bestreichen der Callositäten mit einer Ätz- Salbe an. Eine solche, vierzehn Jahre offene Fistel, heilte er *) Eines Zahntrepans erwähnt schon Archigenes, wie wir aus Du- vaVs recherch. histor. sur l’art du dentiste chez les anciens. Pa- ris > 1808. p. 19 > sehen. ) Marti Aurelii Seaerini Tharsiensis de eflicaci medicina lib. III. francofurti, 1646. fol. cap. I. pag. 84- — cap. VIII. pag. 140- — entopjria, cap. XX. pag. 237. — De exopyria, cap. CXill. r«8* 295 et cap. CXIV. 48 ebenfalls gegen den Einspruch aller anderen Ärzte, durch die Extraction eines kranken Zahnes. — Claudius Deo- datus, Wundarzt des Bischofes von Basel, frUg sich bei Hildan an, welche Behandlung er bei einer Jsonne ein- schlagen sollte, welche einen Fluss an der rechten Seite des Kopfes, und in dessen Folge auch so heftige Zahn- schmerzen hatte, dass sie dieselben sogar mit Scheidewas- ser zu bekämpfen versuchte. Dadurch verdarb sie sich alle Zähne, und es fing sogar der Oberkiefer an, abzusterben. Ein plötzlich geheilter Ivopfausschlag schien die allererste Ursache des Übels, welches in Melancholie mit Unterleibs- beschwerden überging. Also waren böse Säfte die wahr- scheinlich nächste Veranlassung der Fluxion. Hildan em- pfiehlt zuerst die Behandlung des Hauptleidens, nebst Hebun» der Ursache, und dann auf die entblössten Knochenstellen im Munde das Fuphorbiumpulver zu streuen , welches er aus vielfältiger Erfahrung über alle bekannten Mittel erhob weil es weder Schmerz noch Entzündung mache. — Eine ober dem Augenzahne durchstach er, zog dieselbe mit dem 1 adert an, und schnitt sie aus; dieselbe Operation ver- richtete er bei einem Krebsgeschwüre in der Jochbeingegend. Dass die Zähne schon im Uterus gebildet werden , lehrt uns schon Hippocrates, und Hildan fand sie öfter bei noch nicht ganz viermonatlichen Fötus; nur liegen dicsel ben verborgen in den Zahnhöhlen, und durch das Zahnfleisch bedeckt bis zum fünften oder sechsten Monate des Lehens Eines Pastors Frau gebar zu seiner Zeit ein Rind, mit ei' nem schon zum Vorschein gekommenen Zahne; es war ein mittlerer Schneidezahn der unteren Kinnlade, welchen Hil- dan, wegen des Hindernisses im Saugen, auszog. Er ragte, wie bei einem zweijährigen Kinde hervor, und sass so lest, dass er ihn mit dem Faden nicht nehmen konnte ') ') Gmlh'lmi Fahncii Hildani ope„ „Uervaliouum et curalionum medico - cmrurgicaruw. Fr,nehmt, 1646. fol. Cot. I. ob*. Nebst dem Bekannten über den Zahnschmerz aus älte- ren Schriftstellern, berichtet uns auch noch Ri verius(1Ö55 Professor zu Montpellier) , dass zu dessen Heilung Medica- mente in das Ohr gebracht werden, weil die Ernährungs- Venen der Zähne durch diese Theile ihren Verlauf nehmen, wodurch er eine schnellere Wirkung dieser Arzeneien er- wartete. Zu diesem Zwecke wird das Ohl der bitteren Man- deln in das Ohr der leidenden Seite eingeträufelt, oder es werden die Dämpfe von Essig, in welchem Poley oder Ori- ganum gekocht wurde, darin aufgefangen. Einige Ärzte ge- ben blossen Essig in das Ohr, wodurch Flüsse ebenfalls sehr bald zertheilt werden, besonders, wenn man den Essig warm anwendet. Bei kalten Flüssen wird Knoblauchsaft mit The- riak vermischt lau ins Ohr geträuft, welches wunderbar wirkt. Dasselbe leistet auch ein geschälter Lauch, in Form eines Stuhlzäpfchens geschnitten und in das Ohr gelegt. Im heftigsten Schmerze braucht er narcotischc Mittel. Audi sagt er, dass Amatus Lusitanus den Sandarak, in Essig und Wein abgekocht, sehr lobe. Nach gehörig ent- leertem Unterleibe verordnet er scharfe Kaumittel, so wie auch das Nelken-, Campher- und das Buxusöhl. Würmer in den Zähnen tödtet man durch bittere Mittel. Bei hoh- len Zähnen soll man den Nerven entweder durch Bren- nen, durch Scheidewasser, oder durch Vitriolöhl tödten. Wiederholt man dieses öfters, so zerbröckelt sich auch der Zahn. Endlich wird die Auszichung des Zahnes mit allen möglichen Vorsichten beschrieben. An die Mittel, welche die Zähne ausfallen machen, glaubt er ebenfalls, und zählt eine Menge davon auf. Er bemerkt, dass alle innerlich ge- nommenen, oder äusserlich als Schminke gebrauchten Queck- silbcrmittel, die Zähne schwärzen. Um unreine Zähne zu 49 XXXVIII. pag. 33* — Cent. II. obs. X. pag. 87- obs. XII. pag, 89- — Cent. III. obs. XXXII. pag. 214. obs. XXXIII. pag. 215* — Cent. IV. obs. XXI. pag. 302. — Cent. V. obs. XXVII, pag. 406. obs. XXVIII. pag. 409. — Epist. LXVIII. pag. 1010. 50 säubern, soll man die Ursache ihrer Verunreinigung aus- mitteln; Mittel dagegen gebe es unzählige. Er selbst be- schränkt sich aber auf ein einzelnes Mittel zu diesem Zwe- cke , welches die Zähne nicht nur weiss mache, sondern auch reinige und vor Caries bewahre, nämlich auf den Schwefel- oder Vitriolgeist, in welchen er ein kleines Hölz- chen taucht, die Zähne damit reibt, und sogleich darnach mit einem Leinwandläppchen abwischt. Bei vielem Schmutz der Zähne wendet er das Mittel ohne alle Vermischung an , sonst aber mengt er es mit Rosenhonig oder mit Wasser. Montanus (cons. 113) hat dieses Mittel von der Röme- rinn Maria Graeca gelernt, welche sich dadurch ihre Zähne wunderbar erhielt. Auch die Tabakasche ist ihm zu- folge ein gutes Reinigungsmittel. Übrigens müsse man die Zähne stets rein halten, mit Wein Heissig ausspühlen und mit Zahnpulver reiben, wozu er zwei Formeln angibt, de- ren Hauptbestandtheil Alaun ist '). Deckers warnet sorgfältig vor der Anwendung der Mund- und Gurgelwässer bei Geschwüren in der Mundhöh- le. Zahnschmerzen, besonders wenn sie von Schärfe her- rühren , heilte er nach vorher verabreichten starken Abführ- mitteln , meistens mit folgendem IAaumittel: lip. Nicotian.ac opt. drach. unarn; Carl. sambiLci intern, drach. duas; Piper, alb. scrup. duos; Sal. comm. drach. unarn. Contus. insin. sacc. linteo et f. noduli maslicaiori No. duo a). Jenen Ärzten, welche Zahnschmerzen und Zahnopera- tionen für gering achten, gibtTulpius (f 1Ö74) die Er- folge zu bedenken, welche manchmal einträten , und die nichts Geringeres seyen , als Entstellung des Gesichtes und gewisser Tod. Das Einschneiden beim Durchbruche der Weisheitszähne mit tödtlichem Erfolge, hatte er Gelegenheit ') Lazari Rirerii opcra medica universa. Francofurti. 1674. in Fol. pag. 284 et seq. a) Friderici Deckers exercitationes med. pract. circa medendi me- tliodum. Lugd. Bat. et Anist. 1673- in 8. Cap. III. pag. 94 ct 111- 51 an dem Amsterdamer Arzte, Gosvin Hall, zu beobach- ten; dieser bekam unmittelbar darnach Fieber, Sclilaflosig- keit, Delirium, und starb. Eine hartnäckige Blutung aus einem Zahne beschwichtigte er endlich durch eingedrückten Schwamm. Eine Fröschleingesch wulst öffnete er mit dem Scalpell, und als darauf Verhärtung zurückblieb, behandel- te er dieselbe mit dem Glüheisen '). Die Würmer als Ursache der Krankheiten und Schmer- zen der Zähne, die Träumereien von goldenen, ja sogar eisernen Zähnen (T h. Minadous), sympathetische Mittel Und dergleichen gelungene Guren finden sich häufig in den Schriften dieser Zeit ’)• Nath. Highmore zu Oxford (-J* 1Ö84) gab im Jahre 1Ö51 zuerst eine g e n aue B e s ch r eibun g der Kie- ferhöhle, welche auch zu seinem ehrenden Andenken v°n ihm den Namen erhalten hat. Er erzählt ferner die Ge- schichte einer Frau, welche schon durch viele Jahre am Zahnschmerz gelitten, und welcher man fast alle Zähne Uusgenommen hatte. Durch allen diesen Verlust gewann Sie nicht einmal Milderung ihres Schmerzes, bis ihr zu- letzt auch noch der Hundszahn der linken Seite genom- men ward. Bei dieser Gelegenheit hatte man ihr auch die dünne Zwischenlamelle im Zahnfache, wodurch die Kie- ferhöhle geschlossen wird, zufällig geöffnet, worauf ein beständiger Ausfluss aus dieser Zahnhöhle erfolgte. Dar- über in Bestürzung , untersuchte sie sich selbst mit einem silbernen Griffel, und glaubte damit bis zum Auge gelangt zu seyn. Mit steigender Angst nahm sie hierauf eine bartlose welche sie fast ganz hineinbrachte, und nun war sie &ar der Meinung, der Schaden ginge bis ins Gehirn. Endlich *) Nicolai Tulpii Amstelodamensis observatioues medicae. Amste- lodami, 1685. in 8. Lib. I. pag. 68. — Cap. XLIX. pag. 90. — Cap. LII. pag. 96. ) &prengelJs Geschichte der Chirurgie. II. Thl. S. 294- $ 15. 52 wurde Highmore von ihr darüber befragt, welcher sie dadurch gänzlich beruhigte, dass er ihr den Bau der nun ge- öffneten Kieferhöhle, und das tiefe Eindringen der Feder durch ihre [Umbiegung in der Höhle erklärte '). Lange noch hatte diese Entdeckung Highmore’s kei- ne günstigen Folgen für die Diagnose und die Behand- lung der Krankheiten der Kieferhöhle, wie der Fall beweist, in welchem Molinetti nach durchschnittenen Wangen- muskeln diese Höhle trepanirte 3), und ein anderer, wo Valentini noch im Jahre 1Ö8Ö eine Geschwulst auf der Wange mit erweichenden Mitteln behandelte, worauf sich ein grosses Knochenstück absonderte 3). • Das wieder in Vergessenheit gerathende Mittel des Ein- sclineidens in das Zahnfleisch bei schwerem Zahnen, em- pfiehlt nun Walther Harris neuerdings an 4). Kornelius van Soolingen empfiehlt zur Aus- füllung hohler Zähne einen Kitt aus Mastix und Tor- pcnthin, weil die dazu gewöhnlich gebrauchten Mel alle den eindringenden Feuchtigkeiten nicht genug widerste- hen. Zum Abfeilen der Zahnspitzen und Ecken räth er den Gebrauch solcher Kugeln an, wie sich die In- strumentenmacher zur Ausdrehung von Höhlungen bedie- nen , und für den besten Pelikan hält er denjenigen , des- sen Baum von Palmenholz und mit Leder überzogen ist Stalpart van der Wiel (1ÖQ0) unterband ein knorpelartiges Zahnfleischgewächs mit einem Metall- drall tc, welchen er täglich stärker zusammenzog, bis es endlich abfiel. Die Unterbindung dieser Auswüchse hatte *) Nathanael Tliglimorus, corporis lmmani disquisitio anatomica. Hagac-comitis, 1651. Klein-Folio. Lib. III. Pars II. nag. 226 et 227. Anlonii 3Iolin tti, phil. ac med. Veneti, Dissert. nnatora. palhol. Venetiis, 1675- 3) S. Sprengel a. a. O. S. 097. *) S. Sprengel a. a. O. S. 298- 5) S. Sprengel a. a. O. S. 299. 53 übrigens schon Barbetius angerathen, und Balduin Ronsseus, Paräus, Blasius, Joh. Daniel, S cul- te tus, Marcellus Donatus sprechen dieser Opera- tionsmethode das Wort. Auch führt er ein Beispiel von ei- ner starken Blutung aus einem Stockzahne an, welche durch den Bovist (nach Tulpius) bezwungen wurde, nach- dem vorher ein Wundarzt fruchtlos mit einer Cruste von ihr begegnen wollte. Von Blutungen aus den Zähnen, welche die Menstruation vertreten sollen, badet man übrigens mehrere Fälle bei Heurniu s, Rho- dius, Joh. H ollerius, Bald. Ronsseus u. a. ‘) aul- gezeichnet. Theod. Kerckring(-J* lGy3) sah drei Fötus mit hervorgebrochenen Zähnen , worunter einer erst fünf Mo- nat alt gewesen seyn soll 2). Im Gegensätze mit B. Martin, welcher das Abfeilen schadhafter, und das Einsetzen künstlicher Zähne gänzlich 'ervvarf, sagt Purrmann (Wundarzt zu Breslau, 1711): "Die Vorder- oder Sprachzähne müssen wegen Verhinderung der Aussprache und Ungestalt- heit des Mundes auf folgende Art ersetzt wer- den. Lass dir von einem dienlichen Beine, oder Rlephanten-Zahne, nach Vielheit, Grösse und Proportion der abgegangenen andere machen, dazu ihr vorher ein Modell von Wachs nach huiständen und Beschaffenheit der Zähne und des Kinnbackens verfertigen könnet, um alles genau darnach zu machen und abzupassen, und 'venn hernach deren Untertheil recht in den ) c. Stalparlii van der Wiel observationum rariarum med. anat. chirurgicar. cent. prior. Leidae, L727- in 8- obs. XVII. pag. 80 et obs. XVIII. pag. 84- ) Theodori Kerekringii opera onmia anatom. Lugd. Bat. 1717. in 4- r,aS- 60. obs. XXIV. 54 Kiefel sich schicket, auch an beiden Seiten so- w o h 1 in diese neue, als angränzende kleine Lö- cher durchbohrt worden, so schiebe solche in die Lücken zwischen die benachbarten gesun- den hinein, und m a c h e sie m 11 eine m silbernen Draht und Kneipzänglein auswärts, so subtile, als es immer möglich, feste. «'Mit vieler Einsicht und Gründlichkeit handelt er die Lehre über Zahnfleischüsteln ab. Das Ol. vitrioli dolce wendet er hiebei mit Vorliebe an • ist es nöthig, so macht er Incisionen, nimmt die im Wege stehenden Zähne aus; ist der Kiefer cariös, so säubert er ihn, und bringt ihn zur Exfoliation ; in dringenden Umstän- den muss der verdorbene Theil des Kiefers stückweise her- ausgenommen werden. Er fuhrt einen Fall dieser Art an , wo er durch das angegebene Verfahren die Krankheit voll- kommen heilte, nachdem er innerhalb drei Wochen bei vier- zig Stucke des Kiefers herausgenommen hatte. Wenn die- se Fisteln durch Arzeneimittel nicht zu reinigen sind, so Y™, auch er das cauteriam actaale an. Die Zahnlei- den handelt er ziemlich gedrängt ab. Die abnormen Feuch- tigkeiten sind ihm die häufigste Ursache der Zahnschmerzen, und ihr Sitz ist gewöhnlich die empfindliche Beinhaut, wo- gegen er entweder ätherische Öhle oder narcotische Mittel anwendet ')• Blaes (Blasius, der Commentator des Vesline Professor zu Amsterdam, f 1682) liefert uns sowohl zur Etymdogie als zum Historischen mehrere interessante Da- ' ™erSSen, Wenh man VOr Alters auf die Zähne leg- t , schreibt er ha, uns Möbius (Fuadam. Med. cap. 9) überliefert, indem er zeigt, dass im Mosaischen Gesetze ver- or net ist, dass jener Sclave, dem die Zähne von seinem ') MathaciGothtfredi Purmanni gan, neu gewul;a.u.r Lorbccr- f"“ r"™ Ft*"lfart U"J L->-S. 1692. in 4. r. 1 hl Cap. XXII. pag. 244. - Cap. XXXVIII. pag. 263 u f - Cap. XXXIX. pag. 273 «. f. - Cap. XLVI. pag. 312 55 Herrn eingeschlagen wurden, frei zu lassen sey. Auch die Türken, wie Menavius (lib. 3. cap. 22.) schreibt, durften nur nach eingeholter oberherrlicher Erlaubniss Zähne auszie- hen. Die Bewohner der neuen Welt zogen sich die Zähne, als die schätzbarsten Theile ihres Körpers, selbst aus, und brachten sie als das köstlichste Geschenk ihren Götzen zum Opfer. Gemeiniglich glaubt man, dass das Wort dens von ede- Te> edendo, e ss e n, abgeleitet sey ; dens quasi edens. Auf diesel- be Art 'formten die Griechen ihre obovTEs aus eöovres, von eöüo, comedo. Übrigens streitet man sich noch, ob die Zähne den Knochen bei- oder nicht beizuzählen seyen. Die Schneide- zähne hiessen bei den Griechen yeXasivot, weil sie beim Lachen am meisten entblösst werden. Martial sagt im Libr. 7. Epigr. 24. Nec graia est facies, cui Gclasinus abest. Hie Lateiner nannten sie primores, anteriores. Beispiele von schon im Mutterleibe durchgebrochenen Zähnen findet man Im Möbius (ex Hildano Epist. 68.), im Plinius (hist. nat. Hbr. 7. cap. 1Ö. 17.), imAntigonus (de mirabilibus), im P o- lydorusVirgilius (libr. 3.), und besonders imSchenck Von Grafenberg (a. a. O.), dann auch noch im Joli. Ko sso Warwicensi. Von im späteren Alter wieder ge- wachsenen Zähnen liest man im Bartholinus, Senner- tus, Rolfink, Schenck u. a. m. Ludwig XIII. soll ei- ne doppelte Zahnreihe gehabt haben. Die Zahnhöhlen des Kiefers heissen bei den Griechen quod a genis pendeant, scro geniti l). ) Joannis Veslingii Syntagrna auatomicum commentatum a Gerat- (*° BLusio. Trajucti ad Rheuma, 1696. in 4- pag. 199—203. Bei den heftigsten Zahnschmerzen wendet A. Nuck das Glüheisen an dem Gegenbock (antitvagus) an, welchen er leicht berührt, und die Haut mit den darunter liegenden , aus dem, wie er sagt, zweiten Paare der Vertebralnerven ent- springenden Nervenfädchen brennt. Um diese Operation ver- lässlicher zu verrichten , wendet er das Glülieisen durch ein Röhrchen an. Beim Ausziehen der Zähne hält er eine ge- naue Kenntniss, sowohl der Zähne als auch der Zahnhöhlen für unumgänglich nothwendig. Für eine jede Gattung Zäh- ne bestimmt er eigene Instrumente. Unter die vorzüglich- sten Instrumente rechnet er: 1) die pcdes caprini,• 2) das rostrum corvmum; 3) die forcipes dcnlariae variae; 4) den Pelikan; 5) das Dentis calpium, und Ö) die Trnlla. Ilämorrha- gien stillt er mit Feuerschwamme, gebrannter Leinwand, Vitriol, Schwefelsäure, oder dem Cauterium. Damit der Zahn glücklich ausgezogen werde , löset er zuerst das Zahn- fleisch mittelst des Separatoriums vom Zahne los, im Falle cs nicht schon durch den Scorbut geschehen wäre. Ist es ein Schneidezahn, so nimmt er denselben mit dem Geissfusse- einen Augen- oder Hundszahn zieht er mit der gemeinen aus, macht aber hiebei die Bemerkung, dass man diesen Zahn oft, wenn er etwas cariös ist, sicherer mit dem Pelikane nehmen könne. Bei den vorderen Mahlzähnen be- dient ersieh lieber des Pelikans mit geraden Schenkeln, für die rückwärtigen desjenigen mit krummen Schenkeln. Splitter und Stifte endlich zieht er mit dem Rabenschnabel aus Schwan geren, sagt er, soll man nie, oder doch nur in sehr seltenen und dringenden Fallen Zahne ausziehen, damit die Frucht kei- nen Schaden erleide insbesondere keinen Augenfehler erhalte. Ausser der Reihe stehende, schief „ach innen oder nach aus- sen gewachsene Zahne feilt er etwas ab, jedoch mit der V ersieht die Zahnhöhle ja nicht zu öffnen, da- m,t daraus kein unerträglicher Zahnschmerz entstehe. Diese Unglückliche Eröffnung der Zahnhöhle entstehe besonders leicht, wenn die Operation mit der Schneidezange (forci- pe mcisonaj vorgenommen wird. Das zu jener Zeit übli- 57 cfie, und Lei den Pariser Damen beliebte Zahnpulver war: »Rp. Oss. Sepiae, Cor all., Crem. tart.} Lapid. prunor. aa. drach. duas et dimidiam> Boli rnbri, Polo. Ros. rubr. aa. scrup. Unum. M. f. dentifr.« •— Am gewöhnlichsten wurden die künstlichen Zähne aus Elfenbein verfertigt, welche aber in kurzer Zeit, wie er bemerkt, von den Speisen und dem Ge- danke sowohl, als vom Speichel selbst, gelb werden. Er em- pfiehlt daher zu ihrer Verfertigung diellauer des Fluss- pferdes zu benützen , besonders, wenn ihr äusserer Über- zug sehr weiss ist. Solche Zähne sollen einige siebzig Jah- re schön weiss bleiben. Wenn alle Zähne des Unterkiefers fehlen, so soll man die ganze Zahnreihe aus einem Stücke Elfenbein oder Flusspferdzahn verfertigen '). Die wahren Ursachen der Zahnschmerzen sind nach L. Musitanus (Professor zu Neapel, *f* 1714) salzige, sau- rei gespitzte und eckige Theilchen, welche die sehr zarten, Umkleidenden Häute der Zahnfächer, oder die Nervenfäd- chen reizen, aus einander dehnen, zusammenziehen oder ste- cken. Unter andere, die Zahnschmerzen begünstigende Mo- mente gehört auch die Beschaffenheit der Luft, daher die fküstenbewolmer des baltischen Meeres und andere nörd- fiche Völker diesem Leiden sehr unterworfen sind, indem (fie Luft in diesen Gegenden verschiedene Salztheilchen mit s*ch führt, welche durch das Athmen in den Körper ge- igen. Von Ägypten hingegen, wo eine besondere Milde Luft herrscht, wird erzählt, dass man daselbst weder et- 'v'as von schmerzenden, noch von cariösen Zähnen kenne. Äus derselben Ursache ist der Herbst und der Winter wäh- rend des stürmenden Nordwindes den Zähnen ungünstig, fia die Luft in diesen Jahreszeiten besonders durch die ge- kannten Salztheilchen verunreiniget ist, woher auch die dichtere Stockung der Säfte von der salpetrigen Luftsäure ) -dntonii Nuck, operat. et exper. chirurg. Lugd. Bat. 1714- iu 8* XP’ XVIII. et serp pag. 60 et sc cp 58 zu erklären ist. Die Zahn wärmer entstehen aus eigenen Eyer- clien, welche Fliegen und andere Insecten an die Speisen ab- setzen, die beim G-enusse in den Höhlungen der Zähne Zu- rückbleiben , und dort, von der Wärme des Mundes ausge- brütet werden. Die Behandlung der Zahnschmerzen findet nach Verschiedenheit der veranlassenden Ursache, der Säure, des Salzes, der Würmer, des unreinen Athems etc. Statt. Jedoch hält, er Purganzen und den Aderlass dabei für un- nütz, ja für schädlich. Die übrigen dabei gewöhnlichen Mar- tern der Kranken sind Strafen der Sünde '). Zuträglich sind flüssige Mittel, womit man die kranken Zähne berührt, oder welche man im Munde hält, um die Schmerzen zu lin- dern, und das den Zahn Reizende auszuziehen. Wegen der oft grossen Menge der reizenden Materie muss man auch Spei- chel absondernde Mittel anwenden, als den Tabakrauch, die Angelica, den Bertram (rad. Sanctae Äpolloniae), und Mastix. Im höchsten Schmerz wendet man narcotische Mit- tel an, als den Camphergeist, das Opium mit Safran in Salbei- oder Rosmarinwasser u. dergl., den Bilsenkrautsa- men, das Gummi cunmciß mit Baumwolle, Räucherungen von Bernstein und dessen Öhl. Jedoch ganz verlässlich schmerz- stillende Mittel sind ihm der Schenkelknochen eines Laub- frosches, oder der Zahn eines Todten, womit man den lei- denden Zahn berührt. Seiner Theorie nach, erklärt er das Stumpfseyn der Zähne (Jifiaäöia') von den scharfen und ha- kenförmigen Theilchen der sauren und herben Speisen und Getränke, welche die Fibern und Nerven zu sehr zusam- menziehen, starr machen , und dadurch den freien Umlaut der Lebensgeister verhindern. Wir finden hier, dass man sich ausser den schon erwähnten Mitteln noch der Haselnüs- se, des Käses, des warmen Eydotters, frischgebackenen, noch warmen Brotes, und des warmen Weines dagegen be- dient habe. Er selbst rühmt dazu das Salbeidecoct, den Auf- *) «Deus enim delinquentes in couspectu suo tradit ia mcdicoiuw niaaus.» 59 guss der Lorberbeeren, die Salbei- oder Rosmarin-Essenz, die Wachholdertinctur, oder den peruvianischen Balsam mit Baumwolle an die stumpfen Zähne gebracht. Das beste aller dieser Mittel jedoch sey der warme Urin des Menschen, oder das Ammoniak, in Portulakwasser aufgelöst, überhaupt die Alkalien. Beim Lockerwerden und Ausfallen der Zähne erforscht er ebenfalls zuerst die Ursache , und richtet die Behandlung nach deren Verschiedenheit auch verschieden ein, je nachdem der Scorbut, die Lustseuche, Anhäufung zu vieler Feuchtigkeit u. s. w. daran Schuld tragen. Alters halber locker gewordene Zähne bindet er mit Goldfäden fest. Das Mittel, worauf er beim schweren Zahnen das meiste Vertrauen zu setzen Scheint, ist das frische Blut aus einem Hahnenkamme, einmal, höchstens zweimal des Tages ins Zahnfleisch eingerieben '). F. Ru y sch 1731) erzählt zwei Fälle von Polypen 1Tn arvtrum Hyghmori. Einmal fand er den Polypen bei ei- Oer Zergliederung, das anderemal bei einem Weibe, wel- ches an einem bösartigen Auswüchse des Zahnfleisches litt. ■Nach der Wegnahrrte der Excrescenz und einiger Mahlzäh- ne brannten zwei Wundärzte den kranken Theil mit dem c&uterium acluale bis an die Kieferhöhle, aus welcher er dann die folgenden Tage eine Menge Polypen mit dem klei- nen Finger herausnahm. — Wenn die Zähne herausgenom- oten oder herausgefallen sind, so obliteriren sich die Zahn- fächer und verschwinden gänzlich. Dieses Schwinden der Zahnzellen geschieht bisweilen vor dem Ausfallen der Zäh- Ue, wo dann diese nur mittelst des Zahnfleisches und der Häute mit dem Kiefer in lockerer Verbindung bleiben. Man hält dieses gewöhnlich für Wirkung des Scorbutes, und wen- det dagegen vergebens zusammenziehende Mittel an. Ausser dem Scorbut sey aber auch der Zahnstein dieUrsache davon. ) Caroli Musitani opera omnia. Tom. I. Venetiis, 1738. Fol. pag. i2l. cap. XXXIII. et seq. 60 Emen schwammigen Auswuchs am Gaumen mit Beinfrass exstirpirte er mittelst des Messers und des Brenneisens '). William Cowper (*J* 1710) gab unserer Kunst zu Ende des siebenzehnten Jahrhunderts einen neuen Auf- schwung. Er stellte die Krankheiten der Kieferhöhle in ein helleres Licht, und empfahl dasEinbohren in dieselbe durch die Zahnhöhlen auf eine bestimmte Weise. Er liess gewöhn- lich den ersten Backenzahn ausziehen , und bohrte dann die Zahnhöhle durch, um die gehörigen Einspritzungen in die Kieferhöhle machen zu können. Drake (f 170Ö) verfuhr wohl auch auf diese Art, jedoch ohne von der Durchbohrung der Zahnhöhlen in seinen Schriften etwas zu erwähnen 2). Diese Ideen verbreiteten sich aber nicht so schnell, als man denken sollte, und nur Heinrich Meibom scheint sie gekannt zu haben. Er verwirft Molinetti’s Verfah- ren, den sinus maxillaris zu trepaniren, und zwar aus Furcht vor den üblen Zufällen aus der dabei nothwendigen Ver- wundung der weichen Gebilde. Die Eröffnung des Antrum Hrghmori glaubt er am besten durch das Ausziehen eines Zahnes, wie Cowper, zu bewirken . ~ Schelhammer (f 1716) hat eine grosse Vorliebe für das Plombiren der hohlen Zähne, um sie schmerzlos zu ma- chen. Hält die Plombe nicht, so sei der Zahn auszuziehen, könne aber, nach gehöriger Plombirung, wieder eingesetzt werden und wachse fest '). Das bisher allgemein übliche Verfahren des Loslösens des Zahnfleisches vom auszuziehenden Zahne beschränkte de laVauguyon auf minder hervorstehende oder abge- Yfmei,frÄi/ °brr'- ““‘»'»“O-Chirurg, centuria. Amstu- lodauu, 1691. m4. Obs. 48 , 77 , 82. p«g. 62 , 98, 104 et se,,. 1 s-m ~ 0~" °f — -4 >) iUiOom. de abscess. mtern. lulura et eonst. discursus. Dresd. ct Lips. 1718- pag. 114. 4) Sprengel a. a. 0. S. 301. brochene Zähne, um zur Anlegung des Pelikans mehr Raum Zu gewinnen '), und Ludwig Cron, welcher die Zähne seitwärts auszudriicken räth, erklärt es schlechterdings für ganz überflüssig J). Die Möglichkeit einer doppelten Zahnreihe, obwohl in sehr seltenen Fällen, gibt P. Dionis (•{■ 1718) zu, aber die Existenz der Würmer in den Zähnen läugnet er ganz ab 3). In seinem, neunzehn Jahre später erschienenen Werke über chirurgische Operationen finden wir eine aus- führliche Abhandlung über unsern Gegenstand, welche zum Beweise dient, dass man von Seite der Ärzte die Sache ernstlich zu nehmen anfing, und mit critischem Geiste das Thun der Zahnoperateure beleuchtete. Zahnärzte gab es die Menge, und man muss gestehen, sagt Dionis, dass sie sich bei ihrer ausschliessenden Beschäftigung eher hätten aus- zeichnen können und sollen, als die Chirurgen, die ein wei- teres Feld zu bearbeiten haben. Trotz dieser Einsicht und Würdigung der Zahnheilkunde soll das Ausziehen der Zäh- Ue, da es eine schwere zitternde Hand mache, den Zahn- brechern überlassen bleiben. Bei Auswüchsen in der Mund- höhle, da man sie weder mit caustischen Mitteln oder Sal- ben, noch auch mit dem cauterium aciuale behandeln könne, ist die Operation unumgänglich nothwendig.Man fasst dem- nach dieEpuliden mit der Pincette,und schneidet sie schnell ganz nahe am Zahnfleische mit dem Scalpell ab, ohne je- doch den Kieferknochen zu entblössen. Der Mund wird dann mit lauwarmem Wein ausgespiihlt, und auf die Wunde e*n in Wein und Honig getauchtes Leinwandläppchen auf- gelegt. Entstünde ein Nachwuchs, so müsste man ihn mit Vitriol oder Höllenstein wegbringen. Paruliden zeitiget man lauer Milch und dem Auflegen einer halben, aufKohlen ') de la Vauguy on traite complet, chap. 53- a) Cron, der beym Aderlässen und Zalinausziehen geschickte Bar- biergeselle. Leipzig, 17JL7. 3) Petri Dionis, Anatomia corp. hum. Genevae, 1696. in 8. p. 56,57 gerösteten Feige. Damit die Kinnlade nicht beschädiget wer- de, müsse bei sich zeigender Fluctuation der Abscess so- gleich geöffnet, und der Mund mit lauwarmem Wein ausge- spühlt werden. Paruliden des Oberkiefers heilen leichter, die der unteren Kinnlade schwerer, weil der Eiter bei der letz- teren sich nicht gut entleert, nicht ausgedrückt, und durch eine schickliche Bandage kein angemessener Druck ange- bracht werden kann. Wird dem Allen zum Trotze der Kno- chen doch schadhaft, so muss das Glüheisen angewendet werden.—An und im Munde finden siebenerlei Operationen Statt: 1) D i e E r ö ff n u n g d e r M u n d h ö h l e bei krampf- hafter Mundsperre, um den Kranken Nahrung beibringen zu können ; sie geschieht mittelst des Elevatoriums, welchem man die Mundschraube nachbringt. Geht dieses nicht an, so muss ein Zahn genommen werden, um in die dadurch entstandene Lücke einen Trichter bringen zu können , wo- durch man flüssige Nahrung einflösst. Dasselbe kann’ man auch durch die Nasenlöcher oder durch Klystiere versuchen. 2) Die Reinigung der Zähne. Gewandtheit sey hier eben so, wie bei andern Operationen, nöthig. Für hohe Perso- nen lasse man die dazu gebräuchlichen Instrumente aus Gold verfertigen. 3) Die Erhaltung der Zähne. Diess sey keine kleine Aufgabe für den Zahnarzt. Dem weiteren Verder- ben der Zähne müssen Schranken gesetzt werden, den sicht- baren Beinfrass schabe man ab; befände er sich zwischen zwei sich berührenden Zahnflächen, so wird durchgefeilt■ der Beinfrass auf der Mahlfläche der Zähne wird mittelst ei- nes Miniaturpinsels durch einen Tropfen Vitriolöhl cauteri- sirt; bei starker Canes führt man das Glüheisen ein. Im höchsten und andauernden Schmerz bleibt kein anderes Mit- tel übrig, als die Entfernung des Zahnes. 4) Das Aus fül- len der carlosen Löcher. Manche Caries macht einen Stillstand, und verdirbt den Zahn nicht weiter; sie ist mei- stens unschmerzhaft. Da aber solche zerstörte Zähne sehr unbequem sind, beim kalten Trinken doch schmerzen, und einen üblen Geruch verursachen, so füllt man sie mit Gold- °der Silberblättchen aus, die aber leicht brechen und wie- der ausfallen. Dafür wird also ein der cariösen Zahnhöhle entsprechendes Gold- oder Silberstückchen einzubringen an- gerathen. Viele ziehen das Blei zu dieser Operation vor, an- dere bedienen sich dazu bloss des Wachses. 5) Das Fei- len. Man nimmt es bei zu enge aneinander stehenden Zäh- nen , bei ungleich langen und scharfen Spitzen vor. Bei ei- fern längeren Zahne, der keinen Gegenzahn hat, feilt man nie, weil er immer wieder nachwächst. Ö) Das Auszie- hen der Zähne. Viele Menschen haben die üble Ge- wohnheit, bei dem mindesten Schmerze zum Zahnarzte zu gehen, um sich die Zähne nehmen zu lassen. Diese Ope- ration müsse aber nur vorgenommen werden: a) bei wa- ckelnden Milchzähnen, und zwar ohne allen Aufschub, mit- telst eines Fadens, da das Vorurtheil allgemein sey, dass lrn widrigen Falle die bleibenden Zähne schief wüchsen; bei wackelnden Zähnen, wo an Festwerden nicht mehr Zu denken ist; c) bei stets verdorbenen Zähnen, wo fast die ganze Krone angefressen ist; dazu braucht man die mit einer gespaltenen und gekrümmt über der ändern liegenden Branche, und die Pelikane mit doppel- ten Haken und eisernem, am Ende radförmig geformten haume; d) wenn ein Zahn gebrochen oder eingeschlagen Worden, oder so abgefressen ist, dass nur ein Stümpf- clt®n davon übrig bleibt; in diesem Falle bedient man Slch eines Zahnzängleins, wenn das Stümpfchcn noch ei- 110 Spitze hat, welche über dem Zahnfleische steht; oder einer rabenschnabelförmigen Zange, oder auch einer sol- chen, welche einer Hundsschnauze gleichet; e) bei Zähnen, Welche ausser der Zahnreihe und nach aussen stehen, um die Unbequemlichkeit sowohl als die Missstaltung zu he- erG wenn solche Zähne nicht bedeutend hervorstehen, so genügt die Feile oder die Schneidezange; f) bei einem überzähligen Zahne, wozu man nach Umständen das schick- ste Instrument wählt.—'Nun folgt eine Beschreibung fol- gender, zu jener Zeit üblichen Zahninstrumente : a) dasDenti- 64 scalpium, pcricharaciir (dechaussoir, Zahnfleischlöser),) ; /3) das Deniiculum, deniiceps (le (lavier), welches sowohl für Zähne des Oberkiefers, als jene der unteren Kinnlade taugt, und ei- nes der ältesten chirurgischen Instrumente ist; y) der Pelikan, odontagra ; 5) eine Art Elevatorium, wovon das eine Ende platt ist, um es an den Grund des Zahnes zu stützen; das an- dere Ende wie eine Branche des Pelikans gebogen ist. Die- ses Instrument, hält, er für sehr bequem und von ganz neuer Erfindung. Dubois, Zahnarzt des Königs von Frankreich, bediente sich zur Zeit allein desselben. Es ist aber eine Art Überwurf, dem die älteren Instrumente ganz ähnlich sind; «) das Impulsorium, dessen Ende gespalten ist. (ein Geissfuss), poussoir, für die Schneide- und Hundszähne, dann für Zahn- stumpfen; £) der von Gui Ilern eau beschriebene Zahnwur- zelzieher, Risagra, Risagran, eine Art Zange, deren En- den fast spitzig auslaufen , um in das Zahnfach zu gelangen, und eine zurückgebliebene Wurzel zu fassen, welches ein sehr nothwendiges Instrument sey; v) der Rabenschnabel, um Zahnstumpfchen zu fassen, und die scharfen Spitzen damit abzubrechen; S) die Kneipzangen. — Koch eine Operation m der Mundhöhle ist endlich 7) das Setzen künstli- cher Zähne. Man verfertiget solche Zähne aus Elfenbein, durchlöchert sie , zieht einen oder zwei Goldfäden durch und befestiget sie an die' Kebenzähne. Da diese aber bald gelb werden, so rathe Fabricius zu ihrer Verferti-un" Rindsknochen zu nehmen, und Guillemeau gebe eine eigene Paste dazu an, die aus weissem gebranntem Wach- se bestehe, welches mit etwas Elemiharz geschmolzen wird, wozu dann Mastixpulver, weisses Corailenpulver und Per- len kommen. Solche Zähne sollen nie gelb werden. Diese Paste gibt er auch zur Ausfüllung hohler Zähne für sehr tauglich an '). ') Diottis, cours d’operatious de Chirurgie. Paris, 17x6. «r. «. I)ag' 507 et scrj. Gegen das viele Operiren, besonders aber gegen das dem Schmelze der Zähne so nachtheilige Feilen erklärte sich Garengeot '). J oh. Juncker (*f* 175Q) empfiehlt die Cowper-Dra- ke sehe Oporationsinethode bei Leiden der Kieferhöhle, miss- räth aber die öftere Anwendung eiserner Instrumente zum Reinigen der Zähne, wodurch leicht der Beinfrass entstehe. Der Incrustirung der Zähne soll durch fleissiges Waschen, durch Abreiben mit Salbei und Zahnpulvern vorgebeugt wer- den. Whnn bei Neugeborenen Zähne vorhanden sind , so dürfen sie nur dann ausgezogen werden, wenn sie dem Säu- gungsgeschäfte hinderlich sind. Die oberen Eckzähne dür- fen, ohne dass sie wackeln, nicht ausgezogen werden, da durch diese Operation die benachbarten Nerven sehr leicht beleidiget werden, wodurch, nebst grossem Schmerz, Ent- zündung bis zum Augapfel, ja bis zur harten Hirnhaut, er- regt wird. Die unteren Eckzähne sind wegen ihrer Lage Und der tieferen Verbreitung ihrer nervigen Marksubstanz (seniinerveci medullaris) noch schwieriger auszunehmen. Bei der Mundklemme missräth er die Anwendung des speculum oris und der trochlea, bevor noch gegen die Ursache der- selben etwas angewendet worden ist. Schwangeren nimmt auch er nicht leicht Zähne aus, indem man beobachtet ha- be, dass diese Operation dem Kinde bisweilen einen Augen- fehler verursachte. Den Cautericn bei der Behandlung der Rpuliden ist er ebenfalls nicht gewogen. Nach dem Brennen einer cariösen Zahnhöhle wird dieselbe , wenn der Zahn im Unterkiefer ist, mit eigens dazu geformtem Blei ausgefüllt. Bei beginnender Garies sollen die Zähne öfters im Tage mit Koch- salz gerieben, und dasselbe eine' Zeit lang darauf gelassen Vvcrden, damit es tiefer in die Substanz derselben eindringeJ). ') Garengeot, nouveau traite des iustrumens de Chirurgie. Paris, 1723. 2) Junckerus, conspectus Chirurgiae tarn medicae, nietli. Stahl, con- scriptae; quam instrum. etc. Halae, 1731. 4* — fab. XLVII1. 66 Diess wäre nun wieder Alles , was wir in diesem Zeit- räume des Aufzeiclmens werth fanden, und so wie wir die erste Periode durchführten, so haben wir jetzt, in dieser zweiten Periode eine ebenfalls grosse Zeitfolge durchgegan- gen, ohne eben eine dem Zeiträume entsprechende Ver- vollkommnung und Verbesserung der Zahnheilkunde gefun- den zu haben. Doch müssen wir das Ausfüllen cariö- ser Zähne nach Arculanus, das Einschneiden des Zahnfleisches bei schwerem Zahnen und das Durchbohren der knöchernen Scheidewand in die Kieferhöhle nach Vesal; die Anwendung von Obturatoren nach Fab ri ci us; die erste Idee von Tamponiren bei Zahnhöhlenblutungen nach Tulpius; Highmore’s genaue Beschreibung der Kieferhöh- le; die Benützung der Hauer des Flusspferdes zu künstlichen Zähnen und Gebissen nach Kuck; Cowper’s, Drake’s und Meibom’s Verbesserun- gen in der Behandlung der Kieferhöhlen- krankheiten, als wichtige Entdeckungen dieser Periode bezeichnen, so wie manche Vermehrung des Instrumen tal- vorrathes als wichtig erkennen. pag. 290- — Tab. LI. pag. 322. — Tab.XCI.de operat. in dent. •et gingiva. pag. 609 et seq. 67 Dritte Periode. Das letzte Jahrhundert von Peter Fauchard bis auf unsere Zeit. 1728 —1830. In dem kleinen Zeiträume, den wir noch zu durchgehen haben, ist für die Zahnheilkunde das meiste geschehen, und den Leistungen der Franzosen haben wir, besonders in technischer Hinsicht, fast Alles zu verdanken. P. Fau- ch a r d , ein ausgezeichneter französischer Zahnarzt in Pa- ris, steht so einzig in seiner Art da, dass er uns würdig schien, der Vorgänger der letzten Periode zu seyn, um so als die meisten späteren Schriftsteller aus ihm, als aus der einen und unerschöpflichen Quelle, fast alles ent- lehnten , was noch des Lesens Mühe lohnte, und er in je- der Beziehung der erste wissenschaftliche Begründer der genannt zu werden verdient; auch wird er v°n den Franzosen der Restaurateur der Zahnheilkunde genannt. Nach ihm waren zahnärztliche Monographien, be- sonders in Frankreich, eine häufige Erscheinung. P. Fauchard gab sich viele Mühe, die Würmer als die vermeintliche Ursache der meisten Zahnschmerzen , so- wohl in den cariösen Zähnen als im Zahnsteine aufzu- Suehen, ohne jemals welche gefunden zu haben. Wenn durch Absccsse am Zahnfleische Beinfrass des Zahnfaches entstand, so nahm er die cariösen Stücke, die den Ei- terausfluss hinderten , weg. Das Sitzen des Patienten auf der Erde beim Zahnausziehen erklärt er für höchst un- glücklich und ganz verwerflich; er lässt seine Kranken dabei sich des Lelmstuhles, des Sopha’s oder des Bettes Milchzähne soll man nur dann ausziehen, wenn Sl° l°cker, oder von einer Krankheit behaftet sind, wel- °U ibfe Entfernung ohne Verzug erfordert, weil die Kinn- lade wegen ihrer noch zarten Beschaffenheit leicht beschä- diget, oder der Reim des zweiten Zahnes verdorben oder gar zerstört werden könnte. Es gibt bisweilen Milchzäh- ne, die gar nicht ausfallen und niemals wechseln. Wenn hei einem Rinde der eine von zwei Zähnen krumm und verdreht ist, so wird öfters der krumme ausgezogen und der gerade stehen gelassen, welches unrecht sey, indem der gerade später von selbst ausfalle, und dann statt zweier Zähne gar keiner übrig bleibe. Bei dieser Gelegenheit eifert, er sehr gegen die Pfuscher in der Runst, indem er einen Fall erzählt, wo ein Messerschmied einer jungen Person ei- nen Milchzahn und den darunter liegenden bleibenden aus- riss, weil er den letzten für die Wurzel des ersteren hielt '). — Entstünden bei Schwangeren nach dem Zahnausziehen üWe Folgen, so sey es nur ihrer Furcht und Ängstlichkeit zuzuschreiben, daher er auch keinen Anstand nahm, cariö- se und schmerzende Zähne solchen Frauen auszuziehen, so- bald er sie nur durch vernünftige Vorstellungen von ihrer übergrossen Furcht befreit hatte. Den Wahn, dass das Aus- ziehen der Augenzähne gefährlich sey, widerlegt er. Die Schneide- und Hundszähne werden mit geraden Rauf- oder Kornzänglein ausgezogen , die Backenzähne mit der Zahn- zange oder dem Davier, dem Poussoir (Stosseisen) oder dem Haken an demselben. Das Davier darf man nur bei wackeln- den Zähnen anwenden , bei festsitzenden den Pelikan Je- derzeit sollen die Instrumente den Augen des Patienten ent- zogen werden, besonders aber, wenn ein Zahn genommen werden soll. Ist bei der Mundklemme die Eröffnung der Mundhöhle durch die bekannten Instrumente nicht zu er- zwecken, aber doch sehr dringend, so muss ein Zahn ent- fernt werden, wozu sich der erste oder zweite kleinere Backenzahn am besten eignen. Man bedient sich hiezu des Poussoir’s, welches man ganz nahe beim Zahnfleische an den Zahn ansetzt, und dann mit einem bleiernen Schlegel 68 ') Geschieht in unserer Zeit nie Ähnliches ? 69 auf die Handhabe des Instrumentes schlägt. Da aber in die- sem Falle der nach innen gestossene Zahn schlimme Zufäl- le erregen konnte , so bedient man sich, wenn die Zähne über einander stehen , des Pelikans, um den nach auswärts stehenden Zahn herauszuziehen. Wenn beim schweren Zah- nen das Zahnfleisch sehr aufgetrieben und gespannt ist, der darunter liegende Zahn schon etwas sichtbar, oder doch wenigstens fühlbar ist, so sollen mit einem dechaussou In cisionen gemacht werden, welche dem durchbrechenden Zahne entsprechen. Demnach macht man bei den Schneide und Hundszähnen einen Schnitt nach der Richtung ihrer Schneide, bei Backenzähnen einen Schnitt ins Kreuz. Epuliden nimmt er mit dem Finger oder mit dazu ge- eigneten Instrumenten weg, hüthet sich aber dabei, den Knochen zu cntblössen; ist dieser aber bereits cariös, so muss er, so weit die Caries reicht, entblösst, und nach der bekannten Miethode behandelt werden. Entstehen nach der Exstirpation der Epuliden frische Nachwüchse, so müs- sen diese durch wiederholtes Bestreichen mit dem Infernal- steine zerstört, werden. Auswüchse im Munde, welche in eine knochenartige Masse verwandelt, und mit dem Kno- chen vereinigt sind, werden entweder mit Zahninstrumen- ten , oder mit dem Meissei getrennt, oder abgesägt. Wenn eine Parulis geöffnet werden muss, so verrichtet er die Ope- ration mit einem dechaussoir, oder mit der Lanzette, an Welchen beiden aber das Heft und Blatt bis beinahe an die bpitze mit einer Binde umwickelt sind. Die gemachte "Wun- de spritzt er mit einem styptischen Decocte aus. Vor al- lem aber müssen die cariösen Zähne, welche als Ursa- che der Krankheit dastehen , entfernt werden. Bei Absces- sen im Unterkiefer können wegen erschwertem Ausflusse des Eiters leicht Fisteln und Caries entstehen. Der Eiter muss hier von unten nach oben ausgedrückt werden. Da meistens cariöse Zähne oder Splitter die Ursachen der Pa- rulideu sind, so ist es räthlich, solche, sobald sie be- merkt werden, auszunehmen, damit der Abscess .verhüthet 70 werde. Uni bei der Caries die Exfoliation zu bewirken, die- nen die Gewürznelken-Essenz, der Spir. iridis florentinae, der Infernalstein und das Brenneisen. — Das Schmerzen der dem Ansehen nach gesunden Zähne erklärt er durch den Druck, den die sich vergrössernden Zähne auf der einen, und der rigide Kiefer aufder andern Seite gegen einander aus- üben, oder auch durch Entblössung der Zähne vom Zahnflei- sche, so dass die Luft unter die Wölbung der Krone bis zu der Wurzel dringen kann. —Er führt mehrere Beispiele von öftergewachsenen Zähnen an, ferner von Zähnen, welche spät oder gar nicht zum Vorschein kommen, von zusammem- gewachsenen Zahnen, und von solchen, welche mit ihrem Zahnfache verwachsen sind. Aus der Reihe stehende und mit ungleicher Oberfläche versehene Zähne bringt er durch den Silberdraht und die Feile in Ordnung. Einmal bediente er sich des Pelikans zur Zurechtstellung zweier Schneidezäh- ne, die er dann ,n ihrer Lage mit Draht erhielt, und wel- cie Operationsmethode er später oft mit Gluck anwandte Lr fuhrt mehrere Beobachtungen an, nach welchen er ca- riose Zahne sogleich nach dem Ausziehen wieder einsetz- ’ S'° einem Drallle an die Nachbarn befestigte, und erst, nachdem sie wieder Festigkeit erlangt hatten, plom- birte er ihre cariösen Höhlen. Die auf diese Weise Ope- nrten konnten sich dieser Zähne dann eben so bedienen wie ihrer übrigen. Einmal setzte er statt eines ausgezogenen kranken Augenzahnes einen gesunden ein, welchen er ei nem Soldaten ausgezogen, und da er zu gross war, so zuge- vierzehnTacaSSfdCr Zahncanal eröffnet wurde. Als er nach All • 1 • 8™ fest geworden war’ I’lombirte er denselben Allem hier entstanden heftige Schmerzen w„l l i , i i- | ,. , & , welche nicht, eher nachl,essen, als bis er das Blei wieder herausgenommen hatte, worauf der Schmerz verschwand , und der Patient den Zahn noc 1 SU. IS . a irc ang hehielt. Den sogenannten Weinstein sah er an den Zähnen von der Grösse eines Hühnereies und dem Gewichte von sieben Quentchen. Auch beobachtete er mehrere halle von symptomatischen Kopfschmerzen, welche 71 durch Wegnahme der cariösen Zähne gehoben wurden. Er erzählt auch die merkwürdige Operation, welche Mon- taut, Chirurg zu Ville-neuve le-Roi, an einem cariösen Unterkiefer verrichtete, wodurch ein Stück des Kronenfort- satzes, der ganze Gelenkkopf und zwei Stücke vom Win- kel des Unterkiefers sammt dem cariösen Zahne herausge- nommen wurden. Die Caries, welche das Schlafbein, das Keilbein und den Oberkiefer ergriffen hatte , heilte er mit- telst Injectionen , und nach Verlauf von zwei Monaten war der Patient in so weit geheilt, als ihm nur noch eine Spci- chelfistel und die Lähmung des unteren Augenliedes zuriiek- blieben, welche beiden Übel als Folge der Operation ent- standen waren. — Einen Backenzahn, der zuerst vom tro- ckenen , dann vom feuchten Brande ergriffen war, und viel Schmerz verursachte, nahm er nicht heraus, sondern stach mit einer sehr dünnen und spitzigen Sonde in die kleine ca- nöse Öffnung desselben bis in die Zahnhöhle, und entleer- te Eiter und Blut, worauf sich der Schmerz legte und der Zahn wieder brauchbar wurde. Mehrere Zähne am Unter- Und Oberkiefer, welche in ihrer Höhle Eiter enthielten, entleerte er durch Trepanation, und plombirte sie dann. Die Operation selbst wurde verrichtet, indem zuerst ein Grabstichel (barin) statt eines Perforativs eingedreht, und dann mit einem Eisenbohrer (equarrissoir) die Öffnung er- weitert und tiefer gemacht wurde. — Er widerlegt die Mei- nung, dass die Milchzähne keine Wurzeln haben. Unter den Milchzähnen befinden sich die Keime der bleibenden; bisweilen sind solche auch unter den dicken Backenzähnen gefunden worden, ja er behauptet, dass das Nachwachsen solcher zweiten dicken Backenzähne keine Seltenheit sey. Er beobachtete Zähne, welche aus zwei oder drei Keimen zu- sammengesetzt schienen, da er längs ihres Körpers bis zur Krone hin deutliche Abtheilungszeichen wahrnahm. Er ver- Sucht das Schwinden des Unterkiefers im höheren Alter durch die eigene Elasticität desselben zu erklären, indem SlCh die Zahnzellen, wenn die Wurzeln zu fehlen beginnen, 72 mehr und mehr zusammenziehen, und endlich ganz ver- schwinden, oder eigentlich zusammensinken. Eben dadurch erklärt er das scheinbare Längerwerden solcher Zähne, die keine Gegenzähne mehr haben , indem die Wände der Zahnpillcn durch ihre Gontraction diese Zähne immer wei- ter hervorschieben, ohne durch einen Gegendruck daran gehindert zu werden. Die Zahnwurzelcanäle nehmen mit den Jahren an Weite ab, und verschwinden endlich ganz. Der Verlust des Zahnschmelzes hat nicht immer Caries zur Folge. Bei der Beschreibung der Zahnentwicklung pflich- tet er jener Meinung der Neuern bei, nach welcher die Bildung der Knochenschi eilten von aussen nach innen be- ginnt, und daher die innern Schichten spätei* als die äus- seren entstehen. Bei der Pflege der Zähne warnet er vor den Pulvern und Wässern der Quacksalber, gibt mehrere Arten von Zahnbalsamen, Pulvern, Tropfen u. s. w. an, de- ren vorzüglichste Ingredienzen Korallen, Drachenblut, Bo- lus, Krebsaugen, Gräthen des Blackfisches, Hirschhorn, Elfenbein, Weinstein, aromatische und adstringirende Sub- stanzen sind. Vorzüglich rühmt er aber die Eibischwurzel. — Alle Zahnkrankheiten sucht er in ein System zu bringen. Von den drei Classen desselben enthält die erste alle jene Krankheiten der Zähne, welche aus äusserlichen Ursachen entspringen; die zweite Classe jene Krankheiten , welche die Theile der Zähne, die vom Zahnfache und dem Zahn- fleische umschlossen werden, ergreifen; die dritte Classe diejenigen, welche symptomatisch von den Zähnen veran- lasst weiden. ■ Qit fand er, dass, wenn ein Zahn der'ei- nen Seite cariös wrar, auch der ihm entsprechende auf der andern Seite cariös wurde, und also die Caries in Rück- sicht ihres Sitzes genaue Symmetrie befolgte. Da der Zahnmeissei, wenn er auch mit Gewalt auf die Zähne gestossen wird, und die beste Feile die Zähne nur wenig angreifen, so stimmt er der Behauptung derjenigen nicht, bei, welche eiserne und stahlene Instrumente für den Schmelz der Zähne als verderblich angeben. Er gibt acht 73 Arten von Feilen an, und um die Caries von den Zähnen Zu entfernen, bedient er sich ausserdem noch vier eigener, und zum Plombiren drei verschiedener Instrumente. Das Gold findet er zum Plombiren minder zweckmässig, als das Blei und Zinn, theils seines hohen Preises wegen, theils weil es sich nicht so gut an die Ungleichheiten der Höhlung anschliesst und nach denselben formt. Feines Zinn aber zieht er dem Blei, wegen der Schwärzung und kür- zeren Dauer des letzteren vor. Sein von ihm erfundener Pe- likan ist sehr weitläufig und genau beschrieben. Solcher Pe- likane muss der Zahnarzt wenigstens zwei haben , nämlich einen für die rechte Seite des Unterkiefers und die linke des Oberkiefers, einen zweiten für die linke Seite am Un- ter-, und die rechte am Oberkiefer. Zur Verfertigung künstlicher Zähne eignen sich in Er- manglung von Menschen zähnen, welche er jedem andern Knochen vorzieht, am besten die Zähne des Wall- rosses. Auch Ochsen-, Pferde- oder Mauleselzähne kön- nen dazu verwendet werden. Zur Befestigung solcher künst- licher Zähne soll man keinen Golddraht nehmen, weil er nachgebe und den Zahn nicht dauernd befestige, jedoch fin- den dabei Ausnahmen Statt, besonders dann, wenn meh- rere Zähne in einer Reihe eingesetzt werden. Zur Durch- führung des Fadens müssen mehrere Löcher durch jeden Zahn gebohrt werden. Besteht die künstliche Zahnreihe aus Mehreren Stücken, so werden dieselben an der inneren Seite durch eine Gold- oder Silberplatte zusammengehalten. Wird Cn künstlicher Zahn über einer zurückgebliebenen Wurzel befestiget, so muss diese vorher bis etwas unter das Zahnfleisch abgefeilt, und der Canal mit Blei ausgefiillt werden; ist aber dieser von der Caries erweitert, so wird der neue Zahn mit- telst eines Zapfens von Gold in derplombirten Wurzel selbst befestigt. Wc nn keine Zähne, sondern nur Wurzeln zur Befe- stigung der künstlichen Zahnreihe sich vorfinden, so wird diese mittelst pyramidenförmiger, schraubenartiger Zapfen an die letzteren festgemacht. Auch finden wir bei ihm die 74 Beschreibung eines künstlichen Oberkiefers, welcher mit Federn an ein goldenes oder silbernes Kunststück gefügt ist, welches mittelst zwei halber Zirkelbögen und zweier Ohre um die Zähne des unteren Kinnbackens gelegt wird. So ist auch ein doppelter Kunstkiefer beschrieben , wovon das obere an das untere Stück mittelst Federn vereinigt ist. Die Kunstzähne und Kunstkiefer lässt er von Schmelzarbei- tern mit künstlichem Schmelze überziehen. Der von ihm be- schriebene Gaumenstopfer (Obturator) aus Gold oder Silber mit zwei parallelen Flügeln und einem Gewinde oder Char- mere, welche mit einer Schraubenmutter u. s. w. festgemacht werden, ist sehr complicirt '). Yasse und Diest schrieben über die Gefahr tödtli- cher Blutungen nach Zahnoperationen a), und in Lavini’s Monographie ist nichts anderes bemerkenswert!!, als seine Erfindung einer elastischen Zange 3). Mit der Meinung Fauchard's in Betreff des Nutzens der Einschnitte in das Zahnfleisch beim beschwerlichen Zahngeschäfte stimmten Guisard 4) und H u r 1 o k 5>i überein. ' Der Zahnarzt B n n o n (f 1749) suchte ganz besonders d.e Furcht vor der Ausziehung der Augenzähne zu be- sch wichtigen , und zeigte , dass sie ihre Nerven vom unte- ren Augenhöhlennerven bekommen, der mit dem 4uge selbst in keiner Verbindung stehe «). Unter anderen Mitteln räth er heim Durchbruch der Zähne den Nacken , die Schultern, den Rucken und d.e Schenkel des Kindes so zu reiben ') Pierre Faucliard., le Chirurgien - deutistc. 2 Vol P . r-e i~oq 1746- L786. VoL Pans » A'2S- •) Fa,,' el Dies, haemorrhagi, c* dent. ev„ls. etc. Hal.e, 1735. 3, U,uu. trattato sopra 1, ,„a]iti da’ den« clc. Fiten7, lm b. Sprengel a. a. O. S. 318. 4) S. Sprengel a. a. 0. S. 316. ''J Ilarl°k > Pract- treat. upon deritition. London, 1742 ) Bunon, diss. sur un prejuge conc. les maus des dents des fern- es grosses. Paris, 1741. 75 dass man stets wieder von oben anfange und herunterfahre, Um auf diese Art den Andrang der Säfte nach den oberen Theilen zu verhüthen. Die Erosion der Zähne ist eine Krankheit, deren Entdeckung er gemacht haben will, und für welche wir im Deutschen keinen schicklichen Ausdruck besitzen, man könnte sie vielleicht Zernagung des Schmelzes nennen. Durch die Erosion werden die Zäh- Ue schon vor ihrem Durchbruche an ihrem Schmelze zer- stört, und die ersten grossen Backenzähne, die Hunds- und die Schneidezähne sind dieser Krankheit am häufigsten un- terworfen. Meistens ist dieses Leiden die Folge der Rö- theln, Blattern, bösartiger Fieber und des Scorbutes, wenn die Kinder zur Zeit des Durchbruches der Zähne von die- sen Krankheiten ergriffen werden. Beim Durchbruche der bleibenden Zähne sind jedoch benannte Krankheiten den Zähnen weniger gefährlich, als beim Durchbruche der Milch- zahne. Die Erosion erzeugt nicht nur die Caries, sondern ist auch als die Quelle der meisten Zahnkrankheiten anzusehen. Er unterscheidet hauptsächlich drei Arten des Weinsteines, einen schwarzen, einen citrongelben und einen braungelben, obwohl er noch einen r o t h e n und grü- nen angibt. An der Kinnlade eines drei bis vier Jahre alten Kindes sah er die Wände der Zahnfächer nach allen Rich- tungen ganz zersplittert, und schreibt diese Erscheinung der Unverhältnissmässigen Grösse der hervorbrechenden Zähne zu.— Die Gorrosion und Caries entstehen erst, nachdem die Zähne ausser dem Zahnfleische erschienen sind, da hin- gegen die Erosion sich an Zähnen offenbart, welche noch tu ihren Zahnfächerhöhlen und unter dem Zahnfleische ste- cken, und zwar manchmal sogar mehrere Jahre vor ihrem Krscheinen. Statt Zahnwurzeln empfiehlt er die Benennung ahnfüsse (jambes) '). ) Bunon, essay sur les maladies des dents. Paris , 1743. — Der- selbe: cxperiences et demonst. Paris, 1746. 8- 76 M outon schrieb 1746 die erste Monographie über die Art des Einsetzens künstlicher Zähne '). Joh. Gort er (-f* 17Ö2) machte die Beobachtung, dass zahnende Kinder in Folge der aus dem Zahngeschäfte ent- standenen Reizung häufig uriniren müssen, und bestätiget den nachtheiligen Einfluss der Kälte auf die Zähne. Die fau- lige Schärfe im Körper scheint ihm auch Ursache des un- reinen Mundes, des stinkenden Athems, des Verderbnisses des Zahnfleisches und der schwarzen, wackelnden Zähne zu seyn, so wie er auch glaubt, dass die saure Schärfe im Körper Stumpfheit der Zähne bewirke 5). Auch Heister, Professor zu Helmstädt, liefert uns in seinem bekannten Werke einen Beitrag zur Zahnheil- kunde. Besonders verdienen seine Vorschriften bei Behand- lung der cariösen Zähne beachtet zu werden. Er lehrt hohle Zähne mit einer Nadel oder einem Zahnstocher gut auszureinigen, und sie dann mit warmem Wachs oder Ma- stix auszuföllen , und wenn die Caries nur oberflächlich ist, dieselbe mit der Feile zu entfernen. Sind aber die Mahl- zähne, besonders in ihrer Mitte, von der Caries ergriffen, so ist es, seiner Meinung nach, am besten , die Höhle mit Gold- oder Bleiblättchen, oder einem passenden Stücke Blei ganz auszufiillen. Kann man schmerzhafte, hohle Mahlzäh- ne nicht gehörig reinigen, so ist das Eintropfen des Nel- ken-, Zimmt- oder Guajakholzöhles oder des Vitriolgeistes nützlich; denn dadurch werden nicht nur die Unreinigkei- ten zerstört, sondern auch die Schmerzen gemildert. Soll- ten diese Mittel nichts fruchten, so soll man das Glüheisen anwenden , oder den Zahn ausziehen. Heftige, keinem Mit- tel weichende Zahnschmerzen, können durch Scarification des Zahnfleisches, wie schon Plinius (lib. 32. cap. 7.) an- ') Mouton, essai d’odontotcclmicjue. Paris, 174(5. ’) Joann. de Gurter, de perspiratione inseusibili. Patavii, 1748. 4. et Ejusdeni: Medicinae compendium iw usum exercitat. dornest, digestum. Francofurti et Lipsiae, 1749. kl. 4. 77 merkte und die Erfahrung bestätigte, durch das am Zahne selbst oder am Gegenbacken angebrachte Glüheisen, durch das Einschneiden des Gegenbackens, oder wie Schelhamer will, durch heftiges Zusammendrücken des Zahnes mit den Fingern, oder endlich durch das Ausziehen desselben gehoben werden. Nun folgen die gewöhnlichen Anzeigen zur Ausziehung der Zähne. In Betreff der schick- lichen Stellung des Kranken während der Operation ist zu beobachten, dass, wenn der Zahn in der unteren Kinnlade ist, der Patient sich auf einen niedern Stuhl oder auf den Boden setzen müsse; befindet er sich aber im Oberkiefer, derselbe auf einem höheren Sessel oder auf einem Bette Platz nehmen solle. Der Wundarzt suche überdiess den Zahn gerade auszuziehen, und bewege ihn dabei, wie ei- nen Nagel an der Wand, hin und her, bis er heraus ist. Zum Ausheben der Bruchstücke und Wurzelp dient nebst anderen Instrumenten auch der Geissfuss. Gegenanzeigen des Zahnausziehens scheinen ihm die Schwangerschaft, die Ge- schwulst und Entzündung des Zahnfleisches und der nahen Gebilde zu seyn , da hierdurch leicht grösserer Schmerz , Vermehrte Entzündung und selbst gefährliche Blutung ent- stehen kann. Um künstliche Zähne rein zu erhalten, räth er sie des Nachts auszunehmen, und sie des Morgens erst tiach geschehener Reinigung wieder einzusetzen. Die Epuliden theilt er in schmerzlose und schmerzen- de ein, welche letztere manchmal in Krebs übergehen. Das schnellste Hülfsmittel dagegen ist die Exstirpation durch Un- terbindung, oder durchAusschneiden mit der Schere, oder dem Sealpelle. Sitzen sie mit einer breiten Fläche auf, so wendet Ätzmittel an, vorzüglich das ol. tart. p. deliquium, oder die Auflösung des Ammoniaksalzes. Stärkere Ätzmittel sind wegen leicht folgender Entzündung und Beinfrasses, so wie Wegen der Gefahr des Verschluckens, zu vermeiden. Eine lässige auf die Operation folgende Blutung ist von Nu- tzen ? wird sie jedoch zu stark, so muss dieselbe mit rothem Wein, oder mit Oxycrat und etwas Alaun gestillt werden. 78 Nach gestillter Blutung wird das ol, myrrhae per deliquium, oder die Myrrhen-Essenz mit Rosenhonig, täglich bis zur Heilung über die Wunde gestrichen. Ist etwas vom Aus- wüchse zurückgeblieben, so muss er wiederholt mit obigen Mitteln, oder durch den blauen Vitriol entfernt werden. Obwohl das Glüheisen hier von Vielen gelobt wird, so ist es unbequem anzuwenden und vei-ursacht grosse Schmer- zen, daher es nur im äussersten Falle anzuwenden ist. Paruliden erfordern, wenn sie noch im Entstehen sind, vorerst eine Blutentleerung, und den Gebrauch zertheilen- der Mittel. Hiezu dienen die Absude des Chamaemelum, der Salbei, der Hollunderblüthe als Mundwasser, dann Säck- chen mit ähnlichen Kräutern gefüllt, Meldotenpflaster, oder das einfache Diachylumpflaster mit Kampfer, oderein blos- ses warmes Tuch auf die Wange als Umschlag gebraucht. Diese örtliche Behandlung muss durch innerliche schweiss- treibende und zertheilende Mittel unterstützt werden. Lässt sich die Geschwulst nicht zertheilen, so finden erweichen- de Mittel, Eibisch, Pappeln, Himmelbrand, Feigen und ähnliche in Milch gekochte Mittel, nebst erweichenden Um- schlägen , ihre Anwendung. Eine halbe, auf Kohlen gerü- stete Feige innerlich über die Geschwulst gelegt, ist hier sehr nützlich. Sobald aber die Weiche der Geschwulst den Eiterherd anzeigt, so muss sie durch einen Einschnitt ge- öffnet werden, selbst wenn sie noch nicht ganz erweicht wäre, damit der durch längere Zeit eingesperrte Eiter den Knochen mcbt ergreife und eine Fistel erzeuge. Man drückt alsdann den Eiter mit den Fingern gut aus, und lässt die Wunde mit warmem Wein oder einem Absude der Agrimo- me oder des Johanniskrautes (hypericum), mit Rosenhonig ausspuhlen. Ist jedoch der Abscess tiefer gedrungen, so muss die Öffnung mittelst einer Spritze ausgereiniget wer- den. Wenn ein Fistelgang zugegen, mit dem oft Caries vergesellschaftet ist, so muss nach gemachten Einspritzun- gen das ol myrrh. p. deliqu., oder das elix, proprietatis por- Uuncula eingebracht werden, um das Geschwür zu reini- 79 gen und zur Vernarbung zu bringen. Wäre aber diese Be- handlung ohne den gewünschten Erfolg geblieben, so müss- te die Fistel aufgeschlitzt, und vor allem der Caries durch Arzeneien , oder auch durch die Raspel und das Glüheisen, Gränzen gesetzt werden ’). Wer kann in dieser Krankheits- heschreibung und Behandlung den Meister in seiner Kunst Verkennen? — Die Fälle, welche [uns der berühmte französische Wund- arzt le Dran aufbewahrt hat, verdienen hier in so fern ei- ner Erwähnung, als man in der angegebenen Behandlung rationelles Verfahren und einen richtigen diagnostischen Blick erkennen muss a). Cheselden spricht mit vieler Achtung über Co w- per, und seine Beschreibung und Behandlung der Krankhei- ten der Hyghmorshöhle, ohne sich übrigens mit deutlicher Auseinandersetzung der Operation zu befassen, noch auf einen bestimmten Rath zu ihrer Nachahmung einzulassen j). Mit kecker Hand und glücklichem Gelingen wandte Garengeot 4) das Glüheisen in einem Falle an , wo alles Verloren schien, und C. G. Frege 5) bediente sich zur Stil- lung heftiger Blutungen nach herausgezogenen Zähnen des Ernpl. Pamphilü. Runge °) macht auf die furchtbare Aus- dehnung der kranken Hyghmorshöhle aufmerksam. H eu er- 'Hann 7) lehrt zwar nur das Bekannte über Zahnkrankhei- ') Laurentii Heisteri, institutiones chirurgicae. Amstelodami, 1750- 4- Pars II. cap. LXXIX. p. 642- et seq. *) H. F. Le Dran, observations de Chirurgie. Paris, 1751. 8. T. I. Obs. III. IV. V. VI. VIII- — H. Fr. Le Dran, consultations sur la plüpart des maladies du ressort de la Chirurgie. Paris , 1765- 8- pag- 4, 7, 11, 14, 195, 197, 233, 260 et 407. 3) William Chcselden, the Anatomy of the human body. London, 1730- 8. p. 22. ') Memoires de la Chirurgie. Tom. V. *) Act. natur. curiosor. obs. 118. J) L. H. Runge, diss. de morb. praec. sinnum. Rintel. 1750- ') G. Heuermann, Abhandlung von den vornehmsten chirurg. Ope- rationen. Kopenhagen, 1754. 1757. 3 Thle. 8. 80 ten, ist aber kein ängstlicher Operateur, und der erste, welcher jede Vorbereitung vor der Operation des Zahn- ausziehens für unnöthig erklärt. Jan ke und Schmiedel') sind Verfechter der Methode, beim schweren Zahnen Ein- schnitte in das Zahnfleisch zu machen. Weitläufig lässt sich Lecluse über das Verhalten wäh- rend des Zahngeschäftes der Rinder aus. Er empfiehlt den Kindern einen krystallenen Zapfen in die Hände zu geben, sobald sie die Finger öfters in den Mund zu führen an- fangen , wodurch sich das Hervorbrechen der Zähne kund- gibt. Bei sehr zähem Zahnfleische und bedeutenden Zufäl- len macht er auch die empfohlenen kunstgemässen Einschnit- te , eifert zugleich gegen das Vorurtheil, die Augenzähne nicht ausziehen lassen zu wollen, und empfiehlt ganz beson- ders sein Zahnelixir, das er (auf eine, jeden gebildeten Arzt erniedrigende Weise) , sammt. seinen zubereiteten Schwäm- men , Zahnpulvern , Wurzeln , Opiaten und neuerfundenen Zungenschaber dem Publicum feil biethet 2). Der Reim eines jeden Zahnes ist, nach einer späteren Schrift Lecluse’s, in einer blasenartigen Membrane einge- schlossen, welche zart, porös und sehr gefässreich ist. Die- ser Reim erzeugt an der äusseren Oberfläche der Membrane eine Flüssigkeit (an suc), welche sich verknöchert und das Email bildet. Auf dieselbe Weise bildet sich eine zweite Lage, welche sich an die erste anlegt, und zwischen der ersten und der Membrane des Keimes abermal verknöchert; diese Lagen nehmen in gleichem Verhältnisse mit dem Wachsthume des Zahnes zu. Die Membrane selbst aber ver- liert dadurch an Volumen in demselben Verhältnisse als sie die schleimige Materie durch ihre Poren durchlässt, um im- mer neue Lagen zu bilden, bis sie endlich nur mehr ei- nen verhältnismässigen Raum für die ernährenden Gefässe ') Janke> de ossibus maudibulae pueror. septennium. Lipsiae, 1751- — Schmiedel, de dentitione. Erlangac, 1751. s) Lecluse, traite utile au public. Nancy, 1750. 8. 81 übrig lässt. Bei ihm finden wir eine kurzgeiasste, aber ge- naue Anatomie des Mundes. Gegen Martin, welcher den Milchzähnen dip Wurzeln abspricht; gegen Geraudly, 'velcher annimmt, dass der zweite Keim den Milchzahn beraustreibt; gegen Bunon, welcher die allmählige Abnü- tzung der Milchzahnwurzeln als die Ursache des Zahnwech- sels aufstellt, und gegen F auchard, wie oben angeführt, nimmt er, gestützt auf häufig gemachte anatomische Unter- suchungen, an, dass zwischen den Wurzeln der Milchzähne Und dem Keime der bleibenden eine sehr zarte knöcherne Lamelle sich befinde, welche er, da sie allmählig dicker wird, als die Ursache des Absterbens und endlichen Ausfallens der Milchzähne betrachtet. Auch nimmt er noch die durch das Lockerwerden der ersten Zähne verursachte Reibung als mit- wirkend an. Aus demselben Grunde erklärt er ebenfalls, war- um bei cariösen Milchzähnen der Schmerz minder ausgebrei- tet, als bei den bleibenden sei. Ungleich gewachsene Zähne der Kinder sollen erst nach ihrem sechszehnten Jahre ausge- glichen werden, den Fall ausgenommen, wenn sie früher ca- tios würden. Fr beschreibt die Zahnfliisse (ßuxions) sammt ihrer Heilung, und macht es Fauchard zum Vorwürfe, dass er es in seinem Werke unterlassen habe. Gegen Mou- *°n macht er noch mehr Ausfälle. Nebst seiner Erfindung eiUes Zungenschabers, schreibt er sich auch die rUng des englischen Schlüssels und anderer Instrumente zu, 'v°runter der seinen Namen führende Hebel zur Ausziehung Qer Weisheitszähne ein vortreffliches Instrument ist. Holde ausgerissene Zähne füllte er mit Blei aus, und setzte sie in der Überzeugung wieder ein, dass sie festwüchsen '). Dieselbe Ansicht theilte mit ihm auch G er au dl y, "elcher es sehr leicht fand, hervorragende Vorderzähne durch Stahl-, Silber- oder Goldblättchen gehörig zu ord- llen> Seine Meinung , dass die Keime der bleibenden Zähne ) Leeluse, nouveaux elthnens ü’odontologie. Paris, 1754- 8- 82 die Milchzähne nach und nach herausdrängen, haben wir schon oben angeführt '). Von überzähligen Zähnen will P. Pfaff einige Beob- achtungen gemacht haben, welcher auch glaubt, dass die poröse Substanz der Zähne durch den anhaltenden inneren Gebrauch der Färberröthe und anderer färbenden Substan- zen , die Farbe der letzteren annehme; eben so bemerkt er, dass alleKnochen des Körpers von ihrer Mitte, und nur die Zähne von ihrer Oberfläche, nämlich dem Schmelze, ihren Wachsthum beginnen. Das schwere Zahnen stellt sich nach ihm nur bei solchen Kindern ein, welche eine an ge erb- te Disposition dazu haben. Auch er spricht den ersten Zähnen eigentliche Wurzeln ab; nach ihm sollen sie bloss kleine längliche Spitzen haben, welche den Wurzeln ähnlich sehen. Von einem zweimaligen Zahnwechsel führt er einige Beispiele an, wornach die vier unteren und oberen bleiben- den Schneidezähne zwischen dem siebenten und eilften, und zwischen dem siebenten und dreizehnten Jahre des Lebens abermals gewechselt haben sollen. Einige Milchzähne wech- seln bisweilen gar nicht, und sind doch von Dauer, doch trage sich dieses selten zu. Bei einigen Kindern wechseln auch die kleinen Backenzähne, die grossen aber nur selten; in sehr seltenen Fällen wechsle auch der erste grosse Ba- ckenzahn. Auch führt er nachstehende interessante Grab- schrift aus den anatomischen Tabellen des Kulmus S 32: «Decanus in Kircliberg, sine dente canus , ut anus Iterum dentescit, ter juvenescit, hic requiescit.» als Beweis der sich verjüngenden Naturkraft an. Gegen die Sucht der Zahnärzte , sich durch Schnelligkeit in ihren Operationen hervorfuthun, eifert er mit vollem Rechte. Un- ter allen blutstillenden Mitteln bei Blutungen nach Zahnope- rationen hat. er den T e rpenthi n geist a!s das bewährte- ste erfunden , welches ihn nie verlassen habe. Er steckt da- *) Geraudly, Abhandlung von den Zalinkranklieiten u. s. w. Au® dem Franz. übersetzt. Strassburg, 1754. 8. 83 bei ein in diesen Geist getauchtes Charpickügelchen so tief als möglich in das Zahnfach, darüber bringt er gekautes Löschpapier oder trockene Charpic, welche der Patient durch das Schliessen der Kinnladen selbst fest andrücken muss. Bei dieser Gelegenheit erklärt er sich entschieden ge- gen das Cauterium actuale, weil es die heftigste Entzün- dung errege. Auf eine bescheidene Art stellt er die Fra- ge auf: »Sollte nicht die näh e r e Na chb a r sch af t des obersten Kinnbacken mit den scharfen, in der Nase abgesonderten Feuchtigkeiten daran Schuld seyn, dass die Zähne der obersten Kinn- lade ehe als die Reihe der untersten von dem Brande angegriffen werden?« —Bei idiopathischen Zahnschmerzen, deren Ursache der entblösste Nerve ist, wen- det er zwar das Brenneisen an , jedoch mit möglichster Be- hutsamkeit, um nicht ausser den unerträglichsten Schmerzen auch Entzündungen und Geschwüre zu erregen. Zum Plom- hiren nehme man gewöhnlich geschlagenes Blei, welches von allen ihm anklebenden Unreinigkeiten mit einem Messer zu- erst gereiniget worden ist. Das äussere bläuliche Wesen des Bleies soll ein corrosives Gift für die Zähne seyn. Desswe- gen ziehe man das Gold vor, welches das feinste Ducaten- gold seyn müsse. Anfangs machte man die künstlichen Zähne aus Silber oder Per 1 enmutter, nachher aus Elfenbein °der Rindsknochen. In der neueren Zeit fiel man darauf, sie a,ls Kupfer zu bilden, und darauf ein zartes Email zu Ragen, die meisten aber werden aus den Zähnen des Nilpfer- des gemacht. Seine Art, künstliche Zähne zu setzen, Gebis- Se zu verfertigen u. s. w., ist übereinstimmend mit jener der bereits von uns erwähnten französischen Zahnärzte. Die Ver- besserungen , welche er bei den Zahninstrumenten vorge- mmmen hat, sind sehr zusammengesetzt, unpassend, und Gl manchen die Anwendungsart gar nicht begreiflich ) Philipp Pj'nffAbhandlung von den Zähnen des menschlichen K‘>«'pers und deren Krankheiten. Berlin , 1756. 8- 84 Im Jahre 1757 schrieb in Deutschland zuerst J. Ch. Schaffer eine kleine gründliche Abhandlung, worin be- wiesen wird, dass die Würmer in den Zähnen ein Unding seyen, und dass die sogenannten Zahnwürmer, welche nach Räucherungen mit Judenkirschen und Wachs aus den Zäh- nen niederfallen sollen, nichts weiter als die durch die Gluth flüchtig gewordenen Keime von den Samenkörnern der Ju- denkirsche seyen ‘).Wir haben übrigens oben bei Schenck gesehen, dass Hollerius der erste war, welcher diese Entstehungsart der Würmer aus dem Bilsenkrautsamen nach- wies. In demselben Jahre jedoch beschrieb noch Dufour einen aus einem kranken Zahne gezogenen Wurm , und be- merkt hiebei, dass er sich von denjenigen gänzlich unter- scheide, welche An dry unter dem Namen vers dentaires beschrieben habe 2). Ol. Acrel glaubte, dass den Epuliden immer eine Knochcmerderbniss zum Grunde liege, und thcilt uns die Geschichte einer sehr merkwürdigen Behandlung bei einer Krankheit der Ilyghmorshöhle mit, wo Einspritzungen mit verdünnter Schwefelsäure mit Erfolge gemacht wurden ). Scarificationen des Zahnfleisches bei Zahnschmerzen, im Scorbute und anderen AfTectionen desselben, empfahl R au in einer Abhandlung 4), wobei er bemerkt, dass die- ses Verfahren schon bei den Ägyptern im Gebrauche war. Das erweichte Wachs zur Stillung gefährlicher Blutun- gen aus den Zahnfächern empfahl Bellocq, und M uz eil stillte eine solche lebensgefährliche Blutung mit in die Zahn- höhle eingebrachtem Pressschwamme °). *) J. Ch. Schaffer, IV. Die eingebildeten Würmer in Zähnen. Re- gensburg , 1757. 4- a) Recueil pcriodiquc d’observations de Medecine, Cbir., Pharm, etc. Par Vandermonde. Tom. VII. Paris, 1757. p. 256. 8. 3) S. Sprengel a. a. 0. II. Tbl. 8. 324. 4) Wolfg. Th. Rau} comment. de scarilicatione gingivarum in nov. act. Acad. nat. cur. Tom. 1. Norimbergae, 1757. 4. p. 53. ap- pendicis. 5) S. Sprengel a. a. O. II. Thl. S. 327. 85 Eine sehr interessante Schrift nach Fauchard’s Grundlage erschien nun von Bourdet. Nach ihm befin- det sich der Keim der Zähne in eigenen blascnfiörmigen Memb ranen. Indem diese an Volumen zunehmen, erwei- tern sich die Knochenwände der Kinnladen, in denen sie eingeschlossen sind , und in dem Verhältnisse, in welchem sich der Keim verknöchert, dehnt sich die Blase mehr aus Und heftet sich fester an denselben an. Die zuerst sich bil- denden und verknöchernden Lagen der Zähne sind die äus- seren der schwammigen Körper. Sobald zwei oder drei sol- che Lagen sich gebildet haben, setzt sich auf das Äussere des Zahnkörpers ein Knochensaft an , welcher beiläufig die- selbe Ordnung und dieselben Fortschritte in der Verknö- cherung hält, wie bei den schwammigen Körpern erwähnt 'vurde. Dieser Knochensaft, welcher in den Zellen der Mem- brane, die den Keim umgibt, enthalten ist, deckt nach und Uach den Körper des Zahnes, an welchem er sich in dem Verhältnisse verhärtet, als das Innere der Zähne sich mit Ueuen Lagen umkleidet. Diess ist der Schmelz der Zähne.— Die festen Körper (hocket), welche man den zahnenden Kin- dern zum Kauen gibt, verwirft er als schädlich, und die er- reichenden Mittel findet er ganz unwirksam. Allen diesen •Mitteln zieht er das Jus de Citron vor. Man weiss, sagt er, dass die Milchzähne im sechsten oder siebenten Jahre wech- Seln, und dass dieser Wechsel mit dem vierzehnten oder fünfzehnten Jahre vollendet ist. Manche Menschen aber be- halten die Milchzähne bis zu einem vorgerückteren Alter. Sie assen sich dann genau von den bleibenden unterscheiden, da sie glatter, weniger weiss, oft bläulichweiss und stets kür- 2(>r als die bleibenden sind. Die ersten Hundszähne sind we- Iu§cr dick als die bleibenden , und nur wenig zugespitzt, hhe ersten Mahlzähne hingegen sind dicker und weniger als die zweiten, ihre Kronen sind glatter und geeb- uctor, als jene derbleibenden, welche zwei Spitzen haben. älter die Milchzähne werden, um so mehr verlieren sie an S°hdität und Weissc. Den dreimaligen Wechsel eines 86 Hundszahnes will auch er beobachtet haben. Wenn bei hei- lig schmerzenden Zähnen die Ursache davon bloss in den Nerven liegt, so luxirt er den Zahn mit seinem Pelikan, um die nervösen Parthien abzureissen, und reponirt dann im nächsten Augenblicke den Zahn wieder mittelst des Fingers. Unordentlich stehende Zähne renket er auf eine ähnliche Weise aus und bringt sie dann in Ordnung. Hohle Zähne, wenn sie übrigens dazu geeignet sind, zieht er aus, plombirt sie und setzt sie wieder ein; wenn aber das Zahnfach dabei etwas beleidiget worden ist, so setzt er den Zahn, um das verletzte Zahnfach gegen alle Lufteinwirkung zu bewahren , sogleich wieder ein , und plombirt ihn dann erst. Da jedoch M o u t o n’) schon 174Ö zur Stillung heftiger Zahnschmerzen vorgeschlagen hatte, den Zahn so locker zu machen, dass dadurch der Nerve ausgedehnt werde, was er für eine schnellere, weniger schmerzhafte, und vielleicht neue Operation ausgab ; so machte man B o u r d e t den Vorwurf, seine von ihm angepriesene Luxation scy von Mouton ent- lehnt. Er vertheidiget sich aber dagegen, indem erzeigt, Mouton habe durch seine Operation bloss die Ausdehnung (cletcnsion) des Nervens bezweckt, er aber bringe dessen Zer- reissung hervor. Solchen, welche mit den Zähnen im Schlafe stark knirschen, empfiehlt er, um die schädliche Aneinander- reihung der Zähne zu verhindern, des Nachts den von M ou- ton erfundenen goldenen Deckel (calotle d'or) anzuwen- den. Auch wendet er bei stark hervorragender unterer Kinn- lade zwei Platten an, welche allen Unebenheiten der Zäh- ne angepasst sind, und welche man sogar während des Es- sens beibehalten könne. Bei Abscessen in der Zahnhöhle bohrt er den Zahn mit dem Trepane an, um der Jauche Auslluss zu verschaffen, und ist der irrigen Meinung, dass Fauch ard der erste gewesen sey, welcher vom Trepani- ren der Zähne gesprochen habe. Den von ihm erdachten *) Biss, sur les dcuts artificiclles a. a. O. p. 122. 87 Pelikan beschreibt er weitläufig, und stellt das Ganze über künstliche Zähne, Gebisse, Obturatoren u. s. w. fleissig zu- sammen '). Bei Krankheiten derMaxillarhöhle empfiehlt Bourdet vielem Eifer in einer eigenen Schrift die Anwendung des Gliiheisens 2) , und in einer Abhandlung über die Pfle- ge der Zähne ertheilt er dem Zahnarzte Capuron das eh- rende Lob , dass sich noch Niemand gleich ihm es sich so habe angelegen seyn lassen, die Zähne so lange als möglich Zu schonen. Wenn der spitzige Hundszahn zuletzt, hervor- kommt, so findet er oft keinen Platz mehr, und wächst nach aussen. In diesem Falle zieht er den kleinen benachbarten Backenzahn aus, und der Hundszahn rückt von selbst allmäh- Üg in die Lücke des ersteren und füllt sie aus. Doch räth er ebenfalls den kleinen Backenzahn der anderen Seite heraus- zuziehen, damit der halbe Zirkel des Kinnbackens zu beiden Seiten des Mundes gleichförmig werde. Wenn die Kinnladen einen zu grossen Bogen bilden , und der halbe Zirkel einer jeden Kinnlade keine gefällige Gestalt zeigt, so muss eben- falls der kleine Backenzahn auf jeder Seite herausgenommen 'verden. Dadurch erhält die Kinnlade eine bessere Gestalt, Und der Halbzirkel mehr Regelmässigkeit. Der Ausbildung eines zu spitzen Kinnes steuert er dadurch, dass er den so gestalteten Kindern in ihrem siebenten Jahre auf jeder Sei- den ersten grossen Backenzahn im Unterkiefer entfernt, Welcher um diese Zeit hervorbricht. Dadurch wird die uil- lere Kinnlade kleiner, während die obere ihre Grösse be- halt, und sich sogar, vermittelst der grossen Backenzähne, üie ungefähr im dreizehnten Jahre zum Vorschein kommen, n°ch weiter ausbreitet. Aufdieses ganz neue Verfah- rcn wurde Bourdet durch Capuron geleitet, welcher darüber ein eigenes Werk zu schreiben willens war. Seine ) Bourdet, recherches et observ. sur toutes ies part. de l'art du Dentiste. Tom. 2- Paris, 1757- 8- ) derselbe: sur les dcpöts des sinus rnaxil. Paris, 1764- 88 übrigen Vorschriften, welche er zur Erhaltung der Rein- lichkeit. im Munde ertheilt, verdienen alle Berücksichtigung und Anerkennung ')• Um das Jahr 175Q fing Jourdain, der unter unsere gefeiertesten Namen gehört, an, öffentlich seine Ansichten und Beobachtungen über die Zahuheilkundc herauszugeben. Indem wir spater noch auf seine Leistungen öfter zuriiekkom- men müssen, so bemerken wir hier nur, dass er um diese Zeit sowohl die Beschreibung eines von ihm verbesserten Pe- likans, als eines Instrumentes, um nach innen wachsende Zähne gerade zu richten, bekannt machte ’)• Bald darauf gab er eine kleine Abhandlung über die krankhaften Ansammlun- gen in der Hyghmorshöhle, die Brüche und den Beinfrass der Kinnladen heraus, worin ei abermal seinen Porte Eqtiarris- soir empfiehlt 3).-Lamourier und Rüssel machten ih- re Ansichten über die Behandlung der kranken Iiyghmors- höhlen in den Mem. de VAcad. de Chir. Fol. IV. bekannt, wo man noch mehrere einzelne hieher gehörige Beobachtungen, besonders von Polypen in der Kieferhöhle findet, welche alle Th. Bor den ave sammelte, und in einer eigenen, in dem- selben Werke befindlichen Abhandlung zusammenstellte. Ov eigrün gab den Mussbrauch der zu stark gezuckerten Thee- und Raffehgetränke als Ursache der häufigen Zahn- caries an, und bewies, dass die Zahnwürmer nichts als Sa- men des Bilsenkrautes wären 1). — Bei einer Kranken mit gespaltenem Rückgrate beobachtete Trew, dass mehre- re Zähne beider Kiefer zweimal wechselten, daher auch der vordere Theil des Oberkiefers mehr als gewöhnlich er- hoben war J). An sei in machte eine Bandage zur Stil- ’) Bourdet, soms faciles pour la proprete de la bouche et pour Li conservat. de dents. Paris, 1759. 12. ’) Journal de Medeciae. Paris, 1759. Vol. X. p. 47 et 148. 8- 3) Jourdain, traite des depots daus le sin. maxill. etc. Paris, 1761. 8. Nov. act. nat. curios. Tom. II. Norimbergae , 1761. obs. XLVL et XLIX. p. 178 et 191. c) A. a. O. Obs. C. p. 399- 89 Jung einer Mundhöhlenhämorrhagie bekannt '), und in England ward eine neue Zange zur Ausziehung fester Vor- derzähne empfohlen, welche eine günstige Aufnahme fand. Diese Zange hat gekrümmte Branchen, welche am Vereini- gungspuncte beweglich sind, und sich so um ihre Achse drehen, dass sie bei jeder Drehung in gleicher Richtung bleiben. Die Stütze wird auf den nächsten Zahn angesetzt, der als Ruhepunct dient 5). Um diese Zeit wurde auch der Magnet zur Stillung der Zahnschmerzen von Teske empfohlen 3). — Glaub- recht läugnete zwar die Wirkungen des Magnetes nicht, behauptete aber, dass die Zahnschmerzen darnach noch hef- tiger wiederkehrten Q. — Pasch schrieb der Kälte diesp Wirkung des Magnetstahles zu, und unterstützte seine Be- hauptung damit, dass sich mit einem früher in der Hand erwärmten Stahle keine Wirkung erzielen lässt. Eine stäh- lerne Spatel brachte so, wie der gerühmte Magnet, dieselbe Wirkung hervor. Wirkt aber der Magnetstahl mittelst sei- ner Kälte, so lassen sich nebst den guten auch die bösen Folgen erklären, welche keineswegs selten seyen, und in Vermehrung der Schmerzen , Entzündung, Geschwulst, und selbst Zuckungen bestünden. Pasch machte auch die be- sondere Beobachtung, dass bei einer tauben Magd beim Durchbruche des Weisheitszahnes das Gehör auf derselben Seite wiederhergestellt wurde. Die Heilung des Zahnwehes durch Quetschung des nervus irifraorbitalis verwirft er, da sie meistens ohne Erfolg und mit heftigen, oft gefährlichen Eolgen verbunden wäre 5). *) Journ. de Med. Cbir. Ph. etc. Tom. XIII. Paris, 1760* p. 433. 3) S. Sprengel a. a. O. S. 336* 3) J- G. Teske, neue Versuche zu Guren von Zahnschmerzen mit- telst eines magnetischen Stahles. Königsberg, 1765. Glaubrecht, diss. de odontalgia. Argent. 1766- ) Pasch, Abh. a. d. Wundarz. von den Zahnen u. s. w. Erster Theil. Wien , 1767. Tim aus von Güldenklee rühmt gegen Zahn- schmerz aus eigener Erfahrung eine kleine sotirella, die tro- chisci odontalgici Mynsichti, und eine besondere Opiat- Zahntinctur ')• Diess ist in so fern bemerkenswerth, als Gülden klee der erste ist, welcher gegen Zahnschmerzen die Wirkung eines Insectes angibt. Dass es in manchen Fällen vortheilhafter sey, in die kranke Hyghmorshöhle durch die Nase einzuspritzen, be- strebte sich Jourdain zu erweisen J) , und C o n d a m ine strich auch in Frankreich die Wirkung des Magnetes auf schmerzende Zähne heraus 3). Der von A. Portal angefochtene bisherige Glaube, dass frisch ausgezogene und schnell wieder eingesetzte Zäh- ne wieder fest wüchsen, ward durch Gräbner abermal gerechtfertigt. Auch will Gräbner nicht, dass ein Zahn- arzt sich durch Unwahrheit das Vertrauen der Kinder verscherze. Sein Zahnkalender ist später von Anderen als eigene Erfindung ausgegeben worden. Die- ser zeigt auf einer Kupfertafel beide Kinnladen mit allen zwei und dreissig Zähnen (obschon doch nur zwanzig wech- seln) , welche durch querlaufende Zwischenlinien abgetheilt sind, um bei Kindern den jedesmaligen Wechsel eines Zah- nes darin anmerken , und sich somit vor Irrthum bewahren zu können 4). Gegen die Eitergeschwülste am Zahnfleische empfahl B o tot als vorzügliches Mittel das Kampferöhl s). Ru eff machte bei einem vierzigjährigen Manne die be- sondere Erfahrung, dass dieser nach der Anwendung des Rauches von Bilsenkrautsamen bei einem heftigen Zahn- ') Tralles Sect. IV. de usu opii. pag. 175- In appendice Tom. III. nov. act. nat. cur. Norimb. 1767. pag. 235. 3) Journ. de Med. 1767. p. 52 et 157. 3) Journ. de Med. 1767- p. 265. 4) Gräbner s Gedanken über das Hervorkommeu und Wechseln der Zähne u. s. w. Langensalza , 1768- p. 64- 5) Journ. de Med. Vol. XXXII. XXXVIII. 1769, 1772. schmerzen zwar den Schmerz verlor, mit ihm aber auch seine Mannheit, welche jedoch später von Rueff wieder hergestellt wurde. Er macht uns bei dieser Gelegenheit auf den merkwürdigen Nervenconsensus aufmerksam '). Der Magnet gehört nach Berdmore in eine Classe mit den Zaubereien und Besprechungen. Sehr interessant Und neu sind seine Versuche über die Wirkung der Säuren auf die Zähne. Salpetersäure zerstörte nach ei- ner Viertelstunde den Schmelz ; Salzsäure beinahe eben so schnell , nur macht sie auch die inneren Theile missfärbig; Vitriolsäure machte die Zähne sehr weiss, und in drei oder vier Tagen war noch nicht viel von ihnen aufgelöst, aber der Schmelz wurde rauh, und Hess sich leicht mit dem Mes- ser abschaben 2). Über diesen Gegenstand hat später auch Kemme sehr merkwürdige Versuche angestellt 3). A. Brunner äussert bei der Lehre von der Bildung der Zähne die Meinung, dass die Knochensubstanz mittelst des eigenen Zahngefässes, die Glassubstanz aber durch die Gefässe des Balges hervorgebracht werde. Er pflichtet der Behauptung seines Gönners, des Freiherrn van Swieten, bei, dass die Milchzähne keine Wurzeln hätten, aber die Fähigkeit erhielten, Wurzeln auszutreiben, sobald sie nicht zu gehöriger Zeit auslielen. Er nimmt vier undj zwanzig Ich zäh ne an. Wenn der wachsende Milchzahn seinen Falg allmälilig ausdehnt und die Zahnzelle erweitert, so wird dadurch das Zahnfleisch gespannt und in die Breite gezo- 8en , flas lumen der Gefässe verringert, und der Durchgang des rothen Bestandtheiles vom Blute zum Theile gehemmt; es scheint der Ort ganz weiss zu werden , welches Manche ein Zeichen des darunter liegenden Zahnes halten, und daher bei hinzukommenden Zuckungen u. dergl. Einschnitte 91 ) Nov. act. nat. cur. Tom. IV. Norimb. 1770. Obs. LIX. p. 294. ) Berdmore’s Abh. v. d. Krankheiten der Zähne u. s. w. Alten- 3 burg> 1771. ) Kemme, Zweifel und Erinnerungen wider die Lehre von der Er- D«hru'ng der festen Theile. ohne allen günstigen Erfolg machen; überdiess verursacht der kleinere Ast, der aus dem Kinnloche kommenden Schlag- ader, welcher bis zur Symphyse der Kinnlade geht, bei der geringsten Verletzung oft eine gefährliche Blutung. Es ge- schieht auch manchmal, dass die Wurzel mit dem Zahnkäst- chen zusammenwächst. Bei schwerem Zahngeschäfte ist das Einschneiden des Zahnfleisches nur dann angezeigt, wenn die gefährlichen Zufälle vom durchbrechenden Zahne herriihren, wenn das Kind sehr sensibel, das Häutchen über dem Zah- ne gehoben, gespannt und roth ist, grosse Schmerzen ver- ursacht, wenn heftiges Fieber zugegen ist, Zuckungen sich ankündigen, oder endlich wenn mehrere Zähne auf ein- mal auszubrechen beginnen. Den Gebrauch des Wolfszah- nes und anderer harten Körper verwirft er, da ihre Wir- kung immer nur Quetschung des Zahnfleisches ist welche entweder Brand oder Nervenzufälle verursachen kann und das Hinderniss des Durchbruches nie ganz zu heben ver- mag, indem immer noch einzelne Fibern ungetrennt Zu- rückbleiben. Milchzähne soll man nur in jenen Fällen aus- ziehen, wenn sich schon Zeichen des nachfolgenden Zah- nes bemerken lassen, oder wenn sie schmerzhaft und ver- dorben sind. Übel gelagerte Zähne können oft bloss durch mehrmaligen Druck mit dem Finger in Ordnung gebracht werden. Weichen sie aber nach jedesmaligem Drucke wie- der in ihre vorige abnorme Lage zurück, so müssen sie mittelst zweier gewichster Fäden an ihre Nachbarn befesti- get werden. Wenn der Druck des Fingers nicht hinrei- chend ist, so bedient er sich eines eigenen, von ihm hiezu erfundenen Instrumentes (Taf 1. Fig. 2.3.), welches einem Uberwurfe ähnlich ist. Auch ersann er ein Instrument, um beim Feilen zu langer, und besonders zu breiter Zähne, un- gehindert operiren zu können (Taf. 1. Fig. 1.). Beginnen- den äusseren Beinfrass der Zähne nimmt er mit der Feile, jedoch nicht gerne vor dem fünfzehnten Jahre weg, weil die Zähne früher noch zu weich seyen. Bei wankenden und weichen Zähnen muss also der angefressene Theil mit ei- 93 ner Zange, nachdem zuvor mit der Feile eine Furche ein- geschnitten worden ist, abgezwickt und geglättet werden. Cariöse Höhlen füllt er, wenn der entblösste Zahnnerve 2uvor mit dem Cauterium zerstört worden ist, mit Gold- plättchen aus. Beim Zahnausziehen hat er eine grosse Vor- hebe für den Überwurf. Die Anwendung des Magnetes als Palliativmittel gegen Zahnschmerzen nimmt er in Schutz, Und findet ihn besonders bei Schwangeren und solchen an- wendbar, denen man den Zahn nicht sogleich ausnehmen kann. Jedoch bewirkte oft seine Anwendung Kälte und Schauer durch den ganzen Leib, und man musste von sei- nem Gebrauche abstehen. Zur Befestigung sowohl wanken- der als künstlicher Zähne bedient er sich der Seidenfäden, Und erklärt sich gegen alle Drathe, sogar gegen den Gold- drath, welcher doch der weichste ist. Vom Wiederfest- wachsen eigener ausgezogener, übersetzter, und sogar aus Reichen genommener Zähne, ist er vollkommen überzeugt'). Auch Auzebi behauptet, dass die Milchzähne keine Wurzeln haben, und wenn sie deren hätten, so wechsel- ten sie nicht, daher man sie in diesem Falle ja nicht auszie- ken soll. Die Zähne entstehen aus der Lymphe, weil sie der Grundstoff ist, aus welchem alle harten Theile des Kör- pers erzeugt werden. Ein Tropfen Lymphe sammelt sich im Grunde der Zahnhöhle, verhärtet sich, und wird der erste Ansatz des Zahnes. Unter diesem sammelt sich immer mehr "kyniphe, die den schon gebildeten Theil des Zahnes in die Gehe treibt, die Zahngefässe umgibt, und die Wurzel des Zahnes wird. Er empfiehlt während des Zahnens nebst ei- ne*n geheimnissvollen Mittel, das Reiben des Zahnfleisches 11111 rauhen, eckigen, harten Körpern ) Ad. Ant. Brunner, Einleitung zur nöthigen Wissenschaft eines Zahnarztes. Wien, 1766. — Desselben: Abhandlung von der Kervorbrechung der Milchzähne. Wien, 1771. ) P* Auzebi, traite d’odontalgic. Lyon, 1771. Über die Frage: »Ob Eitergeschwüre der unteren Kinn- lade inner oder ausser dem Munde am vortheilhafte- sten zu eröffnen seyen?« stritten sich J ourdain und Pou- lain lange, bis endlich der erstere seine Meinung für die innere Eröffnung behauptete ')• Die Aderlässe bei heftigen Zahnflüssen prei- set Mau q uest de la Motte als das beste Mittel, wenn die Zähne nur sonst nicht schadhaft seyen. Wäre aber das letztere der Fall, und es müsste ein Zahn genommen wer- den, so betrachtet er hier den Aderlass als wichtiges Vor- bereitungsinittcl 2). Aitkin schlug eine Verbesserung des englischen Schlüs- sels vor, wodurch das Zahnfleisch nicht so sehr gequetscht, und weder die Zahnlade noch die Zahnwurzel so leicht ge- brochen würden i). Auch der Frere C osm e nahm eine Ver- besserung mit dem englischen Schlüssel vor 4). Fr. L. Wey 1 and und Henkel haben merkwürdige Krankheitsfälle in der Hyghmorshöhle aufgezeichnet 5). D u b ru e D clasal 1 e machte beim Umgraben eines Todtenackers die Bemerkung, dass von drei verschiedenen Lagen der Beerdigten die unterste die am besten . conser- virten Zähne hatte, und die oberste die schlechtesten; wor- aus er den Schluss zieht, dass die Ursache hievon die im- mer grösser werdende Sorgfalt zur Reinigung der Zähne seyn müsse G). 94 ') Journ. de Med. Yol. XXXVI. 1771- p- 334 et 448- 5) G. Maiujuest de la Motte} traite complet. de Chirurgie. Troi* sieme cdit. 2 Tom. Paris , 1771. g. * 3) J. jdilkin, essays on several important subjects in surgery. Lon- don , 1771- 4) Perret l’art du coutelier. Vol. II. sect. I. Paris, 1772. PI. c. j3* 5) Weyland, de ozaena maxili. Argent. 1771, et J. T. Henkel, neue med. und chirurg. Anmerkungen. Zweyte Sammlung. Bef* lin, 1772- °) Journ. de Med. Tom. XXXVII. 1772. p. 399. 95 W. Br om fi e 1 d '] überzeugte sich, dass die Eiteran- sammlungen in den Hyghmorshöhlen sich oft des Nachts, hei horizontaler Lage, durch ihre natürliche Öffnung ent- leerten Einen heftigen periodischen Zahnschmerz , entstanden nach dem rohen Ausziehen eines Zahnes, beobachtete und heilte J. F. Gonsbruch J) mit China. Nach Bordenave gebührt D r a k e die Ehre, der erste zu seyn, welcher eine eigene Methode zur Heilung der krankhaften Ansammlungen in der Hyghmorshöhle vor- schlug. Heister und Andere schreiben die Erfindung die- ser Methode Cowper zu. Günz reclamirt diese Ehre für J. H. Meibom, welcher lange vor Cowper eine fast ähnliche Methode vorgeschlagen hatte, um die Ozaena ma- xillaris zu heilen, nämlich die Eröffnung der Kieferhöhle durch die Zahnfächer. Im Falle der freien Wahl hat Bor- denave bei Ansammlungen in der Hyghmorshöhle eine Vorliebe für die Ausziehung des dritten Mahlzahnes, da er am meisten der Mitte der Höhlung entspricht, und die hier befindliche Ivnochenwand die geringste Dicke hat. In eini- gen, obwohl seltenen Fällen, genügt die Ausziehung die- ses Zahnes nicht, nämlich wenn die Höhle durch Lamellen abgetheilt wäre, dann muss auch der nächstfolgende Zahn ausgezogen werden. Den Ausfluss unterhält er durch ein Angelegtes silbernes Röhrchen, dem erden Vorzug vor den Darmsaiten und dem Schwamme gibt. Die Lamorier- Sche Methode, die Kieferhöhle durch den Jochbeinfortsatz des Oberkiefers zu eröffnen, würde nur in solchen Fällen den Vorzug verdienen, wenn die Zähne schon seit langer eit ausgezogen und die Zahnfächer verwachsen wären. Übrigens könne man diese Operation nur bei bedeutender JUnerer Caries, Exostose, Polypen, fremden Körpern und ) Brojnßeld, chirurgical observations et cases. London, 1773- Vol. L P- 110. ) Nov. act. jnat. cur. Tom. V. Norimb. 1773. obs. XXVI. p. 86. bei gesunden Zähnen, die man schonen will, oder wenn die eingeschlossene Materie selbst diese Stelle anzeigt, mit Erfolg machen. Lavater, welcher die Anwendung des Trepans an den Oberkiefer gekannt zu haben scheint, nennt diese Operation die Schande (l’opprobrc) der Chirurgen. Jour dain schlug 17Ö5 die Einspritzungen durch die na- türliche Öffnung der Hyghmorshühle vor. Alloüel nahm diese Methode für seinen Vater in Anspruch, welcher sie schon i. J. 1737 erfunden, und 1739 angewendet haben sollte. Da er aber dieselbe nicht bekannt gemacht hat, so gebührt die Ehre füglich Jour dain. Doch ist Jourdains Me- thode schwierig in der Anwendung, und wird nicht so oft mit Erfolg gekrönt, als man wohl glauben sollte. Die Ver- schiedenheit der Fälle leitet stets die Wahl der Operations- methode. In so fern übrigens die Krankheit nicht bloss local ist, erfordert sie auch noch sonstige Rücksichten in der Behandlung ')• Hunter’s um diese Zeit erschienene vortreffliche Mo- nographie enthält viel Bemerkenswerthes. S“ine darin gc- äusserte Meinung, dass nicht nur im Schmelze der Zähne, sondern auch in den knochigen Theilen kein Säfteumlauf Statt finde, ward später von Simons durch folgende Grün- de bestritten: Durch das Verwachsen eines frisch ausgezo- genen, und in eine andere Zahnhöhle gebrachten Zahnes; durch die Geschwülste, die oft an der Wurzel der Zäh- ne entstehen, endlich durch die milchweissen und gleich- sam halbdurchsichtigen Zähne der Lungensüchtigen ). H u n- ter hat die Nervenäste nie, auch nicht bis zum Anfänge der Zahnhöhlung deutlich verfolgen können. Den Hunds- zahn nennt er Spitzzahn (cuspidatus), den ersten Backenzahn den ersten zweispitzigen Zahn (bi- cuspis). Ein drittes Zahnen hat auch er beobachtet. Diese *) Mem. de l’Acad. de Cliir. Tom. XII. Paris, 1774- 8- p. 1 — 89- Tom. XIII. p- 367. 3) Simons, Anatomy of the human body. London, 1780. Vol. I. p.86* dritten Zähne, wenn sie nur hie und da, und nicht voll- kommen erscheinen, sind schädlich, weil sie das gegen- über stehende Zahnfleisch verwunden , und daher ausge- zogen werden müssen, Wenn man dasjenige Stück des Zahnes, welches vom Beinfrasse zerstört worden ist, voll- kommen wegfeilt, ehe der Beinfrass den Zahncanal eröff- net hat, so wird dadurch zuweilen der weitere Fort- gang der Caries, wenigstens auf einige Zeit, unterbro- chen. Ist die Verderbniss des Zahnes noch nicht so weit gediehen, dass der Zahn zu seinen Diensten ganz untaug- lich wird, so wäre es nach seiner Meinung am besten , den kranken Zahn ganz herauszunehmen, ihn alsogleich durch das Kochen zu reinigen, das in ihm noch befindliche Le- ben gänzlich zu vernichten, und darauf denselben sogleich 'vieder in seine Zahnhöhle einzusetzen. Das Brennen des ■Nerven, soll es anders Nutzen schaffen, muss bis auf die Spitze seiner Wurzel geschehen, welches aber nicht alle- möglich ist. Von der Geschwulst der Zahnwurzeln han- delt er als von einer, dem Winddorne ähnlichen Ivrank- beit, wogegen kein anderes Mittel ist, als das Ausziehen des äusserlich ganz gesund erscheinenden Zahnes.Bei Zahn- geschwüren besteht ebenfalls die einzig mögliche Heilungs- art in der Herausziehung des Zahnes. Einige haben zwar s°lche Zähne, nach Abfeilung des Schadhaften an der Wur- Z(d > wieder eingesetzt, jedoch selten mit Erfolg, da mei- Stens auch die Kinnlade schon verdorben war. Auswüchse °s Zahnfleisches nimmt er mit dem Messer weg, wobei d‘e Blutung aber meistens die Anwendung des Glüheisens mache. Lei Eiteransammlungen in der Schleimhöhle des Ober- lefers ist die Öffnung, die aus dieser Höhle in die Na- St! geht, meistens in Folge der Krankheit verstopft. Man Urchbohrt daher entweder die Scheidewand zwischen der Cl eimhöhle und der Nase, welches ganz gut angeht, oder an z*eht den ersten oder zweiten Backenzahn auf dieser Cltt heraus, und durchbohrt durch diese Zahnhöhle in das 97 98 Antrum Hyghmori. Der beste Zeitpunct, übel geordnete Zäh- ne mittelst eines Druckes zu ordnen, ist, wenn die beiden Backenzähne des Kindes schon gewechselt haben. Es ge- schieht mittelst Ligaturen oder silberner Platten. Wenn die untere Kinnlade im Verhältnisse zur oberen hervorsteht, so wird sie mittelst eines silbernen Instrumentes, in welchem eine den Vorderzähnen angepasste Vertiefung angebracht ist, und welches mit seinem vorderen Rande nach innen zu schief steht, zurlickgedrückt. Das Ablösen des Zahnlleisches vor dem Ausziehen ei- nes Zahnes hält er fiir wenig nützlich; sollte es aber den Schmerz bei der Herausnahme nur in etwas mildern, so würde er es sehr empfehlen. Das Zusammendrücken des Zahnlleisches aber nach der Herausnahme eines Zahnes er- klärt er für Charlatanerie. Schneide- und Spitzzähne, und zuweilen sogar zweispitzige Zähne, lassen sich sehr gut ver- pflanzen, Backenzähne aber, der mehreren Wurzeln wegen, nicht. Auch todte Zähne lassen sich verpflanzen. Verpflanz- te Zähne befestiget er mit einem seidenen oder aus Seegras verfertigten Faden. Um die lebende Vereinigung eines sol- chen Zahnes mit der Zahnhöhle und dem Zahnfleische zu be- weisen , führt er einen glücklich durchgeführten Versuch an. Er nahm einen gesunden Zahn von einer lebenden Person, machte mit der Lanzette eine ziemlich tiefe Wunde in den dicksten Theil eines Hahnenkammes, drückte die Wurzel des Zahnes in dieselbe ein, befestigte den Zahn mittelst Fäden und vereinigte das Ganze mit der blutigen Nath. Nach eini- gen Monaten wurde der Hahn getödtet, und er spritzte die Gefässe des Kopfes mit einer subtilen Masse aus, worauf er den Kamm in eine verdünnte mineralische Säure eine Zeit lang setzte. Da nun der Zahn hierdurch erweicht war, so zer- theilte er den Kamm und den Zahn durch einen Schnitt, wel- cher längst des Zahnes ging, und die Gefässe des Zahnes wa- ren wirklich von der Masse durchdrungen. — Einschnitte bei schwerem Zahn geschähe macht er gerne, und wiederholt sie, wenn es nöthig, ist, öfters. Er macht sie mit einer ge- 99 'ähnlichen Lanzette mit abgerundeter Spitze. Doch glaubt er?dass hiezu ein, einer Fliete (FleamJ ähnliches Instrument? allen übrigen vorzuziehen scy. Übrigens finden sich auch in Werk vortreffliche Kupfertafeln von eröffneten Ivieferbeinen, welche den Wechsel der Zähne darstellen ')* F o u c o u erfand ein eigenes Compressorium , um Blu- tungen aus den Zahnhöhlen zu stillen, welches für beide Ivinnladen brauchbar ist, sowohl senkrecht als zur Seite (Wckt, und dem Ausflusse des Speichels kein Hinderniss setzt a). Es war unter dem Namen Cric-Foucou bekannt, Und ist bisher noch das beste , was wir besitzen. C o u r t o i s streitet den Milchzähnen ihre Wurzeln nicht ab. Die von ihm mitgetheilte Geschichte eines Matro- sen ist sehr eigenthümlich. Nach einer langen Krankheit Xvard dieser von starken Flüssen geplagt, alle Theile des Kopfes schwollen stark an, die Knochen beider Kinnbacken schienen sich dabei ihrer ganzen Länge nach zu trennen, aud die Zahnhöhlen dem Herausdrängen aller Zähne nach- Nach Verlauf dieser Crise Befand sich der Mann xvvar sehr wohl, aber in Kurzem zeigten sich am Zahnflei- sche kleine Knötchen, welche ihm neue Schmerzen mach- en,und es trat ein neuer Wuchs aller jener Zähne zumVor- schein, die er vorher verloren hatte. — Die Farbenände- fung fler Zähne hat nach Courtois keine andere Ursache, die Störung des freien Umlaufes in den kleinen Zahn- Sdässen durch die zunehmende Verknöcherung. Der Zahn- sdimelz wächst bis in das Alter von zwanzig bis zwei und Zvvanzig Jahren , und wird bis dahin immer schöner; von an fange seine Abnützung an, obwohl sie auch nicht so Schnell vor sich gehe, als man glaubt. Die häufige Anwein düng (jer wird als äusserst nachtheilig gerügt. Den Ta- akrauchern empfiehlt er, den Mund mit lauem Wasser, ) Hunter, natural Instory of tlie teetli alid their diseases; Lon- d°Q> i77i> 17_8 4 ) Mem. de l’Acad. de Chir« Tom. VII. 1774- p- 40- 100 worin ein oder zwei LofTcl Branntwein oder guter Weines- sig gemischt sind, auszuspühlen, damit der Bauch nicht zu schädlich auf ihre Zähne wirke , wodurch zugleich auch das Schwellen des Zahnfleisches verhüthet wird. Nach einer Rei- he lesenswerther Beobachtungen macht die Beschreibung sei- nes neuen Pelikans den Beschluss ’). J. Lind’s Monographie über den Scharbock verdient sowohl wegen Beschreibung und Bestimmung, als auch we- gen Sammlung des Historischen und der Literatur dieser Krankheit eine ehrenvolle Erwähnung 2). Verdeil erzählt von einem gewissen Beck, dem die Nase und der harte Gaumen zerstört waren, wie er sich, nachdem er alle, von Kunstverständigen empfohlenen künst- lichen Nasen und Obturatoren wegen Unbequemlichkeit und Schmerz ablegen musste, endlich selbst die Nase zierlich aus Lindenholz schnitzte, den harten Gaumen mit Schwamm ausfiillte, und sich sogar die Stimme wieder mittelst eines silbernen Zäpfchens verschaffte 3). Im Jahre 177Ö beschrieb zuerst Fothergill den spä- ter nach ihm genannten besondern Schmerzen im Gesichte. Der Schmerz ist äusserst heftig, entsteht plötz- lich, dauert eine Minute oder eine Viertelstunde, ist gemei- niglich an irgend einer Stelle des Oberkiefers und kommt oft und leicht wieder. Der S c h i er 1 i n g ist das einzige Mit- tel, was ihn lindert. Er glaubt, dass dieser Schmerz aus ei- ner verborgenen krebsartigen Schärfe entstehe Unter die selten vorkommenden Anchylosen gehört jene der unteren Kinnlade. Sandifort beschreibt eine solche, die er an einem Kopfe gewahrte, welchen er auf *) Courtois, le dentiste observateur. Paris, 1775. 3) D. Jacob Lind, Abhandlung vom Scharbock. Nach der zweiten Auflage a. d. Engl, übers, von J. N. Pezold. Riga und Leipzig, 1775. 8- 3) Journ. de Med. Tom. XLV. 1776. p. 224. 4) Medical Observat. and Enquiries by a Society of Physicians in London. Vol. V. 1776- Siehe Richters chir. Bibi. 4. Bd. S. GA' e»nem Gottesacker fand1). — Ch. T. Büttner erzählt von einer starken Exostose am Kinne, welche Gervais glücklich mit der Säge wegnahm. W i 11 i ch theilt eine Beob- achtung von einer Frau mit, welche bis in ihr vierzigstes Jahr oicht menstruirte, und doch zweimal entbunden wurde ; die- se musste sich einmal einen cariösen Zahn ausnehmen las- sen, aus dessen Zahnfach eine Stunde lang Blut floss, welches dann durch acht volle Jahre monatlich wieder auf dieselbe Weise geschah ’). Nun erschien Jourdains grösseres Werk (1778) über die Krankheiten der Mundhöhle, aus welchem wir das ihm Eigentümliche hier ausheben. Er glaubt, dass, wenn die Hundszähne in der Hyghmorshöhle stecken, oder wenn Ei- teransammlungen durch dieZahnfächer dieser Zähne in die- ser Höhle entstehen , jedesmal ein Bruch oder eine Zerstö- rung der Scheidewand vorhergegangen seyn müsse. Das Nie- sen ist ein Bestreben der Natur, die Kieferhöhlen zu ent- leeren. Auch jetzt noch bcharrt er bei seiner früher ausge- sprochenen Meinung, dass Einspritzungen in die Kiefer- höhlen am besten auf ihrem natürlichen Wege, durch die zu machen seyen, wenn es anders die Umstände er- lauben. Er verwirft die Drake-Cowper’sche Opera- tionsmethode , wenn die Zähne gesund sind, und hält da- für, dass auch die Anbohrungsart Lamorier’s beträchtli- che Nachtheile habe. Da die Vcrschliessung der natürlichen Öffnung dieser Höhle eine lymphatische Ansammlung be- dinget, welche verschiedene Krankheiten dieses Organs zur hat, so sey die Wiedereröffnung dieses natürlichen langes die Hauptindication. Dieses bewerkstelliget er mit- telst gekrümmter feiner Sonden und Röhrchen von verschie- dener Dicke, Länge und Krümmung, an welchen Spritzen geschraubt sind. Sind aber die Zähne schadhaft, so nimmt er ') Ed. Sanclifort, observationes anatoraico-pathologicae. 1777. Sie- be Richter** cliir. Bibi. 5. Bd. S. 180. ) Nov. act. nat. cur. Tom. VI. Norimb. 1778- Obs. VII. p. 2/ ct obs- LI. p. 253. 102 sie aus, macht aber dennoch seine Einspritzungen durch die Nase, indem er zugleich durch eingelegte Schwämme in die Zahnhöhlenöffnungen das Eingespritzte darin zu erhalten sucht. Er unterscheidet in den Kieferhöhlen zweierlei Arten von Ansammlungen , eiterige und lymphatische. Alle eiteri- gen Ansammlungen sind entzündlich, und folglich schmerz- haft, die lymphatischen hingegen unschmerzhaft. Die ersteren zernagen und zerstören den Knochen, und geben Anlass zu inneren und äusseren Fistelgängen. Die lymphatischen An- sammlungen dehnen den Knochen aus, erweichen ihn und machen Geschwülste nach aussen, welche den Fingerein- drücken weichen, und beim Nachlasse des Druckes eine Art von Geräusch hören lassen. In diesem letzten Falle thut man meistens recht, die kranken Zähne auszuziehen, aber nie ahme man Runge’s Verfahren nach, welcher die er- weichte Knochen wand aufschnitt, um einen Ausfluss zu be- wirken, welcher lange anhielt, bevor die Heilung zu Stan- de kommen konnte. Wäre der Knochen so sehr erweicht, dass man ihn bei der Ausziehung der Zähne beträchtlich zu beschädigen Gefahr liefe, so löset er denselben mit dem Messer aus, empfiehlt das Einlegen von Röhrchen und lässt Compressionen auf die Wange machen. Ausser diesen An- sammlungen in den Kieferhöhlen finden sich aber auch zu- weilen solche in dem Knochengewebe des Kinnbackens, und besonders in dem Alveolartheile desselben , welche in früherer Zeit stets mit den oben erwähnten Ansammlungen zu einer und derselben Gasse gezählt wurden. Hier ist das beste Mittel die Hinwegnahme des betreffenden Zahnes, oder die Durchbohrung des Zahnfächerfortsatzes neben dem Zah- ne. Bei einer solchen Operation brach ihm aber einmal der Bohrer, welcher so fest stecken blieb, dass er ihn mittelst des Rronentrepans entfernen musste. Bildeten sich bei solchen Eiteransammlungen nach aussen, auf der Wange, Fisteln aus, so machte er Gegenöffnungen (contre-ouvertures) , wie ßie Rufei und Bertrand angaben, welchen er auch die Ehre der Erfindung zu gesteht. Das kranke Zahnfleisch ist nicht immer die primitive Ur- sache der Epuliden, sie entstehen häufig in Folge der Paru- 1‘den, oder der durch die Caries der Zähne entstandenen Ab- scesse. Die Epuliden können krebshaft (carcinomatös) wer- den, sie können die Zahnfächer, ja die Maxillarsubstanz selbst zerstören, und zuweilen den Tod veranlassen. Die Heilung der Polypen in der Maxillarhöhle , deren Ursprung meistens *n den Stirnhöhlen, ja sogar in den Höhlen des Siebbeines *st, ist äusserst schwierig. Sitzen ihre Wurzeln tief, so ist thre Operation zwecklos und gefährlich, und nur wenn sie auf der, den sinus maxillaris auskleidenden Membran an- gcheftet sind, kann man mittelst des Schnittes, des Bren- nens oder des cautcrium acLuale zu ihrer Ausrottung schrei- ten. Schwammige Auswüchse derKieferhöhlen entstehen ent- weder nach heftigen Contusionen, oder in Folge von Epu- liden und Paruliden, welche sich entweder durch böse Säf- te oder durch cariöse Zähne gebildet haben. Für leichtere Fälle langt, man mit Ätzmitteln aus, in den meisten aber verdient das Brenneisen den Vorzug. Bei rothlauf- oder flechtenartiger Schärfe jedoch ist das Wegschneiden zu wäh- len , da von der Einwirkung des Brenneisens cancröse De- generation zu befurchten steht. Ein sehr ungewisses Ver- fahren bleibt jene Methode, wo mit dem Schwammauswuchr se zugleich der Theil des Kieferknochens weggenommen wird, an welchem derselbe festsitzt. Den Krebs in der ffyghmorshöhle vollständig und gründlich zu heilen, hält er für unmöglich. Er nimmt auch einen Krebs der Zäh- an, gegen welchen nur das Ausziehen helfe. Von allen Mitteln zur Zerstörung der Caries am Unterkiefer ist nach d o u r d a i n das verdünnte Quecksilber wasser das v°rzüglichste, auch hatte er es schon im Jahre 17Ö4 zu die- seni Beliufe empfohlen '). Bei den Exostosen des Unterkie- 103 ') Journ. do Med. 1764- p- 352- De Fe au mercurielle sur le cau- tere actutl daus les caries, qui pcuetreut le tissu spongieux de la muchoire iufeiieure. iers gibt er die Indicationen zum Gebrauche des Trepans, des Perforativs, der Säge u. s. w., an. Die Spina vcnlosa des Iviefers, die er einen Knochenabsccss nennt, behandelt er, wenn schon caustische oder escharotische Mittel ge- braucht werden müssen, am liebsten mit dem Glüheisen. Die Parulis ist ein Abscess des Zahnfleisches , welcher durch die Entzündung aller in den Zahn eintretenden Ge- fässe, Nerven und des Periosteums entstanden ist, ohne dass desswegen immer Caries des Zahnes zugegen seyn müss- te. Die Zerrung einzelner Fibern des Zahnfächer-Häutchens reicht hin, eine Parulis zu veranlassen. Die Heilung ge- schieht meistens durch Entfernung des Zahnes und der schadhaften Zahnwurzeln. Auch bei Epuliden wird manch- mal das Ausnehmen des Zahnes nothwendig, besonders wenn sie durch Abschneiden, Wegbrennen und Abbinden mit Golddrath nicht geheilt werden können , oder wohl gar wiederkehren. Alle caustischen Mittel verändern den Scir- rhus des Zahnfleisches in Krebs, daher er auch das Messer und das Brenneisen allen anderen Mitteln vorzieht. Zahn- höhlenblutungen werden durch Druck mittelst verschieden- artig imprägnirter Pfropfe verlässlicher, als durch das Glüh- eisen gestillt, da der durch letzteres gemachte Schorf leicht abfällt, und sich dann die Blutung wieder einstellt. An Leichen von Kindern, welche am schweren Zahngeschäf- te gestorben waren, hat er gefunden, dass die Umstülpung der Zahnfächerränder über die Kronen der hervorzukom- menden Zähne die wahre Ursache ihrer Leiden war, da- her denn auch das Durchschneiden des Zahnfleisches so häufig ohne Erfolg sey. Wenn es also möglich ist, diese Missbildung zu erkennen, so muss man diese deckenden knochigen Lamellen zerstören, was er manchmal mit Erfolg verrichtet zu haben versichert '). Später theilte er die Be- schreibung der 1772 gemachten Erfindung Massez’s mit, 104 ') Jourdain, traite des maladies et des operations reellemeut chir. de la bouclie etc. Paris, 1778. II. T. 105 'velche in einem künstlichen, nach beiden Seiten bewegli- chen Gebisse besteht, und zum Rauen vollkommen tauglich seyn soll '). Bücking beschreibt weitläufig alle Zahninstrumente sammt ihrem Gebrauche, der Stellung des Operateurs und des Patienten, und die schickliche J.nstrumentenwahl für jeden zu nehmenden Zahn. Das Heilen schmerzender Zähne durch ihre Verrenkung mit dem Pelikane gefällt ihm, trotz der sechshundert Erfahrungen Bourdet’s, nicht, weil der Zahn doch noch einige Zeit schmerze, und immer eine schiefe Richtung behalte ’)• Auch der berühmte Theden gehört zu denjenigen, welche den Verlust des Zahnschmelzes nicht sehr fürchten, und empfiehlt daher scharfe Zahnpulver, um die Unreinig- keiten und den Weinstein an den Zähnen wegzubringen 3). Van Wy hat uns zwei Fälle von verlorenen und ganz wieder regenerirten Kinnbacken angemerkt *). Einige Jah- re später beobachteten auch Percy undBoulet dasselbe Von einem grossen Theile der Kinnbacken 5). R h e s e n exstirpirte glücklich eine ungeheure Ge- schwulst an der linken Backe, welche steatomatös war, und wenigstens acht Pfunde wog. Die Blutung stillte er bloss mittelst des Druckes und einer styptischen Feuchtigkeit, und die Heilung erfolgte ohne alle üble Zufälle °). Chopart und D esault empfahlen nicht nur das Ein-, sondern sogar das Ausschneiden des Zahnfleisches beim beschwerlichen Zahnen 7). ') Journ. de Med. Ch. Ph. Tom. LXII. 1784- p- 283. a) Bücking, vollst. Anweisung zum Zahnausziehen. Stendal, 1782. S) «/. C. A. Theden, neue Bemerkungen und Erfahrungen zur Be- reicherung der Wundarznei- und Arzneigelelirs. Berlin, 1782. II. Thl. S. 255. J- van Wj-, heelkundige MengclstofTen. Amst. 1784. S) Journ. de Med. Tom. LXXXVI. et LXXXVII. 1791- ) Richters chir. Bibi. 8- Bd. 1785. S. 495. :) A. a. o. 6. Bd. S. 372. Einige um diese Zeit neu erfundene und angepriesene Instrumente beschreibt Ri cht er, und liefert Zeichnungen davon, bemerkt aber zugleich, dass man sich ihrer nicht bedienen könne, wenn der zu nehmende Zahn keinen Nach- barzahn zur Stütze des Instrumentes hat, oder der zu ope- rirende Zahn selbst zu klein ist '). Watson sah bei einem jungen Frauenzimmer, wel- cher ein Schneidezahn in der oberen Kinnlade eingesetzt wurde, alle Zeichen syphilitischer Ansteckung 2). Hunter (in seinem Werke von den venerischen Krankheiten) läug- nete die venerische Natur dieser Zufälle, Richter hinge- gen gibt ihre Möglichkeit zu 3). Lettsom und Kuhn in Philadelphia beobachteten gleiche üble Zufälle nach der Ein- setzung fremder Zähne. Jedoch wichen bei dem zuletzt er- zählten Falle alle Zufälle nach der Herausnahme des einge- setzten Zahnes, was also nicht für venerische Ansteckung, sondern bloss für örtliche Reizung spricht. Auch bei Ha- milton finden wir einen ähnlichen Fall, welcher sogar mit dem Tode des Kranken endete, daher er beim Einse- tzen der Zähne vor möglicher Gefahr warnt 4). Leiden fros t beobachtete eine gänzliche Erweichung der Zähne bei einer achtzig Jahre alten Frau, so , dass man sie öfter ihrer Verlängerung wegen abschneiden musste. Das nicht seltene Hervorbrechen neuer Zähne im hohen Alter erklärt er aus der späteren Entwicklung eines Nervenastes, wobei zu gleicher Zeit die noch übrigen alten Zähne wan- kend werden und ausfallen 5). Benj. Bell eifert sehr gegen den Gebrauch der mei- *) Richte/s Chirurg. Bibi. 6. Bd. S. 343. Taf. H, m, iy. a) Medical Transactions. Vol. III. London, 1785. 8. 3) Richte/s chir. Bibi. 9. Bd. S. 4L8. 4) Mernoirs of tlie Medical Society of London. Vol. I. 1787. 8- Wahrscheinlich waren alle diese eingesetzten Zähne transplau- tirt, denn nur so lässt sich eine syphilitische Ansteckung denken. 5) Lcidenfrost (dof. van Egeren) de vacillatione dent. Duisb. 1787* sten Wundärzte, das Zahnfleisch beim schweren Zahndurch- bruche erst dann zu schröpfen, wenn es am höchsten ge- spannt ist. Die schlimmen Zufälle treten nach ihm viel frü- her hervor, und nehmen mit der höchsten Ausdehnung des Zahnfleisches schon wieder ab. Sollte der gemachte Ein- schnitt vor dem Durchbruche des Zahnes sich vernarben , so kann er ohne alles Bedenken wiederholt werden. Zahn- fleischabscesse sollen nach ihrer ganzen Länge mit demMcs- ser geöffnet, und ein kleines Charpiebäuschchen zwischen die Wundränder gelegt werden. Er widerspricht der Mei- nung Hanter’s, dass die Verstopfung des Canals der Kie- ferhöhle die gewöhnliche Ursache des darin angesammel- ten Eiters sey, und hält denselben vielmehr für eine Fol- ge der Krankheit dieser Höhle. Die Anbohrung der Hygh- tnorshöhle ist nicht nur bei Eiteransammlungen, sondern auch bei Blutergiessungcn und bei vorhandenen Würmern in derselben angezeigt. Was die letzteren betrifft, so kann man bei grossen Schmerzen in der Gegend der Kieferhöh- le, ohne dass verdorbene Zähne, oder andere Ursachen vor- handen sind, auf ihre Gegenwart schliessen, und die An- bohrung muss hier an der vorderen Wand der Kieferhöhle geschehen. Die sich zeigenden Würmer werden herausge- nommen, und solche Flüssigkeiten eingespritzt, welche sie zu tödten vermögen. Bei Knochengeschwülsten, welche der Wenig Erfahrne für die Folge einer Eiteransammlung hal- ten könnte, ist die Anbohrung immer schädlich, denn sie Slnd so hartnäckig und schwer zu heilen , dass er fast alle bisher dagegen empfohlenen Mittel unwirksam fand. Biswei- len schaffte die Wegnahme cariöser Zähne einige Hülfe, bis- weilen auch der lange Gebrauch gelinder Quecksilbermit- tel und des Decoctes der Seidelbastrinde, allein die guten Wirkungen waren nie von langer Dauer. Wenn das Lockerwerden des Zahnfleisches und das hierdurch verursachte Wackeln der Zähne von örtlichen Ur- sachen herrührt, so ist das Schröpfen desselben das beste Mittel; zusammenziehende Mundwasser leisteten nie gute Dienste. Der Beinfrass der Zähne scheint weit öfter von Fehlern der Säfte und einer eigenen Anlage erzeugt zu wer- den, als von örtlich einwirkenden äusseren Ursachen, und daher erklärt er auch, dass dieser Ansicht nach nicht, jeder hohle Zahn sofort ausgezogen werden müsse. Das Feilen der Zähne fand er nie nützlich, sondern immer schädlich. Ist die cariöse Zahnhöhle gross und trichterförmig, so ist Mastix, Gummilack oder Wachs zu ihrer Ausfüllung vor- züglicher als die Metalle , nur muss diess öfters wiederholt werden; ist hingegen die cariöse Höhle nach innen zu wei- ter als nach aussen, so bedient man sich des Goldes, oder besser noch der Zinnfeile. Immer muss zuvor der Nerve mittelst des Glüheisens zerstört werden. Die Methode , das Plomb von der Seite mittelst eines metallenen Stiftes zu be- festigen, lässt sich selten anwenden. Zum Ausziehen festsitzender, besonders der Backen- zähne, bedient er sich am liebsten des Schlüssels. Die den Zähnen anhängenden weichen Theile müssen vorher mit einem spitzigen Instrumente von demselben getrennt wer- den. Sitzt der Zahn sehr fest, so setzt man nach dem er- sten Zuge den Haken auf der entgegengesetzten Seite dessel- ben an , und dreht den Zahn nach der anderen Seite des Kinnbackens, dadurch wird er so locker, dass man ihn leicht mit. der Zange herausnehmen kann. Um die benach- barten Zähne zu schonen, ist es oft nöthig , die Seitentheile des auszuziehenden Zahnes bis aufs Zahnfleisch durchzu- feilen. Man hat bei dieser Operation weder auf die Dicke der Seitenwände der Zahnhöhlen, noch auf die Richtung der Wurzeln zu achten , hievon machen nur die letzten Ba- ckenzähne des Unterkiefers eine Ausnahme, welche mit dem gewöhnlichen englischen Schlüssel immer nur einwärts ge- dreht werden müssen. Indess kann man dem Schlüssel ei- ne solche Einrichtung geben, dass auch die Weisheitszähne nach aussen gedreht werden können. Die Fletsche ist län- ger, als am gewöhnlichen Schlüssel, der Haken gebogen, und mittelst eines Drückers beweglich. Das von Aitkin 108 109 erfundene Instrument findet er zwar sehr sinnreich, aber es lasse das Zerbrechen des Zahnes besorgen. Die Möglich- keit der durch Umsetzung der Zähne mitgetheilten Krank- heiten gesteht er zu '). Der durchaus classische Richter trägt das Bekann- te über die Krankheiten der Kieferhöhlen auf eine äus- serst deutliche Art systematisch geordnet vor. Die verschie- denen Operationsmethoden zur Eröffnung dieser Höhle würdigt er nach ihrem wahren Werthe, und ihren verschie- denen Anzeigen. Die J o u r d a i n’sche Methode findet er mit zu vielen Schwierigkeiten verbunden, weil man die na- türliche Öffnung schwer finden könne, und weil sie über- diess selten hinreichend sey. Um die Verengerung oder Ver- schliessung der künstlichen Öffnung zu verhindern, legt er eine Röhre aus Silber oder elastischem Harze ein, welche er an dem nächsten Zahn befestiget, und im Falle einer Ver- wachsung dieselbe zeitlebens tragen lässt. Fleischauswüchse der Kieferhöhle sollen nach gemachter Öffnung ausgedreht oder abgeschnitten, und ihre Wurzeln mit einem Ätzmittel, oder besser noch mit einem Glüheisen, berührt werden. Bei Knochengeschwülsten dieser Höhle muss man sich erstlich einen Weg dazu bahnen, und sie dann mittelst des Trepans, Meisseis, oder sonst auf eine Art wegzubringen suchen. Ist die Exostose exulcerirt, so verdient das Glüheisen den Vor- zug. Immer aber müssen die inneren Ursachen gehörig be- rücksichtiget werden a). Eben so genau geht er die Lehre von den Epuliden und Paruliden , von der beschwerlichen Dentition, von den schiefen Zähnen u. s. w., durch. Bei jungen Leuten wendet er die Feile nie an. Der Beinfrass an den Zähnen ist in Hinsicht der Stelle, an welcher er er- ') Benj. BelVs Lehrbegriff der Wundarzneikunst. Aus dem Engl. Übersetzt. 3 Tble. Leipzig, 1787. 8. *) Gottl. Richter, Aufangsgründe der Wundarzneikunst. Zwei- er Baud. Wien, 1787. S. 340. 110 scheint, von dreifacher Art. In den gewöhnlichen Fällen erscheint er zuerst an der Krone des Zahnes, oder er befin- det sich an der Wurzel, und gemeiniglich an der unteren Spitze derselben; oder er hat seinen Sitz im Zahncanale, wo er dann von Einigen Winddorn genannt wird. Ein an der Wurzel cariöser Zahn muss ausgezogen werden, wobei das Experiment, ihn nach gereinigter Wurzel wieder ein- zusetzen, selten gelingen wird. Auch der Beinfrass im Zahn - canale erfordert die Ausziehung des Zahnes, und der in die- sem Falle gemachte Vorschlag, in den ausgezogenen Zahn ein Loch zu bohren, durch dasselbe die cariöse Stelle zu reinigen und zu plombiren, dann den Zahn wieder cin- zusetzen , wird selten ausführbar seyn. Aber sehr Unrecht hat man , einen mit dem äusseren Beinfrasse behafteten schmerzenden Zahn sogleich auszuziehen, denn ist er an- ders noch etwas brauchbar, so kann er noch lange durch Reinigung, Ausbrennen und Plombiren erhalten werden. Die Zähne sind zuweilen an den Zahnhöhlenfortsatz angewachsen, zuweilen mit einander verwachsen; auch gibt es Fälle von ganz umgebogenen, hakenförmigen, stark aus einander stehenden und knotigen Wurzeln. In solchen Fäl- len ist das Ausziehen für den Operateur gefährlich. Selten zieht man mit dem englischen Schlüssel oder Pelikan einen Zahn aus, ohne wenigstens den oberen Theil des Zahnhöh- lenfortsatzes auf jener Seite, nach welcher man den Zahn hinzieht, zu zerbrechen, was jedoch in den meisten Fäl- len keine weiteren Nachtheile hat. Diese üblen Folgen hat der Geissfuss zwar nicht, glitscht aber leicht ab, und ist bei den hinteren Backenzähnen nicht leicht anwendbar. Der Görtzischc verbesserte Geissfuss (To/. ///. Fig. 1 u. 2) hat diese Mängel nicht. Ein zweites Werkzeug ist für die hinteren Zähne bestimmt. Bricht die Wurzel des Zahnes ab, so suche man sie sogleich auszuziehen , was gewöhn- lich leicht geschieht, und wenn nicht, so befeuchte man siemitZimmt- oderKrausemiinzöhl, oder mit Hoffmann’s Geist, oder berühre sie mit dem Glüheisen, wodurch sie 111 abstirbt. Blutungen aus den Zahnhöhlen stillt man durch graduirte Charpiekugeln, Wachskugeln, Stücke von Aga- r,cus und Compressen, oder dem Glüheisen '). Zur Bekämpfung des, selbst durch J o u r d a i n’s Auto- Dtät bekräftigten Vorurtheils, dass bei bestehenden Flüssen, Geschwülsten oder Entzündungen der Wange und des Zahn- fleisches der schadhafte Zahn nicht herausgenommen werden flflrfe, schrieb Ser re eine eigene Abhandlung’); ebenso hatte er schon früher etwas über Zahnleiden der Frauen in lillrer Schwangerschaft geliefert, was lesenswerth ist. Auch hier zieht er gegen das Vorurtheil zu Felde, welches be- hauptet, schwängern Frauen sey kein Zahn zu nehmen. Nur Aas Ausbrennen der cariösen Zahnhöhlen findet er bei die— sen Umständen nachtheilig 3). Um diese Zeit erschien die erste bekannte Monographie Aber den Gesichtsschmerz von P u j o 1. Beobachtungen dieser •Krankheit fand man wohl hin und wieder zerstreut, aber die erste genauere Beschreibung davon danken wir Fothergill, Vvelcher im Jahre 1776 in einer zu London erschienenen Schrift, wie oben erwähnt, darüber spricht. Nach Pujo 1 ist Aer schmerzhafte Trismus nichts weiter, als ein spasmus ßa- tu-lentusj ein wahrer Starrkrampf. Die disponirende Ursache ,st der Erethismus der Nerven; die örtliche Ursache dürf- te in der Schärfe der Säfte zu suchen seyn, die entweder scorbutischer oder catarrhalischer Natur seyen. Frauenzimmer werden häufiger als Männer davon befallen, ünd gewöhnlich entsteht die Krankheit nicht vor dem vierzig- sten Lebensjahre. Bei der Behandlung eines jeden schmer- Senden Trismus sind überhaupt folgende Anzeigen zu erfül- eri: 1) durch erschlaffende , schlafmachende und sogar be- *) A. a. O. IV. Bd. Göttingen, 1797. S. 70 u. f. *) Serre, Abhandlung über die Flüsse und Entzündungen. Wien 3 UQd Leipzig , 1791. ) Desselben Geschichte oder Abhandlung der Zahnschmerzen des schönen Geschlechtes in ihrer Schwangerschaft. Wien, 1788- 112 täubende Mittel die ausserordentliche Empfindlichkeit der Nerven herabzustimmen; 2) die Schärfe der krankmachen- den Feuchtigkeit durch schleimige Mittel zu mildern , und durch verdünnende, mit einschneidenden Mitteln geschärf- te Arzeneien, ihre Zähigkeit zu vermindern; 3) dieser ätzen- den Feuchtigkeit durch künstliche Öffnungen einen beque- men Ausfluss zu verschaffen , und auf besonderen Stellen Reizung zu erregen , wodurch die materielle Ursache vom leidenden Theile weggelockt, und die habituellen und auf Abwege gerathenen Wirkungen des Lebensprincipes ge- hemmtwerden; 4) im ganzen Nervensystem eine gleichar- tige Spannung und Vertheilung der Lebensgeister, welche mit der elektrischen Materie einerlei Natur haben , wieder herzustellen. — Ätzmittel, Fontanelle und das Glüheisen sind wirksame Mittel, wenn zugleich eine zweckmässige in- nere Behandlung eingeleitet wird. Auch von der Elektrici- tät lässt sich, bei grösserer Erfahrung über ihre Anwen- dungsart, viel hoffen. Vom Magnete erwartet er nichts, und erklärt sich wegen der Unsicherheit der Operation ent- schieden gegen die Zerschneidung des Nervens *). Bemerkenswerth ist eine aufgezeichnete Beobachtung, dass man in einem Eierstocke unter übrigens undeutlichen Knochenstücken auch ein Stück der oberen Kinnlade mit vier und vierzig Zähnen fand; einige davon waren Milch- zähne , die meisten aber der Art ausgebildet, wie sie im vierzehnten oder fünfzehnten Jahre zu seyn pflegen a). Schaffer ist dem Durchschneiden des Zahnfleisches beim schweren Zahnen gar nicht günstig. Er vergleicht den Zahndurchbruch sehr artig mit der Entwicklung einer Blu- ') Pujolj Abhandlung über den schmerzhaften Trismus. Aus den* Franz, von Sclireyer. Nürnberg, 1788. 3) Medical Commeataries for the year 1790, coli, by Duncan. Vol* V. 1791- Siehe: medicinisch - chirurgische Zeitung. Salzburg« 1792. I. Bd. 113 ttienknospe, und sagt, dass die Zahnarbeit selten eine selbst- ständige Krankheit, sey '). In einer Dissertation über die Entzündung der Zähne Unter Ploucquet’s Vorsitze, finden wir folgende originel- Ideenreihe: Verstärkter Zufluss der Säfte nach einem Thei- und grössere Rückwirkung der Lebenskraft sey das We- sen der Entzündung, und beides finde bei den Zähnen Statt, diese nach allen Dimensionen aufschwellen können , Zeige d ie Geschichte eines Mannes, der bei einem heftigen Zahnschmerzen die Zwischenräume der Zähne so verän- dert gefunden habe, dass er seinen gewöhnlichen Zahnsto- cher nicht zwischen dieselben hätte bringen können, wenn cc auch den Schmerz nicht geachtet hätte; aber nach ver- schwundenen Zahnschmerzen hätte derselbe Zahnstocher, Wie vorher, seine Dienste geleistet. Röthe sey zwar nicht 2U sehen, aber sie könne, wie bei andern Entzündungen, fehlen, während sie doch im inneren Periosteum zugegen Sey. Zerthcilung sey hier ebenfalls der gewöhnliche Ausgang der Entzünd ung. Zahnfisteln können von einer inneren Ei- nung entspringen. Die Unreinigkeiten, welche die Zäh- 116 belegen, seyen Folge ihrer vermehrten Secretion. Das Zerspringen gesunder Zähne, manchmal auch ihr Ausfallen Ufld die Garies entstehen gewöhnlich von der Entzündung. verschiedene Heilart der Zahnschmerzen zeige, dass aüch verschiedene Arten der Entzündung Statt haben, je- d°ch seyen die gewöhnlichsten die rheumatische, die ar- Ihritische, auch die sympathische, besonders aber die ga- sche ’). Das Mechanische der Kunst hat Ricci merklich ver- x°Hkommnet. Er hat die Structur der Pelikane verbessert, aUch eine neue Methode des Zahneinsetzens für einzelne und ) Schaffer, über die gewöhnlichsten Kinderkrankheiten und deren Behandlung. Nach Armstrong neu bearbeitet. Regensburg, 1792. 8- ) Käppis (praes. Ploucquet) primae lineae odontitidis Tubi ngae, 1794. 114 mehrere Zähne erdacht, wodurch das häufige An- und Ab- binden entbehrlich wird, und sich Mittel verschafft, den Wallrosszahn und das Porzellan , woraus er seine künstli- chen Zähne verfertigt, vor Verderbniss zu sichern. Beson- ders aber hat er sich durch die Erfindung einer Zahnsonde Anspruch auf Dankbarkeit seiner K unstgenossen erworben ')• In vielen Fällen des allerheftigsten Zahnschmerzes em- pfahl Ranieri Gerbi den Curculio antiodontalgicus, wel- cher auf den Blüthen des Carduus spiuosissimus wohnet. Man nimmt vierzehn bis fünfzehn Larven, zerdrückt eine nach der anderen zwischen dem Daumen und dem Zeigefin- ger, zerreibt dann die auf den Fingern zurückgebliebene Feuchtigkeit so lange, bis alles Flüssige eingpsogen ist. Man kann sich auch der Insecten selbst hiezu bedienen. Der an- gefressene schmerzhafte Zahn wird mit den beiden, auf obi- ge Art eingeriebenen Fingern, nahe an der durch den Bein- frass verursachten Höhlung berührt. Ist der Zahn durch die gedachte Berührung heilbar, so lässt der Schmerz fast au- genblicklich merklich nach, und hört nach wenigen Minuten gänzlich auf. Auf die nämliche Art kann man sich statt der Finger eines zubereiteten Stückes Gemsleder bedienen. Diese Finger sollen auf eine höchst wunderbare Weise ihre hei- lende Kraft selbst durch den Zeitraum eines Jahres behalten- Gerbi bekräftigt diese Angaben durch sechshundert neun Fälle. Er widerlegt Hunters Meinung, dass die Wirkung der Luft auf den entblössten Zahnnerven die Ursache des Zahnschmerzes sey, und hält sich im Gegentheile für über- zeugt, dieselbe in der scharfen und cariösen Jauche gefunden zu haben, mit welcher die in die Finger geriebene Materiß des Insectes eine grosse Verwandtschaft habe. Ausser diesein Curculio antiodontalgicus besitzen indessen noch andere In" secten dieselbe Eigenschaft, als z. B. der Curculio Jaceae> der Carabus chrysocephalus und der Curculio Bacchus, von ') Ricci le Jeune, principcs d’Odonteclmie. Paris, 1794. 115 Welchem die Landleute im Toscanischen schon seit langer eit Gebrauch machen '). Nach Gerbi haben einige Ärzte Und Naturforscher Deutschlands auch Versuche mit unse- ren einheimischen Käfern und ihren Larven mit Vortheil gemacht, und zwar mit dem siebenpunctigen Son- den käfer (Coccinella septempimctata); mit dem zwei- Punctigen Sonnenkäfer (Coccinella bipunctala) ; mit rostfarbigen Laufkäfer (Carabus ferrugincus) ; dem Bluthähnchen, dem schwarzen rothgeränderten Blattkäfer ( Chrysomela sanguinolenta) ; mit dem Pappel- Blattkäfer (Chrysomela Populi) ; mit mehreren R ü s s e 1- kafern, besonders mit jenen , welche auf der Artischoke leben; endlich mit der spanischen Fliege 2). Nach- träglich rühmte Hirsch noch den Cynips rosarwn 3). Übrigens ging es hier ebenfalls so, wie mit allem, Xvas je als neu angegeben wurde, nämlich man zeigte, dass die Sache schon bekannt sey. Als Beweis führte man fol- gende Stelle aus D oin Pernetty histoire dun voyage aux *lcs Malouines fait en 17Ö3 et 17Ö4. Tom. II. p. 284 et seq. der Pariser Ausgabe in der Recclte de quelques remedes dort- Ue'e d l'auteur pur le Gardien des Cordeliers de Monte-Video, an: „Tirez de la tete d'un Chardon d Bonnetier, ou de Car- deur (Dipsacus fullonum), un ver que l’on y trouve presque quand il est mur. lxoulez ce ver entre le pouce et l'in- , en le scrranl tout doucemenl, jusqud ce quil soit mort de langueur. L’uji ou Vautre de ces deux doigts appliques sur dent, auront au moins pendant touie Vannee la propriete dc guerir la douleur.« Hecker schreibt die meisten und gefährlichsten Zu- Bdle des schweren Zahngeschäftes dem verdorbenen Spei- del zu welcher durch den Reiz eine widernatürliche Schär- f 0 angenommen habe, und dem Wuthgifte ähnlich gewor- ) Ran. Gerbi, storia natur. di un nuovo insetto. Firenza , 1794- ) Der aufrichtige Zahnarzt u. s. w. Bayreuth, ) II'ifelandJs .lourn. IX. Bd. 4. Stück. den sey. Dieser Ätiologie gemäss muss man den Reiz im Munde mindern, die Entzündung des Zahnfleisches, der Speicheldrüsen, der Mandeln u. s. w. heben, den scharfen Sp eichel unschädlich machen und seine Entleerung durch Erbrechen und Stuhlgang befördern. Zu diesem Zwecke dient als Hauptmittel das ätzende fixe, und noch mehr das flüchtige Laugensalz, welches die pathologischen Verderb- nisse scharfer abgesonderter Feuchtigkeiten verbessert. Gibt man dieses Mittel früh genug, ehe noch das Nervensy- stem zu viel gelitten habe, ehe zu heftige krampfhafte, oder gar apoplektische Zufälle entstanden seyen , so könne man unzählige Rinder retten. Man gibt davon alle Stunden zu einem un.d mehreren Tropfen, nach der Stärke und dem Alter des Kindes mit Molinsyrup, Manna u. s. w. Auch Blasenpflaster hinter die Ohren, Brech- und Abführmittel empfiehlt er sehr, verwirft aber die Einschnitte in das Zahn- fleisch als ganz überflüssig, und das Opium als Schlagfluss befördernd. Bei vorhandener Anzeige eines narcotischen Mit- tels räth er das Bilsenkrautextract oder laue Bäder, welche auf die unschädlichste Art das gereizte empfindende und be- wegende System beruhigen , Krämpfe und Schmerzen stil- len , heilsame Ausleerungen, Ruhe und Schlaf befördern l)' Eine ziemlich genaue Übersicht der Zahninstrumente äl- terer und neuerer Zeit, mit Nachweisung ihrer Beschreibun- gen und Abbildungen lieferte um diese Zeit Arneman 2)- Hirsch zeichnet sich dadurch aus, dass er sich zur Herausnahme der Zähne lediglich des Geissfusses bediente. Loder, welcher dasWerkchen mit einer Vorrede schmück- te , geht ganz im Sinne des Verfassers von dem Hauptgrund- satze aus: „D ie Zähne stehen wie Keile in ihren Höhleni also können sie auch nur in senkrechter Richtung ohne ab ') A. F. Hecker, Magazin für die path. Anatomie und Physiologie I. Heft. 1796- IV. •) D. Just. Arneman, Übersicht der chir. Instrumente. Göttingc*1’ 1796. 8. Jen Nachtheil des Zahnfortsatzes, der Kinnlade und der be- nachbarten Zähne , auch ohne Gefahr des Abbrechens her- ausgenommen werden, und die ihn in Bewegung setzende Kraft muss sich bloss auf ihn allein erstrecken, folglich ist aUch nur jenes Instrument zweckmässig und vollkommen Zu nennen, welches gerade das leistet, was die Theorie der Operation selbst erfordert.« Bei Schneide- und Eckzähnen gibt L o d e r der geraden und krummen Zahnzange den Vorzug, und Zähne mit umgebogenen, hakenförmig gebil- deten Wurzeln räth er stehen zu lassen, da sie nicht, oh- ne üble Folgen ausgezogen werden können. Der Recen- sent dieses Werkchens in der medicinisch - chirurgischen Zeitung ') zieht aber den englischen Schlüssel allen anderen Instrumenten vor, wenn man sich seiner nur mit der ge- hörigen Vorsicht bedient, um den Zahn etwas aus seiner Lage zu bringen, dann ihn senkrecht mit einer dazu be- sonders verfertigten Zange herauszieht. Auch erinnert Re- censent an die sinnreiche und nützliche Verbesserung mit dem beweglichen Haken, und findet den Überwurf ganz Onnöthig. Zur Ausfüllung hohler Zähne nimmt Hirsch Sta- niol, oder eine Steinmasse aus Terpenthin und unge- löschtem Kalk, mit Leinöhlfirniss angemacht, nachdem er die ältere Zusammensetzung aus gleichen Theilen Pech und Kalk mit Rokosöhl zur Paste gemacht, und so lange geklopft, bis sic sich in Faden ziehen lässt, wegen dtres langsamen Trocknens beseitigte 2). Er beschreibt den der Zähne, und die Methode, denselben zu hei- Lo. Durch kleine Stösse mit der Stahlsonde bemerkt er die kränkliche Empfindlichkeit des Zahnes, schneidet dann das Zahnfleisch los, wo er zu Anfang der Wurzel deutlich eine 117 ’) Med.-diir. Ztg. 1796. III. Bd. S. 308. *) Die Ehre der Erfindung dieser Faste gehört den Chinesen, wel- che sie Sarangousti nannten. 118 kleine Erhabenheit nach aussen fühlt. In diese Knochenge- schwulstbohrt er sich mit einem Radireisen einen Weg nach innen, bringt eine glühende, etwas gekrümmte feine Sonde in diesen Weg, und wiederholt dieses Verfahren einige Ma- le. Nach einiger Zeit bringt er ein Stückchen Blei in die Lü- cke, und drückt das Zahnfleisch darüber zusammen, wel- ches wieder fest anwächst. Zur Stillung eines nach einem ge- nommenen Zahn entstandenen Blutflusses bedienter sich des Pergamentes. Zur Befestigung der Zähne zieht er den gewich- sten Seidenfaden dem Golddrahte vor '). Dubois de Chemant ist der erste, weichereine mineralische Paste zur Verfertigung künstlicher Zähne er- dachte, die er aber wegen ihren ganz vorzüglichen Eigen- schaften nicht an gibt, und welche er den Menschen- und allen thierischen Zähnen vorzieht 2). Der Londoner Instrumentenmacher S avi gn y verbes- serte den englischen Schlüssel dahin, dass die Fletsche ei- nen kurzen Cylinder, in dessen Achse die Stange festsitzt, bildet , so, dass sich diese walzenförmige Fletsche beim Ge- brauche um die Stange, als um ihre eigene Achse dreht, folglich der Zahn fast in perpendiculärer Richtung ausge- zogen wird. Auch läuft die Stange nicht gerade aus, son- dern macht in der Mitte eine bogenförmige Krümmung , um die Backenzähne vortheilhaft nach innen zu ausziehen zu können J. B. Sieb old glaubt, dass die Steine in den Aus- führungsgängen der Speicheldrüsen von dem in zu grosser Menge im Speichel anwesenden Schleime und Eiweissstoffe entstünden. Die Abwesenheit der Kalkerde in solchen Stei- nen , und die bei ihrer Bildung zu unterscheidenden Sta- ’) Fr. Hirsch, praktische Bemerkungen über die Zähne. Jena, 1796- a) Dubois de Chemant, a diss. on artif. Teeth. London, 1797. 3) Med. - chir. Ztg. III. Erg. Bd. 1790—1800. — Medical fucts and observ. Vol. VII. 1797- 119 dien bestätigen ihm diese Theorie. Im ersten Stadium stockt der Speichel im Ausführungsgange, wo er als durchsich- tige Feuchtigkeit unter der Zunge erscheint; im zweiten "Werden die wässerigen Theile absorbirt, die Feuchtigkeit wird dichter, die Geschwulst dunkler; im dritten sind alle wässerigen Theile absorbirt, die Masse wird fest und dei Speichelstein ist gebildet, welcher aus Schleim, Eiweissstoff, etwas Ivochsalz und wenig Phosphor besteht. Auf dieselbe Art erklärt er die Entstehung des Zahnsteines '). Nach K. Sprengel’s Angabe soll Ebn Sina zuerst den Antlitzschmerzen geschildert haben. S p re n g el hält den Gesichtsschmerz für eine Abartung der Gicht, die iin Ant- litznerven ihren Sitz hat, dessen Scheidenhaut oft eben so ausgedehnt und vom Wasser angeschwollen ist, als jene des ischiadischen Nervens im Cotunnischen Hüftweh ). Nach Sachse’s Mittheilung aus S i e b o 1 d’s Schriften war der Gesichtsschmerz als eigenthümliche Krankheit schon dem Pariser Wundarzte And ree im Jahre 175Ö bekannt. Von ihm erhielt sie zuerst den Namen Tic. Eine Beschrei- bung davon findet man aber noch früher 1724 von Deg- n e r , in den act. nat. cur. Nach S i e b o 1 d heisst man sie am richtigsten Prosopalgie, da sie zu den örtlichen fieberlosen Schmerzen gehört. In den Zähnen kann nach ihm der Sitz des Übels nicht seyn , weil das Ausziehen eines Zahnes nichts hilft, und weil der Schmerz, wie schon F othergill be- merkte, gewöhnlich erst zwischen dem vierzigsten und fünf- zigsten Jahre erscheint u. s. w.; in den Kinnladenhöhlen oder Knochenwänden eben so wenig, da sich weder Schmer- zen bei stärkerem Druck, noch Tuberositäten zeigen. Es sey daher wahrscheinlich, dass diese Krankheit endemisch, ja sogar epidemisch seyn könne. — Den Ursprung des Übels glaubt Lentin im verlängerten Marke zu finden. Siebold *) J. B Siebold, historia System, saliv. etc. Jenae, 1797- 4. *) K. Sprengcl's Handbuch der Pathologie. J1I. Theil. Leipzig, 1797. gr. 8. 120 äusserte ebenfalls im Jahre 1793, dass das Ursächliche der Krankheit in einem, vom schmerzenden Theile entfernten Orte seyn könne, und zwar im Gasser’schcn Ganglium. —• Zuccarini suchte ihn in den Knochen. Nebst mehre- ren anderen entfernten äusserlichen Ursachen werden noch als innere Ursachen angegeben: das Rrebsgift nach der F o t h e r g i I Ischen Meinung; die Gichtmaterie nach Lei- denfrost und Degner; verschiedene Ausschlagsschär- fen nach Andree, Bonnard und Lagavan; das scro- phulöse Gift nach Menouret und Seile; das catarrha- lische nach Vogler und Pujol; der rheumatische Stoff nach S i eb o 1 d und Seile; das venerische Gift nach Wa- ton, und vorhergegangene unterdrückte, besonders seröse Profluvien nach Lentin und Thilenius Wenn durch die leiseste Berührung des Gesichtes der heftigste Schmerz entsteht, so gibt dieses Lentin als ein pathognomisches Zeichen des Fo th e r gi 1 l’schen Gesichts- schmerzens an a). Viel früher schon hatte er den Vorschlag gemacht, bei dieser Krankheit den Nerven des Anthelix, nahe am Tragus > zu zerstören 3). Den Sitz des F o th e r gi 1 l’schen Gesichtsschmerzens sucht Lan genbeck bloss in den Nerven. Für das sicher- ste Linderungsmittel hält er die Durchschneidung des lei- denden Nerven , da es ein bloss örtliches Leiden , und da- her nur topisch zu behandeln sey. Ihm scheint es eine par- tielle Hysterie zu seyn. Alles, was die Gesichtsnerven so drückt, dass daraus eine widernatürliche Spannung entsteht, kann die Localursache abgeben. Bisher pflegten die Ärzte den unteren und oberen Augenhöhlennerven zu durchschnei- den , doch hält er es nicht immer für hinlänglich. Das si- ’) Journ. der Erfindungen , Theorien und Widersprüche in der N. u. A. W. 33. St. Gotha, 1800. 8- S. 3- ») L. F. B. Lentin, Beyträge zur ausübenden Arzneiwissenschaft. III. Bd. 1804. 8- 3) Derselbe a. a. ü. II. Bd. Leipzig , 1798. 8. 121 cherste wäre, den Stamm des Gesichtsnerven da, wo er aus dem foramen stflomastoideum austritt, zu durchschnei- den, welches aber wegen der leichten Verletzung der Cha- fotiden nicht zu wagen sey. Er hält es daher für das beste, die Vereinigung des nervus trigeminus mit dem communicans faciei-dadurch aufzuheben, dass man den unteren Augen- hohlennerven, die ramos zrgomaticos auf den Jochbogen, Und die Gesichtsnerven im Kaumuskel bis zum Winkel des Kiefers durchschneide '). Übrigens war Marechal der erste, welcher das Durchschneiden der Nerven in dieser Krankheit empfahl. Aber die zwei ersten angestellten Versuche liefen unglück- lich ab. Louis war etwas glücklicher, allein Sabatier spricht ebenfalls von misslungenen Proben, nach Mare- chal’s Vorschlag. Andree wandte bei zwei Kranken ein Ätzmittel auf das Kinnloch an, und der gänzliche Nach- lass des Schmerzens bewies die Zerstörung der Nerven. Die Magnetplatten wurden bald mit, bald ohne Nutzen ange- wandt *). Lentin milderte diesen Schmerz durch die Stramo- niumtinctur und die Nenndorfer Bäder 3); einmal wurde er durch den innerlichen Gebrauch des Absudes der Sassa- parille und einer Sublimatauflösung vollkommen geheilt4); ein anderes Mal durch übersaures salzsaures Pflanzenkali (Chisholm) 5); durch Goldschwefel und Salpeter6); durch das Extract vom Hjoscj'am. nig. und Calomel (Brei- *) Langenheck, tract.de nerv, cerebri in dolore faciei. Gott. 1805. *) Recueil periodique de la Societe de Med. de Paris. 8- Tom. IV. — Med. - cbir. Zeit. 1800. HI. Bd. S. 54- 3) HuJelantTs Journ. der prakt. Heil- und Wundarzneik. Jena. IX. Bd. 1. Stück. III. 4) A. a. O. X. Bd. 3. St. IX. 1. J) Hiifeland., Schreger und Harles, Journ. der ausl. med. Lit. 8. II. Bd. August. I. 6. 6) Schlegel, Materialien für die Staatsarzneiw. u. prakt. Heilkunde. 4* Sammlung. 1804. gr. 8. I. ting) ; durch die äussere Anwendung des Theers (Col- wille)2); durch Opium, Hirschhornsalz und Guajak (J. Schaffer) 3); durch Belladonnawurzel und oxygenirtes salzsaures Kali (Heber) '); durch das Blutigreiben der Haut mit Flanell (M a s i u s) 5) ; durch Ammoniumwasser und Bilsenkrauttinctur (J. Jachson) *’); durch die Moxa (Walther) 7); durch eine Phosphorauflosung im Dippel’- schen Öhle s), und durch starke Chinagaben 9). Meglin’s berühmt gewesenes Mittel gegen den Ge- sichtsschmerz ist folgendes: Rp. Extr. HyoscjamPulo. rad. Vcder. sylv., Flor. Zitici aa. scrup. duos. M. f. pil. pond. gr. unius. Die Kranken fangen mit einer Pille an, und steigen nach und nach bis auf sechs, acht, ja bis auf achtzehn Stü- cke, Morgens und Abends, doch mit der Vorsicht, dass bei eintretenden Übelkeiten das Steigen eingestellt werden muss ,0). Kalte Übergiessungen empfahl Hosack “), und Marcet das Extr. sem. Daturae stramonii ,2); Beding- field heilte ihn mit der Fo wier’schen Arsenikauflösung ’3); Borthwick und B e a 1 e durch das kohlensaure Eisen '4) ; Trafvenfelt durch grosse Gaben tOpium und die gleich- 122 ') HufelancFs Journ. der prakt. Heilkunde. XXV. Bd. 3- Stück. 1806. VI. *) Med.-chir. Zeit. 1814-IV. Bd. S. 284. 3) Hufeland und Himljr, Journ. der prakt. Heilk. X. Bd. 1. Stück. II. Berlin , 1813. 4) A. a. O. IX. Bd. 6. Stück. III. 5) A. a. O. X. Bd. 3. Stück. VI. 6) Med.-chir. Zeit. 1815. II. Bd. S. 329- 7) A. a. O. S. 270. 8) Iiufeland’s Journ. XLIV. Bd. 1817. H- 9) The London medical Repository. Vol. IX. 1818- Nr. 52. 8. ,0) C. L. Cadel - de Gassicourt, formulaire magistral et memorial pharmac. 2. edit. Paris , 1814. ,l) Med.-chir. Zeit. 1817. II. Bd. S. 120- ”) A. a. O. IV. Bd. S. 334. *3) A. a. O. 1818- I. Bd. S. 376. *4) A. a. O. 1825. I. u. II. Bd. 123 Zeitige Anwendung warmer Umschläge, ein andermal durch die Moxa '). Periodischen Gesichtsschmerz heilte Petroz *nit dem schwefelsauren Chinin ’). Eberle in Philadelphia heilte die Krankheit durch das Stramoniumextract !). Dem G. P. Paletta zeigte sich ein Liniment von Calomel und Bernstcinöhl am wirksamsten 4). Die primäre Ursache des Gesichtsschmerzens sucht A. Wilso n in den ersten Wegen, erklärt ihn für eine krank- hafte Sympathie, und heilt die Krankheit durch Purgir- mittel ’). Taylor heilte ihn durch kohlensaure Soda mit Schierlingextract, auch mit Blausäure °). Auch das Am- moniakgas wurde empfohlen 7). Ualaurie brauchte den Arsenik innerlich, Blitzner dasiBlasenpflaster auf die lei- dende Stelle 8). Auch wurde das Belladonnaextract mit Spei- chel, einer Erbse gross, fünf Minuten lang eingerieben, tnit Erfolg angewendet p). Bei einer durch Verkühlung ent- standenen Prosopalgie halfen Eisumschläge, Brennen mit Wasserdämpfen, später die Tinctur von der Zeitlosen lo). Nach Murray ist der Gesichtsschmerz in Amerika eine häufige Krankheit. Diese Nevralgie zeichnet sich nach ihm durch einen heftigen Schmerz, der gewöhnlich den Ästen irgend eines Hauptnerven folgt, aus. Er ist unbe- stimmt in Hinsicht der Anfälle, kurz in seiner Dauer, er wie- derholt sich oft, und wird von einer krampfhaften Zusam- fnenziehung der benachbarten Muskeln begleitet. Von dem ’) A. a. O. 1823- I. Bd. S. 277. a) A. a. O. III. Bd. S. 63- J) A. a. O. S. 272. 4) A. a. O. IV. Bd. S. 317. 5) A. a. O. 1824. I. Bd. S. 343. C) A. a. O. II. Bd. S. 22. :) A. a. O. III. Bd. S. 460. S) Notizen. III. Bd. VI. Bd. ö) A. a. O. XI. Bd. S. 256. 10) Magazin für die gesamnite Heilkuude. XV Bd. 1823* 1. Heft. XII. 124 Gebrauche der Eisenpräparate erwartet er viel in dieser Krankheit; die chirurgische Behandlung hält er fiir radical, die innere nur für palliativ ’). Steinbuch gab als diagnostisches Zeichen des Ge- sichtsschmerzens, besonders bei Fräuenzimmern, einen ro- then Zahnfleischstreifen an Nachdem wir hier mehrere der vielfach zerstreuten Mit- tel wider den Gesichtsschmerz gesammelt, und des leich- teren Überblickes wegen zusammengestellt haben, folgen wir wieder der chronologisch geordneten Darstellung in un- serer Geschichte, und beginnen mit dem grossen Wider- sacher der schweren Dentition , mit Wichmann. Wichmann läugnet die schwere Dentition mit allen ihren Folgen ganz ab, und betrachtet sie bloss als physio- logische Function, wodurch alle Mittel dagegen, also auch die Einschnitte in das Zahnfleisch , als ganz überflüssig , ja schädlich erscheinen H). Ihm folgte Sternberg mit seiner voluminösen Abhandlung 4) und mehrere Andere. Blumenthal 5) und Wendelstadt ö) waren die gründlichsten Widerleger des im Eifer für das Wahre zu weit gegangenen Wichmann. — Sachse, Schweik- hart '), Wedekind 8), Sponitzer 9) und ein Heer unbedeutenderer Autoren folgten ihnen nach. *) J. TV. ß. Murray, an essay on Neuralgia. New-York , 1816. 8- 3) Hufeland und Harles, Journ. 4- Stück. April, 1816. II. J. E. Wichmann, Ideen zur Diagnostik. II, Xlieil. Hannover« 1797- S. 63. 8. 4) J. H. Sternberg, Erinnerungen und Zweifel gegen die Lehre vom schweren Zahnen. Hannover, 1802. 5) ßlumenlhaV s nähere Prüfung der Zahnarbeit u. s. w. Stendal, 1799. 6) Med.-chir. Zeit. 1799- IV. Bd. Beilage zu Nro. 78. 7) Journ. der Erf., Theor. u. Widerspr. in der N. u. A. W. Gotha» 1800. 31. Stuck. 8) HufelandJs Journ. IX. Bd. 1. St. I. 0) A. a. O. VII. Bd. 2. St. IV. 125 Lentin schrieb das Lockerwerden und Ausfallen ge- sunder Zähne einer eigenen Schärfe in den Präcordien zu. Liese Schärfe gibt den Fiebern ihre Periodicität, von ihr Entstehen die periodischen Schmerzen in den iUnrdaden Und den Zähnen , sobald diese Schärfe durch ihre Zeitigung jenen Reizgrad erreicht hat, welcher zur F.rregung und Un- terhaltung einer solchen schmerzhaften Periode erforderlich ist. F.r glaubt, dass durch Visceral - Klystiere dem aus die- ser Ursache möglichen Verluste der Zähne sicherer vorge- beugt werde, als durch die meisten angepriesenen Zahnmit- tel '). In seinen Beobachtungen über den Gesichtsschmerz widerspricht er R. Sprengel (vergl. das oben Angeführ- te), indem er weder in dieser Krankheit, noch im G o- tunni’schen Hüftwehe die Scheidenhaut der angegriffenen Nerven ausgedehnt und von Wasser angeschwollen getrof- fen habe a). Conradi schrieb über das Lockerwerden und Aus- fallen der Zähne, und empfahl dagegen eine die Schärfe he- bende Behandlung und Obstdiät, die höchste Reinlichkeit der Zähne, und die örtliche Anwendung stärkender und zusammenziehender Mittel 3). Dass die Zähne nicht von einem Puncte aus verknö- chert werden, sondern mehrere Verknöcherungspuncte ha- ben, beobachtete C. A. R u d o 1 phi. Die Schneidezähne ha- ben, seinen Beobachtungen zu Folge, gewöhnlich drei, die Lekzähne immer zwei, die zweispitzigen Zähne zwei bis drei, die Backenzähne vier bis sechs Knochenpuncte, wel- che sich alle durch chemische Untersuchungen an den Zäh- len nachweisen lassen *)• ') L. F. B. Lentin, Beiträge zur ausübenden Arzneiwissenschaft. I. Bd. Wien, 1800. S. 251. ’) A. a. O. III. Bd. Wien , 1804- S. 85- ) -dmeman s Magazin. I. Bd. 2. St. S. 157* Archiv f. Physiologie, von J. Ch. Reil. Halle. III. Bd. 3. Heft I. In Betreff des Zahnwechsels stimmt BI um e n th al der Meinung B1 um e n b a ch’s bei, dass derselbe durch das Be- streben der Natur, die abgestorbenen Theile fortzuschaf- fen, veranlasst wird. Das Absterben aber, so wie das Auf- hören des Wachsthumes der Milchzähne, rührt nach Blu- menthal daher, weil durch das dichte Anliegen der Zel- len der bleibenden Zähne die Wurzeln der Milchzähne ge- hindert werden, sich bis auf den Boden der Zahnhöhle, zum Ursprünge der Gefässe, zu verlängern, somit vertrock- nen und allmählig absterben '). Wendel Stadt ist der Meinung, dass der Weinstein der Zähne die Bestimmung habe, die Zähne vor schneller Abwechslung der Hitze und Kälte zu schützen , denen sie durch den Genuss der Speisen und Getränke sowohl, als durch das Einathmen der äusseren Luft beständig ausge- setzt seyen a). Ruspini erfand einen Mundspiegel, mittelst wel- chem Jeder seine eigenen Zähne von innen und aussen selbst besehen kann. Es ist ein kleiner, länglich runder, mit einer kleinen Handhabe versehener Spiegel, den man gemächlich in die Mundhöhle bringen kann, bei dessen Anwendung man jedoch noch eines Handspiegels bedarf. Er ist ein fast unentbehrliches Stück an der Toilette der Damen , und in der Hand des Zahnarztes3). Auch wurde Savigny’s verbes- serter Geissfuss , D r y e r’s Zahnzange, Sympson’s Maschi- ne , Ri ch. R ee ce’s Odontagra und Whi tford’s Zahnzan- ge H) um diese Zeit sehr gelobt und in Gebrauch genommen. ') Blumentliafs kurze Übersicht der natürlichen Gesell, der Zähne. Stendal, 1800- S. 29* ») Med. - chir. Zeit. V. Erg. Bd. 1801 — 1810. S. 51. 3) A. a. O 1804. IV. Bd. S. 352. 4) J. Arneman, System der Chirurgie. II. Thl. Göttingen, 1801- 8. — Bradlejr , med. and phys. Journ. in Harles, Hujeland und Scliregers Journ. der ausländ. Lit. II. Bd. Julius, 1802- S. 88- Taf. I. — Allgcm. Magaz. für die Wundarzneik., von Arneman- III. Bd. 3- St. Göttingen , 1803- — C. G. Kühn, physisch-med- 127 Unser vaterländische berühmte Anatom und Physio- loge G. Prochaska, hatte im Jahre 1780 in Prag eine kleine lehrreiche Abhandlung über die Abnützung der Zäh- Oe geschrieben. Er glaubt, dass die daraus gezogenen Re- sultate zur Beurtheilung des wahrscheinlichen Alters der Menschen benützt werden könnten '). Die Ursache des Zahnwechsels sucht Arneman im Wachsthume der Kinnladen auf. In Betreff der schweren Öentition pflichtet er im Allgemeinen der Meinung Wich- tnan’s bei, macht aber doch bei starker Entzündung tiefe Einschnitte in das Zahnfleisch bis auf den Zahn. Wenn um die Zeit der zweiten Dentition ein Zahn locker wird, so darf man denselben nicht immer ausziehen, denn da die zwei- ten Zähne nicht in demselben Zahnfache gebildet werden, so bringt die Ausziehung des Wechselzahnes auch nicht den Vortheil, welchen man beabsichtiget, nämlich Gewinn an Baum für den nachkommenden Zahn. — Cariöse Zähne sind oft die Ursache des Gesichtsschmerzcns. — So lange ein Eieck am Zahne missfärbig ist, darf er nicht gefeilt wer- den , wird dieser Fleck aber schwarz , so bleibt kein ande- res Mittel, um der Caries Einhalt zu thun Eine heftige Zahnblutung, welche nach der Ausziehung eines Backenzahnes erfolgte, und sich selbst durch die An- wendung des Glüheisens nicht stillen Hess, brachte Thiel endlich durch die Ausziehung des nebenstehenden Backen- sahnes zum Stillstand. An dem Halse dieses letzteren befand Slch ein kleines Löchelchen , wodurch eine Arterie ging, die s>ch nicht zusammenziehen konnte 3). Journ. nach Dr. Bradley und JVillich für Deutschland bearbei- tet. Leipzig, 1800- 8* Januar, 2. — Juli, 1. ) Georgii Prochaska, operum minorum anat. pliysiol. et patli. ar- gumenli. Pars II. Viennae, 1800- gr. 8. p. 355 et seq. ) A. Ameman, System der Chirurgie. II. Thle. Göttingen, 1801. 3- Abtheilung. ) Loder's Journ. f. die Chirurgie u. s. -w. III. Bd. 2> St. 1800. XII. 1. 128 Unter den besonders empfohlenen empirischen Mitteln gegen Zahnschmerzen finden wir die folgenden des Auf- zeichnens werth: das Dippel’sche Öhl '), das Magisterium Bismulhi 3), den billigen Saft der im Kopfe, oder dem stach- ligen Apfel des Dapsicus -f1 ullonum im Herbste und Winter befindlichen Würmer , Janins beständiges Blasenpfla- ster (Dr. Weisse) , die Phosphorsäure mit Myrrhe ver- bunden (L e n t i n) bei cariösen Zähnen 5), das Bischofex- tract (Conradi) 6), den Perkinismus "), das Pfeffermünz- wasser (J ö r d e n s) 8) , die spanischen Fliegen (Abild- g a a r d) 9) , die cochlearia armoracea (Schlegel) IO), und folgende Opiatformcl: Rp. Olei Hyoscjami drach. unam. Opii thebaic. drach. serms. Extr. Belladonnae. Camphorae aa. gran. sex. Olei Cajcput. Tinct. cantharid. aa. gultas oclo. M. Wider den Weinstein an den Zähnen rühmte schon Lin- ne den öfteren Genuss der Erdbeeren ”). Das geschwollene und schlaffe Zahnfleisch mit der Sche- re abzuschneiden, wie F a u c h a r d und B o u r d e t gerathen haben, missräth laForgue, wegen des Substanzverlustes, wodurch der Ilals der Zähne und ein Theil der Zahnhöhlen entblösst, und für die böige Knochenfrass oder eine andere ) Neues Archiv der prakt. Arzneikunde, herausgegeben von Me- kel. I. Thl. L789. 8. а) Med.-chir. Zeit. 1791. II. Bd. S. 96. 3) E. G. Baidinger, neues Magazin für Ärzte. XVI. Bd 9 Stück 1794. 8. ' 4) Med.-chir. Zeit. 1795. III. Bd. S. 75. 5) A. a. O. 1797. I. Bd. S. 91. б) J. Arnernan, Magazin für die Wundarzneik. I. Bd. 2. St. 7) Von dem Feminismus, oder den Metallnadeln des Dr. Perkins. Kopenhagen, 1793. *) Hu/elandJs Journ. der prakt. Arzneik. IV. Bd. 3. St. XI. 9) Pjaffund Scheel, nordisches Archiv. I. Bd. 3. St. III. ,0) Schlegel, Materialien für die Staatsarzueiwissenschaft und prakt. Heilkunde. IV. Sammlung. 1804. 8. VIII. ") Hufeland's Journ. der prakt. Arzneik. X. Bd. 1. St. XII. 4. **) Linne, systema naturae, Tom. III. p. 175. 129 Krankheit bedingt werden könnte; auch bringe diese Opera- t*on keinen momentanen Yortheil, weil die Heilung einzig von der inneren Behandlung der aufgelösten Säfte abhänge. Wenn das Zahnfleisch allen Tonus verloren hat, und in Brand Überzugehen drohet, so kann man es scarificiren. Er thut sich mit Recht viel darauf zu gute, dass er, was Andere Übersehen hätten, bei jeder Krankheit des Mundes, aut die subjective Constitution des Patienten Rücksicht nehme, was er später auch weitläufig in einem eigenen Werke that l). Den Zähnen der zweiten Dentition geht eine fleischige, Schwammige und rotlie Masse voran, welche eine auflö- sende Feuchtigkeit enthält, um die Wurzeln der Milchzäh- ne und die Theile der Zahnhöhlen und des Zahnfleisches an jenen Stellen, wo die Zähne durchbrechen sollen, zu erwei- chen und aufzulösen. Da nur äusserst wenige Krankheiten v'on schwerer Dentition herrühren, so verwirft er auch die Aufschneidung und Amputation des Zahnfleisches und der Zahnhöhlen als nichts wirkend, verrichtet aber doch selbst diese Operation beim Durchbruche der Weisheitszähne der Unteren Kinnlade. Breitet sich die Spannung über das ganze Zahnfleisch aus, so nimmt er gar ein ganzes Stück Zahnfleisch in Gestalt einer V, mit der Schere weg. Nach dem Schnit- te ätzt er die Theile mit Höllenstein. Er erklärt sich gegen den Gebrauch des zu frühen Ausziehens der Milchzähne, weil dadurch die Zahnhöhlen aufhören, sich gehörig zu erwei- tern, der Zahnhöhlenrand zu klein bleibt, und somit die er- ste Ursache zum früheren Ausfallen der kommenden bleiben- den Zähne gegeben sey. Die Verrückung der Zähne mit dem Pelikane will er ganz abgeschafft wissen, und die Vcrpflan- Züng der Zähne (transplantatio) aus einem Munde in den an- deren, soll die Chirurgie zur Ehre der Kunst verbieten. Das Einsetzen einzelner und mehrerer Zähne, so wie ganzer Ge- *sse, Gaumen - Obturatoren u. s. w., beschreibt er um- ) Laforgue, Semiologic buccalc etc. Paris, 180G. 130 ständlich und genau. Den Pelikan zieht er sehr selten in Ge- brauch, und des Geissfusses erwähnt er gar nicht. Sein pyra- midenförmiger Ilcbcl ist der bloss an seinem Ende geänderte Lec 1 us sehe , und nicht, anwendbar. Seine Überwurfszange ist gut, und dem Überwürfe in mancher Hinsicht yorzuziehen. Übrigens gibt er noch die, leider beim praktischen Zahnarz- te nicht anwendbare Lehre, dass er selbst alles verstehen und verfertigen soll, was zur Einsetzung künstlicher Zäh- ne, Gaumen - Obturatoren u. s. w., nothwendig sey '). Der Berliner Zahnarzt Lautenschläger beschrieb ein neues, dem englischen Schlüssel ähnliches Instrument. Statt, dass dort beim Hebel der Zahn die Basis ausmacht, veitritt hier eine Schraube die Stelle derselben, welche in die zurückgebliebene Wurzel eingeschraubt wird. Auch bc- schreibt er eine eigens zur Anwendung dieses Instrumentes erfundene tomplicirle Bohrmaschine, womit eine Öffnung in die Zahnwurzel gemacht werden kann, um die Schrau- be aufzunehmen ’)■ Auch Morte t’s Instrument fällt in die- se Zeit 3). Die Operation , einen verdorbenen Zahn zu entkrönen, sagt Se rre, ist vor mir noch von keinem Schriftsteller ab- gehandelt worden. Dass sich Ser re in dieser Behauptung irre, haben wir oben gesehen. Alle seine sonstigen An- sichten zeichnen sich von jenen seiner Vorgänger ebenfalls durch nichts neues aus. Aber reichhaltig sind seine Beob- achtungen in operativer Hinsicht, und seine Pyramiden- schraube hat ihn, ihrer Unentbehrlichkeit ,regen, in der Zahnheilkunde verewiget'1). ’) Laforgue Zahnaraneikunat in ihrem ganzen Umfange. Aus den* Franz, mit Anmerk. v. Angermann. II. Thle. Leipzig 2) HufelancVs Journ. der H *11 n 1 n i- , J n c Prdkt- Heilkunde. Berlin, 1803. X. Bd- 2. £>t. o. 50. •) Hufeland und Harles. „enM Journal dcr lud- d . Lil. 1804. II. Bd. 2. St. VI. 2. prakt. Darstellung aller Operationen der Zahnarme»- Berlin , 1804. 131 Der Apotheker Duchateau, welcher an seinem künstr hchen Gebisse aus Elfenbein das Unangenehme der Ivno- chenverderbniss bemerkte, suchte diesem Übelstande durch ein ähnliches Gebiss, aus Porzellan abzuhelfen , welches er 1774 verfertigen liess. Er besprach sich darüber mit dem Zahnarzte Dechemant, welcher nach seinen Einsichten die Applicationsart angeben sollte. Später nun gab der letz- tere diese Gebisse, verfertigl aus einer mineralischen Paste, für seine Erfindung aus (Siehe oben Dubois de Che- ttiant), und erhielt auch von Ludwig XVI., und spater (1791) zu London eigene Patente darüber. Du chateau Und noch andere machten ihm aber die Ehre der Erbin- dungjjstreitig '). Deschayips empfiehlt bei Schleim- und Eiteran- sammlungen in der Kinnbackenhöhle vorzüglich dieDra- ke’sche Operationsmethode. Bei der Anwendung des Gliih- eisens in dieser Höhle nach ausgenommenen Polypen räth er grosse Vorsicht an, da das Auge leicht durch die unte- re Wand der Augenhöhle davon Schaden nehmen könnte, wird die Kinnbackenhöhle auch durch eine chro- nische Anschwellung der Schleimhaut ausgedehnt, und nur nach geschehener Eröffnung der Höhle kömmt man zu deut- scher Erkenntniss dieses Übels. In diesem Falle wendet er leicht zusammenziehende und reizende Mittel an. Geht, es Samit nicht, so sucht er die angeschwollene Schleimhaut Surch ätzende Flüssigkeiten in Eiterung zu bringen, oder erzweckt es endlich mit dem Glüheisen, worauf er das wie einen einfachen Abscess behandelt 2). Bei heftigen Blutungen nach ausgenommenen Zähnen Schneidet C a 1 mann aus einem nicht zu porösen Bad- ) Vergl. Maury, Manuel du dentiste pour l’application des dents artif. incorr. Paris , 1820. ) L. Deschamps, Abhandlung über die Krankheiten der Nasen- h'dile und ihrer Nebenhöhlen. Aus dem Franzos., von Dörner. Stuttgart, 1805. 132 schwämme einen Keil, oder eine kleine Zuckerhutform, un- gefähr halb so dick, als die blutende Höhle, weicht dann diesen Keil in zerflossenes Wachs durch und durch ein, und drückt ihn fest in die blutende Zahnhöhle, nachdem er sol- che zuvor möglichst reiniget. Sobald der Schwamm warm wird, dehnt er sich dergestalt aus, dass die Zahnhöhle da- von ausgefüllt, und die Blutung gestillt wird *). Der Schmelz der Menschenzähne lässt sich nach Mo- richini nicht ganz rein von dem knochigen Theile dessel- ben absondern. Der chemischen Analyse zu Folge besteht der Zahnschmelz aus 0,30 thierischer Substanz, 0,33 Kalk- erde, 0,09 Talkerde, 0,05 Thonerde, 0,22 Flussspathsäu- re und Phosphorsäure, 0,01 Kohlensäure 2). Die Anwesen- heit der Flussspathsäure wurde später auch von Berze- lius bestätiget. Klein zerstörte glücklich einen aus d Faserstoff. 3 » animalische Fette oder Öhl. 3 » Verlust. öer schädliche Einfluss, welchen das Quecksilber auf die Zähne ausiibt, wird gehörig gew irdiget. Das Operative und Technische ist viel gedrängter bearbeitet, und bietet eben nichts Besonderes dar. Das Ganze ist mit instrucliven Ta- feln ausgestattet und sehr empfehlungswerth Ein sieben Jahre anhaltender Kopfschmerz, welcher durch Würmer, die wahrscheinlich in der Hyghmors- und den Stirnhöhlen ihren Sitz hatten , bedingt ward , wird von Dr. Ludw. Frank mitgetheilt. Die Patientinn brach- te die Entfernung dieser Würmer dadurch zu Stande, dass sie ihrem Schnupftabak Asand beimischte. In Allem wurden 48 Würmer, nebst einer grossen Menge Schleim und meh- reren Stücken Pseudo-Membranen entleert *)• Ähnliche Fäl- le finden sich übrigens auch in älteren Schriften. Ein Gegenstück zu Rust’s Beobachtung theilt uns Professor Schallgruber aus Grätz mit, wodurch aber- *Ual die Macht des Bildungstriebes beurkundet wird. Bei ei- fern vierthalbjährigen Knaben, welcher die rechte Hälfte des Unterkiefers ganz , bis an die Schneidezähne , durch Caries Verloren hatte, regenerirte sich diese Portion mit Beibehal- tung der Form und vollkommener Beweglichkeit des Unter- kiefers, nur bildeten sich keine Zähne in demselben mehr 3). Nach Delabarre, welcher sehr scharfsinnig die Ent- wicklung der Zähne durchgeht, befinden sich vor dem Aus- bruche der Zähne kleine Öffnungen auf dem Rande der ’) J- Fox, histoire naturelle et maladies des dents de l’espece liu- Trad. de l’Angl. par Lemaire. Paris, 1821. 4• *) Med.-chir. Zeit 1815- IV. Bd. S. 157. 3) a. O. S. 46. 140 Kinnlade, welche die Mündungen der Säckchen darstellen? worin die Zahnkeime enthalten sind, und wodurch sich dann die Zähne drängen. Um diese Öffnungen zu entdecken, muss man die Kinnladen in Salpetersäure tauchen. Diese Entde- ckung will er im Jahre 1805 gemacht haben. Das Email hält er für einen organisirten Körper, welcher mit ernäh- renden Gefdssen versehen sey, und eine eigene Sensibilität besitze, welche sich in gewissen Krankheiten äussere. Das beschwerliche Zahnen nennt er Dysodontocie. Zu leichterer Herausnahme der Weisheitszähne hat er den Garengcot'- sehen Schlüssel verbessert. Wenn die Zähne zu gedrängt ste- hen, und derjenige ausgezogen worden ist, welcher als Ursache dieser Ungestaltheit angesehen wird, so gibt man zwischen die enggeschlossenen Zähne kleine Holzkeilchen, welche durch ihr Anschwellen , und durch ihren Wechsel mit grösseren, endlich die Lücke des ausgezogenen Zahnes ausfüllen, und die Zähne in eine regelmässige Reihe brin- gen. Zur Trennung jener Zähne, welche Von der Caries er- griffen sind, gebraucht man gewöhnlich die Feile, die auch sehr zweckmässig ist, sobald man nur wenig zu entfernen hat. Ist aber der zu feilende Zahn tief von der Caries zer- stört, so macht die Feile, indem sie das Gute und Schlechte des Zahnes wegnimmt, eine zu grosse Öffnung, die auch nach vorne zu sichtbar wird, und wobei man oft nicht ein- mal alles cariöse zu entfernen vermag. Desshalb wandte er zugespitzte und verschieden gekrümmte, gut gehärtete Zahn- meissel (turins aiguises et courbes) an, womit er das vordere Email, so viel möglich, schont, und die cariösen Theile von rückwärts ganz entfernt. Mittelst dieser Zahnmeissei soll die Operation schneller vor sich gehen und weniger schmerz- haft seyn. Auch bedient er sich dieses Instrumentes zur Tre- panation solcher Zähne, welche unter dem Schmelze krank sind. Er,bohrt damit das Email an, reinigt den Zahn von der Caries, trocknet denselben mit dem Cauterium actualß etwas aus, und plombirt ihn dann mit Gold oder Mastix- Schmerzhafte Zähne cauterisirt man entweder, um den Ner- 141 Ven zu zerstören, oder um der Caries ein Ziel zu setzen und s,e auszutrocknen. Den ersten Zweck zu erreichen, wird das rothglühend gemacht und schnell an den Nerven gebracht. Manchmal zieht man es aber vor, gleiche Theile Höllenstein und essigsauresBlei in die cariöse Aushöhlung zu ; auch erreiche man zuweilen seine Absicht, indem *ttan sehr schnell eine kleine silberne Sonde oder eine Wild- schweinborste einstösst. Will man aber die Caries austrock- **en, oder die Fortschritte der Erosion oder der Atrophie der Zähne hemmen, und die Zähne unempfindlich für die Hinwirkung der Luft und Nahrungsmittel machen, so muss die Operation öfters mit einem heissen Instrumente verrich- tet werden, das aber ja nicht rothglühend seyn darf. Bei der Plombirung gibt er das Verfahren seines Vaters an. Es Vyird nämlich ein kleines Goldblättchen hohl geschlagen, und gleichsam als Deckel über den entblössten Nerven gebracht, dann erst darüber plombirt. Dadurch wird der Nerve vor aHem Druck gesichert. — Masse in Versailles hat die er- sten Modelle von Federn mit doppelten Gelenken (ressoi'ts a double charniere) zu künstlichen Gebissen gegeben , die Ulan seitdem sehr vervollkommnet hat. Aus dieser Idee hat H i c c i in Verbindung mit seiner eigenen von Spiralfe- dern , die Federn auf Hebelart (ressorts d levier) erfunden, deren sich alle Zahnärzte bedienen. Um das Wackeln der beim Kauen zu verhindern, welchen Übel- stand auch Masse einsah, erfand D elabarre den Ressort 1egulateur des denliers, welches in Verbindung jedes ande- reU Ressort’s angewendet werden kann '). Bei A. Serres finden wir auch wieder eine wunder- te Behauptung in Betreff des Zahnsteines, denn er nimmt s°gar eigene Zahndrüsen an, welche ihn absondern sollen. Auch erzählt er ein merkwürdiges Beispiel von partieller dritter Dentition a). ) Delabarre, Odontologie etc. Paris, 1815. ) -d. Serres, Essai sur l’auat. et la phys. des deuts. Paris, 1817. Miel beobachtete seltene Fälle von Versetzung der Zähne. Der Hundszahn stand an der Stelle des ersten klei- nen Backenzahnes, und dieser an dem Platze von jenem- Dieser Fall wurde durch drei Commissäre der Nacheife- rungsgesellschaft bestätiget. Später sah er noch zwei ähnli- che Fälle, wovon in dem einen der Hundszahn an dem Pla- tze des kleinen Schneidezahnes stand, und so umgekehrt ')• Die Darcet’sche Masse zur .Ausfüllung hohler Zähne, bestehend aus acht Theilen Wismuth, fünl Theilen Blei und drei Theilen Zinn, welche bei der Siedhitze des Wassers schon schmilzt, wandte Regnart häufig an, fand aber, dass sie hei der Anwendung mittelst des heissen Eisens in sphärischer Gestalt zusammenschmolz, und auf diese Art sich auch erhärtete, somit die Höhle nicht gehörig ausfiill- te , dem weiteren Fortschreiten der Caries keinen Einhalt tbat, und in der Zahnhöhle selbst heim Schmelzen des Me- talles lebhafte Schmerzen verursachte. Um allen diesen Übel- ständen abzuhelfen, mischte er zu zehn Theilen der D a r- cetschen Masse einen Theil Quecksilber. Dieses Amalgam ist nun schon bei Ö8 Graden des hunderttheiligen Thermo- meters schmelzbar, wird erst wieder bei 55 Graden fest, und gestattet daher leichtere und verlässlichere Manipula- tion bei der geringsten Schmerzlichkeit. Dieser Masse be- dient er sich auch zur Ausfüllung sehr hohler Zähne, um sie beim Ausnehmen nicht zu brechen, auch leistet sie ihm bei Einsetzung der Stiftzähne gute Dienste, und lässt sich wohl zu Modellen, und selbst zu Abdrücken von Modellen brau- chen. Das obige Yerhältniss des Quecksilbers verändert er nach Umständen zu 73, zu Theil, wenn die Patienten heiss zu essen, oder Tabak zu rauchen pflegen, wenn das Metall seiner besonderen Lage im Munde wegen starken Reibungen ausgesetzt ist, wenn man es zur Erleichterung des Ausziehens einer sehr breit und tief von der Caries zer- >) Journ. de Med. - Cliir. Pharm, par Leroux. Tom. XL. 1817* 143 störten Wurzel, oder zur Einsetzung der Stiftzähne u. s. vv. gebraucht '). Die Schleimhäute der Gesichtshöhlen kann man nach We inhold in pathologischer Hinsicht genau von einan- der trennen und in zwei Lamellen theilen. Wird die obere hei Catarrhen und Rheumatismen ergriffen, so findet man nur Unordnungen im Secretionsgcschäfte und in den wei- chen Theilen, während gichtische und syphilitische Entzün- dungen der mit dem Periosteum verbundenen unteren La- ttiche auch grosse Verderbtheit des Knochens nach sich zie- hen. Geht trotz der ernsthaft antiphlogistischen Behandlung die Entzündung in einen Abscess zwischen den Lamellen der Schleimhaut über, so wird der Mohnsaft, des Abends gegeben, in Verbindung mit erweichenden, narcotischcn Breiumschlägen über die Stirn und Nase, Dämpfe erwei- chender, in Milch gekochter Kräuter in die Nase geleitet, ttnd Nachts ein camphorirtes Belladonnapflaster auf beide Schläfen gelegt, die Unruhe und Spannung massigen, und die Heilung befördern. Tritt nach solchen Entzündungen 'veder Zertheilung noch Abscessbildung ein, so gehen sie in einen chronischen Zustand über, welcher zur Auflocke- rung der Schleimhäute Anlass gibt. Jetzt tritt die Gefahr der Verengerung und Verwachsung der Stirn- und Kieferhöhlen ttnd der Polypenbildung ein. Gegen den veralteten Schnu- pfen und Rheumatismus, Gicht, Scropheln und Syphilis, ttiuss hier gewirkt werden. Gegen den veralteten Schnupfen empfiehlt er vorsichtiges Einspritzen des kalten, oder eines Aromatischen Wassers, z. B. des Pfeffermünzwassers, und 2uletzt einer Abkochung von Kastanienrinde. Bei der All- tage zur Polypenbildung sind Schnupfpulver aus zehn Grän Calomel mit zwei Quentchen Zucker, oder in hartnäckigen Fällen aus zwei bis drei Gran mineralischem Turpith mit emer Drachme Zucker, und zuletzt Einspritzungen einer Auf- ') L. Regnart, memoire sur ua nouveau moyen d’obturatioa des dents etc. Paris , 1818. lüsung von einer halben bis zu zwei Drachmen des schwe- felsauren Eisens in sechs Unzen Wasser, sehr heilsam. Äus- sert sich bereits die Verschliessung der Ausführungsgänge durch Wasser- und Schleimansammlung, so räth er zur An- bohrung der Kieferhöhle bald zu schreiten, um den Secre- tionsprocess der kranken Schleimhaut aufzuheben. Zu die- sem Bchufe bringt er Bourdonnets ein , welche mit der ver- dünnten Tinctur des Capsicum annuum getränkt sind. Der Ätzstein setzt dem Luxuriren der Schleimhäute Gränzen '). Prof. Dzondi wandte im Fothergill’schen Gesichts- schmerzen statt des Rust’schen Brenneisens die siedheissen Wasserdämpfe a), und H. W. Carter alle drei Stunden einen Scrupel kohlensauren Eisens 3) mit Erfolge an. Dü- sterberg legte zwischen den Winkel des Unterkiefers in den zitzenförmigen Fortsatz ein Causticum, um unmittelbar auf die aus der pars anserina entstehenden Nervenäste, wel- che am Kinnloche mit dem nervus alceolaris inferior vom dritten Aste des Trigeminus Zusammenhängen, zu wirken 4). Ein anderes Mal setzte erzwischenden zitzenförmigen Fort- satz und den Winkel des Unterkiefers ein Fontanell mit glücklichem Erfolge 5), und J. Hunter Ewing heilte ihn durch Acupunctur ti). Auch die Bäder und die Douclie in Franzensbad sollen diese Krankheit geheilt haben :). D z o n d i beschreibt die skorischen Reizungen und Ent- zündungen (Rheumatismus und Gicht) der Wangenhöhlen, der Wange, der oberen und unteren Kinnlade, und gibt ’) TVeinhold 3 von den Krankheiten der Gesichtsknochen und ih- rer Schleimhäute u. s. w. Halle, 1818- 4. Rust, Magazin für die gesammte Heilkunde u. s. w. VI. Bd. 1819- I. Heft. 1. 3) Med.-chir. Zeit. II. Bd. 1822. S. 99. 4) A. a. O. 1826. IV. Bd. S. 306. ») A. a. O. II. Bd. S. 264. 6) A. a. O. 1827. III. Bd. ") Dr. Conrath, über die neuen Badeanstalten zu Franzensbad. Prag, 1830. 8. 145 ihre Behandlung an. Fothergill’s Gesichtsschmerz ist ei- ne der schlimmsten Skorien, welche hauptsächlich dann Entsteht, wenn die Oberfläche des Gesichtes und das auf ihr verbreitete Nervennetz durch grosse, besonders strah- lende Wärme, gereizt und erhitzt, plötzlich aber durch ei- ne eben so wirkende Kälte, Zugluft u. s. w. erkältet wird '). Kremier in Oberschlesien will die heftigsten, durch nichts zu beseitigenden Zahnschmerzen durch die örtliche Anwendung des Magensaftes und Schleimes von einem eben geschlachteten Schweine gehoben haben, wobei mehrere kleine Würmer aus den Zähnen hervorkamen 2). B erres in Lemberg empfiehlt bei Zahnschmerzen von cariösen Zähnen die Holzsäure mit Baumwolle in den hoh- len Zahn gebracht, als sehr wirksam 1). Laut mehreren ho- toöopathischen Journalen, und selbst laut Beobachtun- gen mehrerer Arzte, sollen die heftigsten Zahnschmerzen durch ein homöopathisches Mittel in wenigen Minuten ge- hoben worden seyn. Der in Kunst und Wissenschaft gleich gewandte Gräfe ln Berlin operirte ein drei und zwanzigjähriges Mädchen an einer Knochengeschwulst, wobei er die halbe Kinnlade sainint dem Gelenkkopfe herausnahm. Die Carotis wurde dabei unterbunden, und die Operation hatte keine ungün- stigen Folgen ii). Nach mühsamen anatomischen Untersuchungen der öftesten Kinderleichen beobachtete Delabarre, dass 1) das Alveolar-Periosteum eine eigene Membran bilde, Welche nur Contiguität, aber keine Continuität mit den un- ') K. H. Dzondi, was ist Rheumatismus und Gicht u. s. w. Halle, 1829. 8. S. 105 u. f. a) FroricpJs Notizen. I. Bd. S. 287. Übrigens sprach Jourdain schon davon. ) Bei ■res, über die Holzsäure und ihren Werth u. s. w. Wien, '1824. 8- 4) Med. - chir. Zeit. IV. Bd. 1821. S. 96. 146 mittelbaren Zahnhäuten habe; 2) dass letztere mit diesem Periosteum durch eine unzählbare Menge Nerven , Arterien und lymphatischen Fädchen Zusammenhängen, um später zur genauesten Verbindung der Zahnwurzel mit dem Alveo- lus zu dienen; 3) dass an jedem Zahnkeime ein mehr oder weniger langer Anhang sich befinde; 4) dass die Gefasse, welche zu den Zahnkeimen gehen, von verschiedenen Punc- ten her kommen; 5) endlich, dass diese Membranen eine Öffnung an der Oberfläche des Zahnfleisches haben. So- bald die Bildung des bleibenden Zahnes vollendet ist, so entwickeln sich alle Capillargefässe auf eine eigene Art, und bilden ein sehr feines Gefassnetz; die innere Membrane wird dicker und dunkelrölher, alles drängt sich, um die absorbi- renden Gefasse an der Wurzel des Wechselzahnes zu bethä- tigen, und dadurch die Wurzel zu zerstören. Eine dritte Den- tition wird als fabelhaft verworfen '). Diese Schrift fand an Duval einen scharfen Beurtheiler a). Gründlich über erstes und zweites Zahnen handelt Rousseau’s Dissertation 3). Maury vervollkommte die metallische Paste zur Ver- fertigung haltbarer künstlicher Zähne, färbte das Email nach der Farbe des Zahnfleisches, und beschrieb das ganze Ver- fahren dabei umständlich. Auch machte er mehrere Instru- mental-Verbesserungen bekannt4). Bald darauf gab A u d i- bran seine historisch-praktische Abhandlung über die künst- lichen incorruptiblen Zähne heraus5), welche noch weit- läufiger ist, und der Geheimnisskrämerei in diesem Zwei- ge unseres Kunstfaches, in Verbindung mit Delabarre’s Schrift über den mechanischen Theil der Zahnarzneikunde °) den letzten Stoss versetzte. ') Delabarre, traite de la seconde dentition etc. Paris, 1819- *) Duval, de l’arrangement des secondes dents etc. Paris, 1820* 3) Rousseau, diss. sur la prem. et seconde dentition. Paris, 1820- V Maurjr, raanuel du dentiste pour l’application des dents artiß' cielles etc. Paris, 1820. 5) J. Audibran, traite hist, et prat. sur les dents artific. Paris, 1821* c) Delabarre, traite de la partie mecanique etc. II. Tom. Paris, 1820- 147 Traver theilte einige Ideen des Thomas Bell über die Krankheiten der Zähne mit, welche bemerkenswerth sind, kr sucht die von Vielen geläugnete Vitalität der Zähne zu erweisen. Nur aus der Vitalität dieser Theile lässt sich der Fall eines Abscesses in der Mitte der Zahnkrone ohne alle Caries erklären, während die Zelle dieses Zahnes zum Theil ubsorbirt war. So beobachtete er auch eine kleine, vom Email cntblösste Stelle, welche bei der Berührung sehr schmerz- te, wobei der ganze übrige Zahn schmerzlos war. Auch lasst sich die Caries wirklich nur aus der Vitalität der Zäh- ne erklären. Da die Vitalität in der Krone-geringer als in der Wurzel ist, so bildet sich die Caries auch meistens nur in ersterer aus ; in Folge einer Entzündung nämlich stirbt eine Portion des Zahnes ab , und wirkt als fremder Körper auf die umgebenden Portionen, in welchen erhöh- te Thätigkeit und endlich auch Tod entstehen muss. Ent- zündung und äussere Verletzung des Zahnes hält er für die emzigen Ursachen der Caries. Er erwähnt des Austrittes ge- rinnbarer Lymphe um die Zahnwurzel, als Folge einer sehr heftigen Entzündung, welcher sich durch das Losewerden des Wahnes ausspricht. Diese Lymphe hebt den Zahn etwas aus seiner Höhle, und macht ihn bei jedem Drucke sehr schmerz- haft. Durch örtliche Blutausleerung und andere antiphlogi- stische Mittel ist dieser Zustand zu heben '). G r ui thui se n’s mechanisches Mittel gegen gewisse Äusserungen des Zahnschmerzens, welche sich durch den eben erwähnten, von T rav er beschriebenen Austritt der 8erinnbaren Lymphe erklären Hessen, besteht aus einem Stückchen Kork, worauf er ganz sanft eine Viertel- oder halbe Stunde anhaltend beissen lässt, bis sich der Zahn zu- rückgezogen hat ’). ) Med. - chir. Transact. Vol. X. Pars I. 1819- Siehe : Med. - chir, Zeit- 182(1. II. Bd. S. 11. ’) Med.-chir. Zeit. 1820. II. Bd. S. 240. 148 Auf eine Excrescenz des Zahnfleisches (Epulis) wandte Primus die tinct. opii crocala an, worauf sie sich verklei- nerte, und endlich gar abfiel '). Im nervösen Zahnweh und Schmerzen der Kinnlade, welche während der Schaft oft Vorkommen, empfahl Osb o rn dasTerpenthinöhl2). Cullerier müssen wir hier als denjenigen anfiihren, welcher in seinem Werke eine Geschichte der Gaumen-Ob- turatoren liefert. Der älteste Autor, welcher davon handelt, ist nach ihm Petronius: de morbo gallico, 15Ö5, und nach ihm erst Paräus 3). Walther'5) äusserte schon die Ansicht, dass die Zähne mehr zum Haut- als zum Knochensysteme gehörten. Heu- singer 5) gesellet sie ebenfalls, gleich der Oberhaut, den Schwielen, Nägeln und Haaren u. s. w., zu dem Hornge- webe. Dem gemäss gehören auch nach Ringelmann die Zähne zum Blätter ge webe, und reihen sich an die Ober- hautbildungen an. Mit der Haut stehen sie in sehr naher Beziehung, indem man bei feiner vveisser Haut, zarte weis- se Zähne, und bei brauner Haut meistens schmutzige Zähne findet. Sie haben grosse Reproductionskraft, so, dass in sel- tenen Fällen auch der dritte Zahnwechsel Statt findet. — In der Glasur eines Augenzahnes sieht man nach Hofr. Sch re- ge r’s Entdeckung drei verschiedene Streifen, einen äus- seren grauen und breitesten, den mittleren milchweissen schmalen und linienartigen, endlich einen eben so schma- len grauen Streifen , der unmittelbar um die Knochensub- stanz anliegt. Die Fasern des Schmelzes sind am oberen *) A. a. 0. 1821. III. B<1. S. 62. *) A. a. 0. 1822. IV. Bd. — New-York med. Reposit. of original Essays etc. 4. Heft. VI. Bd. 3) Cullerier, über die Lustseuche, ihre Zufalle und Heilmittel. MB Zusätzen von Renard. Mainz, 1822. 8. 4) v. Walther, Physiologie des Menschen. I. Bd. Landshut, ISO?- S. 174- 5) C. J. Heusinger, System der Histologie. I. Thl, Histographi6- II. Heft. Eisenach, 1823- 149 Theile der Zahnkrone strahlig; näher gegen das Zahnfleisch erscheinen sie stärker, mehr gebogen und gleichsam lockig, °der auch wohl durchkreuzt. Die übrige Zahnmasse ist. zwar Weniger hart und spröde, als der Schmelz, aber harter, dichter, zäher als an anderen Knochen, und hat, wo sie Vom Schmelze bedeckt ist, ein zeolithähnliches, nachdem Abschleifen wie Atlas schimmerndes Ansehen. Diese Zahn- tnasse unterscheidet sich noch von den übrigen Knochen durch den Mangel der Markzellen. Die Spitzen der Wur- zeln bestehen aus der hornartigen Substanz , welche gelb- lichbraun , halbdurchsichtig, minder hart ist, und noch ei- tlen Theil der Wurzel mit einer dünnen Lage überzieht. Die Wurzeln der Zähne können unter gewissen Umständen krankhaft aufschwcllen, wie andere Knochen, zuweilen ver- wachsen sie auch mit den Zahnfächern. Die Zähne haben itn lebenden Körper eine Art. Bewegung, wenigstens eine passive, weil die Beinhaut nachgiebig ist. Muss ja ein Zahn ausgezogen werden, so räth er sogleich einen künstlichen an dessen Stelle zu setzen, um den nebenstehenden an ih- rer Festigkeit nichts zu benehmen '). Anzeigender Krankheitsumstand zur Durchschneidung der Gesichtsnerven ist bis nun, nach unserem würdigen Dehrer der Chirurgie, dem kaiserl. Rath C. B. Zang, nur der Fothergill’sche Gesichtsschmerz, der jedem ande- rn, mit chemischen Potenzen und dem Glüheisen bestellten Carverfahren Trotz bietet. Die Operation selbst hat nach keine erhebliche traumatischeReaction zur Folge. Übri- gens ist die beabsichtigte Wirkung dieser Operation immer Zweifelhaft, und zwar wegen der häufigen Anastamosen der Gesichtsnerven unter sich, und sie ist nur zu unternehmen, Vvenn jede andere Behandlungsart fruchtlos ablief. Über den Ö mm e r i n g’schen Vorschlag, nicht den Nerven, sondern Jene Blutgefässe, welche zu ihm gehen, zu durchschneiden, sPr*cht er wegen mangelnder Erfahrung nicht ab. — Die ) Jüngeltnanrij der Orgauismus des Mundes u. s. w. iNtirubcrg, 1S24- 150 An- und Durchbohrung der Oberkieferhöhle findet er bei darin sich befindenden Exostosen ganz unstatthaft und bei Dyscrasien, besonders dem Krebse , lebensgefährlich. Gegen Osteocarcome und Osteosteatome erweiset sie sich selten heilsam, weil diese Producte gemeiniglich krebsartig sind. Gegen fremde, in diese Höhle gelangte Körper, ist diese Operation sicher und heilsam, so wie gegen einen, bestimm- ten Organen gefahrdrohenden Fistelstand. Positiv heilsam wirkt sie zur Entfernung des durch Entzündung gesetzten Eiters. Bei blennorrhoischem Zustande, wenn das dyscrasi- sche Krankseyn besiegbar ist, kann man ebenfalls eine gründ- liche Heilung erwarten. Gegen Geschwüre der Schleimhaut und der Knochen, und gegen Afterproducte ist die Operation nur in so fern ein vortreffliches Aushülfsmittel, als die ver- anlassende Dyscrasie erloschen oder gehoben, der Charakter noch nicht krebsig ist. Von J o u r d a i n’s Verfahren erwar- tet er nichts heilsames, die anderen Methoden wendet er je nach den verschiedenen Umständen an. — Zur Ausziehung der Zähne bestehen gemeinhin sechs Operationsmethoden, und zwar mittelst der Zange, des Schlüssels, des Pelikans, des Geissfusses, des pyramidenförmigen oder L e c 1 us e’schen He- bels, und mittelst der S erreichen Pyramidenschraube. Für das vorzüglichste Werkzeug zur Ausziehung der Zähne hält er jedoch die Zange, da die am wenigsten beleidigende Ausziehungsart jene gerade nach auf- oder abwärts ist; aber man kann sie leider nur bei den Vorder- und beweglichen Backenzähnen , und überhaupt wo keine grosse Gewalt nö- tliig ist, anwenden. Der Schlüssel gehört unter die vorzüg- licheren Werkzeuge zur Ausziehung sämmtlicher Backen- zähne. Der Pelikan ist ein minder kräftiges Instrument, als der Schlüssel. Der Geissfuss, der pyramidenförmige Hebel und die Pyramidenschraube sind nur bei Zahnwurzeln an- zuwenden ’). ') Ch. Bon. Zang, Darstellung blutiger lieilkünstlerischer Opera- tionen u. s. w. II. Tbl. Dritte Auflage. Wien, 1824. 151 Oudet las in seinem und Duval’s Namen der Aka- demie einen Bericht über ein Osteosarcom des Unterkiefers Vor, wobei er die Bemerkung macht, dass mitten in dieser krankhaften Masse , mitten unter den anderen weichen und knochigen Theilen die Zähne gesund geblieben waren, und schliesst daraus auf eine ganz verschiedene Beschaffenheit die- ser Theile. Seiner Ansicht zu Folge sind die Zähne Erzeug- nisse, welche ausserhalb des Organismus liegen, und an der allgemeinen Metamorphose des Körpers keinen Antheil nehmen. Keine ihrer Krankheiten lässt auf eine organische Und krankhafte Thäfigkeit der harten Substanz schliessen, aus welcher sie bestehen; alle vielmehr rühren von einer Verletzung der Theile her, welche sie hervorbringen, oder welche sie begränzen. Oudet unterstützt diese Ansicht durch anatomische, physiologische und pathologische Un- tersuchungen, die er theils an Menschen, theils an Thie- ren gemacht hat, und zieht eine Parallele zwischen den Veränderungen der Zähne und denen der anderen Ausschei- dungen der allgemeinen Bedeckungen. Obgleich übrigens Oudet keine organische Thätigkeit der harten Substanz der Zähne annimmt, so betrachtet er sie doch als lebend in der Mitte unserer Gebilde und als lebende Erzeugnisse des Organismus. Duval tritt nicht gänzlich den Ansichten Oudet’s bei, und bekämpft besonders diejenige, dass die Zähne fast ganz isolirt in den sie umgebenden Theilen stün- den , wenn letztere erkranken ; er erzählt mehrere Fälle von Verschiedenen Deviationen und Umänderungen der Zähne, vvelche durch Krankheiten jener Theile herbeigeführt wor- den sind, in welchen diese kleinen Knochen sitzen '). Eine Beobachtung des Gesichtsschmerzens als Fami- fienkrankheit ward von E1 s a s s e r mitgetheilt ’). Die Anwendung desTrepans bei cariüsem Zahnschmerz knden wir in unserer Zeit wieder angewendet von L. Fat- ) FroriepJs Notizen. XV. Bd. S. 47. ) Jouru. der prakt. Heilkunde vou Hufeland und Osann, 1824- 152 tori zu Pontedera , um dadurch den Nerven abzuschnei- den und die Sensibilität zu zerstören '). Gaumensegel - Obturatoren von Gummi elasticum hat Prof. Allan zu Edinburg mit Erfolg angelegt 2). Beim periodischen Zucken der Gesichtsmuskeln, und selbst beim Gesichtsschmerz, hat Moss den Mund-Galva- nismus an gewendet3). Fay in London nimmt bloss die Krone eines kranken Zahnes mit einer geraden, mit schneidenden Rändern ver- sehenen Zange ab, und gewinnt dadurch einen Befestigungs- punct für künstliche, und eine Stütze für die benachbarten Zähne '*). Das de la Fon s’sche Instrument zur Ausziehung der Zähne ist eine Zange, welche nach den Grundsätzen der Zange und des Schlüssels construirt ist, ohne deren Mängel zu haben. Auch erhielt er ein Patent auf eine neue Methode, künstliche Zähne zu befestigen, welche darin besteht, dass man die Befestigungen in die hinteren Theile der Kinnlade an den mit starken Wurzeln versehenen Doppelzähnen an- bringt 5). Die neueste Analyse des Zahnsteines lieferten Vauquc- lin und Lau gier. Nach ihrer Angabe enthält er: 0,07 Wasser, 0,14 gelblichweisse thierische Materie, nicht Gall- erte, 0,66 phosphorsaure Kalkerde, 0,09 kohlensauren Kalk, 0,03 Eisenoxyd und phosphorsaure Bittererde. Vauquelin fand auch etwas phosphorsaure Ammonium - Bittererde, und vermuthlich eine Spur von salzsaurer Soda 6). Eine Speichelfistel des Stenonischen Ganges hat Lis- franc ohne Operation, bloss durch örtliche und allgemei- *) FroriepJs Notizen. XIII. Bd. 1826. S. 112. ») A. a. O. S, 286. 3) A. a. O. XIV. Bd. S. 26. «) A. a. O. XV. Bd. S. 288. 5) J. P. de la Fons , Beschreibung eines neu erfundenen Instru- mentes u. s. w. Aus dem Engl., von Wiese. Leipzig, 1827. €) Med. - cliir. Zeit. III. Bd. 1827. S. 154. 153 ne Blutentziehungen, Cauterisiren mit Höllenstein, und acht Tage andauernden fortwährenden Druck geheilt )• Neuer- lich beobachteter dreifacher Zahnwechsel wird in einem me- dizinischen Journale von Barcelona berichtet 2). Zähne \or der Geburt beobachtete Re veille - Pariset. Borelli erwähnt den Fall einer sechzigjährigen Frau, bei welcher nie ein Zahnausbruch Statt hatte. Die gänzliche Zahnlosigkeit einiger Personen glaubt Oudet der Entzün- dung und Vereiterung der Zahnzwiebeln zuschreiben zu müs- sen , welche er bei der Zergliederung einiger Rinder gefun- den hat 3). Beim schwammigen Zahnfleische mit häufiger Blutung aus demselben wandte Brown in New-York das salpeter- saure Silber mit Erfolg an H). In einer Abhandlung über die Amputation des Unter- kieferknochens bemüht sichDelpech, einen sehr üblen Zu- fall , welcher bei der Operation eintreten kann, zu bezeich- nen , nämlich die Zurückziehung der Zunge, so, dass die Luft nicht bis zur glottis dringen kann. Er räth demnach in allen solchen Fällen die Vereinigung der zerschnittenen Theile eiligst vorzunehmen J)« Die Zwischenkieferknochen des Menschen haben vie- le Anatomen beschäftiget, ohne jedoch den allgemeinen Glauben ihrer Existenz gewonnen zu haben, was wir selbst aus der letzten Arbeit Fischers darüber ersehen b). bi- scher stellt folgende drei Fragen auf: Rann man den Inter- maxillarknochen mit Camper unter die Hauptcharaktere zählen , welche das Affenskelett von dem menschlichen un- *) FroriepJs Notizen. 1827- XVII» Bd. S. 272» а) A. a. O. XX. Bd. S. 10. 3) A. a. O. S. 229. 4) A. a. O. XXI. Bd. 1828- S. 249- 5) A. a. O. XIX. Bd. S. 15. б) Gotthelf Fischer, über die verschiedene Form des Intermaxil- larknochens in verschiedenen Thieren. Leipzig, 1800. 8. 154 terscheiden? — Fehlt er dem Menschen allein? — Haben ihn alle übrigen Säugethiere? — Nach seinen Beobachtun- gen bejahet er alle diese Fragen. Im Menschen findet sich keine Spur des Intermaxillarknochens. Die rimula semiluna- ris ist nur ein schwacher Beweis der entferntesten Ähnlich- keit damit. M- J- Web er will nun den evidenten Beweis desYor- handenseyns der ossa intermaxMaria bei den Menschen her- gestellt haben, indem er mehrere Oberkieferknochen von verschiedenen Altern in verdünnte Salpetersäure legte, und fand , dass die Trennung in einigen Kiefern wirklich mehr oder weniger Statt hatte. Vorzüglich waren es Kiefer von ein- bis zweijährigen Kindern, wo er nur wenig die Tren- nung unterstützen durfte, um die Zwischenkieferknochen vom Oberkieferknochen abzusondern. Dabei machte er die Bemerkung, dass die Trennung, oder die sutura inciswa am knöchernen Gaumen, nicht, wie man bisher glaubte, zwi- schen dem äusseren Schneidezahn und dem Eckzahn durch- laufe, sondern durch die Zahnhöhle des Eckzahnes. Dar- aus lässt sich erklären , warum nicht selten die Zahnhöhlen der Eckzähne an ihren Gesichtsflächen gespalten oder un- vollkommen verknöchert sind u. s. w. Beim entstellenden Hervorragen eines Zahnbogens zieht Maury die ersten kleinen Mahlzähne zu beiden Seiten her- aus, und wendet die Ligaturan, um den Eckzahn an die Stelle des ersten Backenzahnes zu bringen. Die vier Schnei- dezähne geben sich dann nach und nach von selbst, und die Kinnlade bekommt eine gefälligere Form. Die von anderen dazu empfohlenen Metallplatten haben selten einen günsti- gen Erfolg. Bei der Retroition des Zahnbogens, d. i. wo die Zähne schief nach innen stehen, braucht er die Feile zur möglichsten Ausgleichung. Bei der Inversion der Zahnbö- gen, was frühere Schriftsteller menton de Galoche nannten? er aber näher mit menton. de vieillard bezeichnet, d. i. das ') Froriep's Notizen. XIX. Bd. 1828. S. 281- 155 Vorstehen der unteren Zahnreihe über die obere, hebt er, besonders bei Rindern, durch Catalan’s schiefe Fläche, oder bei höherem Grade des Übels durch Ausziehung der ersten zwei Backenzähne, wodurch die Zähne des zu sehr ausgebildeten unteren Zahnbogens Raum gewinnen, sich leichter in die Ordnung zu begeben. Unter die Krankhei- ten der Zahnsubstanz zählt er auf: die Abnützung (Vusure) ; die Einfurchung (Ventamure) ; den Bruch (la fracture) ; die Atrophie (Vairophie) ; die Zersetzung des Schmelzes (la dc- Composilion de l'email) ; die Missfärbung (la decoloration) j die Caries; die Zerstörung der Zahnwurzeln und ihre Exo- stose. Zu den Krankheiten der weichen Theile rechnet er: die Entzündung der Alveolar-Membrane , die schwammige Degeneration derselben, ihre Verknöcherung und die ver- schiedenen Nevrosen der Zähne. Die Krankheiten der Zäh- Oe in Bezug auf die sie umgebenden Theile sind: das Wa- ckeln, die Luxation, die Entblössung der Zahnwurzeln, die Verwachsungen, welche sich auf den Zähnen bilden u. s. w.; hiezu zählt er auch die Odontalgie. Übrigens findet man in diesem Werke alles Neuere über Zahnheilkunde so zusam- tnengereihet, dass es das vollständigste und eleganteste Werk ln unserem Fache genannt zu werden verdient. K ö cker glaubt, dass die Zahnarzneikunde in keinem Lande der Welt einen höheren Grad von Vollkommenheit erreicht habe, als in den vereinigten Staaten von Amerika, °bgl eich wenig oder nichts darüber geschrieben worden sey. Vfenn wir aber diese Behauptung in Zweifel ziehen woll- en , so dürfte es kaum bündiger geschehen, als durch Kö- cher’s eigenes Geständniss, dass es dort auch die grösste Zahl von Quacksalbern gebe. Nach ihm bilden sich die Ru- dimente der bleibenden Zähne aus den Rudimenten der tem- porären aus, woraus sich die grosse Sympathie und der be- deutende Einfluss der ersten auf die zweiten Zähne erklärt, üegen alle bisher üblichen Zahninstrumente hat er eine ) Maurjr, traite complet de l’art du Dentiste etc. Paris , 1828. 156 Menge einzuwenden. Um Allem abzuhelfen, erfand er zu- erst einen eigenen Operationsstuhl, dem er grosse Wichtig- keit gibt. Alle Zähne und Wurzeln, welche so stark sind, dass sie sich fassen lassen, nimmt er mit verschiedenen Zan- gen aus, die übrigen aber mit dem L afo r gu e’schen Pyra- midalhebcl, wovon man mehrere Exemplare von verschie- dener Grösse, Gestalt und Stärke haben müsse. Zum Aus- ziehen der Weisheitszähne, und zuweilen auch der zweiten Backenzähne, bedient er sich des von Physick erfun- denen Instrumentes. Gegen die Instrumente, welche die Zähne in ganz perpendiculärer Richtung ausziehen sollen, spricht er aus mechanischen Gründen und aus Erfahrung. Demnach hält er die Instrumente dieser Art von E. M. Stoltz in Cassel und Simpsons (warum nicht auch den Griffon von C h a rp e n ti e r? ) mehr auf den Verkauf als auf den Gebrauch berechnet. Da die Beschreibung eines dentistischen Apparates ohne Abbildung immer undeutlich bleibt, so lässt er sich auch auf weitere Beschreibung seiner vielen, ganz neu erfundenen, und anderer sehr verbesser- ten Instrumente nicht ein. Die Zahl seiner Instrumente zum Zahnausziehen beläuft sich auf achtzig , von denen mehr als zwei Drittheilc ganz unentbehrlich sind Wir müssen hier noch die, Aufmerksamkeit verdie- nende Methode Gray’s anführen, um künstliche Zäh- ne zu befestigen. Sie beruht auf der vereinigenden Eigen- schaft der Anziehungskraft des Capillar - Gefässsystems und des atmosphärischen Druckes, und bietet alle möglichen Vortheile dar 2). Schliesslich verdient das, obwohl nur noch als Geheim- mittel bekannte Specificum , das Paraguay - Roux > als ein gegenwärtig viel gebrauchtes, den Zahnschmerz stillendes Mittel, einer Erwähnung. Die Apotheker Roux und Chais ') L. Köcher, Grundsätze der Zahn - Chirurgie u. s. w. Aus dei» Engl. Weimar, 1828- 3) GaljgnanjJs Messenger. 157 Paris sind damit patentirt. Auch Black hat in einer der letzten Sitzungen der königlichen Gesellschaft in London bei den heftigsten rheumatischen Zahnschmerzen ein verlässlich Wirkendes Mittel angegeben , welches aus zwei Theilen fein gepulvertem Alaun und sieben Theilen Salpeteräther besteht, Und auf den kranken Zahn angewendet wird '). In dieser letzten, der Zeit nach so kurzen, der Leistun- gen wegen so wichtigen Periode, haben wir folgende Na- inen mit Auszeichnung zu nennen: Fauchard, Bunon, Lecluse, Bourdet, Jourdain, Hunter, Fother- gill, Laforgue, Serre, Fox, Darcet und Regnart, Delabarre, Duval u. m. a. Das Technische der Kunst hob sich auf eine erstaunliche Höhe, und die unermüdeten wissenschaftlichen Bestrebungen tüchtiger Männer lassen ebenfalls hoffen, dass die Theorie das ihr an grösserer Voll- kommenheit Abgängige gewinnen werde. ') Journal de Fraacfort. 192. Juillet 11. 1830. Literatur der Zahnlieilkuude. w. H• Ryfft nützlicher Bericht, wie man die Augen und das Ge- sicht schärfen und gesund erhalten, die Zähne frisch und fest erhalten soll. Würzburg, 1548- in 4» F. M. de Castrillo , Colloquium de dentitione. Valladolid , 1557 et Madrid, 1570. Eustachius, de dentibus libellus. Venetiis, 1574- in 4« Bodenstein, Zahnarzenei. Frankfurt, 1576. Monavius, de dentium aflectibus. Bas. 1578. Urbain Hemard, recherche de la vraye anathomie des dents, natur» et propriete d’icelles , Lyon, 1582. in 8. Erastus, disp. de dentibus. Tiguri, 1595. Horstius , de aureo dente. Lipsiae, 1595. in 8. Mart. Rulandi, de aureo dente. Francofurti, M.D.XCV. in 4. Joan. 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Belabarre, methode naturelle de diriger la seconde dentition. Paris , 1826. in 8- bevaut, essai sur la nature et la formation des dents. Paris, 1826- in 4. C. Koecker , principles of dental surgery, exhibiling a new melhod of treating the diseases of the teeth and gums etc. London, 1826. in 8. Aus dem Engl übersetzt. Weimar, 1828. Miel, recherches sur l’art de diriger la seconde dentition en general. Paris , 1826. in 8. Taveau , hygiene de la bouche etc. Paris, 1826. in 12. Description of the mode of using the forceps inveuted by Mr. Fay for the extraction and excision of teeth. London, 1827- in 8. P. de la Fons, Beschreibung eines neu erfundenen, in England patentirten Instrumentes, zum Ausziehen der Zähne, so wie auch einer neuen patentirten Methode, künstliche Zähne zu befesti- gen. Aus dem Englischen übersetzt von F. A. Wiese. Leipzig, 1827. in 8. ' Goblin, manuel du dentiste ä l’usage des examens, ou traite de Chirurgie dentaire etc. Paris, 1827. in 8. 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Berlin, 1829. in 8. J. Paterson Clarck, a new System of treating the human teeth etc. London, 1829- in 8- Hübel, diss. de doctrina dentium. Viennae, 1829- in 8- Dan. Leszai, diss. de dentitione prima et secuuda investigationibus novis illustrata. Vindobonae , 1829- in 8- JVm. Stocher, pathological observations. Part. II. on continued fe- ver, ague, tic douloureux etc. Dublin, 1829. in 8- S. Wolffsohn, der Zahnarzt. Ein Sendschreiben an Mütter u. s. V • Berlin , 1829- in 16. Daniel u. Leszai, die Dentition, anatomisch, physiologisch und pa- thologisch betrachtet. Wien, 1830- in gr. 8. Systematisches llamlhiicli der Zahaiheilkimde von Pr. Georg Carabelli Edlen von Lunkaszprie, k, k. Leihzahnarzte, Ritter des Russ. k. k. St. Stanislausordcns dritter Classe, Professor der Zalmlieilkundc, ordentl. Mitgliede der medicin. Facultät, und der k. k. Gesellschaft der Aerzte zu Wien, dann der medicin. chirurg. Akademie zu St, Petersburg. Zweiter B»n«l. (Anatomie des Mundes.) Mit 34 fiupfertafein. Wie I». Bei B r a 11 m ii 11 e r und Seidel, 1 8 4 4. Seiner Hoehwohlgeboren dem Herrn JOHANN NBP. RITTER TON RAHUNN. der Arzneikunde , Ritter des Oesterr. k. k. Leopold -, des Russ. k. k. St. - und des köuigl. Preuss. rothen Adler-Ordens, k. k. wirklichem Hofrathe l>nd erstem Leibarzte Seiner Majestät des Kaisers, Director der medicin. Chirurg. Studien und Präses der medicin. Facultät, Mitgliede der k. k. medicin. Chirurg. Josephs- und der k. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien, der medicin. Facultät an der Universität zu Pesth, der philharmonischen Gesellschaft zu Laibach, der k. k. ,jandwirthschafts-Gesellsehaft in Krain, des Atheneums zu Venedig, des Vereines für e*lkunde in Preussen , der medicin. Gesellschaft zu Leipzig und des Ferdinandeums ner Flüssigkeit angebohrt, ohne dass irgend ein Ausfluss zum Vor- schein kommt. Hier wäre dann bei sonst richtiger Diagnose der Fall, 'Vf> man auf eine oben angeführte doppelte Höhle scliliessen dürfte, ,,rid daher ein zwei t e s Einbohren entweder mehr vor-, oder mehr rückwärts unternehmen müsste. Manchmal jedoch ist der durch das Einbohren in den Knochen stumpf gewordene Bohrer die Ursache, dass keine Flüssigkeit zum Vorschein kommt, denn dieser hat seiner stumpfen Spitze wegen die später zu beschreibende Schleimhaut der Eighmorshöhle, in welcher die Flüssigkeit eingeschlossen ist, bloss Schoben, aber nicht durchstochen. Man nehme daher ein zweites, spitziges Instrument, durchsteche diese Haut, und das Fluidum wird Slch entleeren. 6 die obere, schwächere aber dem der unteren Siebbeins- muschel (concha inferior ethmoidalis') zur Befestigung dient. Von den zwei Rändern des Nasenfortsatzes ist der vor- dere oberhalb zackig und mit dern Nasenbeine verbunden; seine untere Hälfte ist glatt, scharf, stellt frei und bildet mit dem entsprechenden Rande des andern Oberkiefers und den untern, freistehenden Rändern der Nasenbeine einen birn- förmigenAusschnitt (excisura piriftormis), an welchem zur Bildung der Nase im frischen Zustande die Nasenknorpel angesetzt sind. l)er hintere Rand verbindet sich mit dem vordem Rande des Thränenbeines, und setzt sich zur Be- gränzung des Thränenkanals bis in die Nasenhöhle fort. Der J o ch- oder Wangenfortsatz (processus %yyoma- ticus neu malaris). Er ist kurz, dick, ganz hohl, und trägt einen grossen Theil zur Bildung der Kieferhöhle bei. Er hat eine obere, vordere und hintere Fläche, von denen die beiden letzteren schief von oben nach abwärts steigen, glatt sind, und unter einem ausgeschweiften, wulstigen, frei- stehenden Rande sich mit einander verbinden; seine obere, zackige Fläcb e dient zur Verbindung mit dem Jochbeine. Der Gaumenfortsatz (processus palatinus'). Ergeht unter einem geraden Winkel in horizontaler Richtung von der innern Seite des Körpers vom Oberkiefer hervor, und bildet mit jenem der entgegengesetzten Seite den grössten Theil des knöchernen Gaumens und des Bodens der Nasenhöhle. Seine obere oder Nasen fläche ist glatt und im frischen Zu- stande mit der Nasenschleimbaut überzogen; seine untere oder Gaumenfläche ist etwas ausgehöhlt, rauh, und bei Lebenden mit einer wulstigen Haut (,tunica pulposa) umklei- det; sie zeigt viele kleine Vertiefungen für die hier zahl- reich gelagerten Schleimdrüsen' und mehrere kleine Löcher zur Aufnahme von Ernährungsgefässen und Nerven. Der vor- dere Rand ist glatt und läuft gegen innen zu in eine scharfe, spitzige Erhabenheit aus, welche mit der gleichen der entgegengesetzten Seite den vordem Nasenstacbel (spina nasalis anterior} bildet. Der hintere Rand ist durch eine zackige Naht mit dem Gaumenbeine verbunden; der in- nere ist breit, stellt gleichsam eine kleine, zackige, mit vielen Furchen versehene Fläche dar, und bildet in Verbin- dung mit dem gleichnamigen Rande der entgegengesetzten Seite eine Naht, welche man die Gaumen naht (sutura Palatina) nennt, und welche in der Mitte längs des harten Gaumens deutlich wahrzunehmen ist 6). Durch die \ erbin- düng der beiden innern Ränder dieser Fortsätze entsteht nach °ben in der Nasenhöhle, ihrer ganzen Länge nach, eine Erha- benheit, welche zur Bildung des untersten Theiles der knöchernen Nasenscheidewand beiträgt, und Nasenkamm Ccrista nasalis) heisst. Dieser verbindet sich mit dem untern Hände des Pflugscharbeins und ganz nach vorne auch mit dem Nasenscheidewandknorpel. Gleich hinter dem vordem Nasenstachel bemerkt man die Mündung des vordem Gaumenkanals (apertura canalis palalini anterioris), welcher, da er gleich hinter dem mittleren Schneidezahn endiget, auch Schneidezahnkanal (canalis incisious) genannt wird. In den meisten Fällen ist in Jedem Oberkieferknochen nur ein halber Kanal, welcher erst durch die Vereinigung derselben zum ganzen heran- ''äclist; er durchbohrt nach vor- und abwärts laufend den Gaumenfortsatz, und dient zum Durchgänge von Gefässen und Nerven. An Schedein der Neugebornen bemerkt man zuweilen a,,f jeder Seite der Gaumennaht, vom vordem Gaumenkanale atlgefangen bis zur Zahnzellenscheidewand des Spitznasen- 7 6) In seltenen Fällen findet man da, wo sich die beiden, oben be~ Schriebenen Fortsätze mit einander vereinigen, in der Mitte des Gau- '"ens eine bedeutende Erhabenhe it, welche sich entweder der ganzen n?e nach bis in die vordere Hälfte der wagrechten Theile der Gau- erstreckt, oder sich bloss auf die Mitte des Gaumens in der 0rm und Länge eines halben Taubeneies beschränkt. Sonderbar ist es, diese Anomalie in manchen Familien, wenn nicht bei allen, doch **' den meisten Gliedern zu finden ist. Ich glaube, auf diese Erscheinung 8« mehr aufmerksam machen zu müssen, da sie, bisher wenig be- nt, leicht als das Product einer Krankheit betrachtet und behandelt Vei‘den könnte. (Tab. XIV. Fig. 4.) 8 und seitlichen grossen Meisselzahnes herabsteigend, eine sehr kleine, zarte Ritze Qrima incisiva), welche mit zunehmendem Alter aber fast immer verwächst, und manchmal die Spur einer einst bestandenen Naht zurücklässt 7). Der Zahnfäclier- oder Z ahn zellen forts atz (pi'o- cßssuSj S6U limbus, squ avcus üloßolavis)♦ Dieser befindet sich an dem untersten Körpertheile des Oberkiefers, läuft bogen- förmig von vorne nach hinten, und sein mittlerer Theil ragt etwas tiefer nach abwärts, als der vordere und hintere. Er besteht aus zwei Knochenplalten, einer vordem oder äussern, ’) Diese so selten vorkommende Naht betrachten Meckel, Rudolfi, Widmann und mehrere Andere als die letzte Spur des in jedem Ober- kiefer des Foetus vorhanden sein sollenden Zwischenkieferk no- ch ens (os intermaxillare), von Haller auch os ineisivum genannt, (da je- doch nicht alle Thiere Schneidezähne haben, welche in diesem Knochen eingepflanzt sind, so hat später Blumenbach die bessere Benennung: „Zwischenkieferknochen” eingeführt, welche auch allgemein an- genommen wurde). Rousseau in seiner „anntomie comparee du Systeme dentaire che% l' komme et chez les principaux animaux” läugnet zwar nicht das Dasein der Zwischenkieferknochen beim Menschen, erklärt sie jedoch als integrirende Bestandtheile der Oberkieferbeine, indem es ihm bei einer grossen Anzahl von Embryonen nie gelungen ist, diese Zwi- schenkieferknochen, ohne sie zu brechen, vom Oberkiefer zu trennen» ungeachtet die sie vereinigende Naht, welche, obschon nur selten, auch bei den Knochen der Erwachsenen vorgefunden wird, zu dem Glauben berechtiget, es wären in den ersten Monaten des Foetuslebens eigene Knochen da gewesen. Und obwohl in der neuesten Zeit Frid. Sigm- Denkart in seinen: „Untersuchungen über das Zwischenkie- ferbein des Menschen, Stutlgard 1840,” eine Menge Belege z»r Behauptung des Daseins eines Zwischenkieferknochens beim Menschen anführt, so reduciren sich doch alle nur auf den Foetus, während et’ nach der Geburt desselben, gleich allen Phjrsiologen, die vor ihm geschrie- ben haben, nur unvollständige Nähte und Fissuren als Merkmale eines im Foetus getheilt gewesenen Oberkiefers anzugeben im Stande ist. Wollten wir jedoch alle im Foetus nicht vollkommen verbundenen Tlieile eine« Knochens, die sich erst nach der Geburt, und manchmal auch erst einige Jahre später zu einem Ganzen vereinigen, besonders anatomisch betrachten, um wie viel grösser würde wohl die Zahl der Organe den menschlichen Körpers werden? — " eiche dünner, und einer hinlern oder innern, welche dicker, stärker und minder elastisch ist 8). Diese beiden Knochenwände, welche nach rückwärts viel ttiehr von einander stehen, als an ihrem vorderen und mittie- fen Theile, fassen einen leeren Raum zwischen sich, der durch querstehende, knöcherne Scheidewände in mehrere Abtheilun- gen gesondert wird, welche Zahnzellen oder Z a h n fä ch e r (aleeoli, cellulae dentium) heissen. Diese Zellen sind be- stimmt, die Wurzeln der Zähne aulzunehmen, und ihre An- zahl und Gestalt entspricht stets der Menge und Form der in denselben eingepllanzten Zahnwurzeln. Da eine genaue Kenntnis« dieser Knochengebilde für den Operateur von grösster Wichtigkeit ist, und ich noch in keiner Anatomie irgend eine Eintheilung und Benennung dieser Kno- chenzellen gefunden habe, so werde ich sie hier näher be- trachten, eintheilen, und, um die einen von den andern unter- scheiden zu können, auch eigens benennen. Für jeden Zahn ist sowohl im Ober- als Unterkiefer eine ttiehr oder weniger trichterförmige, von einer dünnen, gröss- tentheils compacten Knochenwand umgebene Vertiefung zu finden, die man, wie gesagt, Zahn zelle (cellula dentis) ficisst. Jede dieser Zellen fängt mit einer grossem oder klei- nern, stets abgerundeten Oeffnung, welche den Haupt- eingang (introitus primarius) bildet, am äussersten Rande fif,s Zahnfächerfortsatzes an, wird alhnälich schmäler, und e,,diget, im Oberkiefer nach auf-, im Unterkiefer nach ab- wärts mehr oder weniger senkrecht verlaufend, mit einer stumpfen, beinahe ganz geschlossenen Spitze, die manchmal etwTas schwammicht erscheint. Ist jedoch eine solche Zelle, 9 8) Da hei jeder Zahnextraclion die erste Aufgabe des Operateurs darin hesteht, die Zahnzelle etwas zu erweitern, so dürfte die Nachgiebig- der vordem, äussern Wand der Zahnfächer ihm als Fingerzeig die- Ilen> alle Zähne im Oberkiefer immer mehr nach aussen, als nach innen Zu ziehen, weil die äussere Wand ihres zarten Baues wegen mehr ela- stl8ch, und daher nachgiebiger, als die innere ist. 10 wie später erörtert wird, in mehrere Fächer getheilt, so bleibt von ihr nur noch die den Haupteingang bildende, 1—1% Linie hohe, ringförmige Knochenwand übrig; denn innerhalb des benannten Einganges beginnen dieNebene ingänge (Introi- tus secundarii), welche zu den ebenfalls trichterförmig ge- bildeten und isolirten Auslaufszellen führen. Jede Zelle ist bestimmt, Einen Zahn aufzunehmen, er mag Eine oder mehrere Wurzeln haben, und desswegen nenne ich sie H a u p t z e 11 e n °) (cellulae primariae). Diese sind entweder in mehrere Fächer getheilt, wess- wegen ich sie getheilteHauptzeilen (cellulae primariae dicisae) nenne, oder sie sind ungetheilte Hauptzellen (cellulae primariae indicisae). Zu ersteren gehören die auf jeder Seile für die Mahl- zähne bestimmten, letzten drei Ilauptzellen sowohl im Ober- ais Unterkiefer, von welchen jede des Oberkiefers in der Regel durch eine von rück- nach vorwärts und eine von aussen nach innen laufende Scheidewand in drei p); jede des Unterkiefers aber nur durch eine von aussen nach in- nen laufende Scheidewand in zwei Fächer abgelheilt wird i). Diese Fächer sind zur Aufnahme der Wurzeln der in ihnen eingepllanzten Mahlzähne bestimmt, und da sie als blosse Ausläufer der Hauptzellen betrachtet w erden müssen, so nenne ich sie Filial zellen (cellulae filiales'). Zu den ungetheilten Hauptzellen gehören alle übrigen, welche einfach, und zur Aufnahme der Wurzeln derjenigen Zähne bestimmt sind, die gewöhnlich nur Eine Wurzel haben r)- Alle von der Natur ausnahmsweise gebildeten Zellen, wie z. B. eine Zelle für eine vierte oder fünfte Wurzel eines obern Mahlzahnes, für eine dritte oder vierte Wurzel eines untern Mahlzahnes, für die doppelte oder bloss gespaltene Wurzel eines Zwillingszahnes s) u. s. w., nenne ich zu- °) Tab. XIX. Fig. 1. a—h. a—h. Fig. 2. a—h. a—h. P) Tab. XlX- Fig. 1. f—b. f—Ij. q) Tab. XIX. Fig. 2. f-h. f—b. r) Tab. XlX Fig. 1. a—c. a—c. Fig. 2. a—e. a—e. s) Tab. XX. Fig. 3. 4. 5. 6* fälligeFilialzellen (cellulae filiales fortuilae, seu acces- Die Zwischenräume aller Zahnzellen sind mit schwarn- t,,lger Knochenmasse ausgefüllt, welclie dieselben zusamraen- *'ält, und in welche sie gleichsam eingepflanzt erscheinen *). Durch diese schwammige Knochenmasse ist jede Haupt- e oder die andere Zahn scheide wand gebrochen, so wird dadurch ,e Wurzel des benachbarten Zahnes entblösst, die Zahnwurzelhaut, "’cht gewöhnt an die äussern Einwirkungen, entzündet sich, und durch oft lange anhaltenden, subinflamatorischen Zustand werden nicht elten auch die freien Wände der Zelle des in Rede stehenden Zahnes, 0 'Veit sie nicht gebrochen sind, mit ergriffen und resorbirt, wovon die olg-e ein allmäliches Schiefwerden, Umsinken und endliches Ausfallen auf diese Weise seiner Zellenwände und natürlichen Stütze entblöss- e"> gesunden Zahnes ist. Da ferner, selbst ohne Bruch der Zahnzellenwände, die Entfer- j’""? eines in der Reihe stehenden Zahnes seine nächsten Nachbarn, mehr oder weniger auch die entfernteren Zähne, durch Hebung der Einkeilung in ihrer Festigkeit beeinträchtiget, so soll auch das Ziehen der Zähne nur dort unternommen werden, wo es unbedingt '"thwendig ist. Dem zu Folge wird es auch [leicht begreiflich sein, dass die in den rn Von zerstörten lin(j abgebrochenen Zähnen zurückgebliebenen "t’zeln nach Möglichkeit zu erhalten seien, denn auch diese dienen 1 nur wehr oder weniger als Keile zur Festhaltung ihrer Nachbarzähne, 1 ern mitunter auch zum Kauen, und, da die Zahnzellenwände so lange 14 für die Zahnwurzeln und Zahnzellenwände nötliigen Gefässe und Nerven ein- und ausgehen. nicht resorbirt werden, als Wurzeln in denselben eingepflanzt sind, so tragen sie selbst zur Ausfüllung der Backen etwas bei. Diese Gründe bestimmten mich, unter Verhältnissen, die die Op«' rationslehre näher angeben wird, die Entkrünung der Zähn« (decoronatio dentium) der gänzlichen Entfernung derselben vorzuziehen. Nach dem Bruche irgend einer Zahnscheidewand entsteht nicht selten eine bedeutende Blutung, welche oft aller angewandten Mittel un- geachtet nicht zum Schweigen gebracht werden kann. Weiss man j«' doch, dass jede Zahnscheidewand ihre eigene Arterie hat, deren Durchmesser meistens grösser ist, als jener der Zahnschlagader, so darf man auch nicht vergessen, dass die nächste Ursache einer solchen Blutung meistens die gebrochene und zurückgebliebene Scheidewand ist, mit welcher die nur halb getrennte Arterie noch in Verbindung steht, sich daher nicht zurückziehen kann, und somit die Hämorrhagi« unterhält. Da nun nach manchen Zahnextractionen weiter nichts g«' schiebt, als ein durch blinde Nachahmung herbeigeführtes Zusammendrü- cken des Zahnfleisches, so kann unter solchen Umständen, wie natürlich, auch keiner Blutung vorgebeugt werden. Wird jedoch mit Fingern unter- sucht, die vom Verstände geleitet werden, so wird ein solches Bruchstück auch sehr bald entdeckt, entfernt, und durch die hierauf erfolgte gänz- liche Trennung der Scheidewandarterie eine, nicht selten Angst un die sich dort längere Zeit aufhalten, scharf werden, und besonders ei dyskrasischen Menschen mancherlei üble Folgen nach sich ziehen. wird die Brücke, welche sich nach der Operation bloss durch die Bereinigung der freien Zellenwände bildet, meistens etwas schneidig wo hingegen bei dem Bestände der gemeinschaftlichen , da diese als Zwischenkörper mit in Verbindung treten, eine mehr oder weniger breite, sattelförmige Brücke gebildet wird, Vvorauf das Zahnfleisch, als auf einem stumpfen, glatten Körper ruhend, n'cht leicht durch Druck verletzt werden kann. u) Ich habe eine grosse Menge von frischen, macerirten und ein- £espritzten Kiefern, und zwar von jedem Alter, wo noch Zahnzellen v°rhanden waren, genau untersucht, konnte aber trotz der vielseitigen Behauptungen, dass die Knochenhaut von dem äussern Umfange der Kie- l‘knochen über den Rand der Zahnzellen sich fortsetze, und dieselben ch auskleide, weder ein Periosteum, noch irgend eine andere Haut 9t| den Zahnzellenwänden entdecken. Wenn man ferner behauptet, dass man sie bei Schafen und andern Hugethieren in ihrer ersten Jugend ganz deutlich sieht, so ist das noch eitl Beweis, dass man eine solche Haut auch in den Zahnfächern der jYr 7 enschenkiefer vorlinden müsse; trifft man doch bei den Säugethieren ,lllen Zwischenkieferknochen meistens mit sechs dareingepflanzten Schnei- e*ähnen, während man beim Menschen nur vier Schneidezähne und eir,en Zwischenkieferknochen findet. Würde man auch geneigt sein anzunehmen, das Periosteum gehe 16 Die Gaumenknochen (ossa palatina). An jedem der beiden Gaumenknochen, welche hinter den Oberkieferbeinen gelagert sind, bemerkt man einen wag' rechten untern, und einen von diesem nach aussen senk- recht aufsteigenden Th eil. Der wagr echte oder Gaumentheil (pars horizontal** seu palatina) ist der kürzere, und seine obere Fläche, welche den Roden der Nasenhöhle nach rückwärts bildet, i9t glatt, und mit der Schleimhaut der Nase überzogen. Die un- tere Fläche, welche den hintern Theil des harten Gaumen9 vollendet, ist uneben, und zeigt nach rück- und auswärt9 die untere Mündung des absteigenden Gaumenkanals (aperturfl canalis palatini descendentis). Der vordere Rand ist zackig» und verbindet sich mit dem hintern Rande des Gaumenfortsatzes vom Oberkiefer; der hintere Rand ist glatt, scharf, ausge- schweift und steht frei in der Rachenhöhle. Der innere Rand, welcher uneben ist, bildet in Verbindung mit den» gleichen Rande des entgegengesetzten Gaumenknochens oben der Länge nach eine Erhabenheit, welche der Nasenkamin der Gaumenbeine (crista nasalis ossium palatinorum) ge' nannt wird. Er ist eine Fortsetzung des Nasenkammes der Oberkieferbeine, sein rückwärtiges Ende ragt zugespitzt vor, wirklich von den äussern Flächen des Kiefers über die Ränder der Zahn' zellen, um die Wände derselben zu überziehen, wie kann diese Haut i'1 die noch verborgenen Zellen der permanenten Zähne, die doch durch eigene Scheidewände von den Zellen der Milchzähne getrennt sind, nirgend offen stehen, eindringen, um sie zu umkleiden? Soll dies ers1 dann geschehen, wenn die permanenten Zähne bei ihrem Durchbruche d,e Zellen eröffnen? Ist es endlich nicht sattsam bekannt, dass die Wände jener Zeih’ aus welcher ein Zahn entfernt wurde, Callus aussondern, welche1 diese Zelle theils ausfüllt, theils den Wänden derselben als Verbindung* materie dient? Kann aber ein mit Beinhaut überzogener Knochen elt>e solche, unter dem Namen Callus bekannte Materie absondern? ' da nun auch das nicht möglich ist, so glaube ich hiermit Daten genug 1,11 gegeben zu haben, die mich berechtigen, das Bestehen einer solchen HaU* ganz in Abrede zu stellen. steht frei, ist unter dem Namen des hintern Nasensta- chels (spina nasalis posterior) bekannt, und dient haupt- sächlich zur Anheftung des Zäpfchens. Der s e n k r e ch t e T h e i I (pars perpendicularis) hat eine a»issere, rauhe, gegen das Oberkieferbein zu stehende, mit •Hehreren Erhabenheiten versehene, und eine innere oder ö hl en fläche, einen vordem und hinternRand Mnd vier Fortsätze. An der äussern Fläche bemerkt man die Rinne des absteigenden Gaumenkanals ; die innereFläche zeigt zwei rauhe Linien, eine obere und eine untere (crista tur- binalis superior et inferior), welche zur Anlage des hintern findtheiles der mittleren und jenes der untern Nasenmuschel bestimmt sind. Der vordere Rand hat einen dreieckigen, vorne etwas Sugespitzten Fortsatz, der zur genauen Verscliliessung des Gossen Einganges der Highmorshöhle dient, und Nasen- r t s a t z (processus nasalis) genannt wird. Am obern Theile hintern Randes befindet sich ein kleines Blättchen, Welches einige Anatomen, seiner leichten Beweglichkeit we- gen, das z i 11 e r n d e B1 ä 11 ch e n (lamina Cremulans) nennen. Ganz oben am senkrechten Theile sind zwei Fort- sätze, wovon der vordere der Augenhöh lenfortsatz (Processus orbitalis) heisst, meistens mit einer Schleimhöhle versehen ist, und die innere Augenhöhlenwand bilden hilft. zweite, hintere Fortsatz legt sich an die untere Fläche des Keilbeinkörpers an, und heisst Flügel- oder eilbeinfortsatz (processus alaris, seu sphenoidalis). Z wi- llen diesen beiden Fortsätzen befindet sich ein Loch, manch- mal aber nur ein Ausschnitt, Keilgaumenloch (foramen oder Ke i 1 g a u m e n a u s s ch n i 11 (excisura kPhenopalatina) genannt. Ganz nach unten und rückwärts, wo sich der senkrechte ,n»t dem wagrechten Theile vereinigt, findet man den Pyra- midenf ortsatz (processus pyramidalis). Er ist zwischen den Blättern der Gaumenflügel des Keilbeins eingepflanzt und die Gaumenflügelgrube (fossa sphenopalatma) voll- 17 18 enden. Er hat die Gestalt einer dreiseitigen liegenden Pyra- mide, deren Basis nach vorne und einwärts, die Spitze aber nach rück- und auswärts gerichtet ist. An diesem Fortsatze sieht man die zwei kleinen hintern Gaumenlöcher C’fo- ramina palatina posterior«) und die grosse Oeffnung des be- reits genannten Gaumenkanals. Uebrigens sind die Gaumenbeine mit Knochenhaut um- kleidet, und durchaus sehr zart, dünn und compact, nur der Pyramidenfortsatz und der Nasenkamm derselben sind etwas schwammiger Natur. Der Unterkiefer (maxilla inferior seil mandibulum)- Der Unterkiefer ist unter allen Gesichtsknochen der grösste nnd stärkste. Er hat seine Lage am untersten Tlieile des Gesichtes, und steht bloss mit jedem der beiden Schläfen' beine durch ein freies Gelenk in Verbindung. Man unterscheidet an ihm den vorderen bogenförmigen O Ö Theil oder Körper, und nach rückwärts an jeder Seite einen beinahe senkrecht aufsteigenden Ast. Am Körper selbst? dessen vorderster, mittlerer Theil das Kinn (mentum) ge' nanntwird, eine äussere und innere F1 äche, und einen obern und untern Rand. Die äussere Fläche ist etwas rauh, uneben, von oben nach abwärts in ihrer Mitte concav, von vorne nach rückwärt8 aber etwas gewölbt; an ihr ist ganz vorne und unten eine erhabene Rauhigkeit zu sehen, welche man den vordem Kinnhöcker (prominentia mentalis anterior) nennt. Zu bei' den Seiten, in senkrechter Richtung vom zweiten Kegelzahne nach abwärts, befindet sich ein Loch, welches die vordere Mündung des Unterkieferkanals (foramen seu aper' tura anterior canalis inframaxillaris) ist, durch welche die Gefässe und Nerven der untern Zähne aus- und eintreten |2)' Etwas tiefer nach abwärts bemerkt man eine gegen den Asf 12) Die genaue Lage dieser OefTnung ist aus denselben Ursache11» die schon in der Anmerkung ”) angegeben wurden, zu wissen notbwendi£' 19 sich schief erhebende rauhe Linie (linea obliqua externa) ?ur Anheftung1 von Muskeln. Die innere Fläche ist, mehr glatt, von oben nach ab- wärts gewölbt, von einer Seite zur andern aber concav; in ihrer Mitte findet man gleichfalls eine raube Erhaben- heit (prominentia mentalis interna) zur Anheftung von Mus- hein, welche, da sie in seltenen Fällen bedeutend lang und erscheint, auch innerer Kinnstachel (spina Dentalis interna) genannt wird. Gleich oberhalb dieses Stachels bemerkt man ein kleines koch, das innere Kinnloch (foramen mentale internum). dieses findet man schon im kindlichen Unterkiefer deutlich aus- gesprochen, und ich habe es selbst in den Kiefern der ältesten Menschen nicht nur allein niemals vermisst, sondern manchmal selbst zwei neben einander gefunden. Durch diese Oeffnung tre- ten die äussersten, hier vereinigten Endtheile der beiden Un- terkieferschlagadern als innere Kinnschlagader in Verbindung dem innern Kinnnerven aus, um die innere Wand des Un- terkiefers sammt dem darauf ruhenden Zahnfleische u. s. w. Blut und Nerven zu versehen. Zu beiden Seiten des innern Kinnstachels verläuft von v°r~ nach rück- und aufwärts bis hinter den letzten Mahlzahn eine starke, immer höher und breiter werdende Erhabenheit, Vvelche ein freistehender Tlieil der Grundfläche der Zahnzellen Mahlzähne ist. Aus dieser Ursache, und des hier sich an- haftenden Mahlzungenbeinmuskels wegen, wird der innere £egen die Zunge stehende Rand dieser Erhabenheit die Mahl- ' *11 i e (linea molaris) genannt 13). 13) In seltenen Fällen rafft diese Erhabenheit mit einem nach auf- gerichteten Rande zwei bis drei Linien empor. Wo dies vorkommt, nie künstliche Gebisse eingesetzt werden, weil nur Knochen wöl- ’,ngen, von festem Zahnfleische bedeckt, nicht aber Knochenränder, jl(»ss von der zarten Schleimhaut des Mundes umkleidet, geeignet sind, '"Druck von derlei Maschinen ohne nachtheilige Folgen zu ertragen; l|(* da in dem Alter, in welchem man gewöhnlich ganzer Gebisse bedarf, r ohnedies schon grösstentheils resorbirt ist, so muss, lt! natürlich, die Basis eines solchen Kunststückes auf diesen hervor- 20 Der untere, wulstige Rand bildet gleichsam die Basis des Unterkiefers; gegen den Winkel des Kiefers ist er schnei- dig, und sein mittlerer Theil ist in eine äussere und in- nere rauhe Lefze (labium externum et internuni) zur An- heftung mehrerer Muskeln ahgetheilt. Der obere Theil, auch oberer Rand, oder Zahn- fach e r fo r t s a t z (processus, seu limbus, seu arcus alveolaris) genannt, besteht, so wie der Zahnfächerfortsatz im Oberkie- fer, auch hier aus zwei von vorne nach rückwärts parabolisch gekrümmten Knochenplatten, welche hinten viel weiter von einander stehen, als vorne. Der Raum, welcher sich zwischen denselben befindet, wird durch knöcherne, von aussen nach innen laufende Scheidewände in mehrere Fächer, die Zahn- zellen, getheilt, deren Benennung und Beschreibung bei jenen des Oberkiefers zu finden ist. Die äussere Wand dieses Fortsatzes ist von vorne nach rückwärts bis ungefähr zum zweiten Mahlzahne viel zar ter und nachgiebiger, als die innere, welche stärker und daher minder elastisch ist. Nach rückwärts aber, vom zweiten Mahlzahne angefangen, ist diese Wand viel stärker und dicker» als die innere. Das Verhältniss ihrer Dicke ist hier zu jene«* der innern Wand wie 3 : 1 14t). ragenden Rand zu liegen kommen, wodurch die ihn bedeckende, zart* Schleimhaut sich entzündet, excoriirt, und daher die dabei sich einfi"' denden Schmerzen den weitern Gebrauch solcher Maschinen nicht n»ebr erlauben. w) Diese Verschiedenheit der Dicke der Wände, und die oben ange' führte, nach einwärts freistehende Basis der Mahlzähne, von Viele" nicht gekannt, oder nicht beachtet, ist Ursache, warum beim Einwärts stürzen dieser Zähne, bei nicht gehöriger Anwendung des engfisC^e,, Schlüssels, oft die ganze innere Zellenwand von zwei bis drei Mahlzähne" gebrochen wird. Denn glitscht der Bart dieses Instrumentes unter <1"5 freistehende Basis der Mahlzähne, so findet derselbe einen festen An' haltspunkt, wodurch, da hier die ganze innere Zellenwand gleichsa'11 in eine Presse kommt, selbst bei geringer Kraftanvvendung oberwähnP“4’ Missgeschick veranlasst werden kann. Iin Falle diese Wand aber a1"*1 nicht gebrochen würde, so entstehen doch durch die hierbei veranlaß16 Quetschung bedeutende Schmerzen mit meistens darauf folgender Die Anzahl und Gestalt der Zahnzellen (alveoli Pentium) entspricht auch hier der Menge, Grösse und Form in denselben eingekeilten Zahnwurzeln, nur mit dem Un- terschiede, dass die vorderen Hauptzellen viel schmäler sind, "nd die hinteren, wie bereits angegeben wurde, eine geringere Anzahl von Filialzellen besitzen, als die des Oberkiefers. An den Aesten des Unterkiefers (rami maxillae inferioris) ist eine äussere und innere Fläche, ein vor- derer und hinterer Rand zu bemerken. Beide Flächen sind uneben, und an ihrem unteren Theile zur Anheftung der Muskeln rauh und mitunter auch eingelurcht. Ausserdem be- merkt man in der Milte der innern Fläche die von oben nach abwärts steigende hi n te r e oder innere Mündung des tinterkieferkanals (foramen seu apertura posterior canalis inframaxillaris~) zum Ein- und Austritte der Zahngefässe und Ner ven. Vor und oberhalb dieser Mündung befindet sich ein kleiner Vorsprung, welcher zur Anheftung des innern Hilfs- bandes vom Unterkiefergelenke bestimmt ist, und das Un- terkieferzüngelchen (lingula maxillae inferioris) ge- bannt wird; unterhalb desselben aber ist eine bis zum Körper des Knochens sich erstreckende Furche (sulcus), in welcher der Mahlzungenbeinnerve und die gleichnamige Arterie ver- laufen. Der oberste Theil dieser Aeste ist durch einen halb- mondförmigen Ausschnitt (excisura semilunaris) in zWei Fortsätze getheilt, von welchen der vordere, etwas z,,gespitzte, eine äussere und innere Fläche und einen vordem bnd hintern Rand besitzt, und Kr o ne n f or t satz tjjrocessus c°*'onoideus') genannt wird. Die Basis dieses Fortsatzes ist vorne sehr breit und dick, und nicht selten krümmen sich die Wurzeln der Weisheitszähne in dieselbe hinein 15). 21 Bindung des gequetschten Theiles, und selbst der demselben nahe lie- genden Gebilde des Halses, nebst andern üblen Folgen. I5) Diese Einkrümmung in eine so feste, dicke und daher nicht nach- ffiebige Knochenmasse ist manchmal die Hauptursache, warum die untern M eisheitszähne im Vergleiche zu den obern, deren knöcherne Behausung 2ai’t und nachgiebig ist, oft sehr schwer zu nehmen sind. An dein hintern oder Gel enksfortsatze (processus condyloideas) bemerkt man oben den plaltgedriickten, nach einwärts stark vorragenden, vorne mit einer Grube versehe- nen, nach rückwärts gewölbten, rauhen, im frischen Zustande jedoch mit einem glatten Knorpel überzogenen Gelenks- köpf, dessen unterer und dünnerer Theil der Hals (colluw.) genannt wird, und dessen hinterer Rand nach abwärts ver- läuft, und mit dem untern Rande des Körpers der untern Kinn- lade unter einem stumpfen Winkel (anyulus maxillae infe- rioris), an dem man eine bedeutende Rauhigkeit bemerkt, zu- sammenstösst. Der vordere Rand desselben ist schneidig und geht in den hintern Rand des Kronenfortsatzes über. In dem Körper des Unterkiefers verläuft der ganzen Länge nach ein Kanal, welcher der Unterkieferkanal (canalis in fr amaxillar is) heisst. Er beginnt auf jeder Seite an der innern Fläche der Unterkieferäste, läuft unter dem Roden der Zahnzellen fort, kommt zu beiden Seiten des Kinnes mit einem Hauptausgange hervor, setzt sich jedoch von da mit einem Gange von geringerem Durchmesser bis zum Kinnhöcker fort. Au dieser Stelle mündet er mit jenem der entgegengesetz- ten Seite ober der Spina mentalis interna. Seine Mündung wird, wie bereits angegeben, das innere Kinnloch ge- nannt. Die vielen kleinen Oelfnungen, welche sich in der obern Decke dieses Kanals vorfinden, und zum Durchgänge der Zahngefässe und Nerven bestimmt sind, entsprechen der Anzahl der ober ihnen stehenden Zahnwurzeln und Zahn- scheidewände. Die Wände des ganzen äusscrn Umfanges des Unterkie- fers und seiner Zahnzellen sind compact j der übrige Theil seines innern Körpers jedoch, seiner Fortsätze und der ge" meinschaftlichen Scheidewände ist schwammichter Natur °)- D,t! ganze Oberfläche dieses Knochens ist im frischen Zustande mit Periosteum und die Köpfe der Gelenksfortsätze mit Knor- peln überzogen. Ferner ist hier zu bemerken, dass die Gesichtsknocben? so wie auch die Zähne, heim weiblichen Gesell 1 echte 22 °) Tab. XX. Pig. 2. 23 meistens kleiner und zarter, als hei dem männlichen sind. Diese Regel leidet jedoch, besonders bei den Zähnen, so viele Ausnahmen, dass es bei manchem Schedel selbst dem erfahre- nen Anatomen schwer fallen dürfte, zu bestimmen, welchem von beiden Geschlechtern er einst zugehörte; denn manchmal findet man bei Frauenzimmern weite, halbkreisförmige Zahn- fächerbogen mit grossen Mahl- und breiten Schneidezähnen, während man bei manchen Männern diese Bogen elliptisch ge- formt, und die dareingepflanzten Zähne klein und schmal vorfindet. Das Zungenbein [os hyoideum). Dieser Knochen hat am obersten Theile des Halses, zwi- schen dem Grunde der Zunge und dem obersten Theile des Kehlkopfes seine Lage, und wird hier als die knöcherne Basis der Mundhöhle betrachtet. Er ist von vor- nach rückwärts bogenförmig gekrümmt, Und wird in den Körper und vier Hörner eingetheilt 1G). Das vordere, mittlere Stück,, oder der Körper des Zungenbeins, zeigt eine vordere, gewölbte, rauhe Klache, welche durch eine erhabene Linie gleichsam in zwei Theile getheilt wird, und in deren Mitte, mehr nach oben, ein kleiner Höcker zu bemerken ist; dann eine hintere, stark ausgehöhlte, glatte Fläche, einen obern dünnen, etwas nach rückwärts geneigten, kürzeren, und einen untern wul- stigen, mehr nach vorne stehenden ltand, nebst zwei ab- gestumpften, mit länglichen Gelenksflächen versehenen End- zeilen. Die hintern Stücke, oder die grossen Hörner (cornua majora), bilden die nach rückwärts freistehenden des Zungenbeines. An jedem derselben bemerkt nian eine äussere und inn er e Fläche, einen obern und untern Rand, ein vorderes und hinteres Ende, wo- 16) Da die vier Hörner, besonders im jugendlichen Alter, nur mit Kapselbändern an den Körper gebunden sind, so betrachten manche Anatomen jedes Stück dieses Knochens als ein eigenes Zungenbein; U,‘<1 auf diese Weise gäbe es dann fünf Zungenbeine. 24 von letzteres im frischen Zustande ein mit einem Knorpel überzogenes Köpfchen darstellt; ersteres, an welchem man eine kleine Gelenksfläche bemerkt, ist mit dem hinteren End- zeile des Körpers durch ein straffes Kapselhand und durch kurze Bandfasern verbunden; und da hier nur eine sehr ge- ringe Beweglichkeit möglich ist, so wird diese Verbindung zu den straffen Gelenken (cwiphiartkvoses') gerechnet. Ferner bemerkt man an jener Stelle, wo das hintere Ende des Körpers mit dem vordem Ende des grossen Hornes in Verbindung tritt, auf jeder Seite nach oben eine kleine Ge- lenksfläche, zu deren Bildung jeder dieser Knochen die Halbscheid beiträgt, und welche zur Aufnahme der kleinen Hörner bestimmt ist. Die zwei obem Stöcke, oder kleinern Hörner (cornua minora) haben meistens eine dem Waizenkorn ähn- liche Grösse und Gestalt, zuweilen trifft man sie jedoch zwei- und selbst dreimal so lang. Sie sind durch ein Kapselband an die oben angeführte Gelenksfläche des Zungenbeines befestiget, und ragen etwas nach aussen vor. Nur selten findet man diese Hörnchen mit dem Körper des Zungenbeines verknöchert, was jedoch bei den grossen Hörnern im Greisenalter gewöhn- lich der Fall ist. Das ganze Zungenbein ist im frischen Zustande mit Kno- chenhaut überzogen, wird durch Bänder und Muskeln an de» Kehlkopf, den Unterkiefer, die Zunge und an die Griffelfort- sätze der Schläfenbeine gebunden, und so gleichsam schwe- bend in seiner Lage erhalten. Betrachtung der Kieferknochen eines 4 — oj(ihrigen Kindes, vergleichungsweise zu jenen eines erwachsenen Menschen von 24—SO Jahren °). Der Oberkiefer. Der ganze Knochen ist zwar in Hinsicht seiner Korn1 dem eines Erwachsenen ziemlich gleich, jedoch viel kleiner, °) Tab. XXXI. Fi*. i. 2. Tab. XXXII. Fi*. 1. 2. zarter, weisser und in seinem ganzen Umfange weniger rauh. Die Kieferschleimhöhle ist minder geräumig, und die in dem Zahnfächerfortsatze befindlichen Zellen minder lief. Die Anzahl derselben beschränkt sich auf fünf Haupt- und sechs Fi- iial zellen in jedem Oberkieferknochen 17). Uebrigens findet man im ganzen Körper dieses Knochens nur wenig schwammige Knochensubstanz, wohl aber eine Menge, von zarten Zellenwänden umgebener, Höhlen, welche die Keime der permanenten Zähne in sich fassen, deren nähere Betrachtung jedoch nicht in das Bereich der Anatomie gehört. Da ferner die Zacken der Verbindungsränder aller Ge- sichtsknochen im kindlichen Organismus sehr zart und mit- unter selbst biegsam sind, so ist auch die Verbindung des Oberkiefers mit allen diesen Knochen bei weitem nicht so fest, als es der Fall im mannbaren Aller ist, und desswegen sind sie auch leicht von einander zu trennen. Ueber die in den kindlichen Oberkieferbeinen etwas mehr uls bei Erwachsenen bemerkbaren Spuren der sogenannten Zwischenkiefernaht habe ich ineine Meinung bereits in der Anmerkung 7) geäussert. 25 Der Unterkiefer. Alles vom kindlichen Oberkiefer über den Bau, die Textur Und Grösse desselben Angegebene ist auch hier zu finden. Die beiden Aeste dieses Knochens in Verbindung mit dem Körper bilden einen mehr stumpfen Winkel, als bei Erwachse- nen, bei welchen er sich mehr dem rechten nähert, und wo diese W inkel auch mehr raub und uneben sind, als im kind- lichen Organismus. I7) Von d<*n zehn kindlichen Hauptzellen, welche sich in beiden Ober- kieferknochen befinden, haben beiderseits nur die zwei letzten jede Fili alz eilen, wodurch sich die hier befindliche Anzahl dersel- ben auf zwölf beschränkt; während in den beiden Oberkieferknochen e'»es Erwachsenen von den dort vorhandenen sechzehn Hauptzellen bei- derseits die drei letzten in der Regel jede drei Filialzellen besitzen, Wodurch die Zahl derselben sich auf achtzehn beläuft, folglich um sechs als im kindlichen Oberkiefer. 26 Ausser den vielen Zellen, verborgenen Höhlen und Wän- den, die auch hier, so wie im kindlichen Oberkiefer, im Innern des Körpers bestehen, ist noch im untersten Theile desselben und in seinen Aesten eine grosse Menge schwammiger Kno- chensubstanz zu finden. Von den in seinem Alveolarfortsalze vorhandenen zehn Hauplzahnzellen sind auch hier nur die zwei letzten beider- seits und zwar jede bloss in zwei Filialzellen abgetheilt, wodurch sich in der Regel achtFilialzellen in demselben vorfinden, wo hingegen hei dem Unterkiefer eines Erwach- senen beiderseits von den drei letzten Ilauplzellen jede in zwei Filialzellen zerfällt, wodurch den dort bestehenden sech- zehn Hauptzellen im Wege der natürlichen Ordnung zwölf Filialzellen zugerechnet werden müssen. Diese Knochen sind, im kleineren Massstabe, denen eines Erwachsenen ähnlich, jedoch sind die Fortsätze des ersteren in diesem Alter noch nicht ganz ausgebildet. Schliesslich ist hier noch anzugehen, dass die äussern Wände aller kindlichen Gesichtsknochen hei weitem nicht so compact sind, als jene eines Erwachsenen. Die Gaumenknochen und das Zungenbein. Die Kieferknochen der Menschen im Greisen- und Uralter 18). Die Kieler in diesem Aller sind ihrer Form und Structur nach wesentlich von jenen eines 25 — 30jährigen Menschen verschieden °). o) Tab. XXXI. Fig.3.■L Tab.XXXII. Fig.3.1 Tab. XXXIII. Fig.L2.S- 1S) Da im Verlaufe dieses Werkes bald von diesem, bald von jenen* Alter gesprochen wird, so habe ich es der allgemeinen Verständlichkeit wegen für nothwendig erachtet, die von mir gemachte Eintheilung der Lebenszeit in verschiedene Perioden hierbeizufügen. lc*' habe mich hierbei auf osteologische Beobachtungen, hauptsächlich aber auf die gradative Pro- und Regression der Kieferknochen gestützt, nach welchen die Ziffer ltJ als Scheidungszahl erscheint. Da jedoch die nä- heren Belege hierzu in das Gebieth der Physiologie gehören, so werde Die Oberkiefer und die Gaumenbeine. Der 0 b e r k i e fe r k n o ch e n ist in diesem Alter mit den ••leisten Gesichtsknoclien, mit welchen er in Verbindung steht, beinahe ganz verknöchert, seine Wände sind nach allen Ricli- hingen so diinn wie Papier, zart und durchsichtig, daher auch ein kleiner Druck mit dem Nagel des Fingers oft hinreicht, dieselben einzudrücken 19). Nur der noch übrig gebliebene, ich liier bloss die Benennungen der einzelnen Lebensperioden und •hre durch obbenannte Ziffer gemachten Begrenzungen anführen: 1. Lebensperiode: das kindliche Alter (vorn L —12. Jahre). 2 » » jugendliche Alter (v. 12.—24. J.). 3. » » mannbare Alter (v. 24.—48. J.). 4. » » Mittelalter (v. 48.—60. J.). 5. » » hohe Aller (v. 60.—72. J.). 6. » » Greisenalter (v. 72.-84. J.). 7. » » Uralter (v. 84.—96. J.). 8. » » Cometenalter (v. 96. Jahre aufwärts). — Das letzte Lebensalter habe ich so genannt, weil Menschen mit 97 Jahren und darüber, den Cometen gleich, nur seltene Erscheinungen sind. Um übrigens die einzelnen Lebensperioden noch näher zu bezeichnen, habe ich jede derselben in zwei gleiche Zeiträume getheilt, in Folge dessen man zu sagen hat: „in der i. oder 2. Hälfte des kindlichen, des ju- gendlichen des mannbaren Alters” u. s. vv.; nur bei der letzten Lebens- Periode, bei welcher keine bestimmten Gränzen anzugeben sind, kann diese Unterabtheilung nicht gemacht werden. l9) Dieser, durch regressives Leben herbeigeführten, dünnen Kno- chenwände wegen sollen die in diesem Aller nur noch mit ihren Wurzel- Sitzen feststehenden Zähne, in deren Umgebung der Alveolus immer 'ffvras höher, aber sehr spröde und daher unnachgiebig und gebrechlich lst, nie anders als in senkrechter Richtung herausgenommen werden, was a,ü besten und sichersten mit der Zange geschieht. Wird jedoch ein Solcher Zahn mit dem englischen Schlüssel, oder einem ähnlichen Instru- mente, entfernt, so muss, da während der Operation der Bart desselben, nachdem der Zahn nach aussen oder innen gestürzt wird, entweder auf die äussere Wand der Highmorshöhle, oder auf den so leicht ge- mächlichen harten Gaumen sich stützt, die eine oder die andere dieser von dem Instrumente eingebogen oder wohl gar gebro- chen werden. Wird das in diesem Alter so höchst veränderte und so leicht Kiefergebäude bei Operationen nicht gehörig beachtet, so 28 ungefähr 1 Linie hohe, bogenförmige Hand des früher bestan- denen Zahnlächerfortsalzes ist etwas wulstig und nebst der Gaumennaht der ganzen Länge nach undurchsichtig. Die Ilightnorshöhle ist durch die Verdünnung ihrer Wände etwas geräumiger, und der zahnlose Oberkiefer, des resorbirten Alveolarfortsatzes wegen, um 8 bis 10 Linien in seinem ganzen Umfange minder hoch, als im mannbaren Alter. Die Gaumenbeine, eben so dünn und durchsichtig wie der ganze Oberkiefer, sind mit diesem so verwachsen und verknöchert, dass man nicht mehr im Stande ist zu erkennen, dass dieselben einst für sich bestehende und von den Kiefern leicht trennbare Knochen waren. Der Unterkiefer und das Zungenbein. Die Farbe des U n l e r k i e fe r s ist, so wie die der mei- sten Gesichtsknochen, in diesem Alter gelblich-weiss; der Körper dieses Knochens bildet, so wie dies auch bei Neuge- bornen der Fall ist, in Verbindung mit seinen Aesten zwei sehr stumpfe Winkel, wogegen an den Kiefern der Er- wachsenen, wie ich bereits erwähnt habe, beinahe rechte Winkel zu finden sind 20). geschieht es, dass auf die mit dem Schlüssel vollzogene Zahnextraction oft bedeutende und mitunter auch tddtliche Nachwehen folgen. Die«e dürften umso leichter ein treten, weil die nach der Operation sich ei«' stellende Geschwulst bloss als eine häufig nach derlei operativen Ei»' griffen vorkommende Entzündungsgeschwulst angesehen und behandelt wird. Die Eindrücke und Brüche der Oberkieferwände jedoch, die hier meistens als Hauptursachen dieser Geschwülste zu betrachten sind, wer- den entweder gar nicht, oder oft zu spät aufgefunden. 20) Die Ursache, warum die Ausrenkung dieses Knochens aus der Gelenksfläche des Schläfenbeines im mannbaren Alter viel leichter, ab* 1,1 der frühesten Jugend und im hohen Alter geschieht, liegt grösstentheils in den nach Verhältnis« des Alters verschiedenen Unterkiefer' winkeln. Denn je mehr der Winkel dem rechten sich nähert, desl0 mehr kommt der Gelenksfortsatz nach vorne zu stehen, und desto lek'h' ter ist auch die Ausrenkung, wogegen dies bei stumpfen Winkeln, der Gelenksfortsatz ganz nach rückwärts steht, wie bei Kindern nnd Greisen, äusserst schwer, wenn nicht ganz unmöglich ist. 29 Von seinem einstmaligen Zahnfächerfortsatze ist meistens nUr noch ein niederer, mehr oder weniger scharfer Iland, be- sonders nach vorne, zu bemerken, und daher ist auch die vordere OefFnung des Unterkieferkanals, besonders im Ur- eter, selten mehr als % Linie von diesem nun oberen Rande, von seinem untern, wulstigen Rande jedoch 2, höchstens 3 Li- nien weit entfernt. Da nun an dem im mannbaren Alter 10 bis 12 Linien hohen Unterkiefer benannte OefFnung 4 bis 5 Linien von dem untern Rande desselben entfernt ist, so wird die im Preisen- und Uralter auf 3 bis 4 Linien reducirte Höhe des Kiefers nicht bloss durch den Verlust des 7 bis 8 Linien hohen Alveolarfortsatzes, sondern auch durch das ungefähr 2 Linien betragende Schwinden des Körpers selbst herbeigeführt 21). Seine Aeste sind äusserst dünn und stellenweise durch- sichtig ; die durch den halbmondförmige» Ausschnitt getrenn- ten zwei Fortsätze eines jeden Astes stehen im hohen Alter oieistens viel weiter von einander, als in der Jugend, im höchsten Alter jedoch am allerweiteslen 22). 21) Da demnach der Unterkiefer im G reisenalter durch den Verlust des Zahnfächerfortsatzes 7 Linien, durch das Einsinken seines Körpers 2 Linien, und durch den Verlust der Zähne ungefähr 3 Linien an Höhe verliert, so wird er seinem ganzen Umfange nach um 1 Zoll niederer, als er es im mannbaren Alter war. Da nun auch der Oberkiefer auf dieselbe Weise eben so viel an seiner Höhe verliert, so ist es begreiflich, warum *n diesem Alter das Kinn der Nase so nahe steht, und warum überhaupt das ganze Gesicht zusammengeschoben , und um so vieles kürzer er- scheint, als in den frühem Lebensperioden. 22) Die weitere Entfernung dieser beiden Fortsätze von einander kündet sich theils auf das allmäliche Schmälerwerden derselben durch Resorption, theils aber auch auf die wirkliche Zurückneigung desGelenks- *°rtsatzes. Letzteres geschieht um so leichter, da die meisten zahnlosen beeise in ihrem Munde beständig ausgetrocknet sind, und desshalb eine stete Bewegung ihrer untern Kinnlade unterhalten, um so ihre Speichel- drüsen zu bethätigen, und mit dem dadurch ab- und ausgesonderten Speichel ihre Mundparthien wieder zu befeuchten. Da nun theils durch den Verlust der Zähne, theils auch nach Verhältniss der gradativen Re- s°rption der Zahnfächerfortsätze, die untere Kinnlade während der Ma~ stication immer höher und höher gezogen werden muss, um sie dem 30 Uebrigens ist der Unterkiefer im Greisenalter grössten- theils compacter Natur, nur in seinen Aesten ist liier und da schwammige Knochensubstanz zu linden. Das Zungenbein ist in diesem Alter gelblich, und der Körper desselben mit den grossen Hörnern meistens verwach- sen, was bei den kleinen Ilörnern nur selten der Fall ist. Die Höhe dieses Knochens ist um y3 niederer, als im mann- baren Alter. Die Zähne (dentes), Die Zähne sind kleine, längliche Knöchelchen, deren eine Hälfte durch Einkeilung (gomphosis') in den Zahn- fächern der Kieferheine befestiget ist. Die andere Hälfte der- selben ist theils nur vom Zahnlleische bedeckt, theils bielhet sie sich in der Mundhöhle frei und unbedeckt, als ein weiss- emailirter Körper dem Auge dar 23). Die Zähne bestehen aus einer eigenthiimlichen, von jener aller andern Knochen verschiedenen, gelblich-weissen Kno- Bestandtheile der Zähne (subsCantiae dentium). Oberkiefer möglichst nahe zu bringen, so zwar, dass sie nach gänzlicher Resorption der Zahnfächerfortsätze bei geschlossenem Munde beinahe um 2 Zoll höher zu stehen kommt, als im männlichen Alter, so ist es er- klärlich , dass durch diesen höhern Stand des Kieferkörpers die Gelenks- fortsätze desselben immer mehr und mehr nach rückwärts gebogen werden müssen, was um so leichter geschieht, weil durch ihr regres- sives Leben auch die Hälse derselben immer dünner werden. Ferner ist noch zu bemerken, dass im Greisenalter der vordere Theil des Unterkiefers stets um 3 bis 4 Linien weiter vorragt, und seine beiden Seitentheile 1 bis 2 Linien mehr nach auswärts stehen, als jene des Ober- kiefers, wesswegen dieser bei geschlossenem Munde nie mit dem Un- terkiefer in Berührung, sondern stets in den leeren Raum zwischen seine beiden Schenkel hinein zu stehen kommt. Aus diesen und andern Gründen kann nach gänzlichem Verluste der Zähne die Mastication i" diesem Alter mit dem Zahnfleische bei weitem nicht so leicht und so tröstend sein, als manche Greise es behaupten. 23) Durch diesen weissemailirten und sichtbaren Theil unterscheiden sich die Zähne von allen übrigen Knochen des menschlichen Körpers, an welchen nicht die geringste Spur von Email zu finden ist, und welche alle Von Weichgebilden bedeckt sind. 31 ohenmasse, von den Neuern das Zahnbein (os dentale), von das PJlfenbein der Zähne (iooire des dents 2V) genannt, welche an den Kronen dichter, härter und etwas ist, als an den Wurzeln. Da diese Knochenmasse je- doch an den Spitzen der Zahnwurzeln öfter so weich ist, dass Sl'e sich mit dem Messer leicht schneiden lässt, dabei gelb, kornartig und etwas durchsichtig erscheint, so hatDlumen- hach, und mit ihm noch Andere, diesen Theil des Zahnes als eine eigene Knochenmasse angenommen, und Hornsuhstanz (substantia corned) benannt. Summe ring jedoch sagt, dass das gelbe, durchsichtige Aussehen der Zahnwurzelspitzen als Folge eines pathologischen Processes zu betrachten sei 25). Eine zweite, von dein Zahnbeine ganz verschiedene Substanz ist jene, welche bloss die Kronen der Zähne rinden- artig überzieht. Diese ist sehr hart, meistens milchweiss, glänzend, dem Glasporzellan ähnlich, und eben so durchsich- tig 26); man nennt sie die Glassubstanz, auch Glasur, 2‘) Diclionnaire des Sciences tnedicales, Tom. VIII., article ,,dent”. 25) Diese Erscheinung kommt, besonders im hohen Alter, zu allge- mein vor als dass man sie als Product einer krankhaften Metamorphose betrachten könnte. Ausserdem ist diese durchsichtige, hornartige Sub- stanz nicht nur an den Spitzen der Zahnwurzeln, sondern auch an allen jenen Furchen zu finden, mit welchen die meisten plattgedrückten Wur- zeln der permanenten Zähne der ganzen Länge nach versehen sind. Im ist die ganze Knochensubstanz der Zähne gelb, und da das der Krone, als transparenter Glaskörper, diese Farbe durchschei- ben lässt, so sind aus diesem und andern in der Physiologie näher zu Gründen auch die Zahnkronen mehr oder weniger gelb. 26) Dass die Glasur der Zahnkrone wirklich durchsichtig ist, und ’b Farbe der unter ihr liegenden Knochensubstanz durchscheinen lässt, dürfte das Rothwerden der Zahnkronen aller an der Cholera verstor- bnen Menschen bestätigen; denn werden frisch ausgezogeneZähne eines bh der Cholera verstorbenen, und die eines andern, an was immer iiir e'ner Krankheit verblichenen Menschen, auf 24 Stunden in’s Wasser ge- so werden sich die Zähne des ersteren durch ihre blassrothen Kro- sogleich zu erkennen geben, während die Zähne des letzteten ihre bbtürüche Farbe beibehalten; schneidet man jedoch die Wurzeln von den ronen mit der Säge ab, und wäscht das in den Zahnhöhlen enthaltene 32 Schme 1 z, und nach dem Französischen: Email der Zähne (substantia vitrea, encaustum). Blut, von welchem auch das Knochenparenchim der Krone durchdrungen ist, aus, so nimmt auch die Glasur wieder ihre vorige Farbe an. Dass aber das Email vom Blute nicht auch durchdrungen gewesen, und nicht eben so, wie das Zahnparenchim, vom Wasser ausgespült und somit de1 rothen Farbe beraubt worden sei, bann auch ohne Auswaschen bei nicht durchschnittenen Zähnen dadurch bewiesen werden, dass, wenn solch scheinbar rothes Email vom Zabne abgeschält, oder umgekehrt die Kn°' chensubstanz von demselben abgeschliflfen wird, dasselbe nicht nicht roth erscheint, sondern jene Farbe zeigt, die es früher im natürliche11 Zustande halte. Ein fernerer Beweis, dass die Farbe des Emails sich immer nach jener der darunter liegenden Substanzen richtet, kann noch dadurch gegeben werden, dass die Materie, welche sich nach Entzündungen •" den Höhlen der Zahnkronen bildet, und die sie umgebenden Knoche«1 wände zernagt, entweder bloss auf Einem Punkte, oder an der ganze11 Oberfläche der Krone durchscheint. Ist die Knochensubstanz nur an Ei' nem Punkte bis nahe zur Glasur zerstört, so erscheint an dieser Stell*1’ an dem äussern Umfange derselben bloss ein dunkler Fleck, ist aber di** die Zahnhöhle umgebende Kuochensubstanz nach allen Richtungen ze* stört, so erscheint das ganze Email einer solchen Krone ob der darin1' ter liegenden schwarzen Materie missfärbig und schwärzlichgrau. P*1' Besichtigung eines solchen Zahnes findet man manchmal nicht die ge' ringste Spur von irgend einer Oeffnung, während er zuweilen einige St1111 den nach der Untersuchung durch einen oft unbedeutenden Biss einbrich1 und eine grosse, cariöse Hoble zeigt. Dergleichen missfärbige Zahnki’0' nen sollen daher bei Untersuchungen der Mundhöhle stets genau beacht^ werden; denn gebraucht man bei Entfernung solcher Zähne nicht d*e grösste Vorsicht, so bricht die Krone sehr leicht ab. Wird aber ein sed eher Zahn, an dessen Krone sich schon eine kleine Oeffnung zeigt» feilt, oder mit irgend einem Metalle ausgefüllt, so kann unter obig*’11 Verhältnissen auch bei diesen Operationen die leicht zerbrechliche Kroi" entweder theilweise, oder gänzlich zersplittert werden. Treten nun de* gleichen Missgeschicke wirklich ein, so können sie, besonders wenn d,e Möglichkeit derselben nicht prognosticirt wurde, dem Credite des Op*1 rateurs um so leichter nachtheilig werden, w eil der Hilfsbedürftige, solch*1 der Zerstörungen im Innern seines Zahnes nicht ahnend, sie fast immer Ungeschicklichkeit desselben zuschreibt. 33 Allgemeine Eintheilung der Zähne. Die Zähne werden in Hinsicht ihres Sitzes in obere Und untere; in Rücksicht ihrer Dauer in Milch- oder Wechsel - und in bleibende; und in Retracht ihrer Gat- f n g und Form in S ch n e i d e-, E ck- oder Spitz-, und in Zacken- oder Mahlzähne eingetheilt. Die Zähne, welche sich im Oberkiefer befinden, werden °bere Zähne identes superiores), und jene im Unterkiefer Untere Zähne (dentes inferiores) genannt. Zu den Mi I ch- oder W ech s e 1 zä h n e n (dentes lactei, de- eidui, mutandi 27) werden jene 20 Zähne gerechnet 28J, welche in den Kiefern eines Kindes vom 3. bis zum 6. Lebensjahre «ich vorfinden. Früher sind sie meistens noch nicht vollzählig, Und später fangen sie an auszufallen, um durch neue, blei- bende Zähne ersetzt zu werden. Bleibende Zähne sind in der Regel 32 vorhanden, nur Selten mehr, oft aber weniger; man findet sie bei dem Men- schen im 25. Lebensjahre grösstentheils vollzählig, und ihre ist für die ganze Lebenszeit bestimmt. Unter den 32 bleibenden Zähnen sind die 20 vorderen bleibende gewechselte oder Ersatzzähne Qdentes Permanentes mutati seu restituti), solche nämlich, welche den der ausgefallenen Milchzähne im Ober- und Unterkiefer Angenommen, und letztere ersetzt haben; die andern 12 aber, Welche nach rückwärts diesen sich anreihen, haben keine Vorgänger gehabt, und wechseln nie, wesswegen ich sie bleibende n i ch t g e w e ch s e 11 e Zähne (dentes perma- nentes non mutati) nenne. 27) Der Ausdruck: „Zähne der ersten Bildung1”, in wie ferne , wie Prof. Zang u. A., bloss Milch- oder Wechselzähne damit Zeichnen will, könnte leicht zu Irrungen Anlass geben; denn die 6 obern ,lnung derselben jedoch, wo man ohnediess unter dem Namen „grosse chn e i d e z ä h n e” nur ober e, und unter dem Namen „kleine S chn e i- (*ezähne” nur untere verstehen kann, wäre das Bestimmungswort M>bere” und „untere” ein pleonastischer Zusatz. 31) Von diesen vier grossen Schneidezähnen werden, wie natürlich, Zwei auf der rechten Seite stehenden die rechten (dentes incisivi dextri), die zwei auf der entgegengesetzten Seite, im lin- f 11 Oberkieferknochen eingepflanzten hingegen, die linken grossen 36 Die zwei zugespitzten Zähne, von welchen auf jeder Seite Einer dem grossen Lateralschneidezahne zunächst steht, sind die obern Eck zähne; um sie jedoch von den untern, ih- nen gegenüberstehenden Eckzähnen zu unterscheiden, nenne ich sie Nasenzähne °) (dentes nasales 8Z). Jene Zähne, von welchen auf jeder Seite zwei hinter den Nasenzähnen stehen, nenne ich, wie bereits erwähnt, die obern Kegelzähn e; um jedoch auch diese von den ihnen entgegenstehenden Kegelzähnen des Unterkiefers durch einen eigenen Namen zu unterscheiden, so nenne ich sie der grossen Aehnlichkeit wegen, die einer mit dem andern hat, Zwil- lingszähne p) (dentes gemellt). Von diesen wird der vor- dere der erste (primus), der hintere der zweite Zwil- ling s z a h u Qgemellus secundus) genannt. Ferner heissen jene sechs Zähne, von welchen auf jeder Seite drei hinter den Zwillingszähnen stehen, obere Mahl- zähne i) (dentes molares superiores 33), von welchen der °) Tab. II. Fig. 1. c. c. p) Tab. II. Fig. 1. d. e. d. e. q) Tab. II. Fig. 1. f. g. h. f. g. h. Schneidezähne (dentes incisivi majores sinistri) genannt. Diese Benetz nung gilt in der Folge auch bei allen übrigen Zahngattungen, sowohl de« Ober- als Unterkiefers, je nachdem sie rechts oder links stehen. 32) Statt der bisher allgemein gebrauchten Benennung „Augen' zahn wählte ich den IVamen „Nasen zahn”, weil besonders profan*’ Menschen, durch die Benennung „Au gen zahn” verleitet, diesen Zain* in einem besondern engern Zusammenhänge mit dem Auge glaii' ben, und daher das Ausziehen desselben als für das Auge Gefahr noch so sehr fürchten, dass sie bei anzeigenden Umständen die Entfei" nung dieser Gebilde entweder gar nicht, oder erst dann gestatten, wen" bedeutende Uebel der Kieferknochen u. s. w. sie zu dieser Operation n**' thigen. Ueberdiess hat auch die Wurzel dieses Zahnes nicht die gering«!" Gemeinschaft mit der Orbita; ja sie ist in ihrem ganzen Verlaufe mehr gegen die Aasen-, als gegen die Augenhöhle gerichtet, und di" Spitze derselben ist nicht selten in der Basis des Nasenfortsatze" vom Oberkiefer eingepflanzt, wesswegen ich auch den Namen „Nase"' z ahn” statt des unpassenden und nur Angst erregenden Namens „Auge"' zahn” gewählt habe. 33) Diese Zähne werden so benannt, weil sie durch ihre Form u"'1 37 vorderste, der erste; der in der Mitte stehende, der zweite oder mittlere, und der hinterste, der dri tte oder letzte °here Mahlzahn, oder auch der obere Weis heit s- 2ahn (dens sapientiae superior 34) genannt wird. Von den Zähnen des Unterkiefers heissen die vier Vordersten die kleinen Schneidezähne (deuten incisivi minoren), von welchen wieder die zwei in der Mitte stehen- den die mittleren °) {centrales), und die zu beiden Seiten stehenden die seitlichen kleinen Schneidezähne p) {dentes incisivi minores laterales) genannt werden. Die zwei stumpfzugespitzten Zähne, von welchen auf jeder Seite Einer zunächst dem seitlichen kleinen Schneide- zahne zu stehen kommt, behalten ihren Gattungsnamen Eck- zähne i) {dentes angulares). Dieser Name ist um so bezeich- nender, weil sie im Vergleiche zu ihren beiden Nachbarn °) Tab. II. Fig. 3. a. a. p) Tab. II. Fig. 3. b. h. q) Tab. II. Fig. 3. c. c. kage zum Zermalmen der Speisen am geeignetsten sind. Da ferner diese Zähne niemals wechseln, und auch keine Milchzähne als Vorgänger hatten, so unterscheiden sie sich schon dadurch von allen übrigen Zahn- Gattungen, welche alle entweder wechseln, oder gewechselt haben, und Verdienen daher auch als eine eigene, von den Kegelzähnen (welche ge- wechselte Zähne sind) abgesonderte Zahngattung betrachtet zu werden. Ausserdem haben die Mahlzähne eine grosse, viereckige, mit einer breiten Kaufläche und vier Hügeln versehene Krone, und die Wurzeln derselben sind grösstentheils zwei- und dreifach; die Kegelzähne hinge- gen besitzen eine viel kleinere, nur mit zwei Hügeln versehene Krone, Ur>d ihre Wurzeln sind auch meistens nur einfach, welches letztere hei den untern Kegelzähnen fast immer der Fall ist. Endlich sind die theils ihrer breiten Kaufläche, theils aber auch ihrer dein fypomochlion der Kieferknochen so nahen Stellung wegen, zur Masti- cation bei weitem mehr geeignet, als die Kegelzähne, die nur eine kleine haben, und vom Hypomochlion um so vieles eutfernter gela- gert sind. 3t) Diese Zähne werden Weisheitszähne genannt, weil sowohl s,e> als die später anzugebenden Weisheitszähne des Unterkiefers, mei- stens erst im 24. Lebensjahre, also im beginnenden mannbaren Alter, um Welche Zeit der Mensch nicht nur körperlich, sondern auch geistig aus- Sebiidet sein soll, zum Vorschein kommen. 38 etwas mehr hervorragen, daher auch die Zahnreihe dort, wo sie stehen, gleichsam eine Ecke bildet. Ferner behalten auch die vier Zähne, von welchen sich zwei auf jeder Seite gleich hinter dem Eckzahne befinden, ihren Gattungsnamen Kegel zähne °) (dentes conici) bei 35)> von welchen wieder der vordere, kleinere, der erste, der hintere, grössere, der zweite Kegelzahn genannt wird. Die sechs letzten Zähne endlich, von welchen auf jeder Seite drei den Kegelzähnen sich anreihen, w-erden untere Mahl zähne p) (dentes molares inferiores) genannt, von wel- chen wieder der vorderste der erste, der in der Mitte ste- hende der zwreite, und der hinterste der dritte untere Mahl-, oder untere Weisheitszahn (dens sapientiae inferior) genannt wird. Eintlieilung und Benennung der Wechselzähne. Von den Wechsel- oder Milch zähnen haben wir, wie bereits erwähnt, drei Gattungen, nämlich: Meissei-, Spitz- und Backenzähne 36). o) Tab. II. Fig. 3. d. e. en versehenen Backenzähne durch die 8 mit meistens einfachen und lungern Wurzeln, jedoch kleinern und rundlichen Kronen begabten, und daher von den Backenzähnen ganz verschiedenen Kegelzähne er- setzt. 37) Da bei den Meisseizähnen Alles Statt findet, was bei den bereits angegeben wurde, nur im kleineren Mass- slabe, so werden auch hier unter dem Namen „gross e Meisseizähn e” "hiiier die 4 obern, so wie unter dem Namen „kleine Meissel- zähne” immer die 4 untern verstanden. 38) Um den obern Spitzzahn von dem untern gehörig zu un- bescheiden , nenne ich den obern den Spitznäsen-, und den un- ei’n den Spitzeck zahn, und somit ist hier der Beisatz „oberer” °der „unterer” überflüssig. 39) Ich habe den alten Namen „Backenzahn” hier beibehalten, nur zur Benennung dieser zur dritten Gattung gehörigen Milch- Zf*hne (wovon 4 im Ober- und 4 im Unterkiefer, 2 auf jeder Seite, stehen) 40 der hintere der zweite obere Backenzahn (dem* bucca- lis superior secundus) genannt wird. Die vordersten 4 Zähne des kindlichen Unterkiefers heissen die kleinen Meis sei zäh ne (dentes scalprifor- mes minores), von welchen wieder die zwei in der Mitte stehenden die mittleren kleinen Meis s eizäh ne °) (dentes scalpriformes minores centrales'), ujid die zu bei- den Seiten stehenden die seitlichen kleinen Meissel- zäh ne p) scalpriformes minores laterales) genannt werden. Die zwei zugespitzten Zähne, von welchen auf jeder Seite Einer gleich hinter dem seitlichen kleinen Meisselzahne steht, heissen S p i t z e ck z äh n e <1) identes cuspidiangu- larcs). Jene vier grossen, mit Mahlflächen versehenen Zähne endlich, von welchen auf jeder Seite zwei sich den Spitzeck- zähnen anreihen, heissen die untern Backenzähne r) identes buccales inferiores), von denen wieder der vordere der erste, und der hintere der zweite untere Backen- zahn idens buccalis inferior primus et secundus) genannt wird. Besondere Eintheilung der Zähne An jedem einzelnen Zahne sind drei Th eile zu be- merken : 1. Die Krone icorona)-, sie ist der stärkste und diekste Theil des Zahnes, steht frei in der Mundhöhle, und ist gänz- lich mit mehr oder weniger weissem Email überzogen. o) Tab. I. Fig. 2. a. a. p) Tab. I. Fig. 2. b. b. q) Tab. I. Fig. 2. c. £• r) Tab. I. Fig. 2. d. e. d. e. theils weil sie (1er Backe gerade gegenüber liegen, theils weil sie auch bei Kindern die Stelle der Mahlzähne vertreten, die man einst auch Backenzähne genannt hat, mit welchen sie jedoch nie verwechselt werde» dürfen, da jene bleibende Zähne sind, welche nur unter dem JVame» Mahlzähne angeführt werden. 41 2. Der llals (colluni)\ dieser, als der kürzeste Theil des Zahnes, befindet sich zwischen Krone und Wurzel, ist nicht emailirt, und am deutlichsten hei mehrwurzligen Zähnen bemerken. Im gesunden Zustande wird er, bis zu einem gewissen vorgerückten Alter, vom Zahnfleische bedeckt, und dort, wo er mit der Krone in Verbindung steht, endiget das ®mail derselben rings um ihn herum mit einem sanft erhabe- nen Rande 40). 3. Die Wurzel Cradix). Jeder Zahn hat entweder nur bfine, oder mehrere Wurzeln; sie machen den längsten, dünn- sten, und etwas stumpfzugespitzten Theil des Zahnes aus, And sind der ganzen Länge nach in die für sie bestimmten Zellen der Kieferknochen eingepflanzt. Der Hals und der ganze äussere Umfang der Wurzeln ei- nes jeden Zahnes ist mit einem eigenen Häutchen, welches flian die Zahnwurzelhaut (cuticula radicidentalis) nennt, überzogen; sie ist eine seröse Haut 41), und darf mit 40) Bein» Ausziehen der Zähne darf diese kleine, von dem Email der Krone gebildete Erhabenheit, ihres bedeutenden Nutzens wegen, nicht Acht gelassen werden; denn wäre sie nicht vorhanden, so würde das Zahnausziehen mit dem Pelikan, Geisfuss u. s. w., da der Haken des Instrumentes keinen Anhaltspunkt fände, sehr beschwerlich sein; diese jedoch gewährt demselben meistens so viel Widerstand, als "othwendig ist, den Zahn aus seiner Zelle zu heben. Um diesen, ge- wöhnlich vom Zahnfleische bedeckten Rand jedoch aufzufinden, muss das Zahnfleisch mit dem Haken des Instrumentes jedesmal so weit zuriick- ?cschoben werden, als es erforderlich ist, um den Zahn gleich über der °hen angeführten Erhabenheit am Halse selbst fassen zu können. Da der Hals nicht emailirt ist, so lässt sich auch der Haken des In- strumentes, durch einen gehörigen Druck, in denselben etwas einfurchen, Wodurch ein noch grösserer Anhaltspunkt gewonnen wird. Beachtet man dieses Verfahren jedoch nicht, so muss, wie natürlich, der Haken auf «en emailirten Theil der Krone angesetzt werden, wovon er entweder a%leitet; oder das so leicht gebrechliche Email, welches unter denselben Xu stehen kommt, zersplittert, wobei nicht selten auch die Krone des Zahnes entweder theilweise oder gänzlich zerbricht. Geschieht dieses, s° bequemt sich nicht jeder Patient, weitere Versuche zur Entfernung ('er zurückgebliebenen Wurzel an sich machen zu lassen. 41) Nicht nur die Textur dieser Haut, welche von fibrösen Häuten 42 dem Periosteum anderer Knochen, welches eine fibröse Haut ist, nicht verwechselt werden. Specielle Beschreibung der bleibenden '/sühne. 42). Zähne des Oberkiefers Mittlere grosse Seit neidezäh ne (dentes incisivi majores centrales 43). Sie stehen vorne in der Mitte des Zahn- fächerbogens ganz nahe neben einander, und zwar ist der rechte in dem rechten, der linke in dem linken Oberkiefer- ganz verschieden ist, sondern auch alle pathologischen Erscheinungen, welche ich so häufig an der Zahnwurzelhaut beobachtet habe, und welche nur bei serösen Häuten zu finden sind, haben mich zu dieser Behaup- tung bestimmt. Vi) Da zwischen den Zähnen des Oberkiefers und jenen der un- tern Kinnlade ein bedeutender Unterschied obwaltet, so wird hier, wie es auch später bei den Milchzähnen der Fall sein soll , jeder einzelne Zahn der obern und untern Zahnreihe besonders betrachtet und beschrie- ben werden. Da jedoch im Ober-und Unterkiefer die Zähne der Einen mit jenen der entgegengesetzlenSeite an Gestalt und Grösse in der Regel ganz gleich sind, so werden nur die Zähne der Einen Seite genau beschrieben, und vergleichungsweise nur jene Merkmale besonders angedeutet, welche die Zähne der rechten von jenen der linken Seite unterscheiden. Bei der Beschreibung der bleibenden Zähne hatte ich den Schedel eines 25jährigen Menschen mit vollends ausgebildeten, gesunden, und durch den Gebrauch sehr wenig abgenützten Zähnen vor Augen. Will man jedoch die drei Zacken, mit welchen jeder grosse und kleine Schneidezahn, und mitunter auch die Aasen- und Eckzähne zum Vor- schein kommen, noch vollkommen vorfinden, so muss man die Kronen dieser Zähne in den ersten Monaten nach ihrem Durchbruche betrach- ten ; denn später sind diese Zacken ihrer Zartheit w'egen meistens schon mehr oder weniger abgenützt, und nach einem Jahre gewöhnlich ganz verschwunden. Diese Zacken dienen auch, so lange sie nicht abgenützt sind, als Unterscheidungsmerkmale der Schneide- und Eckzähne von den Meissei- und Spitzzähnen, welche mit solchen niemals versehen sind (S- Tab. II. Fig. 2. 1). 48) Früher nannte man diese Zähne: grosse Vorder zäh ne (dcttiet anteriores majores), grosse S ch a u f e 1 z ä h n e (dentes pulaeformes ma- jores). Knochen eingepflanzt. Jeder hat eine keilförmige, etwas von r,,ck- nach vorwärts stehende Krone, an der inan eine vor- dere und hi nte re Fläche, einen innern, äussern und 11 n t e r n Rand bemerkt 44). Die vordere Fläche ist glatt, und der Länge und Breite nach etwas gewölbt; die hintere ist schmäler, etwas aUsgehöhlt und sehr oft uneben. Beide Flächen sind nach un- *en am breitesten, und werden gegen den Hals des Zahnes lrntner schmäler. Die beiden Seitenränder, von welchen der innere län- ger, der äussere, etwas gewölbte, kürzer ist, verbinden sich mit dem untern, scharfen Rande unter zwei rechten Winkeln, Von welchen der äussere stets abgerundet ist. Durch 43 44) Es ist bekannt, dass Alles, was dem von den Anatomen gedaclr senkrechten Centralschnitte, wodurch der menschliche Körper in fctyei gleiche Hälften zerfällt, zunächst liegt, das innere (innerer Rand dgl.), das von ihm entfernte das äussere (äusserer Rand), ferner, Alles, was einer von der Stirne bis nach abwärts zur grossen Zehe Linie zugewendete das vordere (vordere Fläche), und dass das einer vom Hinterhaupte nach abwärts bis zur Ferse gedachten Linie das hintere (hintere Fläche), so wie auch, dass Alles dem Scheitel zugekehrte das obere (obere Zähne), und Alles der Fuss- s°ble näher liegende das untere (untere Zähne) genannt wird. Diese '''•gemeine Regel wird auch hier bei der Eintheilung der Zähne und der ’'brigen Gebilde des Mundes beibehalten. Da jedoch die Zähne bogenför- mig in den Kiefern gelagert sind, so kommen die Nasen- und Eck zäh ne erade an jene Stelle zu stehen, wo der Zahnbogen von vor- nach rück- wärts sich neigt, und zu beiden Seiten gleichsam einen Winkel bildet. In 'Üeser Stellung bekommen die Kronen benannter Zähne eine solche Rich- l,lrig, dass man leicht in Verlegenheit gerathen könnte, zu bestimmen, ob T"an die Ränder dieser Zähne innere und äussere, oder vordere und hin- llipe, und die Flächen derselben vordere und hintere, oder äussere und '"ttere nennen soll. Um daher eine allgemeine Verständlichkeit zu begrün- und jeder Irrung vorzubeugen, nenne ich die Ränder dieser Zähne vordem und hintern, und die Flächen die äussern und in- ern; wo hingegen nach der allgemeinen Regel bei den Schneidezäh- "e,,> die eine leicht zu bestimmende Richtung haben, die Ränder innere äussere, und die Flächen vordere und hintere genannt werden müssen. diese Abrundung, welche immer gegen den seitlichen Schnei- dezahn zugekehrt ist, lässt sich auch der rechte Schneide- zahn von dem linken unterscheiden45). Die beiden Seitenränder sind da, wo sie sich mit dem untern Rande verbinden, am schmälsten, werden jedoch nach oben zu allmälich breiter, und sind dort, wo sie sich in den Hals des Zahnes verlieren, am breitesten. Daher sind auch die Kronen aller Schneidezähne nach unten breiter und dün- ner, nach oben jedoch, gegen den Zahnhals, schmäler und dicker, und hierdurch ist auch die keilförmige Gestalt dieser Gebilde erklärt. Die Grösse der Kronen ist bei verschiedenen Menschen auch sehr verschieden, und steht nicht immer im geraden Verhältnisse zum Körperbaue; denn nicht selten haben sehr kleine Menschen ausserordentlich grosse, und umgekehrt, colossal gebaute Subjecte ganz schmale und kleine Zähne. Die Wurzel des mittleren grossen Schneidezahnes ist immer einfach, rundlich, gleichsam zapfenförmig, und stumpf' zugespitzt 46). Die seitlichen grossen Sch neide zäh ne (denlcs 45) Da diese Abrundung bei allen Schneidezähnen an dein nach aus' vvärts stehenden Winkel mehr oder weniger Statt findet, so muss diese auch bei der Verfertigung und dem Einsetzen künstlicher Zähne gehörig beachtet werden; denn die kleine Abrundung dieser Zahnwinkel trag1 zur Bildung einer schönen Zahnreihe sehr vieles bei. Würde jedoch der rechte mit dem linken Schneidezahne versetzt, so kämen die zwei ab' gerundeten Winkel neben einander zu stehen, wodurch zwischen densel' ben gerade vorne und unten in der Milte der Zahnreihe ein umgekehrt Vförmiger, regelwidriger und hässlicher Ausschnitt entstünde. 4G) Sollte die Spitze der Wurzel des mittleren grossen Schneide' zahnes manchmal etwas gekrümmt sein, was jedoch selten vorkominb so ist diese Krümmung beständig gegen den ihm zunächst stehenden La' teralschneidezahn gerichtet. Um aber später derlei Bemerkungen nicht wiederholen zu müssen, sei es hier ein für allemal gesagt, dass, wen1* die Spitzen der Wurzeln eines bleibenden Zahnes, von was immer fi,r einer Gattung, des Ober- oder Unterkiefers, gekrümmt erscheinen, di® Krümmung derselben in der Regel gegen den ihm zunächst stehende0 hintern Aachbar, also von vor- nach rückwärts geneigt ist. Wcisivi majores laterales 47). Anf jeder Seite befindet sich Einer zwischen dem mittleren grossen Schneide- und dem Nasenzahne; er gleicht, in kleinerem Massstabe, ganz dem Mutieren grossen Schneidezahne. Seine Krone ist ebenfalls v°n oben nach ab- und vorwärts gerichtet, nur ist sie etwas kürzer, und an ihrer vordem Fläche meistens mehr gewölbt; der äussere, gegen den Nasenzahn stehende Winkel dersel- ben, durch den sich ebenfalls der rechte von dem linken Unterscheiden lässt, ist etwas mehr abgerundet, als jener des mittleren grossen Schneidezahnes. Seine Wurzel ist gleichfalls einfach, rundlich (manchmal jedoch von beiden Seiten etwas plattgedrückt) und stumpfzugespitzt. In seltenen Fällen sind die Wurzeln der seitlichen grossen Schneidezähne länger, als jene der mittleren. Das gewöhn- liche Längenverhältniss der Kronen aller grossen Schneide- fcahne zu den Wurzeln ist wie 1 : lV2 bis 2. 45 Die Nasenzähne (dentes nasales 48). Der Nasenzahn (auf jeder Seite Einer) hat seine Lage zwischen dem seitli- chen grossen Schneide- und ersten Zwillingszahne. Er hat eine von oben nach ab-und etwas nach auswärts gerichtete, starke, dicke, kolbige Krone, welche vom Zahnhalse bis gegen ihre Mitte allmälich dicker und breiter wird, von da aber an- fängt, sich nach abwärts zu verschmälern, bis sie in eine Spitze endiget. Man bemerkt an derselben zwei Flächen und zwei Rän- der. Die äussere Fläche ist der Länge und Breite nach, besonders gegen den seitlichen grossen Schneidezahn, stark gewölbt; die innere aber ist platt, manchmal jedoch et- gewölbt, uneben, und verläuft schräg von oben nach ®h- und auswärts. An ihr bemerkt man zwei kleine, mehr oder vt) Die früheren Benennungen dieser Gebilde waren: kleine Vorder zäh ne (dentes anteriores minores'), kleine Schaufel zäh ne Genies palaeformes minores). 48) Früher: Augenzähne (dentes oculares), obere Spitzzähne {dentes cuspidati seu cuspides superiores), obere Hundszähne (dentes C(lnini superiores) genannt. 46 weniger sichtbare Grübchen, welche durch eine von oben nach abwärts laufende, längliche Erhabenheit von einander ge- trennt werden. Von den zwei wulstigen, etwas bogenförmig von oben nach abwärts verlaufenden Seitenrändern der Krone bil- det der hintere einen etwas grösseren, mehr bauchigen Bogen. Dieser und die oben angeführte, stärkere Wölbung an der vordem Hälfte der äussern Fläche dienen als Unter- scheidungsmerkmale des rechten von dem linken Na- senzahne. Die Wurzel dieses Zahnes ist immer einfach, sehr stark, meistens gerade, und von beiden Seiten etwas plattge- drückt, wodurch zwei Flächen und zwei Ränder entstehen, von welchen letzteren der äussere viel dicker, als der innere ist. Ihre Spitze ist manchmal gebogen. An Länge übertrifft die Wurzel des Nasenzahnes gewöhnlich jene aller übrigen Zähne. Das Längenverhältniss der Krone zur Wurzel ist wie 1: 2 bis 2 V*. Die Z willingszähne (dentes gemini seu gemellt 49)* Zwischen dem Nasen- und ersten Mahlzahne sind auf jeder Seite zwei derselben vorhanden. Sie sind der ganzen Länge nach von vorne nach rückwärts plattgedrückt. An den Kronen derselben bemerkt man eine äussere und innere stark gewölbte, eine vordere und hintere nur wenig gewölbte, und eine untere ausgehöhlte, unebene Fläche, welche durch eine von vor- nach rückwärts laufende Einfurchung in zwei Hügel getheilt ist, von welchen der äussere grösser und dicker erscheint, als der innere, welcher einen kleineren Umfang hat und niederer ist. Auch gehen aus dieser Einfurchung der untern Fläche zwei nach aussen gegen den grossen, und zwei nach innen gegen den kleinen Hügel verlaufende Rinneben aus. 49) Früher: obere Backenzähne (dentes buccales snperiores)> obere kleine Mahl- oder Stock zäh ne (dentes molares nores superiores), und ihrer doppelten zugespitzten Hügel wegen and« zweispitzige Zähne (dentes bicuspidati seu biatspides) genannt. 47 Die hintere Fläche der Kronen dieser Zähne ist kürzer und etwas mehr gewölbt, als die vordere, wodurch die Krone etwas nach rückwärts geneigt erscheint. Dies smd, in Verbindung mit dem äussern, grossem Hügel die ein- igen Merkmale, die rechten Zwillingszähne von den lin- ken zu unterscheiden. Oft sind diese Kennzeichen, besonders für das nicht geübte Auge, kaum bemerkbar, und daher ist auch das Unterscheiden der rechten von den linken Zwillings- Gähnen äusserst schwierig, und manchmal selbst unmöglich. Die Krone des ersten Zwillingszahnes findet man bei genauer Betrachtung und Vergleichung etwas grösser, als die des zweiten. Durch dieses Kennzeichen allein lässt sich Manchmal der erste von dem zweiten Zwillingszahne Unterscheiden. Jeder dieser Zähne hat in der Regel nur eine einfache, gerade, von vorne nach rückwärts stark plattgedrückte Wurzel, welche an ihrem Ende öfter in zwrei Spitzen ge- teilt ist. Sind aber zwei Wurzeln vorhanden, was oft der tall ist, so hat jede derselben eine runde Gestalt, und die Kine, längere,kommt nach aussen, die andere, kürzere, nach innen zu stehen. Häufig findet man diese Wurzeln ge- krümmt, und mitunter auch sehr lang. Das gewöhnliche Län- genverhältniss der Krone zur Wurzel ist wie 1:2%, bis 2y2. Nach diesem Längenverhältnisse sollte man glauben, die wären im Ganzen länger, als die Nasen- Gähne. Dies ist jedoch nicht der Fall; denn die Zwil- Üngszähne einerseits durch die Länge ihrer Wurzeln ge- winnen, verlieren sie andrerseits durch die Kürze ihrer krönen, welche um die Hälfte kürzer sind, als jene der Auch sind die Kronen aller obern und untern , so wie jene der Nasen- und Eckzähne, in er Regel um die Halbscheid höher, als jene der Zwil- Kngs-, Kegel- und Mahlzähne. Daher ist es erklärbar, Warum die Zähne der letzteren Gattungen, trotz des grös- Sepn Längenverhältnisses ihrer Wurzeln zur Krone, jene er ersteren in ihrer ganzen Länge dennoch nicht über- tpeffen. 48 Die obern Mahlzähn e identes molares superiores 50)* Unter allen Zähnen haben die obern Mahlzähne die stärksten und grössten Kronen; sie stehen in senkrechter Richtung von oben nach abwärts, und besitzen die meisten W urzeln. Auf jeder Seite im Zahnfächerbogen helinden sich drei der- selben 51). Der erste obere Mahlzahn (dens molaris superiof primns') ist der grösste unter allen, hat, gleich seinem zu- nächststellenden Nachbar, eine einem verschobenen Vierecke ähnliche Krone 52), an welcher man eine äussere und innere, etwas mehr gewölbte, eine vordere und hintere minder gewölbte, und eine untere ausgeliöhlte und unebene Fläche bemerkt, welche letztere ausserdem noch durch zwei in der Mitte sich kreuzende Furchen in vier Iliigel zerfällt; nämlich zwei äussere und zwei innere, von welchen die zwei vorderen gewöhnlich die grösseren, und die hinlern die kleinern sind. W urzeln hat dieser Zahn in der Regel drei53), welche 50) Früher nannte man diese Zähne auch: grosse Backenzähne {dentes buccales majores), Stock zähne identes trunciformes), viel- spitzige Zähne (dentes multicuspidati). 51) Da die zwei ersten Mahlzähne, mit dem Unterschiede, dass der erste etwas grösser ist, als der zweite, an Gestalt sich ziemlich gleich sind, so wird hier auch nur der erste Mahlzahn beschrieben werden, und Alles, was von demselben gesagt wird, gilt auch für den zwei' ten. Der dritte Mahl- oder Weisheitszahn jedoch, der gewöhnlich der kleinste ist, und dessen Gestalt von jener der beiden ersten bedeu- tend abweicht, wird eigens angeführt und beschrieben werden. 52) Diese Verschiebung findet man bei allen obern Mahlzähnen manchmal so bedeutend, dass sie wie plattgedrückt erscheinen; die Krone des zweiten Mahlzahnes ist jedoch meistens etwas mehr ver- schoben, als die des ersten. Bei allen so verschobenen Kronen iöt immer der Eine spitzige Winkel derselben nach vorne und aussen, de* andere nach ein- und rückwärts gerichtet, wodurch, wie natürlich, der Eine stumpfe Winkel nach aussen und rückwärts, der zweite nach vor- und einwärts zu stehen kommt. 53) Manchmal haben diese Zähne auch vier bis fünf Wurzel11’ da ich jedoch alle ungewöhnlichen Erscheinungen weiter rückwärts 49 entvveder, was meistens der Fall ist, isolirt, oder, was sel- tner vorkommt, in theilweiser oder gänzlicher Verbindung tn,t einander stehen. Zwei derselben befinden sich nach a h s s en, und E i n e nach ei n w ä r t s gegen den Gaumen 54). Von den zwei äussern Wurzeln steht die Eine nach vorne, die andere nach hinten; beide sind von vorne nach rückwärts plaltgedriickt, und jede derselben hat eine vordere •Bid hintere Fläche, einen äussern und innern Rand. Sie ent- gingen mit einem breiten Grunde aus dem Zahnhalse, wer- den allmälich schmäler, und endigen flach zugespitzt. Die vOrdere von diesen beiden Wurzeln ist immer breiter und länger, als die hintere. Die innere Wurzel ist rund, entspringt aus der Mitte des Zahnhalses mit einer starken Basis, wird in ihrem Ver- äen Anomalien der Zähne angegeben, beschrieben und in Kupfer- bildlich dargestellt habe, so ist hier bei der Beschreibung der regelmässig geformten Zähne auch jede Abweichung von der normalen *°rtn dieser Gebilde hinweggelassen oder nur andeutungsweise berührt 'Vörden. 5l) Für den Operateur ist es höchst wichtig, die Anzahl und Lage der Wurzeln eines jeden Zahnes genau zu wissen; denn wird die Krone Satnmt dem Halse eines Zahnes, z. B. des ersten obern Mahlzahnes, ge- rochen, so bleiben die Wurzeln in den Filialzellen zurück, und machen Mcht selten eine ganz ebene Fläche mit den Rändern derselben, so zwar, 'lass sie oft kaum zu sehen sind. Die Entfernung solcher Wurzeln ist daher schon an und für sich schwierig, und wird es um so mehr, wenn der Operateur weder die Quantität, noch die Lage dieser Gebilde genau kennt. Um diese also nach Möglichkeit leicht und schnell auffinden und ausziehen zu können, muss e,> bei Entfernung der inneren runden Wurzel den Haken seines Instru- mentes in der Mitte des innersten Randes der Zahnlücke ansetzen, indess er *hn bei Entfernung der äusseren Wurzeln entweder etwas mehr nach '"issen und vorne, oder etwas mehr nach aussen und rückwärts an- «etzen muss, je nachdem er die vordere oder hintere äussere Wur- /-*d dieses Zahnes zu beseitigen hat. Da ferner zur Extraction von drei isolirt stehenden Wurzeln auch t*ln dreifacher Eingriff erforderlich ist, so ist es aus Gründen, die die näher darthun wird, rathsam, den Patienten vor der Ope- davon in Kenntniss zu setzen. 50 laufe allmälich dünner, und endiget, nachdem sie von innen nach aussen eine bogenförmige Krümmung macht 55), mit ei- ner stumpf abgerundeten Spitze. Das Längenverhältniss der Kronen der Mahlzähne zu ih- ren Wurzeln ist wie 1:2 bis 2*4; wechselt jedoch sehr oft, besonders bei den obern Weisheitszähnen. Die Unterscheidungsmerkmale des ersten von dem zweiten Mahlzahne reduciren sich meistens nur auf die Grösse der Kronen und W urzeln ; denn in der Regel hat der erste Mahlzalm eine etwas grössere Krone, und stärkere, längere und weiter von einander stehende Wurzeln, als der zweite. Die Unterscheidung der rechten von den linken Mahl- zähnen ist sehr leicht; denn, da wir nun wissen, dass von den zwei äussern Wurzeln die breitere und längere immer nach vorne, die schmälere und kürzere nach rückwärts, und die runde innere Wurzel nach einwärts gegen den Gaumen steht, so können wir oh dieser Merkmale nie einen rechten mit einem linken Mahlzahne verwechseln. Wür- den w7ir einen von den rechten Mahlzähnen auf die linke, oder einen linken auf die rechte Seite versetzen, so käme seine vordere, breitere und längere Wurzel nach rückwärts zu ste- hen, was niemals zu linden ist; und w ürden wir seine äussere, breitere und längere Wurzel nach vorne setzen, so käme die innere runde Wurzel, da ausserhalb der äussern Wurzel kein Knochenkörper mehr ist, sie aufzunehmen, nach aussen in die Luft zu stehen. Die obern W e i s h e i t s z ä h n e identes sapientiae supe' riores'). Auf jeder Seite befindet sich deren Einer, welcher die obere Zahnreihe vollendet. An Form und Grösse ist dieser 55) In der Anmerkung' 46) wurde angedeutet, dass die vorkommendeH Krümmungen der Zahnwurzeln immer von vor- nach rückwärts verlaufen» Diese Regel gilt auch für die zwei äussern plattgedrückten Wurzel'1 der Mahlzähne; die dritte, runde, gegen den Gaumen stehende W'"" zel der obern Mahlzähne jedoch macht eine Ausnahme; denn diese 's* fast immer mehr oder weniger von innen nach aussen gekrümmt. 51 nur äusserst selten dem ersten und zweiten Mahlzahne &anz ähnlich, wohl aber ist seine Krone meistens die klein- sle unter allen, und hat sehr oft auch nur drei Hügel, von Welchen zwei nach aussen, der dritte aber nach einwärts zu steheu kommt. Von den zw ei äussern Hügeln ist immer der V(>rdere der grössere. Seine Wurzeln sind meistens drei-, nicht selten aber a,,ch vier- und fünffach. Da jedoch der Alveolus an jener Stelle, Vv° der Weisheitszahn sich befindet, am allerniedrigsten ist, s° sind seine Wurzeln auch meistens nur klein, kümmerlich Entwickelt und verkrümmt, oder wohl gar in einen Klumpen verschmolzen 56). 56) Da hinter dem Weisheitszahne der Zahnfächerbogen ein abge- kartetes, wulstig-schwammiges Ende bildet, an welches sich der untere des Gaumenflügels vom Keilbeine anlehnt, so ist bei der Entfer- des obern Weisheitszahnes mit dem l’Eclus’schen Hebel, mit wel- kem dieser Zahn sehr häufig genommen wird, und mit welchem er immer t,a<5h rückwärts gestürzt werden muss, die Vorsicht zu beachten, den- ken nur allmälich zu neigen, um der oberwähnten, ihm nach rück- wärts Widerstand leistenden Knochenparthie Zeit zu gewähren, sich etwas a,lsdehnen und nachgeben zu können. Würde der Weisheitszahn zu schnell rückwärts gestürzt, so dürfte leicht, wie es die Erfahrung lehrt, die r'ach hinten ihn umgebende schwammige Knochenparthie brechen, ja selbst as untere freie Ende des Gaumenflügels vom Keilbeine könnte durch k‘en zu vehementen Eingriff beschädigt, wo nicht gar gebrochen werden. a nun dergleichen Bruchstücke, wenn sie von dem Knochen, dem sie , ganz getrennt sind, ihrer schwammigen Natur wegen nur aUsserst selten sich wieder vereinigen und verheilen, und andrerseits ,ll'ch ihr Zurückbleiben oft bedeutende Vereiterungen und selbst Exul- (^rationen verursachen, so sollen sie gleich nach der Operation entfernt Werden. Die Entfernung dieser Bruchstücke ist jedoch, ihrer hintersten a?e und der dabei sich einfindenden, starken Blutung wegen , welche Patienten zwingt, alle Augenblicke auszuspucken, weil ihm sonst j|as Blut in die Kehle flösse, oft äusserst schwierig; und da die zu ent- r,‘enden Knochenstücke dem Halse sehr nahe stehen, so ist nach derlei eschwerlichen Eingriffen auch immer eine bedeutende Halsentzündung, andere üble Folgen zu befürchten. Dem rationell gebildeten Opera- I r werden jedoch bei gehöriger Gelassenheit dergleichen Unfälle nicht eicht begegnen. 52 Zähne des Unterkiefers. Im Allgemeinen sind die Zähne des Unterkiefers etwas kleiner, und ihrer Gestalt nach von den ihnen gegenüberste- henden Zähnen des Oberkiefers bedeutend verschieden. Kleine Schneidezähne (dentes incisivi minores'). Die vier kleinen Schneidezähne sind sowohl in Hinsicht ihrer Kro- nen, als ihrer Wurzeln, die kleinsten unter allen Zähnen des Ober- und Unterkiefers. Sie stehen senkrecht nach aufwärts, und die Flächen und Ränder ihrer Kronen kreuzen sich mit je- nen ihrer Wurzeln. Die zwei mittleren kleinen Schneide- zähne haben schmälere Kronen und kürzere Wurzeln, als die zur Seite stehenden. Die zwei mittleren kleinen Schneidezähne (dentes incisivi minores centrales) stehen ganz vorne in der Mitte des Zahnfächerbogens, und haben eine länglichte, schmale Krone, welche oben etwas breiter ist, als unten, und an welcher man eine vordere, wenig gewölbte, eine hintere, von oben nach abwärts ausgehöhlte Fläch e, einen obern scharfen, und zwei stumpfe, etwas abgerundete Seitenränder bemerkt, welche letztere unten etwas dicker sind, als oben, wo sie in Verbindung mit dem scharfen Rande auf jeder Seite einen rechten Winkel bilden. Ihre Wrurzeln sind einfach, von beiden Seiten plattge- driickt, und man bemerkt an ihnen einen vordem und hin- tern wulstigen Rand, nebst zwei vonoben nach abwärts der ganzen Länge nach eingefurchten Seitenflächen, welch6 sich mit einer plattgedrückten Spitze endigen. Im Grund6 dieser Einfurchungen ist die Knochenwand sehr dünn, besonders gegen die Spitze der Wurzel durchsichtig. Die Unterscheidungsmerkmale des rechten von dn'1 linken mittleren kleinen Schneidezahne lassen sich, da d*6 Kronen einander vollkommen ähnlich sind, nur an den W 11 r zeln linden, welche meistens eine sanfte Biegung gegen ih ren zunächststehenden Nachbar nach aussen haben. Sind di6 Wurzeln jedoch gerade, so fällt auch dieses Kennzeichn1 53 Hinweg1, und die Unterscheidung des rechten von dem linken kleinen Centralschneidezahne ist dann unmöglich. Die zwei seitlichen kleinen Schneidezähne (dentes incisivi minores laterales) gleichen beinahe ganz den eben beschriebenen m i 111 e r en, nur sind sie durchaus stär- ker, und ihre Kronen sind an dem äussern Rande mehr gewölbt, wodurch sie etwas breiter erscheinen; auch ist ihr äusserer, gegen den Eckzahn stehender Winkel immer abgerundet. Da die Wurzeln dieser seitlichen kleinen Schneide- fcähne länger und breiter sind, als jene der mittleren, so stehen die vier kleinen Schneidezähne, vergleichungsweise ttiit den grossen, in Hinsicht ihrer Grösse und der Länge ihrer Wurzeln, gerade im umgekehrten Verhältnisse zu einander; denn bei den grossen Schneidezähnen sind die mittleren die grösseren, und haben auch längere und stärkere Wurzeln als die zur Seite stehenden; indess bei den kleinen das Ge- genlheil statt findet. Die Wölbung an dem äussern Rande der Krone mit dem abgerundeten Winkel, und die etwas gegen den Eckzahn aus- geschweifte Wurzel sind die Kennzeichen, durch welche sich der rechte seitliche Schneidezahn von dem linken immer sehr leicht unterscheiden lässt. Das Längenverhältniss der Krone zur Wurzel ist bei den mittleren kleinen Schneidezähnen ungefähr wie l: 1%, hei den seitlichen wie 1 *. iy2. Die Eckzähne (dentes angulares 5T). Auf jeder Seite, dem seitlichen kleinen Schneide- und dem ersten Kegelzahne, befindet sich Einer derselben. Er hat eine lange stumpfzugespitzte, und etwas nach ein- und rückwärts ge- egte Krone 58). An dieser bemerkt man eine äussere, sr) Früher: untere Eck zäh ne (dentes angulares inferiores), un- lere Hundszähne (dentes canini inferiores), untere Spitzzähne Gentes cuspidati inferiores) genannt. 5a) Die Ursache, warum die Natur die E ck z ä h n e nach ein- und tlickwärts, die untern Schneidezähne senkrecht, die obern 54 nach allen Richtungen gewölbte, und eine innere, wenig ausgehöhlte, und gleichsam von oben nach ab- und einwärts schief abgeschnittene, mit zwei Längenfurchen versehene Fläche, nebst zwei dicken Rändern, wTelche, an beiden Seiten des obersten Theiles der Krone einen stumpfen Winkel bildend, sich gegen einander neigen und an der abgerundeten Spitze derselben sich vereinigen. Der hintere Rand der Krone ist etwas kürzer, als der vordere, und ihre äussere Fläche ist gegen den seitlichen kleinen Schneidezahn mehr gewölbt, als gegen den ersten Kegelzahn, wo sie nach einwärts gewendet, und an ihrem oberen Theile etwas breiter erscheint. Alle diese Merk- male dienen zur Unterscheidung des rechten von dem lin- ken Eckzahne. Die Wurzel dieses Zahnes ist ziemlich dick und lang, von vor- nach rückwärts etwas plattgedrückt, und stark zü- gespitzt 59). Sie hat eine vordere, gegen den Schneidezahn, und eine hintere, gegen den ersten Kegelzalm gekehrte Fläche, einen äussern, dickeren, und einen innern, dün- neren Rand. In äusserst seltenen Fällen ist die Wurzel an ihrer Spitze in zwei Zacken getheilt, von welchen der eine nach aussen, der andere nach innen zu stehen kommt. Die Merkmale, durch welche sich die Eck zähne von den Nasenzähnen unterscheiden, sind folgende; die E ck- zähne sind in ihrem ganzen Baue etwas schwächer, und ha- ben eine weniger kolbige, jedoch längere, und in ihrer Dick« S ch n e i d e z ä li n e hingegen nach vor-, und die ]\ a s e n z ä h n e nach aus- wärts gestellt hat, ist bei der Beschreibung des regelmässigen Gebisses angeführt und näher beleuchtet zu finden. 59) Wenn die Spitzen der Wurzeln dieses Zahnes gekrümmt erschei- nen, so läuft die Krümmung, wie es bereits angegeben wurde, von vor- nach rückwärts. Zuweilen findet hier jedoch eine Ausnahme von dieser Regel statt; denn in seltenen Fällen sind die Spitzen der Wurzeln dieser Zähne statt nach rückwärts gerade nach vorne gegen den seitliche» Schneidezahn gebogen. Unter solchen Verhältnissen wird es nothwendi# sein, die Unterscheidungsmerkmale bloss an der Krone gehörig zu *,e' achten, um den rechten von dem linken Eckzahue zu unterscheiden. 55 ,r'ehr gleichförmig verlaufende Krone, als die Nasenzähne; a,Ich sind ihre Wurzeln etwas flacher, ihrer ganzen Länge nach eingefurcht, und meistens kürzer. Die Kegelzähne (dentes conici seu coniformes 60). sind deren vier vorhanden, von denen auf jeder Seite x'vei, zwischen dem Eck- und ersten Mahlzahne, gelagert sind. Erster Kegelzahn (dens conicus primus). Er hat eine kurze, rundliche, und besonders von aussen stark ge- wölbte, etwas gegen den zweiten Kegelzahn geneigte Krone. An ihrem oberen Theile sind zwei Hügel zu bemerken, von Welchen der äussere stärker, höher, in seiner Mitte etwas und gegen die grosse Mundhöhle geneigt ist; Während der innere kleiner, sehr nieder, weniger gewölbt, ganz stumpf und gerade ist. Zwischen diesen beiden Hügeln sind zwei kleine Grüb- chen zu bemerken, welche durch eine von aussen nach innen 'aufende, und die beiden Hügel verbindende Erhabenheit von einander getrennt werden. Diese Erhabenheit ist in ihrer Mitte •Meistens niederer und manchmal eingefurcht, und ist letzteres der Fall, so stehen durch diese Einfurchung die beiden Grüb- chen in Verbindung mit einander. Seine Wurzel ist fast immer einfach, gerade, rund- lich 61) , von vor- nach rückwärts nur wenig plattgedrückt, beiderseits von unten elwas eingefurcht, und flachzugespitzt. 60) Früher wurden diese Zähne: untere Backenzähne (d. bucca- les ~~)> untere kleine Mahlzähne (d. molares ininores —), untere kleine Stockzähne (d. trunciformes minorts —), untere zwei- sitzige Zähne ( so sind docli auch nicht selten nur vier derselben vorhanden, und lst dies der Fall, so hat auch die Krone eines solchen Zahnes keine läng- c,te, sondern eine regelmässig viereckige Gestalt und auch vier gleich r°sse Seitenflächen, während bei fünfhügligen Kronen, des fünften Hü- Sels wegen, die äussere Fläche immer die grösste ist. 60 mit sechs Hügeln versehene Krone 65). In diesem Falle ist seine Krone grösser, als jene des zweiten Mahlzahnes. Wurzeln hat dieser Zahn gewöhnlich nur zwei, die inan häufiger gekrümmt, als gerade findet. Das Längenverhältniss der Kronen aller untern Mahlzähne zu ihren Wurzeln ist wie 1 : 2%- his 2y2. Der Weisheitszahn macht jedoch auch hier manchmal eine Ausnahme, indem sich bald sehr lange, bald wieder sehr kurze Wurzeln an demsel- ben vorfinden. Die Unterscheidungsmerkmale der rechten untern Mahl- zähne von den linken finden sich in dem grösseren, vordem äussern Hügel, in der stärker gewölbten und nach einwärts geneigten äussern Flache der Krone, und in der längern und breitem vordem Wurzel. Würde man die Mahlzähne der Einen Seite, so wie sie stehen, auf die andere Seite versetzen, so käme zwar ihre breitere Wurzel nach vorne, ihre stärker gewölbte Fläche jedoch, und der vordere äussere Hügel der Krone nach ein- wärts zu stehen; würde man aber die äussere Kronenfläche nach aussen wenden, so müsste der grössere Hügel mit der breiteren Wurzel nach rückwärts zu stehen kommen; da jedoch solche Stellungen sich niemals vorfinden, und daher normwi- drig sind, so wird bei genauer Kenntniss der angeführten Merkmale die Verwechslung dieser Gebilde nicht leicht mög' lieh sein. Die untern Mahlzähne lassen sich von den obern sehr leicht unterscheiden; denn erst ere haben eine starke, ge" 65) Unter allen Zähnen sind die Weisheitszähne die einzig011 bei denen man nie eine bestimmte Gestalt annehmen kann, und dies igl besonders bei dem obern Weisheitszahne der Pall, der beinahe in jede»1 Munde anders gestaltet ist. Auch kommen die obern Weisheitszäh»e manchmal so klein vor, dass sie kaum die Grösse einer Erbse haben, w»»' rend die untern in einigen Fällen so gross und ungestaltet erschein611' dass man sie nur des Platzes wegen, den sie einnehmen, für Mensche»' zähne halten kann. Derlei obere und untere Weisheitszähne sind io de» beigeschlossenen Kupfertafeln, nach den in meiner Sammlung vorfindige» Originalien copirt, zu sehen. Wohnlich regelmässig viereckige Krone, und nur zwei platt- godrückte, sehr breite Wurzeln, während letztere zwar aUch eine viereckige, jedoch immer mehr oder weniger ver- schobene Krone, und gewöhnlich drei, jedoch viel schmälere Wurzeln besitzen, wovon nur zwei plattgedrückt, die dritte aber beständig rund ist. 61 Allgemeine Betrachtung der Zahnhöhlen und Zahnkanäle. Zahnhöhlen. Jeder Zahn hat entweder in seiner Krone, oder in seinem Halse, oder in beiden zugleich, einen mehr oder minder gros- sen, leeren Raum, welchen man die Z ahn höhle (cavurn seu dntrum dentale') nennt. Diese Höhle ist entweder eine einfache (cavum sim- Mex), oder eine zusammengesetzte (cavum compositum), °der eine g e in e i n s cli a f 11 i ch e (cavum commune). Bei der grossem Anzahl der Zähne findet man gar keine Höhle, sondern nur einen Kanal, dessen weitester Theil als Zahn- höhle gilt, und der daher erst bei der Beschreibung der Zahn- kanäle näher betrachtet werden soll. Unter einer einfachen Zahnh öhle °) wird jene Höhle Erstanden, in welche nur Ein Kanal sich mündet, und welche •o ihrem Durchmesser 3—4rnal weiter ist, als die Mündung ‘hres Kanals 66). °) Tab. VII. Pig. 1. ee. 6G) Diese Höhlen kommen bei jenen Zwillingszähnen vor, die Eine Wurzel mit Einem Kanäle besitzen, wie auch bei allen jenen deren Wurzeln verschmolzen, und deren Kanäle zu einem meinschaftliehen Kanäle vereinigt sind. Da jedoch die Zwillings- meistens zwei Kanäle in Einer Wurzel, und sehr häufig auch zwei Wurzeln besitzen, und Mahlzähne mit verschmolzenen Wurzeln sich nur Selten vorfinden, am allerseltensten solche, deren Kanäle in Einen ver- einigt sind, so kommen auch einfache Zahnhöhlen nur sehr selten und ‘ficht bei allen Menschen vor. Die Erklärung über den Unterschied zwischen Verschmelzung "nd Verwachsung siehe: Anmerkung102). 62 Eine zusammengesetzte Zahnhöhle °) ist jene, in welche sich zwei oder mehrere Kanäle einmünden, wess- wegen auch eine solche Höhle immer das Vorhandensein von wenigstens zwei Zahnkanälen voraussetzt; auch sind die zusammengesetzten Zahnhöhlen immer etwas grösser, als die einfachen 67). Eine g em e i n s ch a f11 i ch e Zahnhöhle wird endlich diejenige genannt, welche durch das gänzliche Verschmolzen' sein zweier Zähne mit einfachen oder zusammengesetzten Höh- len, die sich zu Einer Höhle vereinigt haben, entstanden ist. Derlei Höhlen kommen jedoch nur äusserst selten vor. Zahnkanäle. letier dieser Kanäle fängt an der Spitze der Zahnwurzel mit einer kleinen Oeffnung an 68), verläuft sodann, allmälich weiter werdend, durch die ganze Länge derselben bis zum Zahnhalse, wo er am weitesten ist, mündet sich hier entweder allein, oder in Verbindung mit den übrigen vorhandenen Zahn- kanälen, in die Zahnhöhle, oder, im Falle eine solche nicht vorhanden ist, steigt er, sich wieder verschmälernd, gegen o) Tab. VII. Fig. I. d—h. d—fi- 67) Zusammengesetzte Zahnhöhlen kommen mit wenig Ausnah- men hei allen Mahl- und häufig auch bei den Zwillingszähnen vor, und es dürfte nur wenige Menschen geben, welche in ihren Zähnen kcii*e zusammengesetzten Zahnhöhlen haben; denn bei diesen müsste man vor aussetzen, dass nicht nur die Wurzeln eines jeden ihrer Mahlzähne ver- schmolzen , sondern dass auch die Kanäle derselben in Einen Kanal ver- einigt seien; auch dürften, um sich dieses möglich zu denken, ihre ZwH- lingszähne stets nur Einen Kanal besitzen. 68) Dergleichen kleine Oeffnungen findet man, jedoch nur höchst selten, auch an andern Stellen der Zahnwurzel und selbst am Zahnhalse- Sie führen meistens in den Zahnkanal, und mitunter auch unmittelbar n1 die Zahnhöhle. Gewöhnlich tritt hier ein kleiner Zweig von der Zahn- Schlagader heraus, der sich in der Zellenwand verliert. Sollte aber an de« Spitze eines solchen Zahnes gar keine Oeflhung vorhanden sein, was »|,r zwar noch nie vorgeKommen ist, so müssten dann, wie natürlich, d,e Zahngefässe und Nerven durch derlei Oeffnungen ihren Ein- und AusganS nehmen. 63 die Krone, und verliert sich entweder zugespitzt mehr oder Weniger hoch in der Mitte derselben, oder er hört schon mit seinem weitesten Diaineter, gleichsam wie abgeschnitten, im auf, und sendet bloss Einen oder zwei kleine, zu- §espitzte Auslaufskanäle in die Krone ab. Eintheilung der Zahnkanäle. Um die verschiedenen Zahnkanäle, welche als die Behau- sungen der einzelnen Zahnnerven und Gelasse von wichtigem Gelange sind, gehörig von einander zu unterscheiden, habe lch sie nach Verhältnis ihrer Lage, Form und Verbin- dung, so wie ich es bereits bei den Zahnhöhlen gethan habe, eigens eingetheilt und benannt. Dem zu Folge nehme ich einfache, Doppel-, gebun- dene, ge m ein s cli a f tl i che und Hauptkanäle an. Jeder Kanal, der sich nur allein in der Wurzel eines Wahnes befindet, und sich in eine einfache oder zusammenge- setzte Zahnhöhle mündet, wird ein einfacher Za link a- Ual °) (canalis dentalis Simplex) genannt, wie es z. B. bei den Wurzeln der obern Mahlzäh ne, deren jede nur Einen Kanal hat, der Fall ist. Sind jedoch zwei Kanäle oder Gänge in Einer Wurzel, Welche nicht durch Verschmelzung mit einer zweiten zur Einheit gekommen ist, vorhanden, so wird dies ein Doppel- Kanal p) (canalis dentalis duplex) genannt, wie es in der Kegel bei der vordem Wurzel des ersten und zweiten untern der Fall ist, und wie dies nicht selten auch bei den Zwillings- und untern Schneidezähnen vorkommt. Wenn ferner zwei oder drei Wurzeln, die gewöhnlich |s°lirt Vorkommen, zusammen verschmolzen sind, ihre Kanäle Jedoch einzeln bestehen, so werden diese gebundene Ka- näle q) (eanales dentales conjuncti) genannt , weil sie in den °) Tab. VH. Fig. i. f—h. t—h. Fig. 2. ff—hh. ff—hh. P) Tab. VII. Fig. 1. (1. e. d. e. Fig. 2. f. g. f. g. q) Tab. VI. Fig. 1. gg. 64 durch die Verschmelzung an einander gebundenen Wurzeln verlaufen 69). Sind jedoch bei Wurzeln, die in einen Klumpen verschmol- zen sind, auch die Kanäle in Einen Kanal vereinigt, so wird dieser ein gemeinschaftlicher Zahnkanal °) (canalis dentalis communis) genannt 70). Hauptkanal p) (canalis primarius) wird endlich derje- nige genannt, der bei einw7urzligen Zähnen ohne Zahnhöhle vorhanden ist. Bei diesem kann also von einer Zahnhöhle keine Rede sein, und sein weitester Theil wird, wie bereits an- gegeben, als solche bloss angenommen. Diese Annahme ist um so nothwendiger, da der Hauptkanal in mancher Zahn- wurzel mit einem Doppelkanale beginnt, dessen zwei Gänge in seinem weitesten Theile sich vereinigen, wie dies bei den untern Schneidezähnen häufig der Fall ist li). Die obern und untern Schneide-, die Nasen-, E ek- und Kegelzähne haben immer Hauptkanäle; die Zvvil' lings- und Mahlzähne, da diese immer ihre Zahnhöhlen besitzen, jedoch niemals 71). o) Tab. VI. Fig. 1. gg. p)Tab.VII. Fig. 1. a—c. a—c. Fig. 2. a—e. a—?■ q) Tab. VII.Fig. 2. a. b. a. b. 69) Gebundene Kanäle kommen immer etwas näher an einande* zu stehen, als die einfachen Zahnkanäle, weil die Wurzeln, in welche'1 letztere verlaufen, isolirt, und daher immer weiter von einander stehe11’ als jene, die verschmolzen sind, und gebundene Kanäle in sich fassen. 70) Sind die drei Wurzeln eines obern Mahlzahnes z. B. in einetl Klumpen verschmolzen, und sind nur zwei Zahnkanäle in Einen vef' einigt, und der dritte bleibt isolirt stehen, so ist hier ein gern ein sch a f1' lieh er und ein gebundener Kanal vorhanden; sind jedoch die W t) zeln eines Zahnes mit einem Doppel- und einem einfachen Kanäle, z- die zwei Wurzeln eines untern Mahlzahnes, zusammen verschrot zen, so entsteht ein gebundener Doppel - und ein einfacher Kanal. — Gemeinschaftliche Kanäle kommen jedoch'1 seltener vor, als gebundene. 71) Dass die Erscheinungen eines beleidigten Zahnnerven in elI,er AqX eröffneten Zahnhöhle, wo vor der Eröffnung derselben ein von Pulpa dentalis nicht ganz ausgefiillter und daher luftleerer Baum "al’ Wenn zweiZähne mit einander verschmolzen sind, von Welchen jeder einen Hauptkanal hat, so entsteht, durch die Vereinigung dieser Kanäle zu Einem, ein gemeinschaft- licher Hauptkanal (canalis primarius communis'). Was die Grösse und Gestalt der Zahnhöhlen, und die tange, Weite und den Verlauf der Zahnkanäle anbelangt, so Achten sich diese meistens nach der Grösse und Form der Zahnkronen, nach der Länge, Breite und den Krümmungen Wurzeln, und nach dem Alter des Subjectes, dem die Zähne entnommen sind. Je grösser die Zahnkronen, desto grösser sind auch ihre Höhlen; je breiter, länger und ge- krümmter die Zahnwurzeln, desto breiter, länger und ge- krümmter sind auch ihre Kanäle; je jünger überdies das Subject ist, dem diese Organe zugehören, desto grösser Und w eiter sind auch die Höhlen und Kanäle der Zähne 72). £anz verschieden sein müssen von jenen, die durch Eröffnung eines wo keine Pulpa, sondern bloss ein einfacher Zalin- *'efve, und auch kein feerer Raum vorhanden ist, entstehen, werde ich in deiner später zu erscheinenden Pathologie, unter dem Artikel „IV e v r o- P a t h o g e n i e” darzuthun versuchen. 72j Da die permanenten Zähne in den ersten zwei bis drei Jahren hach ihrem Durchbruche bloss in ihrer äussern Form vollkommen ausge- Uildet sind, ihr innerer Bau aber noch bei weitem nicht vollendet ist, so ‘ä«st sich auch leicht erklären, warum sie in dieser Periode, besonders 1.1 den ersten Monaten derselben, so weite und geräumige Kanäle haben, "hd warum auch die Oeffnungen an den Spitzen ihrer Wurzeln, welche 4.1 den Kanälen führen, so ungemein gross sind. Nach Verlauf dieser Zeit Jedoch, wo gewöhnlich auch der innere Bau dieser Gebilde als vollkom- lllen ausgebildet zu betrachten ist (wie z. B. bei den Schneidezähnen, 'Velche die ersten durchbrechen, im 9. Lebensjahre, und bei den Weis- *‘e|tszähnen, welche, als die letzten, meistens erst im 24. Jahre erschei- r,en> im 26. Lebensjahre), findet man ihre Kanäle nicht nur viel enger, Sondern auch in ihrer Form bedeutend verändert, und einige derselben a,lch ihrer Anzahl nach vermehrt. Damit man nun die unvollendeten mit vollkommen ausgebildeten Zahnkanälen vergleichen und von einander jfohörig unterscheiden könne, habe ich sowohl die einen als die andern *ab. VIII. Fig. 3 u. 4 in ihren Querdurchschnitten bildlich zur Anschauung Kobracht. Wie die Veränderungen und Vermehrungen dieser Kanäle vor Slc,‘ gehen, ist Gegenstand der Physiologie, und gehört nicht hierher. 66 Daher haben auch die Milchzähne im Verhältnisse zu ihrer Grösse die weitesten Höhlen und Kanäle; im höheren Alter jedoch werden die Zahnhöhlen und Kanäle allmälich kleiner und enger, so zw7ar, dass sie im Greisenalter oft äusserst klein, und manchmal auch ganz unwegsam sind. Wird endlich ein Zahn von was immer für einer Gattung seiner Länge nach genau in der Mitte durchschnitten, so findet man in der Begränzung seines innern leeren Raumes s° ziemlich den Umriss seiner äussern Form, nur, wie natürlich, im verkleinerten Massstabe. Die Zahnhöhlen und Zahnkanäle unterscheiden sich von allen Knochenhöhlen, besonders von jenen der lang' röhrigen Knochen, dadurch, dass sie stets eine glatte Ober- fläche haben, niemals Knochenmark besitzen, und mit einem weichen Häutchen ([membrana dentalis interna ,3) ausgß' kleidet sind, in welches sich die Gefässe und Nerven de» Zahnes einsenken und verzweigen. Höhlen und Kanäle der bleibenden Zähne des Oberkief ers. Kanäle der grossen Schneidezähne. Die grossen Schneidezähne haben immer einen Hauptkanal, welcher an der Spitze ihrer Wurzel mit einer kleinen Oeffnung be- ginnt, in seinem Verlaufe allmälich weiter wird, und im ober- sten Drittheile der Krone bei den m it tl eren grossen Schnei- dezähnen °) in der Gestalt eines Viertelmondes, dessen Spi*2' chen zu beiden Seiten nach abwärts stehen; bei den sei1' liehen grossen Schneidezähnen p) jedoch, wo er eU*aS °) Tab. VI. Fig. 1. a. a. p) Tab. VI. Fig. 1. b. b. ,3J Viele anatomische Untersuchungen tiberzeugten mich, dass Häutchen weiter nichts, als ein aus Zellenstoff zusammengesetztes, dem Spinnengewebe ähnliches Netz ist, welches durch die Verbindung mit den hier verzweigten Zahngefässen und Nerven das Ansehen einef fibrösen Haut hat. 67 kürzer und enger ist, bloss mit einer stumpfen Spitze in der Mitte der Krone sich endiget7t). Nasenzahnkanal °). Der Nasenzalm hat immer einen Gauptkanal, welcher jenem des seitlichen grossen Schnei- dezahnes ähnlich erscheint, nur ist er viel weiter und länger, l,nd endiget sich zugespitzt in dem Mittelpunkte der Krone. Auch ist hier zu bemerken, dass unter allen Zähnen bei kei- nem die Spitze des Kanals so tief in die Krone dringt, als bei den Nasen-, Eck- und untern Schneide zähnen. Kanäle und Höhlen der Zwillingszähne p). Gewöhnlich hat jeder dieser Zähne einen Doppelkanal 75), dessen zwei Gänge entweder mit einer ge me ins chaft- °) Tab. VI. Fig. 1. c. c. p) Tab. VII. Fig. 1. d. e. dd. ee. d. e. dd. ee. 7i) Da der weiteste Theil des Zahnkanals bei den grossen Schneide- Gähnen, als angenommene Zahnhöhle, den dritten Theil ihrer Krone, so- wohl von oben nach abwärts, als von beiden Seiten gerechnet, einnimmt, lässt sich bei cariösen Zähnen auch leicht berechnen, ob der Zahnkanal Scbon offen sei, oder wie dick die von Caries noch nicht zerstörte, und f°lglich die Zahnhöhle noch geschlossen haltende Knochenwand ungefähr Se'n dürfte. Bei Nichtbeachtung dieses Umstandes könnte benannte dünne beim Ausfeilen eines solchen Zahnes leicht weggefeilt Und der Nerve entweder entblösst, oder beim Ausfüllen einer solchen diese Wand mit dem Obturationsinstrumente wohl gar eingedrückt, Und der daruuter liegende Nerve beleidigt werden, und so ein früher Schtnerzloser Zahn hierauf Schmerzen verursachen. Dasselbe Missgeschick kann unter solchen Verhältnissen, wo die Capiöse Stelle beinahe den dritten Theil tief in die Krone eindringt, auch üurch das blosse Untersuchen und Reinigen dieser Stelle mit der Sonde, Vvenn mit derselben zu stark gedrückt wird, herbeigeführt werden. Um solchen üblen Ereignissen vorzubeugen, muss man sowohl bei diesen, als bei allen übrigen cariösen Zähnen die Lage und Grösse ihrer und Kanäle bei ähnlichen Operationen gehörig beachten. ,5) Haben diese Zähne zwei, oder wohl gar, was selten vorkommt, rei Wurzeln, so hat dann auch jede Wurzel ihren eigenen, jedoch im- J**ep nur einfachen Kanal. Diese Bemerkung gilt auch „lur alle übrigen ahne, welche ungewöhnlich mehrfach getheilte Wurzeln haben. 68 liehen °) oder mit einer doppelten OeffnungP) an der Spitze der Wurzel beginnen, in den beiden wulstigen Rän- dern derselben, ohne sich viel zu erweitern, verlaufen 76)j und im Zahnhalse mit einer ziemlich breiten Mündung zu ei- ner zusammengesetzten Höhle sich vereinigen. Ist jedoch nur Ein Kanal vorhanden, so ist dieser etwas weiter, verläuft in der Mitte der Zahnwurzel, und geht im Halse ia eine einfache Zahnhöhle über o) Tab. VII. Fig. 1. dd. dd. p) Tab. VII. Fig. 1. d. e. d. e. q) Tab. VII- Fig. 1. ee. 76) Um die in zurückgebliebenen Zahnwurzeln öfter sich vorfindenden Nerven ausbohren, und ihre Kanäle zur Aufnahme des Stiftes künstlicher Zähne gehörig vorbereiten zu können, ist es notlivvendig, die Anzahl, Lage, die R i cli t u n g und die Länge der verschiedenen Zahnkanäle ge' nau zu wissen. Wie könnte z. B. Jemand einen dieser Kanäle zu irgend ei' nt;m operativen Zweck bestimmen, wenn er nicht einmal weiss, wie viele Wurzeln dieser oder jener Zahn in der Regel hat, oder wie viele Kanäle oft selbst in Einer Wurzel vorhanden sind. Um wie viel weniger man von ihm fordern können, dass er wisse, welche von den viele11 Zahnkanälen zur Erreichung seines Zweckes geeignet, und welche e* nicht sind, wo alle diese Kanäle ihre Lage haben, und wie tief er 1,1 jeden derselben einbohren darf. Wer wird z. B., wenn er zur Application eines Stiftzahnes die W»r' zel eines Zwillingszahnes wählen muss, in der Mitte derselben ei*1' bohren, wenn er weiss, dass hier fast immer ein Doppelkanal vo*1' banden ist, von welchem man den Einen Gang mehr nach aussen, andern mehr nach innen zu suchen hat? Würde man jedoch, wi» von Laien leider so oft geschieht, in der Mitte zwischen den Gängen einbohren, so wäre, besonders bei jenen Zwillingszähnen, dere» Wurzeln in zwei Zacken getheilt sind, die nothvvendige Folge davon* Durchbohrung des, diese beiden Zacken zusammenhaltenden Verbindung8 knochens, Eindringen des Bohrers in den Kiefer, und selbst in das Highmori, und das Endresultat solcher Eingriffe müsste, wie natürlich Erzeugung neuer Gebrechen sein, ohne die alten gehoben zu haben; 1,0 dass durch derlei, von Profanen herbeigeführte, und durch die Erfahr»0'' schon oft bestätigte Unglücksfälle auch das Vertrauen zum rationell11 Heilkünstler mehr oder weniger beeinträchtiget wird, ist wohl leicht b» greiflich. 69 Die Zahnhöhle, sie mag eine einfache oder zu- sammengesetzte sein, beschränkt sich grösstentheils auf den Hals dieses Zahnes, und nur zwei kleine Ausläufer, von Welchen der äussere der grössere und längere ist, dringen hiit ihren Spitzen in den obersten Drittheil der beiden Hügel seiner Krone ein. Kanäle und Höhlen der obern Mahlzähne °) Jeder obere Mahlzahn hat drei einfache Zahnkanäle. Jeder dieser drei Kanäle, von welchen der in der runden Wurzel verlaufende der weiteste ist, fängt an der Spitze der- jenigen Wurzel, der er zugehört, mit einer sehr kleinen Oeflhung an, verläuft dann, etwas sich erweiternd, bis zum Zahnhalse, und vereiniget sich da mit den zwei übrigen Zahn- kanälen zu einer zusammengesetzten, dreiwinkligen 77), ziemlich grossen Zahnhöhle, welche theils den Hals, theils den obern Drittheil der Krone dieses Zahnes einnimmt. Höhlen und Kanäle der bleiben den Zäh ne des Unterkiefers. Kanäle der kl einen Schneidezähne p). Heiden kleinen Schneidezähnen findet inan entweder bloss einen Hauptkanal, oder es zeigt sich in dessen unteren Hälfte auch ein Doppelkanal. Ist ein Hauptkanal i) vor- °) Tab. VII. Fig. 1. f—li. ff-hh. f-h. ff—hh. p) Tab. VII. Fig. 2. a. b. a. b. aa. bb. bb. q) Tab. VII. Fig. 2. aa. 77) Von den drei Winkeln dieser Zahnhöhle steht einer nach vorne Ut|d aussen, der zweite nach hinten und aussen, jedoch etwas "'ehr nach einwärts als der vordere, der dritte aber ganz nach innen der Mitte des Zahnhalses. Da nun die Eingänge zu den drei Zalinkanä- stets nur in den drei Winkeln zu finden sind, so wird es auch immer, ihre Nerven nach Entfernung der Zahnkrone tödten zu können, noth- 'vendig sein, den Eingang zum Kanäle der vordem, grossen Wurzel in dem vordem, äussern Winkel, jenen zur hintern, kleinern Wurzel in dem hintern äussern Winkel, und jenen zur runden Wurzel in dem innern Kinkel seiner Höhle zu suchen. banden, so beginnt er mit einer kleinen Oeffnung an der Spitze der Wurzel dieser Zähne, wird in seinem Verlaufe schnell breit, bleibt jedoch wie die Wurzel plattgedrückt, und verliert sich, wieder schmäler werdend und ganz zugespilzt, in der Milte der Zahnkrone. Ist aber ein Doppelkanal vorhanden, was man sehr häufig findet, so beginnt dieser, wie bei den Zwillingszähnen, entweder mit einer gemeinschaftlichen Oeffnung °) oder es hat jeder Gang p) desselben an der Spitze der Wurzel seine eigene Oeffnung78). Diese zwei Gänge des Doppelkanals, welche rund und sehr enge sind, laufen dann, der eine in dem vordem, der andere in dem hintern Rande der Wurzel nach aufwärts, und münden sich ungefähr 2 Linien unterhalb des Zahnhalses in ihren Hauptkanal, wel- cher bei vorkommendem Doppelkanale immer viel breiter ist, als wenn dieser sich nicht vorfindet. E ckzahnka nal i). Er ist immer ein Hauptkanal, sieht jenem des Nasenzahnes ganz ähnlich, nur ist er noch etwas weiter, als jener. Aeusserst selten hat die Wurzel dieses Zahnes einen Doppelkanal r); ist jedoch ein solcher vorhanden, so münden sich die beiden Gänge desselben schon in dem obersten Theile der untern Hälfte seiner Wurzel in ihren Hauptkanal, welcher seiner ganzen Länge nach sehr breit erscheint. o) Tab. VII. Fig. 2. a. b. a. b. p) Tab. VII. Fig. 2. bb. bb. q) Tab. VII- F'ig. 2. c. c. cc. r) Tab. VII. Fig. 2. cc. 78) Ist nur Eine Oeffnung an der Spitze der Wurzel vorhanden» so ist diese immer mehr oder weniger zugespitzt zu finden; sind jedoch zwei Oeffnungen zugegen, von welchen jede, wie natürlich, zu ihrem eigenen Gange führt, so ist die Spitze der Wurzel gleichsam wie abge' schnitten, da, wie begreiflich, zwei Oeffnungen in Einer dünnen Spitze nicht Raum genug hätten. Dies ist auch bei allen übrigen Zähnen zu be- merken, an deren Wurzelspitzen man bald Eine, bald zwei Oeflhungc11 findet, wie z.R. bei den Wurzeln der Zwillingszähne und bei der vordem Wurzel des ersten und zweiten untern Mahlzahnes. Es lässt sich daher schon aus der Form der Spitze solcher Wurzeln grüsstentheils schliessen, ob nur Eine oder zwei Oeffnungen an ihr vorhanden sind. Kanäle derKegelzäh ne °). Diese Zähne haben in der Regel immer einen Hauptkanal 70); er ist rund, in seiner bntern Hälfte ziemlich enge, in seiner oberen Hälfte aber be- deutend weiter, und endiget am Zahnhalse gleichsam wie 80). Beim ersten Kegelzahne geht aus dem °bersten, weitesten Theile dieses Kanales ein kleiner, zuge- spitzter Auslaufskanal in die Basis des äussern Hügels der Krone, welcher jedoch bei dem zweiten Kegelzahne nur sehr kurz und stumpf ist. 71 Kanäle und Höhlen der untern Mahlzähne p). Der erste und zweite untere Mahlzahn haben in der Regel in der vordem, grösseren Wurzel einen Doppel- i), und in der hintern, kleinern und schmälern Wurzel einen einfachen Kanal r)- Diese vereinigen sich am Halse des Zahnes zu °) Tab. VII. Fig. 2. d. e. jJ. e. p) Tab. VII. Fig. 2. f—h. f—h. ff— hh. ff—hh. q) Tab VII. Fig. 2. f. g. f. g. r) Tab. VII. Fig. 2. ff. gg. ff - ffff- 79) Einen Doppelkanal habe ich bei diesen Zähnen noch niemals gefunden, wohl aber besitze ich einige dieser Zähne mit drei Wurzeln, Von welchen dann, wie natürlich, jede ihren eigenen einfachen Kanal hat. 80) Die Höhlen und Kanäle fast aller Zähne dringen mehr oder we- niger in die Zahnkronen ein, nur die Höhlen der Zwillings- und die Ka- näle der Kegelzähne machen hiervon eine Ausnahme. Bei ersteren dringen jedoch die Auslaufskanäle immer bis in die Zahnkrone, was bei letzteren l,'cht der Fall ist, wesswegen man auch die Kegelzähne beinahe bis auf en Hals mit der Feile abkürzen kann, ohne befürchten zu müssen, ihre Kanäle zu eröffnen. Auch beim Ausfüllen dieser Zähne, wenn die Caries ah der Oberfläche der Krone entstanden, und noch nicht bis an den Hals e,ngedrungen ist, kann mit der grössten Sicherheit der nothwendige Druck werden, ohne das Eindringen in ihren Kanal besorgen zu Beginnt jedoch die Caries bei was immer für einem Zahne am alse desselben, wo die Zahnhöhlen oder Kanäle .immer am weitesten, uhd daher nur von wenig Knochenmasse umgeben sind, so dringt sie auch sehr bald in dieselben ein. Aus dieser Ursache ist beim Sondiren, Feilen, und ähnlichen Operationen, wenn sie am Halse der Zähne vor- immer mehr Vorsicht zu beobachten, als an den Kronen, wenn abders die in der Anmerkung 74) bereits angeführten, üblen Ereignisse 8lch nicht einfinden sollen. 72 einer zusammengesetzten, ziemlich grossen Zahn- höhle 81), welche zwei kurze, stumpfe, jedoch ziemlich breite Auslaufskanäle in die Basis der äussern und innern Hügel sendet. Der dritte untere Mahl- oder Weisheitszahn hat gewöhnlich nur zwei einfache Kanäle °), von wel- chen der in der vordem Wurzel verlaufende viel grösser und weiter ist, als jener, welcher in der hintern Wurzel sieb befindet. Beschreibung der Wechsel- oder Milchzähne p2). Die bereits angeführten und benannten 20 Milchzähne der Kinder sind bläulich-weiss, in ihrem Parenchime viel zarter 83)» o) Tab. VII. Fig. 2. li. hh. h. hh. 81) Wird die Krone des ersten oder zweiten untern Maldzahnes nahe an ihrem Halse abgeschnitten, so findet man in der Höhle derselben drei Oeffnungen, wovon die zwei vorderen, deren eine nach aussen, die an- dere nach innen liegt, zu dem Doppelkanale führen; die dritte grössere aber, welche nach rückwärts mehr in der Mitte der Höhle liegt, führt z" dem einfachen Kanäle der hintern Wurzel. 82) Hie Wechselzähne werden mit Ausnahme der Backenzähne, da sie den bleibenden Zähnen im kleineren Formate ganz ähnlich sind, hier nur vergleichungsweise mit diesen, die Backenzähne aber, welche vo» den sie ersetzenden Kegelzähnen, der Form und Grösse nach, ganz ver- schieden sind, sowohl speciell, als vergleichungsweise mit den bleibenden Zähnen beschrieben werden. S3) Da die Milchzähne ihrer zarten und porösen Textur wegen von jauchigen Flüssigkeiten schnell durchdrungen, und daher bald zerstört werden, so reichen alle uns zu Gebote stehenden Mittel, die sich be' Kindern in Anwendung bringen lassen, nur selten hin, den feuchten Bei"' frass, von welchem die Milchzähne, besonders aber die Backenzähne, häufig befallen werden, in trockenen zu verwandeln, und, da nur Zähn** mit Caries sicca ausgefüllt werden dürfen, so sollen die cariösen Höhle" der Milchzähne, als fast immer mit feuchtem Beinfrasse behaftet, niemals permanent obturirt werden; denn geschieht dieses, so wird durch das Ob' turationsmateriale das bei dieser Krankheit immer aussickernde, ichoröse Fluidum eingesperrt, und da dieses bei fortwährender Secretion sieb h"' iner mehr anhäuft, auf seinem früheren, nun aber verstopften Wege> 73 und die meisten derselben auch viel kleiner, als die Ersatz- zähne. flflnilich durch die von Caries erzeugte Oeffnung, nicht mehr ausgesondert Vverden kann, so bahnt sich dasselbe einen Weg durch die Zahnkanäle, versenkt sich in den Alveolus, und zerstört oft die Zellenwände meh- rerer benachbarter Wechsel-, ja, wie dies die Erfahrung häufig lehrt, selbst die unter, ober oder hinter denselben liegenden Keime und Zellen der Permanenten Zäbne. Diese, und mitunter auch die durch andere Veranlassungen bedingten, ironischen Ausschwärungen der Milchzähne, wobei die Eltern aus un- zeitiger Liebe zu ihren Kindern die Entfernung derselben entweder gar flicht, oder oft zu spät erst gestalten, sind Ursache, warum manche Kin- der an die Stellen der Wechselzähne ihr ganzes Leben hindurch keine Ersatzzähne bekommen. Dergleichen Jaucheversenkungen kommen, wie natürlich, nach den Gesetzen der Schwere, viel leichter bei den untern Zähnen, als bei den obern vor, bei den untern Backenzähnen jedoch am häufigsten; denn, da diese im kindlichen Unterkiefer im Vergleiche zu allen übrigen Zähnen einen bedeutend grossen Raum einnehmen, welcher noch dadurch erweitert wird, dass oberwähnte Exulcerationsflüssigkeit die, ihre bei- den Wurzeln trennende, poröse und schwammige Scheidewand sehr bald Zerstört, und sich dadurch gleichsam ein Becken für ihren beständigen Aufenthalt bildet, so ist es leicht begreiflich, dass die stets in diesem Becken vorräthige, ichoröse Flüssigkeit hier viel leichter Infiltrationen in den Unterkiefer und Zerstörungen desselben hervorrufen kann, als an an- dern Stellen dieses Knochens, wo sich die Jauche w egen Mangel an Raum dergleichen grosse Behältnisse nicht schaffen kann. Auch haben alle übri- gen Zähne des kindlichen Unterkiefers der Einfachheit ihrer Wurzeln '''egen nur ungetheilte Hauplzellen, deren Wände compact und daher flicht so leicht zerstörbar sind, als die Wurzelscheidewände der getheil- fen Hauptzellen. Diese pathologischen Erscheinungen können, unter oben angeführten Verhältnissen, zwar auch bei den permanenten Zähnen statt finden, nur Gabe ich sie dort nicht angeführt, weil diese nicht so, wie die Wechselzähne, Ersatzzähne unter sich haben, die Gefahr laufen könnten, schon in ihrem Eeime zerstört zu werden. Auch haben die Kiefer der Erwachsenen mehr Eestigkeit in ihrem Körper, während die kindlichen Kiefer von der Geburt a,‘ bis zum 10. und 12. Lebensjahre bloss aus Höhlen und zarten Knochen- "änden zusammengesetzt sind, wo also Eiterversenkungen und darauf- folgende Zerstörungen dieser Organe viel leichter vor sich gehen, und durch welche nach erfolgten Vernarbungen oft das schönste Gesicht be- deutend entstellt wird, wovon uns die Erfahrung täglich Beispiele gibt. 74 Wechselzähne des Oberkiefers 8*). Grosse Meisseizähne (dentes scalpriformes jores). Die grossen oder obern Meisseizähne sehen alle 4 im kleineren Formate den grossen Schneidezähnen ähnlich, und sind auch eben so gelagert, nur haben sie an der hintern Fläche ihrer Krone nie Höcker und blinde Löcher, und die scharfen Ränder ihrer Kronen sind niemals eingezackt, wie dieses bei den Schneidezähnen vorkommt. Ihre runden Wurzeln, besonders jene der mittleren grossen Meisseizähne, sind häufig gebogen; die Biegungen derselben gehen jedoch nicht so, wie es hei den Wurzeln der permanenten Zähne zu finden ist, von vor- nach rückwärts, sondern gegen einander, so zwar, dass die Spitze der Wurzel des rechten fast immer gegen jene des linken Meisselzahnes gerichtet ist. Spitznasenzahn (dens cuspidinasalis). Dieser Zahn ist gerade so gestaltet und gelagert, wie der Nasenzahn, nur ist er viel kleiner, seine Krone meistens mehr zugespitzt, und seine Wurzel mehr rund und zapfenförmig, und im Falle selbe gebogen ist, so geht die Biegung von rück- nach vorwärts ge- gen die Oberlippe. Was ferner die Unterscheidungsmerkmale der rechten grossen Meissei- und Spitznasenzähne von jenen der linken Seite anbelangt, so sind diese, mit Ausnahme der hier ange- führten Krümmungen der Wurzeln, dieselben, welche bei den grossen Schneide- und Nasenzähnen angegeben worden sind* Backenzähne Qdentes buccales')> Die Backenzähne ver- treten bei Kindern die Stelle der Mahl zäh ne, und die Natur hat sie daher, jedoch in kleinerem Massstabe, den letzteren ziemlich ähnlich gestaltet, nur dass unter den Mahlzähnen 84) Die hier zu beschreibenden und in den Kupfertafeln bildlich dar- gestellten Wechselzähne sind einem 4 bis 5jährigen Kinde entnommen worden. Die Ursache, warum gerade in diesem Alter, siehe Anmer- kung 1). s°WohI im Ober- als Unterkiefer der erste immer der grösste, uuter den Backenzähnen jedoch der erste immer der kleinste Ist; was aber ihre Ersalzzähne anbelangt, so sind sich diese, besonders im Oberkiefer, an Grösse beinahe ganz gleich, je- doch immer kleiner, als die Backenzähne. 75 Obere Backenzähne (dentes buccales superiores). Auf jeder Seite des Kiefers befinden sich deren zwei; sie Aachen im kindlichen Oberkiefer den Schluss der Zahn- lilie, und haben nach ihrem Ausfallen die Zwillingszähne als Nachfolger. Der erste obere Backenzahn ist viel kleiner, als der zweite; seine Krone hat zwei breite, mit scharfen Rändern Ersehene Hügel, welche durch eine von vor- nach rückwärts 'aufende tiefe Einfurchung von einander getrennt sind; der Süssere Hügel ist viel grösser und breiter, als der innere, und da, wo an der äussern Seite seine vordere Hälfte mit dem Zahnhälse in Verbindung tritt, zeigt sich eine höckerförmige Erhabenheit; übrigens hat seine Krone in etwas grösserem Eormate mit jener des ihn ersetzenden Zwillingszahnes sehr viele Aehnlichkeit. Die drei Wurzeln jedoch, welche dieser Zahn gewöhnlich besitzt, haben, ausser dass sie etwas klei- ner und schwächer sind, ganz die Lage, Richtung und Form, 'vie die Wurzeln der obern Mahlzähne. Nicht selten findet ,llan die hintere äussere Wurzel dieses Zahnes mit der innern Endlichen gleichsam zu einer breiten, flachen Knochenlamelle Vei*schmolzen. Zweiter oberer Backenzahn. Dieser Zahn gleicht 'u etwas kleinerem Massstabe ganz dem ersten obern Mahl zahne, er hat eben so wie jener eine einem verschobe- *ien Vierecke ähnliche Krone mit vier Hügeln, und drei eben so genannte und gestaltete Wurzeln, nur sind auch diese etwas Schwächer und zarter, als jene des Mahlzahnes. Von dem ersten Backenzahne unterscheidet er sich seine in jeder Hinsicht viel grössere Gestalt, wie auch durch seine viereckige, etwas verschobene Krone, und den an derselben sich vorfindenden vier Hügeln; von jenem der 76 entgegengesetzten Seite aber ist sowohl er, als der erste Backenzahn durch dieselben Merkmale zu unterscheiden, die ich bei der Unterscheidung der rechten von den linken obern Mahlzähnen bereits angeführt habe, mit der Ausnahme jedoch, dass der erste Backenzahn nur zwei Hügel, wovon auch hier der äussere der grössere ist, der erste Mahlzahn jedoch vier Hügel besitzt 85). Wechselzähne des Unterkiefers. Kleine Meisseizähne (dentes scalpriformes mitio- res). Das meiste über die kleinen Sch n ei dezäh n e Gesagte gilt auch für die kleinen Meisseizähne, nur sind diese viel kleiner, kürzer und, gleich den grossen Meisseizähnen, an den scharfen Rändern ihrer Kronen niemals einffezackt; auch haben sie nicht so, wie die kleinen Schneidezähne, platt- gedrückte, sondern rundliche Wurzeln, welches letztere bei 85) Ist die hintere äussere Wurzel des ersten obern Backe«'' zahnes mit der innern verschmolzen, bei welchem Umstande es de"1 Anfänger schwer lallen dürfte, die vordere äussere von der hinter" äussern Wurzel zu unterscheiden, weil man die Grösse der hinter" äussern wegen der Verschmelzung mit der innern nicht leicht bemesse" kann, so möge bei diesem Umstande nicht vergessen werden, dass es fast immer nur die hintere äussere, also immer die kleiner" Wurzel ist, welche mit der innern rundlichen Wurzel, wie oben an- gedeutet, manchmal in Verbindung tritt, und jeder Zweifel, dass d'e' freistehende Wurzel stets die vordere grössere sei, wird dann schwin- den. Sollten jedoch die zwei äussern Wurzeln, wenn sie beide frei und ungebunden stehen, an Grösse sich ziemlich gleich sein, so ist der bei dem ersten sowohl obern als untern Backenzahne beständig an der ä"S- sein Seite vorhandene Vorsprungshügel in Anspruch zu nehme"* welcher auch allein schon hinreichend ist, die rechten ersten Backe»' zähne von den linken zu unterscheiden; denn würde man den rechte» auf die linke Seite halten, oder umgekehrt den linken auf die rechte, 60 würde benannter Vorsprung, welcher sich immer an der vordem Hälfte der äussern Seite der Krone, nahe am Halse des Zahnes befindet, ,l,,d daher nach vorne nächst dem Spitznasen- oder Spitzeckzahne stehe» muss, entweder nach vor- und einwärts, oder nach rück- und auswärts zu stehen kommen, was jedoch nie zu finden ist. Extractionen dieser Gebilde aus Gründen, die in der Anmer- kung 86) näher beleuchtet werden, hauptsächlich zu beach- ten ist. 77 Spitzeckzahn (dens cuspidiangularis'). Er hat dieselbe Eorm und Lage, wie der bleibende Eckzahn, nur ist er viel kleiner, seine Krone mehr kolbig, mehr zugespitzt, und seine Wurzel rundlich 86). 86) Die acht Meissei- und vier Spitzzähne des Ober- und Un- terkiefers sollen, da sie alle stets nur einfache, und mehr oder weniger pUnde Wurzeln haben, immer rotirend und ziehend zugleich, d. h. mit einem Rotation szuge, und zwar nie mit einem andern Instrumente, mit der geraden Kinderzange ausgezogen werden, wogegen die permanenten Zähne mit einfachen, runden Wurzeln, ihrer grösse- ren Festigkeit wegen, früher rotirt und dann erst gezogen werden miis- sen. Durch die Rotation, die nur bei Zähnen mit einfachen, runden Wurzeln gemacht werden kann, löst sich die Wurzel sehr leicht von 'liren Zellenwänden, und ist dies geschehen, so ist nur noch ein kleiner Z»? mit der Zange nothwendig, um einen solchen Zahn seiner Zelle zu Entnehmen. Auch ist die auf diese Art gemachte Extraction, wo sie zulässig ist, die leichteste, schnellste und gefahrloseste; da ferner die Zähne nach dieser Methode nie anders als senkrecht herausgenommen werden können, was leider nicht bei allen Zähnen, und nicht mit jedem Zahnin- umente geschehen kann, so verdient diese Methode zur Entfernung °bbenannter 12 Wechselzähne, bei welchen allein, ihrer einfachen, runden W urzeln wegen, die Rotation möglich ist, den Vorzug vor allen andern, 'hn so mehr, da der durch diese Methode herbeigeführte operative Ein- £piflT für den kindlichen Organismus ein höchst unbedeutender ist. Kann man jedoch das Ausziehen der Milchzähne ohne nachtheilige folgen für die Gesundheit des Kindes bis zuin Wechseln dei'selben ver- meiden , so wird dadurch manchem Uebelstande in den Reihen der per- manenten Zähne vorgebeugt; denn zieht man einen Milchzahn einige Jahre vor dem Wechsel aus, was leider manchmal geschehen muss, sover- 8chliesst sich die Zelle nicht bloss an ihrem Eingänge, sondern sie wird, 'Vle ich es bei anatomischen Untersuchungen solcher Kiefer häufig ge- duden habe, in der, bis zum Erscheinen des Ersatzzahnes manchmal lange dauernden Zwischenzeit, mit Knochenmasse entweder theilweise °der gänzlich ausgefüllt, und da der nachkommende Ersatzzahn in eine 80 verschlossene Zelle nicht m dir ein- und durchdringen kann, so bahnt 78 Untere Backenzähne Qdentes buccales inferiores)- Die untern vier Backenzähne, deren auf jeder Seite zwei stehen, und von denen der erste, welcher an Form und Grösse von dem zweiten bedeutend verschieden ist, auf jeder Seite des Kiefers sich an den Spitzeckzahn anreiht, sind die hinter- sten und letzten von den Wechselzähnen des kindlichen Unter- kiefers. Beide Backenzähne haben eine von vor- nach rückwärts laufende, längliche Krone, die des ersten ist jedoch viel kleiner, schmäler, und an ihrer Kaufläche bemerkt man zw®1 Grübchen, von welchen das vordere bedeutend kleiner, als das hintere ist, und welche durch eine von aussen nach innen laufende, schmale Erhabenheit, deren äusseres und inneres Ende einen zugespitzten Hügel bildet, von einander getrennt werden. Von den vier Seitenflächen der Krone dieses Zahnes, welche alle mehr oder weniger gewölbt sind, ist die vordere und hintere sehr schmal, die innere etwas breiter; die äussere jedoch ist die breiteste, und an ihr bemerkt man an dem un- tersten Theile ihrer vordem Hälfte, da, wo sie sich mit den» Zahnhalse verbindet, einen abgerundeten, bedeutend grossen» jenem des obern ersten Backenzahnes ganz ähnlichen Vor' sprungshügel, welchen man auch als Ursache betrachten kann, warum die äussere Wand der Krone dieser Zähne mehr nach einwärts geneigt zu sein scheint, als sie es wirklich ist. Wurzeln hat dieser Zahn immer zwei, welche sich in kleinerem Massstabe gewöhnlich so, wie jene der untern Mahlzähne verhalten, nur dass sie meistens etwas weiter von einander stehen; auch ist von ihnen, so wie bei den Mahlzäh- nen, die vordere Wurzel die breitere, und dient, nebst der er sich entweder einen ganz andern Weg durch die äussere oder inner*’ Wand des Alveolus, und kommt ausserhalb der Zahnreihe, oder mitunter auch gar nie zum Vorschein. Als Belege hierzu dürften alle jene Zähn* dienen, welche aus den oben angegebenen oder andern, später noch erklärenden Ursachen in ihren Zellen zurückgeblieben sind, und erst i|fl hohen Alter, nicht durch Wachsthum, wie Manche glauben, sonder*1 durch Regression des Alveolarfortsatzes zum Vorsche**1 kommen. und gewölbteren äusseren Fläche der Krone, als Unterscheidungsmerkmal des rechten von dem linken Backenzahne 87). Zweiter unterer Backenzahn. Er hat in etwas verjungtem Massstabe ganz die Gestalt des ersten untern und ist unter allen Wechselzähnen, mit dem der entgegengesetzten Seite, der einzige, welcher an der Ober* fläche seiner Krone fünf Hiigel besitzt, von welchen, so heim ersten untern Mahlzahne, 3 nach aussen, und 2 nach |bnen stehen, von den 3 äussern Hügeln ist der vorderste der grösste, der hinterste aber der kleinste, die 2 in- nern Hügel jedoch sind sich an Grösse gewöhnlich ganz gleich 88). Da ferner der Grund des ersten und zweiten 79 87) Da in manchen Fällen die vordere Wurzel des ersten untern Backenzahnes mit der hintern an Grösse und Breite ganz gleich ist, und als Unterscheidungsmerkmal des rechten von dem linken ersten Backenzahne nicht benützt werden kann, so dient dann der an dem v°rdern Theile der äussern Fläche sich befindende Vo rsprungshfi- £el, eben so, wie beim obern ersten Backenzahne, als Unterscheidungs- merkmal des rechten von dem linken, und ist daher bei Unter- kleidungen der rechten von den linken Backenzähnen auf dieselbe zu benützen, wie es in der Amnerkung 85) bereits angegeben Wurde. Wenn jedoch in höchst seltenen Fällen benannter Vorsprung nicht £ehörig ausgebildet und unmerkPch wäre, so dienen die an der Kaufläche Krone sich befindenden zwei Grübchen, nebst der äussern Fläche, VVelche immer die breiteste ist, als Unterscheidungsmerkmale des rech- eri von dem linken ersten Backenzahne; denn würde man den rechten ersten Backenzahn auf die linke, oder den linken auf die rechte Seite Ersetzen, so käme entweder die breitere und gewölbtere Fläche der B*’one nach einwärts, oder w'ürde diese nach auswärts stehen, so käme (*as an der Kaufläche der Krone vorne sich befindende, kleinere Grübchen tlach rückwärts, und das hintere, grössere nach vorwärts zu stehen, was la,,t der oben beschriebenen natürlichen Stellung des ersten untern Ba- ckenzahnes regelwidrig wäre. 88) Da der zweite untere Backenzahn bei Kindern vom 7. bis zum Lebensjahre knapp an dem ersten untern Mahlzahn ansteht (denn 8Päter fällt er gewöhnlich aus, und früher ist der erste Mahlzahn noch Il' durchgebrochen), so linde: man im Unterkiefer hei Kindern in sol- 80 äussern Hügels, wo er sich mit dem Zahnhälse verbindet, stark gewölbt ist, und etwas nach aussen ragt, so scheint auch hier, wie bei dem ersten Backenzahne, die äussere Flache der Krone mehr nach einwärts geneigt zu sein, als sie es wirklich ist. Da sich aber diese Vorsprünge und starken Wöl- bungen an den äussern Kronenllächen der untern Mahlzähne nicht vorfinden, so sind diese auch dadurch von den untern Backenzähnen sehr leicht zu unterscheiden. chem Alter auf jeder Seite zwei neben einander stehende Zähne, von denen in der Regel jeder fünf Hügel an seiner Krone hat, und von welchen der erste, stets etwas kleinere, immer ein Wechseln nämlich der erste Backenzahn, und der zweite ein bleibender? nämlich der erste Mahlzahn ist. Da jedoch der zweite untere Backenzahn seiner nicht resorbirten Wurzeln wegen manchmal ungewöhnlich lange’ ja in seltenen Fällen bis in’s hohe Alter, wo Niemand mehr an Milchzähn6 denkt, stehen bleibt, so wird es dem in der Anatomie der Zähne gehör# eingeweihten Heilkünstler nicht schwer fallen, von den zwei neben ein' ander stehenden fünfhügligen Zähnen immer den vordem als den nod’ nicht gewechselten zweiten Backenzahn zu bezeichnen. Wenn daher Jemand in einem Alter, in welchem der Zahnwechsc* schon lange vorüber sein soll, an der innern Seite des Unterkiefers» 1,1 der Gegend des ersten Mahlzahnes, noch einen neuen Zahn bekommt, s" ist es immer wahrscheinlich, dass dies der zweite Kegelzahn sei, um mehr, wenn zwei fiinflüiglige Zähne neben einander stehen, von welch6" der erste dann sicher der zurückgebliebene zweite Backenzahn ist, vrd' eher unter solchen Umständen dann drei Mahlzähne hinter sich und n"1 Einen Kegelzahn vor sich hat. Wäre dies jedoch ein dritter, überzählig*" Kegelzahn, wie es Tab. XIV. Fig. 9. zeigt, so würde man statt zwei, 1,1,1 Einen fünfhügligen, und statt Eines Kegelzahnes, zwei derselben in ihr*" gehörigen Reihe finden (versteht sich immer von selbst, wenn von *1*"' benannten Zähnen noch keiner ausgezogen worden ist). Dass man bei solchen Verhältnissen nicht den ausser der Reih* stehenden, neugekommenen Kegelzahn, sondern den vordem fünfhügli»"0’ als den noch nicht gewechselten Backenzahn, entfernen muss, weil d“ ser, da seine Wurzeln durch das Erscheinen des Ersatzzahnes meisl*1"*’ schon theilweise resorbirt worden sind, ohnedies bald darnach ausftl**" niid würde, dürfte aus dieser Anmerkung wohl leicht zu entnehmen sein, ist dieser entfernt, so tritt der ausser der Reihe stehende Kegelzahn m*" stens von selbst, ohne Zuthun der Kunst, in den Raum des ausgez,)»e,iel Milchzahnes in die gehörige Reihe. 81 Wurzeln hat auch dieser Zahn zwei; sie sehen je- °en des ersten Mahlzahnes ganz ähnlich 89), sind jedoch etwas zarter, schmäler und kürzer, und das breite Ende derselben ist entweder in zwei kleine Spitzen getheilt (was besonders bei den Wurzeln der ersten Backenzähne der Fall l*t), oder es ist unter einer schiefen oder wagrechten Linie gleichsam wie abgeschnitten. Da aber die Wurzeln der Mahl- 89) Bei dem Ausziehen der Backenzähne kann die in der Anmer- kung 86J angegebene Rotation, ihrer flachen und mehrfachen Wurzeln 'vegen, nie in Anwendung gebracht werden; diese Zähne müssen daher, bni den ersten Zweck bei allen Zahnextractionen, nämlich die vorläufige Erweiterung der Zelle des auszuziehenden Zahnes, zu erreichen, einigemal nach ein- und auswärts bewegt, und dann erst in senkrechter Dichtung vollends ausgezogen werden, was auch hier, wie bei den und Spitzzähnen, immer nur mit der Zange geschehen darf, Jedoch mit dem Unterschiede, dass von den Backenzähnen nur die obern diit der geraden, die untern aber mit der krummen Zange entfernt wer- en müssen. Wollte man jedoch die Wechselzähne mit dem englischen Schlüssel, mit dem Ueberwurfe u. dgl. Instrumenten, mit welchen sie ll»ehr oder weniger gestürzt werden müssen, extrahiren, so würden die, den auszuziehenden Zahn umgebenden Parthien durch die sich darauf Nützenden Instrumente beleidigt, und der hei den Meissei- und Spitzzäh- hen hinter, und bei den Backenzähnen zwischen den Wurzeln liegende Keim des Ersatzzahnes verrückt, oder wohl gar mit ausgezogen werden. Da nun das Stürzen der Wechselzähne schon an und für sich Schmerzhafter ist, als das Ausziehen derselben in senkrechter Rich- tung, ausserdem aber noch Quetschungen, bedeutende Erweiterung der ja selbst Bruch ihrer Wände mit darauffolgender Entzündung hhd Ausschwärung mehrerer Zahnkeime manchmal verursacht, so soll auch das Ausziehen der Milchzähne mit den Fingern oder Geldstücken, es Manche thun, wreil die Zähne immer dabei gestürzt werden müs- 8en, nach Möglichkeit vermieden werden, wenn sie anders nicht schon 80 locker sind, dass man sie auch mit den Fingern, oder mit einem Faden, dem man sie früher bindet, in senkrechter Richtung wegnehmen kann. Auch selbst das oft wiederholte Schütteln der Milchzähne mit den Ungern, um sie vor der Operation etwas locker zu machen, ist, wenn es durch längere Zeit täglich mehrmal geschieht, schädlich, und kann a,,f die darunter liegenden Ersatzzähne eben so nachtheilig einwirken, a*8 das bereits oben angegebene Verfahren. 82 zähne fast immer flache, abgerundete Spitzen haben, so las- sen sich auch durch diese, nebst den vielen, bereits angege- benen Merkmalen, die untern Backenzähne sehr leicht von den untern Mahlzähnen unterscheiden. Von dem er s tenBackenzahne unterscheidet er sich durch seine viel grössere Gestalt und den 5 Hügeln an der Krone» von jenem der entgegengesetzten Seite aber durch alle je»e Merkmale, durch welche der erste untere Mahlzahn von dein der entgegengesetzten Seite zu erkennen ist 90). Betrachtung der Höhlen und Kanäle der Milch- zäh ne im Allgemeinen. So wie die bleibenden, haben auch die Wechselzähne ibre eigenen Höhlen und Kanäle. Unter allen Milchzähnen besitze11 90) Obwohl ich schon bei den bleibenden Zähnen in mehreren A»' merkungen dargethan habe, wie nothwendig es ist, alle jene Merkmal® zu kennen, durch welche die Mi Ich zähne von den bleibenden, d**5 obern von den untern, die rechten von den linken, und durch welche Kennzeichen insbesondere sich ein Zahn von dem andern uu terscheidet, so will ich hier in Kürze nur noch beifügen, dass die genau® Kenntniss dieser Unterscheidungsmerkmale nicht nur für den Zahnarzt sondern auch für jeden Arzt, und insbesondere für Aerzte und Wund' ärzte auf dem Lande von nicht unbedeutendem Belange sei. Denn um geachtet es in grossen Städten der Zahnärzte immer mehrere gibt, ö° wird doch, besonders in besseren Häusern, stets der ordinirende Arzt zuerst gefragt, was bei den Kindern und Zöglingen des Hauses, während sie die Zähne wechseln, zu geschehen habe, um die im Durchbruche h< griffenen oder schon vorhandenen Zähne gehörig zu ordnen; welch®1 von den noch bestehenden Zähnen ein Wechsel- oder ein bleibender Zahm und welcher von denselben zu entfernen sei, um den vorhabenden Zw7 zu erreichen. Da nun die meisten Eltern die ausgesprochene Meinung ihres Arztes zur Herbeiführung einer regelmässigen und schönen Zahn reihe ihrer Kinder für die beste halten, und ohne sein Gutachten unternehmen lassen, so dürfte es, um bei solchen Gelegenheiten ein ruh tiges Urtheil zu fällen, und mitunter bei Consultationen über derlei Di®£ keine Blösse zu geben, gewiss auch zu den Pflichten der Aerzte gehör®®' die kleine Anzahl von 52 Zähnen ihrer Gestalt und Lage nach kennen zu lernen. Von Aerzten und Wundärzten auf dem Lande wo es keine Zahnärzte gibt, und wo jeder Hilfsbedürftige daher g®nü 83 jedoch nur die Backenzähne Zahnhöhlen und einlache Kanäle; bei allen übrigen Milchzähnen findet man keine eigenen Höll- en, sondern nur einen Hauptkanal, dessen weitester Dia- »neter auch liier als Zahnhöhle zu betrachten ist. Im Verhältnisse zur Grösse dieser Zähne sind ihre Höhlen Und Kanäle sehr weit und geräumig, daher auch nur von Wenig Knochenmasse umgeben 91)* bi ihnen verlaufen die Zahngefässe und Nerven, welche, wie hei den bleibenden Zähnen, durch Zellstoff an ihre ebenen, etwas rauhen Wände gebunden sind. Höhlen und Kanäle der VVechseIzähne des Oberkiefers. Kanäle der grossen Meissei zäh ne. Jeder von den vier «-rossen Meisselzälmen hat einen H a u p t k a n a 1,welcher hei Ö ll%et ist, bei diesen Rath und Hilfe zu suchen, würde es sehr men- 8chenfreundlich sein, sich iin Gebiethe der ganzen Zahnheilkunde ein- <'»weihen, um im Nothfalle selbst Hilfe leisten zu können. 91) Da die Milchzähne sehr weite, von weniger Knochenmasse um- gebene Kanäle haben, als die bleibenden Zähne, und ihrer zarten Textur Wl!o-en auch sehr leicht zerbrechlich sind, so sollen während der Ex- tracuon derselben die beiden Schenkel der Zange nicht zu stark zusam- "'engedriickt werden, um ihre Kronen nicht abzukneipen. Da ferner ihre Höhlen und Kanäle sehr geräumig sind, und die sie u,“gebende Knochen- und Glassubstanz zart und leicht zerstörbar ist, so teilet hieraus, warum die Caries bei diesen Gebilden schnelle Fort- schritte macht und ihre Kronen in kurzer Zeit vernichtet. Auch dürfte wohl Niemand, der den Bau der Milchzähne genau auf den Gedanken kommen, ihre Nerven ausbohren zu wollen; (le>>n würde ein an Zahnschmerz leidendes Kind während einer solchen Vration sich auch wirklich ruhig verhalten, was kaum vorauszusetzen 'st> und auch durch den nicht unbedeutenden Eflforationseingriff keine Mündung, mit allen ihren üblen Folgen für die darunter verborgen He- iden Keime der bleibenden Zähne, sich einfinden, so könnte doch das selbst bei der grössten Vorsicht und Geschicklich- keit des Operateurs durch den weiten, nur von zarter Knochenmasse ""'sebenen Zahnkanal leicht in den Kiefer eindringen , und solche üble herbeiführen, die mit der bloss möglichen Erhaltung eines, olme- nur für kurze Zeit bestimmten, Organes in gar keinem Verhältnisse fänden. 84 den zwei mittleren °) im kleineren Massstabe ganz so ge- staltet ist, wie bei den mittleren grossen Sch neide zähnen. Die Kanäle der seitlichen grossen Meisseizähne p) hinge- gen sind etwas kleiner, an ihrem weitesten Diameter gleich- sam wie abgeschnitten, und der äussere Winkel dieses Ab- schnittes ist, gerade so wie der ihrer Kronen, etwas abge' rundet. Sie schicken niemals Auslaufskanäle in ihre Kronen, wie dies bei den mittleren grossen Meissei- und Schneidezäh- nen der Fall ist, und endigen sich niemals stumpf zugespitzt, wie man dies immer bei ihren Ersatzzähnen, den seitlichen grossen Schneidezähnen, findet. Durch diese kleinen Abweichungen in ihrer Form sind diese Kanäle, nebstdem, dass sie auch etwas kleiner sind, von jenen der mittleren grossen Meissei- und jenen der seit- lichen grossen Schneidezähne leicht zu unterscheiden. Kanäle der Sp i t znasenzäh n e i). sie sind an Ge- stalt den Nasenzahnkanälen ganz ähnlich, und beinahe eben so weit, nur sind sie etwas kürzer und endigen in ihren KrO' nen weniger zugespitzt, als jene. Höhlen und Kanäle der obern Backenzähne r)* Sie gleichen in etwas verjüngtem Massstabe den Höhlen und Kanälen der obern Mahlzähne; nur sind die Auslaufskanälß ihrer Höhlen, die sich meistens nach der Zahl der Zahnhügel richten, stark zugespilzt, und da sie immer etwas längef sind, als jene der Mahlzahnhöhlen, so dringen sie auch tiefer in die Basis der Hügel ihrer Kronen ein. Dies letztere trifl’1 man besonders bei dem vordersten Ausläufer, welcher un[er allen der längste und weiteste ist. Unter den drei Kanälen, welche jeder dieser Zähne be- sitzt, findet man bei dem ersten Backenzähne sehr häuf# zwei gebundene Kanäle, welche durch das Verschmolzensei0 der innern Wurzel mit der hintern äussern entstehen; kommt jedoch bei dem zweiten Backenzahne, dessen Wurzel11 meistens isolirt sind, nur äusserst selten vor. o) Tab. V. Fig\ i. a. a. p) Tab. V. Fig. 1. b. J?. q) Tab. V. Fig. c ' v) Tab. V. Fig. 1. d. e. d. e. 85 Höhlen und Kanäle der W e ch s e 1 z ä h n e des Unterkiefers. Kanälederkleinen Meisseizähne °). Jeder dieser Zähne hat einen Hauptkanal, welcher in seinem Verlaufe rund, und nur dort, wo er sich in der Krone endiget, etwas plattgedrückt ist. Da von den untern Meisseizähnen die zwei mittleren die kleineren sind, so sind auch deren Kanäle minder lang und weit, als jene der zwei seitlichen. (Bei den obern Meisseizähnen und ihren Kanälen ist dies, wie bekannt, immer der umgekehrte Fall.) Von diesen vier Hauptkanälen endig’et sich jeder in dem untersten Theile der Krone, ist da am weitesten 92), und, ohne irgend einen Ausläufer in die Krone abzuschicken, gleichsam wie abgeschnitten; nur sind die Kanäle der seitlichen, kleinen Meisseizähne an dieser Stelle etwas abgerundet. Doppel- kanäle, so wie bei den untern Schneidezähnen, kommen bei den untern Meisseizähnen niemals vor. Kanäle der Spitzeck zäh ne p). Sie gleichen ganz den Kanälen der Eckzähne, nur sind sie kleiner und an ihrem obern Ende etwas minder zugespitzt. Kanäle der untern Backenzähne i). Unter allen Milch- und bleibenden Zähnen haben die untern Backenzähne die allerweitesten Kanäle. Ihre Zahnhöhlen sind ungewöhn- lich tief und weit 93) > und gleichen jenen der untern Mahl- o) Tab. V. Fig. 2. a. 3. b. b. P) Tab. V. Fig. 2. c. c. q) Tab. V. Fig. 2. d. e. d- £• 9 die in der Anmerkung86) angegebeneRotationsmethode, ihrer durch *l*e Verschmelzung entstandenen, breiten Wurzel wegen, nicht in An- wendung bringen; ausser der Reihe stehende Zähne können niemals mit dem englischen Schlüssel entfernt werden; und regelwidrig gestellte fcähne erfordern zu ihrer Einrichtung eigene, ihrer jeweiligen Stellung entsprechende Maschinen, deren Beschreibung und Anwendung Gegen- st*nd der Operationslehre ist. 90 milseinen Flächen, mit seinen Rändern nach vor- und rückwärts stehen; das rechteAuge kann viel höher gelagert sein, als das lin- ke; ebenso kann man drei ganz regelmässig geformte Zwillings- zäline auf Einer Seite, oder sechs normal gebildete Finger an Einer Hand treffen. Ist aber die Gestalt einzelner Gebilde eine andere, als sie in der Regel vorkommt, oder sind zwei und drei benachbarte Organe mit einander v er s cli m o 1 z e n *) > so sind dies Fehler der ersten Bildung, welche immer als das Product eines physiologischen Frocesses zu betrachten sind. Man nennt sie B il dun gs fehler (producta physio- loyica anomala). Zu diesen gehören z. B. Zähne, deren Kro- nen nur zur Hälfte emailirt, oder auf irgend eine Weise ver- krümmt sind; Klumpfüsse; zwei mit einander verschmolzene Zähne, oder Finger; das theilweise Verschmolzensein man- cher Zwillinge u. s. w. Jene Organe hingegen, welche in Folge eines patholo- gischen Processes erst nach vollkommener Ausbildung eine Veränderung ihrer Gestalt erlitten haben, oder mit den benach- barten Gebilden eine Verbindung eingegangen sind, werden, im Gegensätze zu den ersteren, Krankheitsüberreste oder E r z e u gn i s s e (residua seu producta pathologica) ge- nannt; zu diesen rechnet man z. B. ein in Folge vorausgegan- gener Verletzungen vernarbtes Antlitz, das Verwachsensein der Wurzeln zweier Zähne nach Entzündung u. s. w. Die Formveränderung jener Organe hingegen, welche im jugendlichen Alter noch nicht vollkommen entwickelt sind, und deren Gestalt durch spätere Ausbildung sich noch verän- dert, und sodann erst zur normalen Vollkommenheit gelangt? wird eine vorschreitende physiologische Um stak tung Cmetamorphosis physioloyica proyrediens) genannt; jene Formveränderung der organischen Gebilde aber, welche im hohen Aller durch rückgängiges Leben herbeigeführt wird, nennt man eine rückschreitende physiologische Um- stal tung (metamorphosis physioloyica reyrediens'). *) Ueber den Unterschied zwischen Verschmolzen- und Ver- wachsen sein siehe Anmerkung 103). 91 Es ist bereits worden, dass der Mensch in Hegel 32 bleibende, und nur 20, diesen vorangehende, Milch- Z;hine besitzt. Diese gewöhnliche Zahl (numerus) wechselt aber sehr häufig; selten jedoch sind mehr, sehr oft aber we- niger, als 32 bleibende Zähne vorhanden. Alle Zähne, welche über die normale Anzahl von 32 sich v°rfinden , sie mögen regelmässig oder unregelmässig gestal- lt sein, in oder ausser der Reihe stehen, werden überzäh- lige Zähne (dentes super numerarii) genannt"). Sind in einer Zalmreihe von 16 Zähnen Ein oder mehrere überzählige eingereiht, so wird dies eine anomale Zahn- ** 6 i h e d u r ch Mehrzahl der Zähne ([series dentium ano- ttlala per plus') genannt; sind aber schon ursprünglich weni- ger als 16 Zähne in einer Zahnreihe vorhanden, so wird dies e,ne anomale Zahnreihe durch Minderzahl der ah ne (series dentium anomala per minus) genannt. 98) Bei manchem Menschen findet man selbst noch in der zweiten Hälfte des mannbaren Alters Einen oder mehrere Mi Ich zähne; diese Riffen jedoch , wenn auch wirklich die bleibenden Zähne vollzählig1 sind, l|'e überzählige, sondern, vom 16. Jahre an, in welchem die meisten Stunden Menschen ihre Zähne schon gewechselt haben, stets nur zu- rückgebliebene Milch - oder Wechselzähne genannt werden; ,,r>d zwar darum, weil sie zu der früher bestandenen Zahl der Milch gehören, und daher ihren früheren Namen auch nicht ändern kön- ,le" 5 und wären sie auch dort wirklich überzählige Milchzähne gewesen S° können sie doch in den Reihen der bleibenden Zähne nicht als solche e*ten. Wenn ferner in Einem Kiefer auch nicht die gehörige Anzahl 0,1 16 Zähnen vorhanden ist, so können dessen ungeachtet doch Ein selbst mehrere überzählige Zähne sich vorfinden. So kann ' h. im Oberkiefer auf jeder Seite ein dritter Zwillingszahn sein , dabei j ,ir die Nasen- und Weisheitszähne fehlen; hier sind also nur 14 Zähne vor- ,,(lcn, und dennoch müssen die dritten Zwillingszähne überzählige ge- lf,,|nt werden. Wenn also von überzähligen Zähnen die Rede ist, so hat llan dabei nie auf die regelmässige Anzahl der gesammten Zähne, sondern 1 auf die normale Zahl der Zahngattung Rücksicht zu nehmen. Dem b * 01§'C werden alle jene Zähne als überzählig betrachtet, welche ent- iib^er ZU ®'nei Zahngattung gehören und die normale Zahl derselben oder welche keiner in der Regel vorkommenden Zalmgat- £ angehören, wie dies der Fall bei den Zapfenzähnen ist. 92 Ist jedoch die gehörige Anzahl von 16 Zähnen in Einem Kiefer vorhanden, steht aber Einer oder mehrere derselben ausser der Reihe, entweder in der kleinen oder grossen Mund- höhle, so wird dies eine anomale Zahnreihe d u r ch Ver- setzung der Zähne (series dentium anomala per aberra- tionem) genannt. Kommen mehrere überzählige Zähne ausser der Zahn- reihe neben einander zu stehen, so wird dies eine doppelte Zahn reihe (series dentium duplex) genannt Die Zahl der Wurzeln einzelner Zähne ist selten grös- ser 10°), wohl aber oft kleiner, als im normalen Zustande* und die geringere Anzahl derselben gründet sich meistens auf das Verschmolzensein der Wurzeln Eines oder mehrerer Mahl- zähne. In Hinsicht der Gestalt Qquoad formam) sind die Zähne des Menschen, nach der bereits angegebenen Bemessung, l» der Regel mittelmässig gross; bei manchem Menschen triff’1 man sie jedoch ausnahmsweise sehr breit, dick oder lang; bei andern aber so schmal, dünn und kurz, dass man sie leicht ") D*e Zähne, welche eine doppelte Reihe bilden, können aus Wech' sei- und bleibenden, oder aus bleibenden Zähnen allein bestehen, i>”r müssen, um eine doppelte Zahnreihe zu bilden, der überzähligen bleibe»' den oder zurückgebliebenen Milchzähne immer wenigstens zwei vor- handen sein, und stets neben einander und gleich vor oder hinter ihre» Vorgängern stehen. So z. B. bilden zwei, drei und vier kleine Meis zähne mit den hinter, oder, was selten der Fall ist, vor denselben stc' henden kleinen Schneidezähnen eine doppelte Zahnreihe. Stehen jedo»1’ die überzähligen Zähne isolirt, einer auf der rechten und einer auf d»’ linken Seite u. s. w., oder wäre ein unterer rechter Schneide - und»’" rechter Kegelzahn doppelt vorhanden, so kann man dies keine dopP»ltt! Zahnreihe, sondern bloss ausser der Reihe stehende, überzä1’' 1 i g e Zähne nennen. 10°) Alle jene Wurzeln der Zähne, welche über die Zahl vorhanden sind, werden Anhangs - oder zufällige Zahnw’u1' zeln ((tppendices seu radices accessoriue) genannt, und zur Aufnah’"0 derselben sind die bereits angeführten zufälligen Zahnze lle" (cellulue accessoriae) bestimmt. ftr Milchzähne halten könnte; bei einigen Menschen findet die Kronen aller Zähne sehr lang, während sie hei andern sehr kurz Vorkommen 101). Auch trifft man die Kronen der Zähne hei einigen Subjec- len ungewöhnlich stark gewölbt; oder sie sind dort, wo sie gewölbt sein sollen, eingefurcht; und da, wo sie Aushöhlun- gen haben sollen, gewölbt. Oft besitzen die Kronen unge- wöhnlich viele Hügel, und sind auf mannigfaltige Weise ver- krümmt und verkrüppelt, so zwar, dass oft der beste Anatom nur dem Platze nach, wo ein solcher Zahn steht, die Gattung der Zähne errathen kann, der er zugehört. Derlei Verkrüpplungen und Verkrümmungen kommen hei den Zahnwurzeln noch viel häufiger vor, als hei den Zahn- kronen. Zähne, w eiche in Hinsicht ihrer Stellung (quoadsiturn) 93 ) Zahne mit sehr langen oder sehr grossen Kronen haben fast "nmer kurze Wurzeln, wogegen man hei Zähnen mit sehr niedrigen fronen meistens sehr lange und starke Wurzeln findet. Es scheint, als hätte die Natur ungewöhnlich grosse und hohe Kronen der Zähne auf Kosten der Grösse ihrer Wurzeln, und umgekehrt ungewöhnlich lange ,Jnd starke Wurzeln auf Kosten der Grösse ihrer Kronen geschaffen. Bei schwächlichen, rhachitischen und zu Brustleiden prädisponirten Menschen findet man gewöhnlich die Kronen der Zähne lang, diinn und Meistens auch sehr weiss, wogegen man bei gesunden, starken und von (1er Natur zu einer langen Lebensdauer bestimmten Menschen die Kronen cler Zähne meistens sehr kurz, dick und gelblichweiss findet. Bei Extractionen sollen die Zähne mit kurzen Kronen besonders be- “chlet werden; denn solche Zähne stehen, ihrer langen und starken Wur- zln wegen, viel fester, und erfordern zu ihrer Entfernung viel mehr Kraft, als Zähne mit langen Kronen, und da überdies noch die kurzen Kronen meistens stark gewölbt und kolbig sind, so ist nicht nur das fassen derselben mit dem Zahninstrumente oft sehr beschwerlich, son- ern es kann auch leicht geschehen, dass dasselbe, bei der geringsten J|le, während der Operation, von diesen abgleitet und neuerdings an- ?esetzt werden muss, welches letztere der dadurch meistens erschreckte atient nicht immer wieder zulässt. Beim Ausziehen von Zähnen mit Uerlei Kronen dürfte es daher rathsam sein, sich stets des Festina lente erinnern. 94 von dem regelmässigen Zustande abweichen, können entwe- der in der kleinen oder grossen Mundhöhle ausser der Reihe stehen 102), oder sie befinden sich in der Reihe, haben aber ihre normalen Plätze mit einander verwechselt. So kommt z. B. der Nasenzahn oft an der Stelle des ersten Zwillingszah- nes, und dieser an der Stelle des Nasenzahnes zum Vorschein, 102) Schon in der Anmerkung 86) habe icli erklärt, dass das zu frühe Ausziehen der Milchzähne sehr häufig Veranlassung zur anomalen Stel- lung und selbst zum gänzlichen Ausbleiben der permanenten Zähne gibt- Die Ursache aber, warum die ausser der lleihe stehenden Zähne viel häufiger an der äussern, als an der innern Wand des Zahnfleisches zum Vorschein kommen, liegt theils in der schiefen, meistens von innen nach aussen gerichteten Lage des Zahnes, während er noch in seiner Zelle eingeschlossen ist, theils auch in der dünnen, zarten, nachgiebigen» und daher dem durchbrechenden Zahne nur wenig Widerstand leistenden; äussern Wand des Alveolus. Ist aber die Zahnkrone vor ihrem Durchbruche schief von aussen nach innen gelagert, so muss sie die innere, stärkere Wand durchbohren; welche ihr, wie natürlich, einen viel grossem Widerstand leistet, den «>e in manchen Fällen gar nicht beseitigen kann. Diese dicke, feste und daher schwer zu durchbohrende Wand ist auch Ursache, warum die Zähne in der grossen Mundhöhle viel später zum Vorscheine kommen, als jene, welche die äussere, dünne Wand durchbrechen haben, und in der kleinen Mundhöhle sich zeigen. Aus diesen Gründen findet man auch die ausser der Reihe kom- menden Nasenzähne z. B., wenn sie ander äussern Wand sich zeige11» gewöhnlich schon bei Kindern von 11 bis 12 Jahren gänzlich durchge- brochen; sind sie aber so gerichtet, dass sie die innere Wand des Zahnfächerbogens durchdringen müssen, so kommen sie meistens erst in ei- nem Alter von 18 bis 20 Jahren, und selbst noch viel später zum Vor- schein ; ja manchmal können sie aus Ursachen, die in der Physiologie näher beleuchtet werden, diese Wand gar nicht durchdringen, und hier hen daher, wie dies auch bei den untern Weisheitszähnen, aus ähnlichen Gründen, oft der Fall ist, entweder das ganze Leben hindurch verbor- gen, oder sie werden, wie ich es in der Anmerkung 86) näher angezeigt habe, im hohen Alter durch gänzliche Resorption des Alveolus ei»1 sichtbar. . s, Aus allen diesem lässt sich nun auch ersehen, dass die Ursache eine anomalen Zahnreihe durch Minderzahl meistens im verhinderten Durch- bruche, und nur selten im wirklichen Mangel einzelner Zähne lugt" 95 so zwar, dass der Nasenzahn zwischen den Zwillingszähnen gelagert ist u. s. w. Bei einigen Menschen stehen die Zähne so dicht an ein- ander, dass einzelne derselben mehr oder weniger aus der Reihe gedrängt sind, und manchmal selbst über einander ste- hen; bei andern sind wieder die Zäbne, besonders die vor- dem, ungewöhnlich weit von einander gestellt. Auch trifft man hei manchen Subjecten einzelne Zäbne, w elche in der Regel ne- ben einander stehen sollten, so w eit von einander gelagert, dass in dem leeren Raume, der sich zwischen denselben vorfindet, füglich noch ein dritter Zahn stehen könnte. Was ferner die anomale Richtung Qdirectio') der Zäbne anbelangt, so können diese entweder halb oder ganz verdreht, oder schief nach aus- oder einwärts, nach vor- oder rückw ärts gerichtet sein. Eine theilweise oder gänzliche Verschmelzung (con- cretio') zw eier Zähne mit einander kommt nur höchst selten vor, Und seltener bei den bleibenden als bei denMilchzähnen103). 103) Der genauen und richtigen Bezeichnung wegen werde ich im Verlaufe dieses Werkes nur jene Zahnhälse und Zahnwurzeln als mit ihren Nachbarn V e r w a cli s e n (collael rndices denlium concrelae) anführen, 'Mehr früher einzeln für sich bestanden haben, und erst durch einen Pathologischen Process mittelst ihrer Wurzeln in eine oberfläch- liche Verbindung getreten sind. Jene Zähne und Zahnwurzeln hingegen, Zn deren einzelnem Bestehen die Natur bloss Keime gelegt hat, die aber schon in ihrer beginnenden Entwicklung, also durch einen phy- siologischen Process in einander übergegangen, und daher schon gänzlich oder theilweise vereinigt zur Welt gekommen sind, werde ich *Um Unterschiede von den ersteren verschmolzeneZähne undZahn- 'vhrzeln (deines et rndices confusi) nennen. Da jedoch in einer Ana- tomie nur von gesunden, in ihrer Struktur und Gestalt durch keinen Pathologischen Process veränderten Organen die Rede sein kann, so Werden hier die verwachsenen Zähne nur anmerkungsweise, und nur die verschmolzenen im Texte angeführt werden. Auch die in der Regel mehrfach getheilten Wurzeln eines einzel- nen Zahnes, wenn sie theilweise oder gänzlich vereinigt sind, werden Erschmolzene Wurzeln genannt, weil diese immer schon in ih- rain Aufkeimen, in Folge eines physiologischen Processes, zur Verei- nigung gekommen sind. Veru .ichsungen der getheilten Wurzeln ei- nes Zahnes kommen nur äusserst selten vor, und können, in Folge 96 Sehr häufig1 findet man Anomalien, welche sich an einem oder dem andern Zahne der Einen Seite kund geben, auch an dem ihm entsprechenden Zahne der andern Seite. Hat z. B. einer von den obern Mahlzähnen stark verkrümmte, oder statt 3, 4 Wurzeln, oder ungewöhnlich viele Hügel an seiner Krone, oder ist der Spiizeckzahn mit dem ihm zunächst stehen- den Meisselzahne verschmolzen, so findet man alles dieses mei- stens auch an denselbenZähnen der entgegengesetzten Seite104)* Ferner lehrt die Erfahrung, dass Unregelmässigkeiten der Zähne nicht nur in Einem, sondern auch in beiden Kiefern zugleich Vorkommen können; häufiger trillt man sie jedoch im Ober- als im Unterkiefer, und viel öfter wieder an den vordem, als an den hintern Zähnen. Ein anomaler Zustand, der alle Zähne beider Zahn- reihen betrifft, ist mir während meiner Praxis nur einmal vorgekommen, worüber das Nähere bei der speciellen Beschrei- bung der anomalen Zahnreiben zu finden ist. Ausserdem ist auch die Glasur der Zähne mehreren Un- regelmässigkeiten unterworfen. Man findet an derselben Flecken von verschiedener Grösse und Farbe, kleine, blinde Löcher, Höcker, Einfurchungen und Unebenheiten. Bei ein- zelnen Menschen trifft man selbst mehr oder weniger grosse Stellen der Zahnkronen ohne Email; so wie man wieder, im eines pathologischen Processes, auch nur dann statt finden, wenn ihrer ganzen Länge nach, oder bloss mit ihren Spitzen sehr nahe a« einander stehen, und die sie trennende Wurzelscheidewand entweder resorbirt worden, oder mit verwachsen ist. Solche Verwachsungen lassen sich aus der oberflächlichen Vereinigungundaus der gelblichen Farbe, welch® man an derVereinigungsstelle der Wurzeln bemerkt, sehr leicht erkennen- iot) wenn ein zahn seiner stark verkrümmten Wurzeln wegen während der Extraction viele Schwierigkeiten verursacht hat, so dürfte es nützlich sein, dem Patienten zu rathen, den ausgezogenen Zahn auf- zubewahren, um ihn bei Gelegenheit der Entfernung desselben Zahne« der andern Seite, welcher, wie oben angedeutet, fast immer ehe*1 so gestaltet ist, dem Arzte zeigen zu können, welcher dadurch vo*1 dem anomalen Zustande des auszuziehenden Zahnes in vorhinein be- lehrt, die Extraction desselben um vieles leichter zu machen im Stand® sein wird. Gegensätze, am Zahnhalse und selbst an den Wurzeln der Zähne hier und da emailirte Stellen findet, die in der Regel "icht emailirt sind. 97 Specielle Beschreibung der anomalen Zähne des Oberkiefers. Grosse Schneidezähne °). Unter allen Zähnen des bienschlichen Körpers sind die obern vier Schneidezähne den '•leisten Anomalien unterworfen; ja man kann sich kaum G|ne Unregelmässigkeit denken, die, wenn auch nur selten, an diesen Organen nicht vorzufinden wäre; denn bald sind bUr die zwei mittleren und gar keine Lateralschneidezähne 'orhanden, in welchem Falle dann die Nasenzähne an der Seite der mittleren grossen Schneidezähne stehen, bald ist bur Ein mittlerer und zwrei seitliche Schneidezähne zuge- gen l05); bald findet man nur auf der Einen, und bald wieder °) Tab. X. Fig. I. f—i. Fig. 5. a—e. 105) Ist die Zahl der Zähne, es mögen Milch- oder bleibende Zähne Sein, geringer, als im normalen Zustande, so muss man sich stets genau überzeugen, ob die verminderte Zahl derselben nicht durch das Aus- ziehen, Ausstossen u. s. w. Eines oder mehrerer dieser Organe worden ist. Dass so mancher bleibende Zahn von Unkundi- gen statt eines Wechselzahnes ausgezogen wird, ist leider nur zu wahr, ""d dürfte nur noch mehr bestätigen, wie nothwendig es ist, die Unter- Scheidungsmerkmale der Zähne genau zu kennen; denn ist z. B. ein mitt- ler grosser Schneidezahn für einen Meisselzahn, oder ist derselbe, weil er schief stand, in der Meinung entfernt worden, die Natur werde ihn ob Jugend des Kindes wieder ersetzen, was, aller Behauptungen unge- acbtet, ich noch niemals beobachtet habe, so ist der Mensch nicht nur "•"es Zahnes beraubt, sondern es ist durch den Umstand, dass der zu- •ückgebliebene grosse Schneidezahn, welcher sich immer mehr in den *(!eren Raum gegen den Lateralschneidezahn der entgegengesetzten Seite b'Uneigt, gerade in die Mitte der Zahnreihe, an die Stelle der Abtheilungs- *"?e zu stehen kommt, auch die Symmetrie der vordem Zähne bedeutend gestört. Ein auf diese Weise entstellter Mund gewährt immer einen """"genehmen Anblick, ohne dass diejenigen, die ihn schauen, oft im ta"de siud, sich zu erklären, worin das Unangenehme der Sache liegt j 98 auf jeder Seite zwei seitliche grosse Schneidezähne, so zwar, dass dann sechs obere Schneidezähne zu treffen sind, von welchen aber meistens Einer oder der andere ausser der Reihe steht. Mittlere grosse Sclmeidezähno habe ich niemals mehr als zwei beobachtet. Ausserdem findet man nicht selten die Kronen dieser Ge- bilde sehr stark gewölbt, und oft, gleich einem Rabenschnabel, von vorne nach rückwärts gebogen; manchmal sind sie wie' der sehr flach, und mitunter selbst in der Mitte ihrer vordem Fläche der Länge nach eingekerbt. Ferner sind die Kronen dieser Zähne bald stark nach vorne, bald wieder stark nach rückwärts gerichtet. Zuweilen ist bloss die Krone des Einen mittleren Schneidezahnes so stark nach vorne, und die des andern so stark nach rückwärts geneigt, dass die untern Schneidezähne zwischen dieselben einbeissen. Manchmal trifft man sie wieder so über einander gelagert, dass sie sich mit ihrer untern Hälfte gleichsam kreu- zen; oder sie sind so gewendet, dass sie sich entweder mit ihren vorderen, gewölbten, oder hinteren, ausgehöhlten Flä- chen begegnen, wobei im ersteren Falle ihre äusseren, in1 letzteren Falle ihre inneren Ränder nach vorne stehen. Bei einigen Menschen findet man bald den einen, bald deU andern von den vier Schneidezähnen ausser der Reihe, ent' weder in der kleinen oder in der grossen Mundhöhle, ja selbst im Gaumen gelagert; auch ist in seltenen Fällen Eioe von den Kronen der mittleren grossen Schneidezähne so nach vor- und aufwärts gebogen, dass sie mit ihrer Wurzel eine*1 beinahe rechten Winkel bildet, und mit ihrer Schneide gleich unterhalb der Nase an die Lippe anstösst, und dieselbe nach vorwärts drückt. Auch ist manchmal Einer von den Schneidezähnen der Bh' nen Seite auffallend grösser, als der ihm entsprechende def im reiferen Alter aber muss es für die, durch dergleichen Missgriffe Fnt stellten, besonders wenn es Damen betrifft, um so unangenehmer weil dieser Entstellung nicht mehr abzuhelfen ist, und sie daher genöthi£tft sind, selbe das ganze Leben hindurch zur Schau zu tragen. andern Seite. Bei einigen Menschen stehen die zwei mittleren Schneidezähne so weit aus einander °), dass sie einen mehr °der weniger grossen leeren Raum zw ischen sich fassen 106)? ,n welchem man hei einigen Subjecten Einen, oder auch zwei ganz unregelmässig gebildete Zähne findet, welche ich, ihrer rUndlichzugespitzten Gestalt wegen, Zapfenzähne p) (den- fes embolifarmes') nenne. Am häufigsten jedoch sind derlei Zähne am Gaumengewölhe hinter den mittleren grossen °) Tab. XIV. Fig. 6. p) Tab. X. Fig. 'i. a—e. Tab. XIV. Fig. 1. Fig. 2. Fig. 4. 106) Die Ursache, warum die mittleren obern Schneidezähne manch- mal so weit von einander stehen, und den oben angeführten Raum zwi- schen sich lassen, liegt theils in der ungewöhnlichen Dicke der beiden Zahnscheidewände, durch welche diese Zähne von einander getrennt wer- den, theils aber auch in der grossen Menge von schwammiger Knochen- substanz, welche diese beiden Wände sowohl, als die beiden Oberkiefer- beine in dieser Gegend verbindet. Auf dieselbe Ursache gründet sich auch der Zwischenraum, welcher bei manchen Menschen zwischen den zwei mittleren Schneidezähnen des Unterkiefers zu finden ist. Auch bei allen Ungewöhnlich weit von einander stehenden Zähnen ist mehr oder weni- ger derselbe Grund anzunehmen, wenn anders die Natur nicht durch zu Weites Auseinandersetzen der Zahnkeime, wie dies bei den Kegelzähnen Manchmal der Fall ist, den Grund zu dergleichen Aberrationen selbst gelegt hat. Aus diesem lässt sich auch ersehen, dass die oft weit von ein- ander stehenden mittleren grossen Schneidezähne, des mehr oder weniger Zwischenknochens wegen, nur auf Kosten ihrer Festigkeit durch Maschinen an einander gebracht werden können. Denn während ihre fronen auf Einer Seite durch die Wirkung solcher Maschinen sich immer '"ehr und mehr nähern, treten ihre Wurzeln auf der andern Seite um so vieles aus ihren Zellen heraus. Auch können sie des angeführten, ano- malen Zwischenknochens wegen bloss an ihrem untersten Theile, mit •hren rechten Winkeln an der Krone, zusammengeneigt, aber nie der tanzen Länge nach einander genähert w erden, daher sie dann auch immer t'lt»e schiefe Stellung bekommen, nie einen angenehmen Anblick gewäh- ren, und da sie sich mit der Zeit stets wieder von einander entfernen, "nd ihre frühere Stellung einnehmen, so ist das Aueinanderbringen so Zähne um so mehr zu missrathen, weil es meistens zwecklos manchmal sogar zweck widrig ist. Schneidezähnen, niemals aber rückwärts an der Seite der Mahlzähne zu finden. Verschmelzungen unter den bleibenden Schneidezäh- nen °) habe ich während meiner Praxis nur bei drei Per- sonen gesehen, und zwar niemals die zwei mittleren mit einander, sondern immer den rechten oder linken mittleren mit dem ihm zunächst stehenden Lateralschneidezahne, und zwar immer Krone und Wurzel der ganzen Länge nach, bei welchen eine seichte Längeneinfurchung stets die Stelle an- zeigte, wo die Zahnkeime in Verbindung getreten sind 107). o) Tab. X. Fig 5. b. 107) Eck- und Kegelzähne, welche mit Einem und selbst mH beiden der ihnen zunächst stehenden Nachbarn verschmolzen sein sollen, sind mir noch niemals vorgekommen. Wie aber die Kronen von 2 oder selbst3Mahlzähnen zusammen verschmolzen sein können, wie man de- ren in einigen Museen Deutschlands aufbewahrt wissen will, ist mir nur in so ferne begreiflich, in wie ferne ein Mahlzahn mit einem zweiten und selbst dritten überzähligen Mahlzahne, zu deren Entwicklung die Natur gleichzeitig die Keime gelegt haben müsste, in Verbindung getreten ist. Wie könnte z. 11. der erste Mahlzahn, der gewöhnlich schon im 6- Lebensjahre des Kindes durchgebrochen ist, mit dem zweiten Mahlzahne zusammenschmelzen, der erst im 12. Jahre, also um 6 Jahre später zun' Vorschein kommt; und wie könnte man sich erst eine Verschmelzung' des zweiten Mahlzahnes mit dem dritten Mahl- oder Weisheitszahne denken, da dieser meistens erst um 12 Jahre später als jener, also um Jahre später als der erste Mahlzahn den Zahnfächer durchbricht? Bei den Schneidezähnen ist das Verschmelzen des einen mit dem andern eben so leicht möglich, als begreiflich, da die Natur die Keime zu ihrer E»t' stehung zu gleicher Zeit gelegt, und sie auch meistens in der Zwischen- zeit von 6—10 Monaten alle 4 zum Vorschein kommen, und aus densel- ben Gründen kann auch das gänzliche Zusammenschmelzen eines Eck- oder Kegelzahnes mit einem seiner Nachbarzähne nicht in Abrede gestefl werden. Die Möglichkeit aber, dass zwei und selbst drei von diesen Zähnen bloss an ihren Kronen verschmolzen seien, wie dies in elnigel1 zahnärztlichen Schriften behauptet wird, ist nur dann erklärbar, wen11 die Natur für die Keime dieser Zähne eine gemeinschaftliche Hauptzelle ge schaffen, in welcher ihre Kronen, bevor sie emailirt sind, auch leicht zusam inenschmelzen, und sodann mit einer gemeinschaftlichen Krone zuin Vor 101 Die Wurzeln dieser Zähne, welche niemals gedoppelt, und nur selten gekrümmt Vorkommen, sind manchmal mit einer kleinen Anhangswurzel °) Qappendix) versehen, und die der uiittleren grossen Schneidezähne in seltenen Fällen rückwärts ihrer ganzen Länge nach so eingefurcht, dass sie gleichsam Wie gespalten aussehen p). Nasen zähne t). Nur äusserst selten sind mehr als zwei Nasenzähne vorhanden 108); häutiger jedoch bloss Einer, und hei einigen Menschen trifft man gar keinen. Manchmal findet man die Kronen dieser Zähne so lang Und zugespitzt, dass sie 1—2 Linien über ihre Nachbarzähne hervorragen, wesswegen man sie auch mit den Fangzähnen der llaubthiere vergleicht; oder sie haben hei gewöhnlicher o) Tab. X. Fig. i. f. p) Tab. X. Fig. 4. g. q) Tab XI. Fig. 1. a — g, schein kommen können. Hier wird also statt der sie trennenden Zahn- bur eine Wujrz e ls ch ei d ewan d zugegen sein. Würde man jedoch der Ansicht sein, dass jeder dieser bloss an den Kronen verschmolzenen Zähne seine eigene Hauptzelle haben müsse, wie könnte man der, wenn auch zu dieser Zeit noch nicht ganz ausgebildeten, die Zahnkeime jedoch immer trennenden Zahnscheidewände wegen eine Verschmelzung der Kro- nen sich möglich denken? Hier müssten also die bereits vollkommen emai- lirten Kronen erst nach ihrem Durchbruche in Verbindung getreten sein; hnd wer so etwas behaupten wollte, der dürfte (laut Anmerkung U5J 'vohl nicht viele Physiologen finden, die es der Mühe werth hielten, der- gleichen Ansichten zu widerlegen. 1(,s) Eine Mehrzahl von Aasenzähnen ganz besonderer Art habe ich bei einer jungen Frau beobachtet. Nachdem ich ihr den erkrankten, aber normal geformten und gestellten Nasenzahn der rechten Seite entfernt hatte, kam nach drei Monaten oberhalb der Zahnlücke an der äussern Martine des Zahnfleisches ein kleines Knöchelchen zum Vorscheine, wel- kes nach der Entfernung in der Grösse eines Heiskornes ganz die Ge- stalt des Nasenzahnes mit förmlich emailirter Krone zeigte. In einigen Monaten darauf kam ein zweites von ähnlicher Gestalt und Grösse, und *'ach dessen Entfernung endlich auch ein drittes zum Vorschein, so ('ass ich dieser Frau binnen Einem Jahre vier Nasenzähne genommen habe, unter welchen 8 als förmliche Zwerge unter den Nasenzähnen Gentes nasales nani) zu betrachten sind, und welche ich in meiner Samm- Ifing auf bewahrt habe. (Siehe: Tab. XI. Fig. 1. a. a. 102 Länge ihrer Kronen so ungemein lange Wurzeln, dass man die Spitze derselben tief in der Basis des Nasenfortsatzes einge- pflanzt findet. Auch trifft man oft Nasenzähne von unffewöhnlicherKürze und Dicke, deren Kronen von aussen und innen gleich stark gewölbt sind. In seltenen Fällen kommen diese Zähne so klein, kurz und mit so flachen Kronen vor, dass sie leicht für seitliche grosse Schneidezähne gelten könnten. Hinsichtlich der Stellung findet man sehr oft den Einen oder den andern, oder beide zugleich ausser der Reihe ste- hend, entweder nach vorne über dem seitlichen Schneide- und ersten Zwillingszahne °) , oder, jedoch viel seltener, hinter diesen Zähnen gegen den Gaumen gelagert 109), oder es steht o) Tab. XIV. Fig. 12. 109j Die Nasen- und selbst alle andern Gattungen Zähne, wenn sie ausser der Reihe an der äussern Wand des Zahnfleisches zum Vor- schein gekommen sind, stehen bei weitem nicht so fest, als wenn sie i n der Reihe ständen. Denn, da sie die äussere Wand des Zahnfächerbogens, die ohnedies die dünnere und schwächere ist, durchbrochen haben, so sind sie schon dadurch eines Theiles ihrer Stütze beraubt; andererseits ist selbst die nicht durchbrochene äussere Wand durch die bei solchen Zähnen ungewöhnlich stark nach aussen stehende Wurzel so ausgedehnt und dünn, dass auch diese der Wurzel bei weitem nicht mehr jene Be- festigung gewährt, als dies bei Zähnen der Fall ist, die in der Reihe stehen , und bei welchen die Zellenwand ihre natürliche Länge und Dicke hat. Wenn also wegen Mangel an Raum ein Zahn genommen werden muss, so dürfte schon dieser Grund allein hinreichen, immer den ausser der Reihe stehenden zu entfernen, wenn es anders keinen oberu Schnei' dezahn betrifft, durch dessen Entfernung die zu sehr in die Auge*1 fällende, symmetrische Stellung der vier Schneidezähne gestört würde, und wenn ausserdem kein kranker oder sonst verkrüppelter Zahn in seiner Nachbarschaft ist, welcher dann ausnahmsweise statt diesem zu nehmen wäre. Ausser diesem osteologisclien Grunde dürfte auch noch der Umstand für das Ausziehen der ausser der Reihe stehenden Zähne sprechen, dass durch die Entfernung derselben die, durch ihre Stellung erzeugte, Defoi' mität des Mundes immer sicher und gleich gehoben wird. Würde man 103 Kiner derselben in der normalen Zahnreihe, hal aber seinen Platz gewechselt, und befindet sich entweder zwischen dein aber einen Zahn, der in der Reihe steht, nehmen, um dem ausser der Eeihe stehenden Platz zu machen, so bleibt es immer noch eine Frage, °b der ausser der Reihe stehende Zahn sich auch wirklich in die Reihe stellen wird, und ob man nicht durch Maschinen u. dgl. dies erst bewerk- stelligen müsse, was nicht immer gelingt, sehr umständlich und für Dürf- tige auch zu kostspielig ist. Nebst allem dem dürfte die Entfernung ausser der Reihe stehender Zähne nicht bloss der gefälligen Form des Mundes, sondern auch der Erhaltung der gesunden, nebenstehenden Zähne wegen anzurathen sein. Denn zwischen allen übereinanderstehenden Zähnen können sich (wie ich es in der Anmerkung 96) bereits näher angegeben habe) aller Reinlichkeit Ungeachtet Speisenreste aufhalten, welche mit der Zeit scharf werden, Und die so gestellten Zähne dort, wo sie mit ihren Flächen an und über einander stehen, erodiren und zerstören. Eltern und Erzieher, welche *ur Beseitigung eines ausser der Reihe stehenden Zahnes, der nie nützt, "'ohl aber immer entstellt, ihre Einwilligung nicht gegeben haben, sehen dann leider erst durch die Erkrankung dieses und selbst der benachbarten Zähne ein, wie Unrecht sie hatten, den Rath eines rationellen Heilkünst- lers nicht befolgt zu haben. Die Zähne, zu deren Entfernung die Eltern selbst noch in der neuern Zeit oft ihre Einwilligung verweigern, sind meistens die bis gegenwärtig Unter dem Namen „Au gen zäh ne” bekannten Nasenzähne,! weil Uian, wie ich bereits in der Anmerkung 32) erwähnte, glaubt, die Ex- traction dieses Zahnes sei für das Auge gefahrbringend, und könne selbst den gänzlichen Verlust desselben nach sich ziehen. Da aber, wie schon erklärt, der in Rede stehende Zahn in gar keiner Verbindung mit dem Auge steht, so ist die Ursache der üblen Ereignisse, die sich zuweilen uach der Entfernung desselben einstellen, niemals im Zahne, sondern •ueistens in der unrichtigen Wah 1 des Instrumentes, das man zur Extraction benützte, zu suchen. Denn wählt man ein Instrument, mit wel- chem der Nasenzahn gestürzt werden muss, und welches somit während der Operation seinen Stützpunkt oberhalb des Nasenzahnes gerade auf den Verästlungen des untern Augenhöhlennerven nimmt, so werden da- durch, wie natürlich, nicht nur die dem Auge nahe liegenden Parthien bedeutend gereizt und gequetscht, sondern es wird auch nicht selten die Uussere Wand des Zahnfächers gebrochen, woraus dann alle jene üblen Eolgen entstehen, welche man bis auf die neuere Zeit meistens in einer nuhen Verbindung des Nasenzahnes mit dem Auge suchte. mittleren und seitlichen Schneidezahne, oder zwischen den Zwillingszähnen °); bei beiden Nasenzähnen zugleich findet jedoch eine solche Platzveränderung nur äusserst selten statt. Zwillingszähne p). Selten sind der Zwillingszähne mehr, und eben so selten weniger als zwei vorhanden, und wenn einer von denselben fehlt, so ist es fast immer der zweite 110). o) Tab. XIV. Fig. 4, p) Tab. XI. Fig. 2. e—i. Fig. 3. a—d. no) Die Ursache, warum der zweite Zwillingszahn zuweilen gänz- lich ausbleibt, oder nur zum Tlieii zum Vorschein kommt, liegt grössten- theils in dem zu frühen Ausziehen seines Vorgängers, nämlich des zwei- ten Backenzahnes; denn, wird dieser schon in der ersten Hälfte des kind- lichen Alters entfernt, so schliessen sich seine Zellenwände, und der erst im elften Jahre des Kindes kommende zweite Zwillingszahn kann diese nicht mehr durchbrechen (siehe: Anmerkung 86), oder es nimmt der schon zwischen dem 6. und 7. Lebensjahre erscheinende i. Mahlzahn den gröss- ten Theil jenes leeren Raumes ein, in welchem der 2. Backenzahn ge- standen, und welcher für den 2. Zwillingszahn bestimmt war. Dieser kann dann entweder gar nicht zum Vorschein kommen, oder er erhebt sich nur zum Theil über das Zahnfleisch, und bleibt mit seiner Krone das ganze Leben hindurch zwischen dem Halse des 1. Zwillings- und 1. Mahl- zahnes, als kaum zur Hälfte geboren, eingekeilt. Ein solcher Zahn kann seiner Niedrigkeit wegen mit der Kaufläclie des ihm entgegenstehenden Kegelzahnes in keine Berührung kommen, und daher zur Mastication nichts beitragen. Um einem solchen Uebelstande vorzubeugen, soll der 2. Backenzahn sowohl im Ober- als Unterkiefer nach Möglichkeit so lange erhalten werden, bis der erste Mahlzahn durchgebrochen ist und seine gehörige Höhe erreicht hat. Auch soll mit der Entfernung der Ba- ckenzähne überhaupt nur dann begonnen werden, wenn es die grösste Nothwendigkeit erheischt; denn, wird bei Kindern mit der Extraction der starken, mit 2 und 3 Wurzeln versehenen Backenzähne der Anfang ge- macht, so werden sie durch einen derlei schmerzhaften Eingriff für künf- tige Operationen abgeschreckt. Beginnt man jedoch mit der Entfernung der Meisseizähne, deren Extraction viel leichter, und wenige1' schmerzhaft ist, so wird das Kind nach und nach mit diesen Leiden ver- traut, und da es mit der Zeit auch vernünftiger und körperlich stärker wird, so bequemt sich dann dasselbe, wie es die Erfahrung täglich lehrt, auch viel leichter zum Ausziehen der Backenzähne. Manchmal stellt einer von ihnen ganz verkehrt und etwas ausserhalb der Zahnreihe, so zwar, dass seine Hügel nach vor- ünd rückwärts, seine Flächen nach aus-und einw ärts zu stehen kommen. Zwischen den Mahlzähnen habe ich noch nie einen , und äusserst selten den Nasenzahn zwischen den Zwillingszähnen eingepflauzt gesehen. Ihre Kronen sind nur in wenigen Fällen anomal gebildet, rtire Wurzeln aber so häufig den Anomalien unterworfen, dass sie beinahe eben so oft unregelmässig, als regelmässig geformt Vorkommen; denn, bald haben sie nur Eine Wurzel, Welche an ihrer Spitze manchmal in zwei kleine Zacken ge- lheilt ist, bald sind der Wurzeln zwei vorhanden, welche entweder nahe an einander oder sehr weit von einander stehen, ja man findet diese Gebilde manchmal selbst mit drei Wurzeln versehen, welche im kleineren Formate so geformt and gestellt sind, w7ie die Wurzeln der obern Mahlzähne, nur Ufit dem Unterschiede, dass die drei Wurzeln eines Zwillings- *alines immer sehr nabe an einander, und die eines Mahlzahnes Meistens sehr weit von einander stehen. Ausnahmsweise findet man die Wurzeln dieser Zähne so lang, dass die Spitzen derselben bis in das Antrum Highmori dringen, und dort kleine Hügel bilden. Haben sie aber nur e,ne einfache Wurzel, so trifft man diese manchmal schlan- £enförmig gekrümmt, oder sie ist gerade, und hat an ihrer Spitze einen von vor- nach rückwärts geneigten Haken, oder slatt diesem ein mehr oder weniger grosses, erbsenähnliches knöpfchen 11X). 105 lu) Knöpfe, welche an den Spitzen der Zahnwurzeln Vorkommen, lr,det man selten bei den Zwillings-, öfter bei den Mahl-, am häufig- ‘slen jedoch bei den Kegelzähnen. Ihr Vorhandensein lässt sich jedoch tlUl' während der Extraction solcher Zähne daraus entnehmen, dass man S|e> wenn anders ihre Kronen nicht schon früher durch einen zu vehe- menten Eingriff gebrochen worden sind, nach allen Richtungen in ihrer ei>'veiterten Zelle bewegen, aber nicht vollends entfernen kann, und wenn a|-ient und Operateur die Geduld nicht verlieren, so wird letzteres ,,rch ein langes Hin- und Herbewegen des Zahnes fast immer gelingen; enn die oberhalb des Knopfes engere Zahnzelle wird dadurch erweitert, 106 Obere Mahl zäh ne •). Die Kronen der ersten zwei Mahlzähne, besonders aber die des zweiten, sind manchmal gänzlich verschoben und gleichsam plattgedrückt. Ganz ausser der Reihe stehen die ersten zwei Mahlzähne fast nie, wohl aber findet man nicht selten den dritten oder Weisheits- zahn so schief nach aussen gestellt, dass er mit der Mahl- fläche gegen die Backe steht 112); oder er befindet sich, je- doch nur äusserst selten, in einer so wagrechten Lage p), dass die Spitze seiner Wurzel nach vorne, seine Krone aber nach rückwärts gerichtet ist, und mit ihren Hügeln an den Gau- menflügel des Keilbeins sich anlehnt n3). o) Tab. XI. Fig. 4. a-e. Fig. 5. a-e. Tab. XII. F. 1—5. p) Tab. XlV. Fig. A. der Blutzufluss vermehrt und somit auch das Gelingen der Operation meistens möglich gemacht. Ist aber ein Haken an der Spitze der Wurzel vorhanden, so kann der (versteht sich nur mit Einer Wurzel begabte) Zahn, besonders wenn er frei steht, nach aus-, ein- und rück-, nur nicht nach vorwärts bewegt werden, weil dies der nach rückwärts geneigte Haken nicht ge- stattet. Solche Zähne können daher nur durch das Rückwärtsstürzen ausgehakt und entfernt werden. Haben jedoch die Zwillingszähne, wie oben angegeben, zwei weit von einander stehende Wurzeln, so kann die Zahnzelle an ihrem Ausgange nie so stark erweitert werden, um diesen einen freien Ausgang zu gestatten. Unter solchen Umständen wird es leicht begreiflich sein* dass, besonders im vorgerückten Alter, bei der Entfernung eines Zahnes mit so gestellten Wurzeln entweder eine von diesen, oder eine der freie*1 Zellenwände brechen müsse. 112) Die Spitzen der Kronen der nach aussen schief stehenden Weis* heitszähne, machen die Backe oft so wund, und verursachen mit der Zeit nicht selten aucli so grosse Löcher in derselben, dass man, um diese heilen, oft genöthiget ist, diese Zähne, als die veranlassende und stets fortwirkende Ursache solcher Uebel, zu entfernen. 113) So gelagerte Weisheitszähne müssen immer, wie leicht begreif" lieh, die hintere Zellenwand durchbrechen, und sind daher in de* Mundhöhle nicht sichtbar. Da sie aber bei ihrem anomalen Durchbruche nach rückwärts auch das wulstig-schwammige Ende des Zahnfächerbo- gens vom Oberkiefer zu durchbrechen haben, so verursachen sie, ob des grossem Widerstandes, den sie da finden, auch einen bedeutenden und 107 Manchmal zeigt sich an der innern Wand der Mahlzähne, besonders an jener des ersten ein emailirter Ansatzhü- §el °) (tuberculits anomalus'), welcher mit seiner Basis nahe an dein Halse des Zahnes entspringt, und mit seiner Spitze etwas erUfernt von derKrone frei in die grosse Mundhöhle steht m). Die Wurzeln der Mahlzähne sind sehr vielen und man- nigfaltigen Anomalien unterworfen. In Hinsicht der Zahl findet nian selten mehr als drei Wurzeln an Einem dieser Zähne; ®ind aber deren vier vorhanden, so haben diese meistens einen Schwächern Körper, und es stehen dann immer zwei nach Wissen, von denen die vordere die grössere ist, und zwei °) Tab. XI. Fig. 4. e. Tab. XIV. Fig. 4. °ft lau je anhaltenden Reiz, der nicht selten Entzündung, Eiterung u. dgl. tTebel zur Folge hat. Wenn daher länger anhaltende Entzündungen, Ge- schwüre u. dgl. in dieser Gegend sich vorfinden , von deren Dasein keine Ursachen auszumitteln sind, so dürfte es rathsam sein, zu 8cheu, ob der Weisheilszahn an der kranken Seite nicht fehlt, und ob c>‘ nicht verborgen und wagrecht gelagert ist. Wäre dies der Fall, so Nässte er dann, als die nächste Ursache dieser Uebel, bald möglichst entfernt werden. lli) Da ein solcher Ansatzhügel immer dort entspringt, wo die Krone hiit dem Zahnhalse sich vereiniget, und seine Spitze auch immer niederer steht, als die Spitzen der vier Haupthügel, so kommt diese, wie begreif- lich, bei dem Durchbruche des Zahnes erst dann zum Vorschein, wenn die vier Haupthügel schon längere Zeit das Zahnfleisch durchbrochen haben. Aus dieser Ursache werden auch manche Eltern und Erzieher ver- leitet, zu glauben, es sei dies ein zweiter, üb er z äh liger Zahn, wel- cher aus dem Gaumen hervorkommt. Sie berathen sich daher meistens "'it Kunstverständigen, in der Meinung, es müsse dieser, ausser der Reihe Gehende, überzählige Zahn, der die Zunge leicht verletzen und die Sprache beeinträchtigen könnte, entfernt werden; und da manchmal auch Wirklich ausser der Reihe stehende Zähne am Gaumengewölbe erschei- nen, so muss bei dem Durchbruche derselben, wo oft nur die Spitze eines Hügels zu sehen ist, genau untersucht werden, ob es die Spitze (les angeführten Ansatzhügels vom Mahlzahne, oder ob es die Spitze e,,1es ausser der Reihe kommenden wirklichen Zahnes ist, um ein Urtheil zu können, dessen Richtigkeit durch den gänzlichen Durchbruch dieser Gebilde bestätigt werden muss. 108 nach innen, welche an Grösse sich ziemlich gleich und mei- stens rundlich sind. Ist aber gar eine f ii n f t e Wurzel vorhanden, so steht diese fast immer an der hintern Seite, und da sie stets die kleinste ist, wird sie auch bloss als Anhangs Wur- zel betrachtet. Manchmal sind die Wurzeln der Mahlzähne sehr stark, lang, und weit von einander, manchmal wieder sehr klein? kurz, und nahe an einander stehend. Bald sind wieder alle mannigfaltig verkrümmt, und entweder ihrer ganzen Länge nach, oder bloss kreuzweise mit einander verschmolzen. Zuweilen findet man die drei Wurzeln eines obern Mahl- zahnes, den drei Zacken einer Gabel gleich, in einer Ileilie von aussen nach innen gelagert. In einigen Fällen trifft man an der Spitze der runden Wurzel entweder einen Knoten °)> oder sie ist mit der Spitze der vordem oder hintern äussern Wurzel, oder mit den Spitzen beider äussern Wurzeln zugleich so vereinigt, dass zwischen diesen Wurzeln, je nachdem sic mehr oder weniger gekrümmt sind, entweder eine längliche oder ringförmige Oeffnung zurückbleibt p), welche stets durch die Wurzelscheidewand der Filialzellen ausgefüllt ist 11S). °) Tab. XI. Fig. 4. d. p) Tab. XII. Fig. 2. c. 115) Die Scheidewand, welche den leeren Raum, der sich zwische" den, an der Spitze verschmolzenen, Wurzeln befindet, und daher rings umher geschlossen ist, ausfüllt, macht das Ausziehen solcher Zähne, eben so wie die bereits angeführten Knöpfe und Haken der Wurzel"’ immer sehr beschwerlich, und wenn während der Operation nicht Ei"e der beiden Wurzeln, oder die, ihren Zwischenraum ausfüllende, Scheid0' wand bricht, selbst unmöglich. Hieraus ist nun auch zu ersehen, dass die Schuld einer oft lange dauernden Operation, oder des Bruches einer Zahn' wurzel, oder der Alveolar- und Scheidewände, welche so oft dem Op"' rateur zugeschrieben wird, meistens in einer derlei anomalen Bil' düng der Zahnwurzeln, und in den darnach construirten Zellel1 des Zahnfächerbogens liegt. Wenn nun bei der Extraction ei*ieS Zahnes mit so gestalteten Wurzeln ein mehr oder weniger grosses Stück Scheidewand mit entfernt wird, w as Unkundige so oft als Bruch des Kiefers erklären, oder eine von seinen Wurzeln abgebrochen, und "" Kiefer zurückgeblieben ist, und der Kranke aus dieser Ursache eine" 109 In einigen Fällen findet man die drei Wurzeln der Mahl- 2ähne in einen abgerundeten Klumpen verschmolzen, in dessen Glitte sich manchmal eine Art Nische zeigt. Der dritte Mahl- oder Weisheitszahn ist aus ver- miedenen Ursachen, von welchen Eine bereits angeführt "rurde, oft nicht vorhanden, oder es sind, jedoch nur äusserst SeIten, auf der Einen oder der andern Seite wohl gar zwei zu treffen, von welchen der überzählige stets viel kleiner ist, meistens nur Eine Wurzel und bloss drei Hügel an seiner Krone besitzt. Ausserdem steht er last immer Busser der Reihe, und ist meistens in der kleinen Mundhöhle än der äussern Wand des Zahnfleisches zu treffen. In den leisten Fällen sind die Kronen der überzähligen Weisheits- Sahne nicht viel grösser als eine Erbse, und da sie meistens kleine und kurze Wurzeln haben, so stehen sie auch nicht fest und sind daher auch leicht auszuziehen. Specielle Beschreibung der anomalen Zähne des Unterkiefers. Kleine Schneidezähne °). Sehr häufig- findet man diese Zähne entweder über einander gelagert, oder einzelne derselben ganz ausser der Reihe, oder so verkehrt gestellt, °) Tab. X. Fig. 5. f—i. ''t*<3ern Sachverständigen consultirt, so wird man von dem in diesem *Vhe eingeweihten und rechtlichen Arzte oder Operateur, welcher oft dem Rucken desjenigen gerufen wird, der einen solchen Zahn aus- ?ez0g.en wohl mit vollem Rechte erwarten können, dass er den, der ,,r,ter so bewandten Umständen die Operation gemacht hat, vertheidige. collegialische Vertheidigung würde selbst dann ehrenvoll für ihn Sßin, wenn sein Vorgänger auch wirklich gefehlt hätte. Das Schmähen '*l>er die Handlungsweise eines Amtsgenossen schadet, besonders in den der Gebildeten, meistens nur dem Schmäher selbst, während ein c°Uegialisches Zusammenhalten nicht nur für jeden einzelnen Heilkünst- *ep> sondern auch für die in der neuern Zeit ohnedies so vielseitig ver- "nglimpfte Würde des Arztes im Allgemeinen gewiss nur heilbringend Sein wird. 110 dass sie mit ihren vordem Flächen an einander und mit ihren Rändern nach vor- und rückwärts stehen. Fünf untere Schnei- dezähne habe ich schon öfter, nie aber mehr getroffen. In seltenen Fällen ragt der Zahnhals einzelner Schneide- zähne Eine Linie weit nach rückwärts vor, bildet meistens einen rechtwinkligen Höcker, und dieses breiten Höckers wegen ist auch die ganze Wurzel eines solchen Zahnes viel breiter, als gewöhnlich °). Bei andern kleinen Schneidezähnen findet man die Wurzel ihrer ganzen Länge nach wagrecht gelagert, und die mit ihr unter einem rechten Winkel verbundene Krone senkrecht ge' stellt. Höcker, Auswüchse und kleine Löcher kommen an den Kronen der untern Schneidezähne nur äusserst selten vor. Ihre Wurzeln sind fast immer einfach, und nur in seltenen Fällen gekrümmt; kleine Ansatzwurzeln und Haken lindet man an denselben nur sehr selten, Knöpfe aber nie. Eckzähne p). Mehr als zwei Eckzähne habe ich noch niemals gefunden, häufig- aber nur Einen, und initunler auch gar keinen. Unter allen Zähnen des Unterkiefers stehen diß Eckzähne am häufigsten ausser der Reihe 116). o) Tab. X. Fig. 5. h. p) Tab. XI. Fig. 1. h. i. Fig. 2. a—d. 116) Die Ursache, warum der Nasen- und Eck zahn unter alle11 Zähnen am häufigsten ausser der Reihe zum Vorschein kommt, liegt darh'> weil er bei seinem Durchbruche, nebst dem zweiten Kegelzahne, del einzige ist, welcher sich zwischen zwei bereits vorhandenen Zähnen ei"' drängen muss. Ist nun der für ihn bestimmte Zwischenraum del11 Querdurchmesser der Dicke seiner Krone nicht entsprechend, so i«"sS er, was sehr oft der Fall ist, sich einen andern Weg bahnen, undkonu"1 auf diese Weise ausser der Reihe zu stehen. Der zweite Kegelzahn m"s sich zwar auch immer zwischen dem ersten Kegel- und ersten Mahlzah"e den Weg bahnen, da er aber nicht so kolbig, wie der Nasenzahn, "n der Alveolus nach rückwärts viel weiter ist, so hat er wenigere Hin gen Mädchen eine höchst merkwürdige Zahnbildung gesehen. Statt der Schneide-, Eck-, Nasen-, Zwillings- und Kegelzähne hatte sie durchaus runde, grossen Erbsen ähnliche, mit einem schön weissen, jedoch glanzlosen Email überzogene Knochen. Nur an den Stellen, wo sich die obere mit der untern Reihe berührte, waren sie etwas plattgedrückt, und hatten somit eine grosse Aelinlichkeit mit den Zähnen des Seewolfes (Anarhichas lupus). m) Da zuweilen die ganze untere Zahnreihe mit einer sandigen Masse (Zahnstein, früher Weinstein genannt) so überzogen ist, dass sie gleichsam nur Eine Wand zu bilden scheint, so hat dies schon manche in der Kunst Uneingeweihte zu glauben verleitet, es seien alle Zähne in Ein Knochenstück zusammengewachsen. Wird jedoch bei solchen Menschen, deren mir schon einige in obbenannter Meinung als besonder« seltene Exemplare zugeführt wurden, mit dem Zahnsteinmesserein Ein' schnitt gemacht, so springt meistens ein grosser Theil derselben hinweg» und durch das hierauf erfolgte Erscheinen der natürlich gestellten und isolirten Zähne ist auch das Räthsel gelöst. 125) Da mir noch nie ein Zahn vorgekommen ist, dessen Wurzd11 mit den Zahnfächerwänden verwachsen waren, so wird man es natfirÜ^1 finden, dass ich aller Behauptungen ungeachtet an dem Bestehen solche1" Zähne zweifle; und, wenn ich die Möglichkeit einer Verwachsu«£ der Zahnwurzeln mit dem Alveolus ganz in Abrede stelle» s° glaube ich, dass folgende auf Theorie und Beobachtung sich stützende Gründe meine Ansicht rechtfertigen dürften. Die Erfahrung lehrt, dass nur jene Knochen in Folge eines pathol0' gischen Processes zusammenwachsen, deren Verbindungsflächen v0,‘ gleicher Textur sind. Dem zu Folge können zwei mit Beinha1*1 überzogene Knochen durch adhäsive Entzündung; zwei an ihren End' so wie solche, denen die Natur gar keine Zähne gegeben 117 theilen überknorpelte Knochen durch Ausschwitzung einer sie verbinden- den Materie, wie dies bei Anchylosen der Pall ist, zusammenwachsen; lind ebenso können die beiden Bruchflächen eines frisch gebrochenen Knochens durch die Dazwischenkunft von Callus in eine abermalige Ver- bindung treten. Bringt man jedoch einen mit Beinhaut überzogenen Knochen mit der Bruchfläche eines andern in Berührung, so werden diese der ungleichen Textur ihrer Berührungsflächen wegen keine Verwachsung mit einander eingehen, es müsste nur sein, dass die Beinhaut durch Reibung, Druck u. s. vv. sich entzündet und zerstört, wodurch dann wieder die Mög- lichkeit einer Verwachsung gegeben ist. Da aber die Zahnzellenwände, wie ich es bereits erklärt habe, weder mit dem Periosteum, noch mit irgend einer andern Haut ausgekleidet sind, so können auch die Zahnwurzeln, als mit einer eigenen Haut umklei- det, ihrer ungleichen Textur wegen, mit den Zellenwänden keine Ver- wachsung eingehen , und würde auch die Zahnwurzelhaut durch einen pathologischen Process zerstört, so sind ja die Zähne, wie es bereits angegeben wurde, eigene, von allen übrigen Knochen ganz ver- schiedene Körper, und können daher auch aus dieser zweiten Ur- sache mit den Zahnfächerwänden nicht verwachsen. Wäre ferner die Möglichkeit einer Verwachsung der Zahnwurzeln mit dem Alveolus gegeben, so würden die vielen Entzündungen, von de- nen die Mundparthien, und mitunter auch die Zahnwurzelhäute häufig er- griffen werden, doch eine hinreichende Veranlassung zur Verwachsung dieser Gebilde sein; was hier um so leichter geschehen könnte, da die Zahnfächerwände in beständiger Berührung mit den Zahnwurzeln stehen; nnd dennoch ist mir eine solche Verwachsung noch niemals vorgekom- •nen, wohl aber habe ich öfter in Folge eines pathologischen Processes zwei neben einander stehende Zähne mittelst ihrer Wurzeln verwachsen gefunden. Diese standen doch früher in keiner unmittelbaren Berührung ’md konnten also erst nach Zerstörung der zwischen denselben früher bestandenen Zahnscheidewand sich nähern, und ihrer gleichen Tex- l’hr w7egen eine solche Verbindung eingehen. Fernerlassen sich auch jene Knochenstücke, welche zuweilen nach an den ausgezogenen Zähnen noch festsitzen, und oft als verwachsen mit den Zahnwurzeln erklärt werden, nach einer Maceration in lauem Wasser sehr leicht von denselben tren- ; und wollte man wirklich eine solche partielle Verwachsung anneh- warum muss denn gerade immer diejenige Zellenwand brechen, 118 hätte, sind mir noch nie vorgekommen I26). und mit den Zahnwurzeln in Verbindung bleiben, gegen welche der Zahn gestürzt wird, warum denn nie die entgegengesetzte, die sich während der Operation von den Zahnwurzeln immer loslöst, und niemals bricht? Auch müssten nach dem Gebrauche der Frictionscur, wo nach ein- getretenem Ptyalismus alle Zähne vacilliren, die verwachsenen Zähne fest und unbeweglich stehen. Da ich aber schon unzähligemale unter solchen Umständen derlei Zähne gebunden habe, um bis zur voll- endeten Mercurialcur das Ausfallen derselben zu verhüten, ich aber auch bei dieser Gelegenheit noch nie einen Zahn so festsitzend gefun- den habe, um auf dessen Verwachsensein mit dem Kiefer schliessen zu können, so konnte ich auch hier für dergleichen Behauptungen keinen Anhaltspunkt finden. Aus allen diesem lässt sich ersehen, dass die weise Natur die Zahn- wurzeln schon darum ganz eigen construirt hat, um bei den vielen veranlassenden Ursachen das Verwachsen derselben mit den Zellenwän- den zu verhüten, hätte sie das nicht gethan, wie wenige Menschen würde es geben, die bei den häufigen Entzündungen, denen die Mund- parthien ausgesetzt sind , nicht einzelne mit den Kiefern verwachsene Zähne hätten; wie könnte man solche Zähne im Falle der Nothwen- digkeit entfernen, und, da das Verwachsensein der Zahnwurzeln mit dem Kiefer Niemand vorhinein bestimmen kann, wie viele Ungliicksfällc müssten sich bei derlei Zahnoperationeu wohl einstellen? Wer möchte mit dem Bewusstsein einer möglichen Verwachsung seiner Zähne mit dem Kiefer sich zum Zahnausziehen bequemen, und wer sich dann herbeilassen, Operateur sein zu wollen ? Schliesslich ist hier noch anzugeben, dass vollkommen gebildete und gänzlich emailirte Zahnkronen niemals zusammenwachsen können; denn obschon das Email, mit dem sie überzogen sind, bei allen Zähnen von gleicher Textur ist, so kann sich dasselbe doch nie entzünden» und folglich auch jene Verbindungsmaterie nicht ausschwitzen, welche nölhig ist, um zwei isolirt stehende Knochen zu vereinigen. 126) Menschen, die aus was immer für einer Ursache schon früh- zeitig fast alle ihre Zähne verloren haben, sind häufig zu treffen. Dass es aber Menschen gäbe, welche die Natur gleich dem Schup- p.e n t h i e r e (Munis) und dem Ameisen fresser (MyrmecophagiO bestimmt haben sollte, das ganze Leben hindurch zahnlos zu sein, i'st wohl möglich, aber doch höchst unwahrscheinlich. 119 Unregelmässigkeiten der Zahnglasur (anomaliae subslantiae vitreae dentium). Nicht selten findet man , besonders an den äussern Flächen der Zahnkronen, weisse, gelbe und selbst schwarze Flecken von verschiedener Grösse und Gestalt. Erstere, Welche wegen ihrer kreidenähnlichen Weisse, Kalkflecken Cviaculae calcariae 127) heissen, triflt man fast immer nur hei den obern Schneide-, letztere meistens bei den Kegel- und Mahlzähnen 128). In einzelnen Fällen findet man statt Flecken die ganze Glasur einzelner Mahlzähne so gelb oder schwarz, wie sie sonst nur bei den stärksten Tabackrauchern vorkommt. Der- lei Kronen sind auch meistens unregelmässig gebaut, mit mehreren Zacken an ihren Hügeln, und mit einem oder 127) Duval nennt sie Curies calcaria. 128) Um diese Flecken, welche schon in der Email irungspe- riode entstanden, von jenen, welche als Producte eines pathologi- sch en Processes zu betrachten sind, gehörig zu unterscheiden, ist es hothwendig zu wissen, dass erstere immer eine glatte, und mehr oder 'veniger glänzende Oberfläche haben, und dass dort, wo sie sich zeigen, die Glasur bis an das Zahnbein von ihrer Farbe durchdrungen, und bei den gelben und schwarzen Flecken eben so hart ist, wie an an- dern Stellen der Zahnkrone. Die durch äussere Ursachen erzeugten Flecken hingegen haften im Anfänge nur an der Oberfläche des Emails, besitzen keinen Glanz, sind rauh anzufühlen und leicht wegzufeilen; be- stehen sie jedoch schon längere Zeit, so entstehen an diesen Stellen Finfurchungen, welche dann glatt gefeilt, oder, nach Verhältniss ihrer Tiefe mit irgend einem Metalle u. dgl. ausgefüllt werden sollen. Wollte man aber die weissen (Kalk-)flecken von den Zahnkronen 'vegfeilen, so würde sich diese kalkige, leicht zerreibbare Masse in ihrer fiegränzung von der normal gebildeten und gefärbten Glassubstanz tren- nen, wegfallen und ein Loch zurücklassen. Dies wäre zwar bei dem Wegfeilen der gelben und schwar- zen Flecken nicht zu befürchten, aber die Glasur darum wegfei- *en zu wollen, weil sie an einer Stelle schwarz oder gelb, übrigens aber ganz gesund ist, hiesse, bloss um der Eitelkeit zu fröhnen, den Zahn seiner natürlichen, ihn schützenden Decke berauben, und dadurch Entstehen der Caries an dieser Stelle begünstigen. 120 selbst mehreren blinden Löchern (welche auch bef normaler Farbe der Glasur der unternMahlzähne nicht selten Vorkom- men) an ihren äussern Flächen versehen. Unebenheiten, kleine Hügel, und selbst zapfenähnliche Vorsprünge des Emails, nebst Vertiefungen unter denselben, kommen häufig an den hintern Kronenflächen der grossen Schneide- und der Nasenzähne vor 0 ). Bei manchen Menschen findet inan in der Mitte der un- tern Hälfte der vordem Fläche eines jeden grossen Central- schneidezahnesEin auch zwei kleine, blinde Löcher p), welche nicht selten bis in das Zahnbein eindringen 129). Ebenso trifft man bei vielen Menschen an dem mittleren Theile der Kronen der obern und untern Schneide-, der Na- sen- und Eckzähne eine Menge kleiner Grübchen im Email, welche meislens zwei, nach der Quere paralell ver- laufende Reihen bilden, und von kleinen, mitunter sehr unglei- chen Erhabenheiten des Emails von einander getrennt sind i). Oft nehmen diese Grübchen, ebenso gelagert, auch die Ränder und hintern Flächen der Kronen ein r)j ja bei einigen Menschen erstrecken sie sich sogar auf die Hügel der Kegel- und selbst auf jene der Mahlzähne. Statt dieser Grübchen findet man zuweilen ebenso quer und paralell verlaufende E i n f u rchungen *), an deren Grunde die Glasur entweder ganz fehlt oder nur sehr leicht aufge- tragen ist 13°). °) Tab. X. Fig. 4. g. Tab. XI. Fig. I. g. P) Tab. X. Fig. 2. dd. l) Tab. X. Fig 2. a_ c. a— c. Fig. 3. a — c. a—•£. r) Tab. X- Fig. 2. d—f. d- f. Fig. 3. d—f. d-f. «) Tab. X. Fig. 2. dd. 129) Derlei blinde Löcher haben das Ansehen von zwei kleinen, runde» Fensterchen, und da sie beim Sprechen, Lachen u. s. vv. stets in die Augen fallen, und einen unangenehmen Anblick gewähren, so solle» dieselben, um dieser Unannehmlichkeit und allen schädlichen Einflüsse» zu begegnen, mit irgend einer Masse oder einem Metalle, welches der Farbe des Emails möglichst entspricht, ausgefüllt werden. 13°) Manche glauben, die Ursache dieser Grübchen und Einfurchun- gen sei in dem zu häufigen Genüsse von säuern Dingen oder in dem 121 Manchmal findet man die Kronen der obern und untern Schneidezähne, selten jedoch auch die der Nasen- und Eck- zähne, von der Schneide angefangen bis zu ihrer Mitte, und Manchmal selbst darüber, von vorne nach rückwärts ohne Kmail °), so zwar, dass man an diesen Stellen nur dünne, gelbliche, unebene Zahnbeinwände bemerkt. Die gegen den Zahnhals stehende Hälfte der Krone ist jedoch meistens mit gesundem, glattem Email überzogen, welches in der Mitte °) Tab. X. Fig. 2. aa. fortgesetzten Gebrauche von scharfen Zahnpulvern und Tincturen zu suchen. Da derlei Zähne aber stets schon so zur Welt kommen, so kann diese Ursache nie als geltend angenommen werden. Da ich ferner in meiner Praxis noch nie eine Veranlassung fand, sie als das Product eines pathologischen Processes zu betrachten, so kann aus Grün- den, die ich in der Physiologie näher erörtern werde, die Ursache ihres Daseins nur in einem fehlerhaften Vitrificationsprocesse iiegen. Derlei Zähne haben zwar ein widriges Ansehen, können aber übri- gens bei gehöriger Sorgfalt und Reinlichkeit, ihres fehlenden Emails un- geachtet, selbst das ganze Leben hindurch erhalten werden. Viele Men- schen, bei welchen ich solche Zähne in ihrem hohen Alter beobachtet habe, sprechen für diese Behauptung. Die gelblichen Streifen, welche man bei einigen Menschen beobach- tet, und die immer als Folge übertriebener Reinlichkeit durch das Abreiben der Zahnglasur mit zu steifen Bürsten, scharfen Pulvern u. s. w. entstanden sind, worauf das im Vergleiche zum Email immer mehr oder "eiliger gelbe Zahnbein zum Vorschein kommt, verlaufen an den Zahn- kronen nie der Quere nach, sondern stets von oben nach abwärts, und ?,"ar aus der einfachen Ursache, weil die Zahnkronen in ihrer Mitte der filzen Länge nach am gewölbtesten sind, und da nun die Bürste mit dem erhabensten Tlieile der Krone immer zuerstund am stärksten in Berüh- rung kommt, so reibt sie diesen auch am frühesten ab. Da diese Streifen Jedoch nur selten eingefurcht sind, nie ungleich emailirte Erhabenheiten sich haben, meistens erst am Eude des mannbaren Alters beginnen, hnd nur nach und nach zum Vorschein kommen, so können sie auch n,*t obbenannten Einfurchungen nicht leicht verwechselt werden. 122 der Zahnkronen unter einem dicken Rande ringsumher gleich- sam wie abgeschnitten erscheint 13l). Mitunter trifft man, besonders an den vorderen Flächen der Zahnkronen, mehr oder weniger grosse, emaillose Stellen, deren Grund meistens gelblich ist, und welche ihrer Vertiefungen wegen mit den bereits beschriebenen Flecken nicht leicht verwechselt werden können. Endlich ist noch zu bemerken, dass man an den Wur- zeln einzelner Zähne einen oder mehrere emailirte, tropfen- ähnliche Punkte °); und in sehr seltenen Fällen am Halse der grossen Lateralschneidezähne ein, mit einem mehr oder o) Tab. XI. Fig. 3. c. d. 131) Viele Eltern und Erzieher sind der Meinung, das Email werde w achsen , sich verlängern, und nach und nach auch die nicht emailirte Hälfte der Krone überziehen; und wer glaubt nicht gerne das, was er wünscht, besonders aber, wenn es zum Besten seines Kindes ist, und wenn überdies noch einige Freunde und Bekannte diese Hoffnung durch die Versicherung bekräftigen, dass sie schon viele Kinder mit solchen Zähnen gesehen haben, bei welchen die Glasur immer länger geworden sei, und mit der Zeit die ganze nicht emailirte Hälfte der Krone über- zogen habe. Diese Behauptung der Laien hat zwar einigen Grund, nur die An- sicht, auf die er sich stützt, ist falsch; denn bei Zähnen, die bereits geboren sind, kann das Email, aus nicht hierher gehörigen Gründen, weder länger noch dicker werden, und der scheinbare Wachsthum des- selben beruht bloss darauf, dass die dünne, nicht emailirte Knochen- wand sich leicht abniitzt und daher kürzer wird, wodurch der Glaube entsteht, das Email sei länger geworden. Da ferner auch die emailirte Hälfte der Krone, besonders bei Kindern, aus dem Alveolus mehr her- vortritt, wobei auch das Zahnlleisch sich etwas zurückzieht, so hat die- ses alles den Anschein, als hätte sich die, nur durch stärkere Entblös- sung länger gewordene Glasur durch Wachslhum verlängert. Da übrigens selbst die Meinungen einiger Kunstgenossen über diesen Gegenstand sehr verschieden sind, so glaubte ich um so mehr meine, auf vielfältige Beobachtung sich stützende Ansicht hier beifügen zu müssen. Weniger breiten, emailirten Ranfte versehenes Kanälchen fin- det, welches in den Hauptkanal des Zahnes führt m). 123 Anomalien der M i 1 ch z ä h n e. An den Milchzähnen findet inan nur selten Anomalien, 132) Ein solches Kanälchen ist Tab. X. Fig 5. c. an einem linken °bern Lateralschneidezahne zu sehen, den ich einem jungen Menschen Von 20 Jahren ausgezogen, und in meiner Sammlung als einen lehrreichen Schatz aufbewahrt habe. Bei diesem Subjecte hatten schon alle Zähne gewechselt, nur der linke Nasenzahn war noch, und zwar zwischen dem Central- und Late- ralschneidezahne eingekeilt, im Durchbruche, und da er nicht Platz ge- nug fand, so suchte er sich selben aufKosten des linken seitlichen Schnei- dezahnes, den er ganz aus der Reihe gedrückt hatte, zu verschaffen. Da bei diesem Imstande der im Durchbruche begriffene Nasenzahn nur zu fühlen, aber nicht zu sehen war, so entfernte ich den zum Theile aus der Reihe gedrängten Schneidezahn, um dem Nasenzahne Platz zu ma- chen. Nach dessen Entfernung fand ich seine Wurzel durch die auf sie cingewirkt habende Spitze des Nasenzahnes der Länge nach gespalten Und bis zum Zahnhalse ausgehöhlt. Am untersten Theile dieser Aushöh- lung, in welcher die hintere Hälfte der Krone des verborgenen Nasen- zahnes gelagert war, bemerkte ich obbenanntes, kleines, mit einem emai- lirten Ränftchen versehenes Kanälchen, welches die Natur höchst wahr- scheinlich darum geschaffen hatte, um dem durchbrechenden Nasenzahne, der durch seinen Wachsthum mit der Spitze seiner Krone immer mehr Und mehr auf den Schneidezahn einwirkte, einen härteren Körper als Widerstand entgegen zu setzen, und dadurch die in dem gepressten Schneidezahne verlaufenden Gefässe und Nerven, deren Kanal schon ge- öffnet war, nach Möglichkeit zu schützen. Dieser Zahn dürfte daher in physiologischer Hinsicht einer der trif- tigsten Belege sein, dass die Natur zur Bildung des Emails an keine Zeit 81 ch binde, und daher auch das dazu nöthige Materiale in jedem Alter erzeugen könne, weil sie, wie benannter Zahn es beweiset, selbst 10 und 12 Jahre nach schon vollendetem Emailirungsprocesse ihre schöpfe- cische Hand abermals an’s Werk legt, um, wenn sie es nöthig erachtet, uueh solche Stellen der Zähne zu emailiren, die doch in der Regel nie- mals emailirt sind. Auch dürfte er ferner beweisen, dass Gruben und Eindrücke an verschiedenen Stellen der Zähne sehr häufig von dem Drucke der im Durchbruche begriffenen Nachbarzähne entstehen, wenn es diesen aQ hinlänglichem Raume gebricht. 124 am wenigsten solche, welche das Ausziehen dieser Gebilde erschweren dürften 133). Die Zahl der Milchzähne ist beinahe immer nor- mal 13*). Bei manchen Kindern findet man die Zähne so unge- wöhnlich gross und stark, dass man sie leicht für bleibende Zähne halten könnte, und umgekehrt sind sie hei andern wieder ausserordentlich klein 135). »») Sind einzelne Zähne bei Kindern schwierig zu nehmen, so liegt dies meistens in dem Baue, oder in einer durch Krankheit veränderten Textur der Kieferknochen. Unter solchen Umständen sind dieAlveolai- wände entweder sehr dick und wenig nachgiebig, oder, wie es bei Rha- chitischen der Fall ist, sehr spröde. Werden nun bei Kindern, die mit der englischen Krankheit behaftet sind, die Zähne nicht in senkrechter Richtung genommen, so bricht, be- sonders bei den Backenzähnen, die freie Zellenwand des auszuziehenden Zahnes, und selbst die der Nachbarzähne los, worauf meistens lange an- haltende Blutung, Entzündung und andere gefährliche Erscheinungen sich einstellen, die bei rhachitischen Kindern viel schwieriger zu heben sind, als bei gesunden. 13i) Unregelmässigkeiten rücksichtlich der Zahl der Wechselzähne habe ich nur bei zwei Kindern beobachtet, von welchen das Eine in* Oberkiefer um 1 linken seitlichen Meisselzahn mehr, also 21 Zähne; das andere um 1 Backenzahn weniger, also nur 19 Zähne besass. Wenn bei letzterem Umstande der fehlende Zahn nie bestanden hat, so ist es auch in kindlichen Kiefern möglich, dass der in der Mund- höhle fehlende Zahn seiner verkehrten Lage wegen einen anomalen, un- sichtbaren Platz eingenommen hat. Bei einem Knaben von 7 Jahren, welcher eine bedeutende Geschwulst der linken Backe hatte, die schon in seinem 3. Lebensjahre, also in einem Alter, in welchem alle Milch- zähne gewöhnlich schon vorhanden sind, anfing, sich zu entwickeln, und bei welchem der 2. obere Backenzahn fehlte, erklärte ich in einer Con- sultation, es dürfte, da weder eine scrofulöse Diathese, noch irgend eine andere Ursache auszumitteln war, der noch nicht zum Vorschein ge- kommene Backenzahn durch eine verkehrte Richtung ins Antrum Hifff1' mori gewachsen sein, und als veranlassende Ursache dieses Leidens be- trachtet werden. Einige Tage nachher wurde benannte Höhle eröffnet, und der darin wirklich Vorgefundene 2. Backenzahn bestätigte meine Aussage. 13s) Die Meisseizähne habe ich oft schon so klein und schmal ge* 125 Milchzähne, welche ausser der Reihe stehen, kommen nur selten, und bloss bei solchen Kindern vor, bei denen der Zahnfächerbogen klein und enge, die Kronen der dareinge- pflanzten Zähne aber sehr gross und breit sind, und wo daher wegen Mangel an Raum die Meisseizähne meistens über ein- ander gelagert sind. Ausserdem findet man zuweilen die grossen Meisseizähne mit ihren scharfen Rändern stark nach einwärts stehend, die Spitznasenzähne ungewöhnlich lang und stark zugespitzt, und die Krone des Einen oder des andern der ersten Backenzähne sehr nieder, und kaum zur Hälfte aus dem Zahnfleische ge- treten 136). Verschmelzungen zweier Zähne kommen öfter bei den Milch-, als bei den bleibenden Zähnen vor; am häufig- sten aber habe ich den Spitzeckzahn mit dem seitlichen, klei- nen Meisselzahne verschmolzen gefunden °). Die Backenzähne jedoch habe ich noch niemals, weder unter sich, noch mit den ihnen zunächst stehenden Spitzzähnen vereinigt getroffen. o) Tab. X. Fig. 1. a—d. fanden, dass ich mit meiner gewöhnlichen Kinderzange nicht im Stande War, einen einzelnen derselben zu fassen. Ich musste daher die beiden, ohnedies schon schmalen Schnabelhaken dieses Instrumentes noch schmäler schleifen lassen, um nicht bei der Extraction eines so kleinen Körpers auch den benachbarten, bereits gewechselten Zahn mitzufassen, Welcher bei Nichtbeachtung dieses Umstandes entweder theilweise ge- brochen, oder auch mit herausgezogen worden wäre. Aus diesem Grunde möchte es für jene Wundärzte, welche auf dem Lande ihre Kunst ausüben, wo sie bemüssiget sind, auch alle zahn- ärztlichen Operationen zu machen, rathsamsein, nebst den nöthigen Zahninstrumenten auch Kinderzangen mit sehr schmalen Schnäbeln sich anzuschaffen. 136) Die Ursache, warum die ersten Backenzähne sich manchmal nur zur Hälfte mit ihren Kronen über das Zahnfleisch erheben können, ist dieselbe, die ich in der Anmerkung n0) schon angegeben habe, nur ist hier statt des ersten Mahlzahnes der zweite Backenzahn, welcher Unter solchen Umständen immer früher kommt, als der erste, die Veran- lassung zu dieser Anomalie. 126 Im Allgemeinen werden Verschmelzungen zweier Milch- zähne leicht übersehen, um so mehr, da diese meistens sich auf den Hals und die Wurzel beschränken. Die Kronen stehen gewöhnlich isolirt; sind aber auch diese verschmolzen, so zeigt sich an denselben doch meistens nach vorne eine so tiefe Längeneinfiirchung, dass man durch diese leicht verleitet werden könnte, jede dieser Kronen als ganz für sich bestehend zu betrachten 137). Betrachtung der beiden Zahnreihen im Verhältnisse zu einander. Die beiden Zaluireihen bilden zwei, theils über, theils auf einander gelagerte Bögen, deren Wölbung nach vorne, deren Aushöhlung nach rückwärts gerichtet ist. BeideZahnbögen zusammen heissen ein Gebiss (mor- dex 138); einzeln jedoch wird das Eine das obere, das an- 13‘) Dieser möglichen Verschmelzung eingedenk, muss der Opera- teur vor jedesmaligem Ausziehen der Meissei- und Spitzeckzähne genau untersuchen, ob nicht dergleichen Anomalien statt finden, und ist dies der Fall, so müssen Eltern und Erzieher davon benachrichtiget, und die Zähne nach der bereits angegebenen Methode stets senkrecht, aber nie rotirend ausgezogen werden. 138) Da die Lateiner für Gebiss keine eigene Benennung besitzen, und das von einigen Anatomen zur Bezeichnung desselben benützte lateini- sche Wort: „m o r sus, de r B i s s ”, welchesPlinius und Virgilius auch für Zähne gebrauchten, seiner mehrfachen Bedeutung wegen zu Irrungen führen könnte, so habe ich, nach PI au tu s, das in der neuern Zeit nur wenig gebrauchte Wort: „tnordex” zur Bezeichnung eines Gebisses angenommen, da benannter Schriftsteller in seiner Aulularia, uct. scen. 2.j v. 57. das Wort: „mordex” für Gebiss anführt, indem er sagt: „Asitii me mordicibus scindant, boves incursent cornibus. Hoc magnum esset pericnlutn, me ab asinis ad boves transcendere.” Die Eseln würden mich mit ihren Gebissen zerfetzen u. s. w. Offenbar werden hier unter mor die es nicht Bisse, sondern Gebisse, und nicht nur Zähne, sondern Zahngebisse verstanden, weil hier nicht nur von Einem, sondern von mehreren Eseln die Rede isG und da dieser römische Volksdichter dieses Wort, obschon nur in der dere das untere Gebiss (mordex superior et inferior) ge- nannt. Ob nun die Zähne vollzählig oder unvollzählig, normal oder anomal gebildet, in der Reihe oder ausser der Reihe stehend, gesund oder krank sind, der Name: Gebiss, wird so lange beihehalten, so lange sich auch nur Ein Zahn im Kiefer vorfindet. Den Kiefer, in welchem gar kein Zahn mehr eingepflanzt steht, nennt man zahnlos. Sind aber noch einzelne Zähne vorhanden, so sagt man: sein oberes oder un- teres, oder sein ganzes Gebiss beschränkt sich auf Einen, zwei o der mehrere Zähne; fehlen aber alle Zähne in beiden Kiefern, so wird dies ein Greis en- mund genannt. Da nun die beiden Gebisse beim Schliessen des Mundes nicht hei allen Menschen auf gleiche Weise sich berühren, so werde ich dieselben sowohl in ihrem regelmässigen, als in ihrem anomalen Zustande betrachten, und der genauen und schnellen Verständlichkeit wegen auf folgende Weise eintheilen und benennen: 1. Das regelmässige Gebiss; 2. » gerade Gebiss; 3. „ offene Gebiss; 4. » vorstehende Gebiss; 5. » rück stehen de Gebiss; 6. » Zi ckzackgebiss; 7. » Greisengebiss; und 8. der Greisenmund; dieser ist zwar zahnlos, ge- hört jedoch als Kauwerkzeug in die Reihe der Gebisse. Diese Eintheilung sowohl, als die Benennung der Gebisse, habe ich bloss auf die verschiedenen Stellungen der obern und untern Schneide- und Eck zäh ne gegründet; denn 127 vielfachen Zahl, für Gebisse gebrauchte, so glaubte ich dasselbe, ob- schon mit einer gewissen Licenz, auch in der einfachen Zahl anwen- den zu dürfen. 128 nur von der Stellung dieser Zähne hängt auch die verschie- dene Form des Mundes ab 139). Die Kegel- und Mahlzähne aber, sie mögen wie im- mer gestaltet und gestellt sein, haben auf die Form des Mun- des keinen Einfluss, daher ich sie auch bei der Eintheilung und Benennung der Gebisse nicht berücksichtiget habe, und da dieselben sowohl in ihrem normalen, als anomalen Zustande schon allseitig betrachtet worden sind, so werden sie hier nur bei dem regelmässigen Gebisse, ihres Aufeinanderbeissens wegen, erwähnt. Das regelmässige Gebiss °) (mordex normalis). Da dieses Gebiss am häufigsten vorkommt, und haupt- sächlich die schöne Form des Mundes bedingt, so wird es O 7 das regelmässige genannt. Hier kommen bei geschlosse- nem Munde die obern Schneide- nnd Nasenzähne, erstere mit ihren scharfen Rändern, letztere mit ihren Spitzen, an und etwas über die scharfen Ränder der untern Schneide-, und über die Spitzen der Eckzähne zu stehen 14°). Alle übrigen Zähne beissen mehr oder weniger senkrecht auf einander, jedoch immer so, dass die äussern Hügel der Zwillings- und obern Mahlzähne etwas über die unter ihnen stehenden Kegel- und Mahlzähne vorragen, wrnbei die äussern Hügel der Ke- o) Tab. XXIII. Fig. 1. 139) Durch diese Eintheilung und die daraus entlehnten Benennungen der Gebisse fallen alle, in manchen zahnärztlichen Werken Vorkommen- den, unpassenden, und stets eines Commentars bedürfenden Bezeich- nungen derselben, wie z. B. Fletschmund, Negermund, Hunde- gebiss (menton de galoche) u. s. w. hinweg. 1W) Je mehr die Kegel- und lVIahlzähne im vorgerückten Alter sich abnützen, desto mehr gehen auch die obern Schneidezähne über die un- tern, so zw'ar, dass beim gänzlichen Verluste der ersteren, die obern Schneidezähne die untern ganz bedecken, und mit ihren scharfen Rändern das Zahnfleisch berühren, und da sie dasselbe oft auch verletzen, s0 müssen dieselben unter solchen Verhältnissen an ihren scharfen Rändern mit der Feile abgekürzt werden. gelzähne in die Einfurchungen der Zwillingszähne zu stehen kommen. Da jedoch die. obern Schneide- und Eckzähne stets be- deutend breiter, als jene des Unterkiefers sind, so brauchen sie auch des weitern und langem Bogens wegen, den sie im Vergleiche zu den untern Zähnen bilden, mehr Raum. Diesen gewinnen sie theils dadurch, dass sie mehr vor- und auswärts stehen, theils aber noch dadurch, dass jeder dieser obern Zähne nicht nur auf den ihm gegenüberstehenden untern, son- dern auch auf die vordere Hälfte des, diesem zunächst stehen- den Zahnes aufbeisst. Da nun hierdurch auch der Nasenzahn die vordere Hälfte des ersten Kegelzahnes bedeckt, so findet, wie natürlich, der erste Zwillingszahn auf diesem nicht Platz genug, und muss daher auch auf die vordere Hälfte der Kaufläche des zwei- ten Kegelzahnes aufbeissen. Aus dieser Ursache müssen auch alle übrigen obern Zähne, mit Ausnahme des Weis- heitszahnes, mehr oder weniger auf zwei und zwei un- tere, ihnen entgegenstehenden Zähnen aufruhen. Der letzte obere Mahl- oder Weisheitszahn jedoch, der fast immer klei- ner ist, als der untere, findet seines kleinern Umfanges wegen an der grossem Kaufläche seines Gegners, obschon auch diese nach vorne von dem hintern Theile des zweiten obern Mahl- zahnes bedeckt wifcl, dennoch so viel Platz, um nach rück- wärts über dieselbe nicht hinaus zu ragen, und somit wird auch die gleichmässige Länge der beiden Zahnbögen wieder hergestellt. Die ungleiche Form des obern, halbkreisförmigen Zahn- bogens mit verlängerten Schenkeln zu dem untern, ovalen Bogen, welcher vorne enge ist, und rückwärts weit ausein- ander stehende Schenkel hat, wird bei den regelmässigen, ünd nach rückwärts auch bei den unregelmässigen Gebissen dadurch ausgeglichen, dass die obern Schneide- und Eck- zahne mehr nach vor- und auswärts stehen, einen grossem Bogen bilden, und etwas über die untern Schneide- und Eck- zahne beissen, während von den letzteren, welche meistens viel kleiner sind, die vier Schneidezähne senkrecht, die zwei 130 Eckzähne aber nach einwärts geneigt stehen, und daher einen kürzern und engern Bogen bilden. Die Zwillings- und obern Mahlzähne stehen senkrecht, oder nur wenig nach auswärts gerichtet, die Kegel- und un- tern Mahlzähne jedoch, besonders die zwei letzten, sind stark nach einwärts geneigt. Nur durch das Einwärtsgeneigtsein der Kronen dieser Zähne ist die Möglichkeit gegeben, dass ihre Mahlflächen mit jenen der obern Zähne in vollkommene Berührung kommen; denn ständen die untern Mahlzähne senkrecht, so könnten sie, da die Schenkel der untern Kinn- lade weiter aus einander stehen, als jene des obern Zahn- fächerbogens, höchstens nur durch die inneren Ränder ihrer Mahlflächen mit den äusseren Rändern der obern Mahlzähne in Berührung treten, und somit zur Mastication nur sehr wenig oder gar nichts nützen. Ferner werden die Kronen der Zähne, sowohl im obern als untern Gebisse, von dem mittleren Schneidezahne ansre- fangen bis zum ersten Mahlzahne allmälich dicker; von die- sem aber bis zum Weisheitszahne sind sie entweder an Dicke gleich, oder sie nehmen von vor- nach rückwärts an Dicke etwas ab, wie dies hei den Mahlzähnen des Oberkiefers fast immer zu bemerken ist. Auch an der Höhe der Zahnkronen bemerkt man, sowohl in der obern als untern Zahnreihe, von vor- nach rückwärts ein allmäliches Abnehmen, wobei deutlich zu ersehen ist, dass die Schneidezähne die höchsten, die Weisheitszähne die nie- dersten Kronen haben. Durch diese von vor- nach rückwärts abnehmende Höhe der Kronen, und durch die bald senkrechte, bald aus- oder einwärts geneigte Stellung der Zähne in ihren Reihen, so wie durch die verschiedene Höhe und Biegung der Zahnfacher- fortsätze, bilden die beiden Zahnreihen mit ihren Schneiden und Kauflächen eine Art Schlangenkrümmung, welche i» der Mitte der beiden Seitentheile im Oberkiefer gewölbt, iw1 Unterkiefer aber daselbst ausgehöhlt erscheint. Endlich kommt sowohl bei dem regelmässigen, als bej den meisten unregelmässigen Gebissen der Raum, wel- eher sich zwischen den obern Centralschneidezähnen vorfindet, mit jenem der untern mittleren Schneidezähne, und dem obern und untern Lippenbändchen in eine gerade Linie zu stehen 1M). 131 Unregelmässige Gebisse. Jede Abweichung von der bei den regelmässigen Gebis- sen angegebenen Norm, sie mag die obere oder untere Zahn- reihe allein, oder beide zugleich betreffen, bedingt ein unre- gelmässiges Gebiss. Das gerade Gebiss0) (mordex rectus). Hier begegnen sich die obern und untern Schneide- und Eckzähne in einer mehr oder weniger senkrechten Richtung, nützen sich daher an ihren Schneiden und Spitzen, mit denen sie beständig auf einander heissen, frühzeitig ah, und da die obern Zähne, ihrer geraden Stellung wegen, einen engern fiogen bilden, als wenn sie nach auswärts geneigt wären, so stehen sie aucli fast immer sehr nahe an einander. Sie bilden Zwar einen etwas flachen Mund, sind aber zur Mastication viel nützlicher, als jene des regelmässigen Gebisses; auch können sie nicht so leicht locker werden, weil sie sich durcli ihr senkrechtes Aufeinanderbeissen gegenseitig in ihre Zellen drücken und dadurch auch darin erhallen 142). o) Tab. XXIII. Fig. 2. m) Ist auf Einer Seite des Oberkiefers, ein seitlicher Schneide-, oder tiin Vasenzahn entfernt worden, so neigen sich die mittleren Schneide- zähne fast immer gegen den leeren Raum des ausgezogenen Zahnes, Und bekommen daher eine schiefe Richtung, wobei auch ihr Zwischen- raum mit jenem der untern Centralschneidezähne in keine gerade Linie Ulehr fällt. Da nun auf diese Weise die symmetrische Stellung der obern Saline zu den untern gestört wird, so bekommt das ganze Gebiss ein ®tvvas schiefes Ansehen, welches auch die schöne Form des Mundes Uielir oder weniger beeinträchtiget. Um diesem Uebelstande vorzubeugen, Sollen die Lateralschneide- und die Eckzähne, ja selbst ihre Wurzeln Uach Möglichkeit geschont, und bei Verfertigung künstlicher Zähne und Gebisse die genaue Regegnung der beiden obbenannten Zwischenräume Uiclit ausser Acht gelassen werden. U2) Menschen, welche mit ihren Zähnen senkrecht auf einander 132 Das offene Gebiss0) (mordex apertus). Bei diesem Gebisse kommen gewöhnlich nur die hinter- sten zwei Mahlzähne auf jeder Seite des Unterkiefers mit je- nen des Oberkiefers in Berührung, während die Kauflächen, Spitzen und Schneiden aller übrigen Zähne von rück- nach vorwärts immer mehr und mehr von einander weichen, so zwar, dass die obern Schneidezähne zwei bis vier und selbst fünf Linien weit von den untern entfernt stehen, und dem zu Folge eine bedeutende Spalte zwischen sich lassen. Die Ursache hiervon liegt meistens in dem unverhältniss- mässig kurzen Gelenksfortsatze, oder in dem von rück- nach vor- und abwärts gebogenen Unterkieferknochen, wobei das Kinn immer mehr nach abwärts steht, als bei an- dern Gebissen. In der ungewöhnlichen Höhe der hintersten Mahl-, oder in der ausnahmsweisen Kürze der Schneidezähne habe ich die Ursache noch niemals gefunden. Auch ist mir nie ein offenes Gebiss vorgekommen, dessen Grund ich in einem anomal gebildeten Oberkiefer hätte finden können. o) Tab. XXIX. Fig. 2. beissen, haben die dauerhaftesten Gebisse. Die Schneide-und Eckzähne nützen sich im vorgerückten Alter durch das senkrechte Aufeinander- beissen (die Franzosen nennen dieses Zusammentreffen der Zähne: ,,e« tete, auf den Kopf beissen ) oft bis zum Zahnhalse ab, wodurch sfl denselben statt der scharfen Ränder kleine Mahlllächen entstehen, welche, im Falle die Kegel- und Mahlzähne nicht mehr vorhanden wären, nicht nur zum Abbeissen, sondern auch zur Mastication benützt werden kön- nen. Bei so gestellten Gebissen müssen, wie leicht begreiflich, d‘e Schneide- und Nasenzähne immer kürzer sein, als bei jenen, wo die Zähne über einander beissen; denn wäre dies nicht der Fall, so würden sich bloss diese, nicht aber die Kegel- und Mahlzähne berühren können, und somit ein nach rückwärts offenes Gebiss entstehen. Auch lässt sich ferner aus dem Umstande, dass die en tele beissen- den Schneide- und Eckzähne, ohne nachtheilige Folgen, sich bis zun1 Zahnhalse abnützen, ersehen, dass man die Zähne auch ohne Email an ihren Oberflächen bis in das höchste Alter erhalten, und dass daher auch das Kürzerfeilen derselben, wo es angezeigt ist, nur nützen könne- 133 Menschen mit derlei Gebissen sind nach Verhältniss der dabei bestehenden Oeffnung in ihrer Sprache immer mehr oder Weniger beeinträchtiget, und der Anblick eines solchen Mundes ist nichts weniger, als angenehm 143). Die drei Zacken, welche jeder Schneidezahn mit zur Welt bringt, und die sich, wie bekannt, nach Einem Jahre gewöhnlich abnützen, erhalten sich bei offenen Gebissen, wo die obern Schneidezähne mit den untern nie in Berührung kommen können, oft während der ganzen Lebensdauer. Das vorstehende Gebiss °) (mordex prorsus). An diesem sind die obern und untern Schneide-, weniger die Nasen- und Eckzähne ungewöhnlich stark nach vorne ge- neigt, und kommen daher nur mit dem innernTheile ihrer scharfen Ränder in eine gegenseitige Berührung. Steht nur das obere Gebiss vor, und ist das untere regelmässig gestellt, so wird dies ein oberes; ist aber das untere vorstehend, und das obere regelmässig, so wird dies ein unteres vorstehendes Gebiss genannt. Bei dem obern ist zu bemerken, dass es wenigstens 2 Linien von dem untern abstehen müsse, um vorstehend ge- nannt zu werden; das untere jedoch, da es die obern Zähne hinter sich hat, und schon desswegen unregelmässig ist, behält den Namen unteres vorstehendes Gebiss immer bei, wenn auch die unteren Zähne ganz nahe an den oberen anstehen. Bei vorstehenden Gebissen bilden benannte obere und un- tere Zähne, wegen ihrer starken Vorwärtsneigung, stets einen o) Tab. XXVI. Fig. 1. 2. Tab. XXVII. Fig. 1. 15t3) Die Regulirung eines offenen Gebisses ist meistens nur theil- 'veise durch das Abfeilen oder die gänzliche Entfernung der zwei hin- tersten Zähne auf beiden Seiten des Ober- oder Unterkiefers möglich, und sollte diesem Uebelstande durch das Ausziehen aller obern oder untern auch wirklich ganz abgeholfen werden können, so ist doch der dadurch erlangte Gewinn im Vergleiche zum Verluste ein zu ge- ringer, als dass ich zu einer solchen Verkrüppelung des Mundes rathen könnte. 134 viel grossem Bogen, und haben auch in Folge dessen mei- stens grössere Zwischenräume, als wenn sie gerade ständen. Ein solches Gebiss macht immer einen hässlichen Mund, nur bezieht sich diese Verunstaltung nicht immer auf beide Lippen zugleich. Ist nur das obere Gebiss vorstehend, was am häufigsten vorkommt, so betrifft diese Entstellung bloss die Oberlippe 14i), im entgegengesetzten Falle aber nur die Unterlippe. Die bei diesem Gebisse stark nach vorwärts gerichteten Zähne neigen sich durch das beständige Abbeissen mit den- selben immer mehr und mehr nach vorwärts, werden daher schon frühzeitig locker, und fallen hierauf auch sehr bald aus. Die Ursache von dieser Stellung der Zähne liegt immer in der starken Vorneigung der Zahnfächerfortsätze m). 144) Da bei dem ungewöhnlich stark vorstehenden obern Gebisse meistens auch die Oberlippe kurz, der Zahnfacherfortsatz aber hoch ist, wobei das Zahnfleisch, besonders beim Sprechen und Lachen, zur Schau getragen wird, so hat man früher einen so gestalteten Mund: das Fl etsch- maul genannt. 14°) Bei den Negern sind die vorstehenden Gebisse, wie es sich aus dem bei dieser Menschenrage vorkommenden Gesichtswinkel von 75—80° ersehen lässt, eine gewöhnliche Ercheinung. Hier zu Lande jedoch trifft man siebei gesunden Menschen nichtsehr häufig, bei Rhachi tischen aber, wo in Folge dieser Krankheit das ganze Knochengebäude so manche Form- veränderungen erleidet, kommen die vorstehenden Gebisse sehr oft vor- Ausserdem findet man sie noch bei solchen Subjecten, welche frühzeitig ihre Kegel- und Mahlzähne verloren haben, und welche dieses Verlustes wegen genöthiget sind, mit den Schneiden ihrer Vorderzähne zu heissen und zu kauen. (Siehe: Tab. XXX. Lig. 1.) Unter solchen Umständen wirkt bei regelmässigen Gebissen während der lYIaslication die ganze den Un- terkiefer bewegende Kraft mittelst der untern Schneide- und Eckzähne ausschliessend auf die innere Fläche der obern Schneide- und Xasenzähne, welche hierdurch immer mehr und mehr nach vorne gedrückt werden, und so endlich ein oberes vorstehendes Gebiss bilden. Wenn ferner behauptet wird, die Ursache, dass die Zähne bald gerade stehen, bald nach aus , bald nach einwärts geneigt seien, lieg« nicht in den Zahnfächerfortsätzen, sondern sie sei vielmehr in den Zäh- nen zu suchen, so könnte diese Behauptung nur dann gelten, wenn die Zähne selbst entweder nach vor- oder rückwärts gebogen wären. Da 135 Das rück steh ende Gebiss0) (mordex retrorsus). Bei diesem Gebisse stehen die obern lind untern Scbnei- dezähne nach rück-, die Nasen- und Eckzähne aber nach einwärts gegen die grosse Mundhöhle geneigt, so, dass sich bei geschlossenem Munde die obern mit den untern nur durch den ä u s s e r n Theil ihrer scharfen Ränder berühren U6). In dieser gegenseitigen Berührung bilden ihre, unter ei- nem stumpfen Winkel auf einander gelagerten Kronen nach vorne eine ausgehöhlte, nach rückwärts eine gewölbte Fläche. Durch das Einwärtsgeneigtsein dieser Zähne ist die grosse Mundhöhle immer etwas beengt, und da sich die Zunge in derselben nicht ganz frei bewegen kann, stossen auch Menschen mit einem solchen Gebisse beim Sprechen mehr oder weniger an; und da die Lippen hauptsächlich nach der Stellung der Zähne sich richten, so sind auch diese ein- gefallen, und der Mund, den man bei regelmässigen Gebissen abgerundet und in der Mitte etwas zugespitzt findet, erscheint hier flach und selbst nach einwärts gezogen. Die so gestellten Zähne stehen gewöhnlich sehr fest, und da die innere Wand des Zahnfacherfortsatzes, an welche sie sich hauptsächlich anlehnen, immer stärker und weniger nach- giebig, als die äussere ist, so können sie auch nicht so leicht locker werden, als jene Zähne, welche nach vorne geneigt stehen. o) Tab. XXIX. Fig. i. Tab. XXVIII. Fig. 2. derlei Biegungen aber an den Schneide- und Eckzähnen nur äusserst selten, und zwar meistens nur bei einzelnen Zähnen Vorkommen, so wird auch die Ursache hiervon fast immer in dem senkrecht stehenden, oder in dem ungewöhnlich stark nach vor- oder rückwärts gebogenen Zahnfächerfortsatze zu finden sein. ltb) Im Gegensätze zu dem vorstehenden Gebisse, wo die Zähne einen grossen, weiten Bogen bilden, und daher mehr oder weniger ent- fernt von einander stehen, findet man dieselben beim rückstehenden Gebisse auf einen kleinen und engen Bogen beschränkt, in welchem sie sehr dicht an einander stehen. 136 Sind bloss die Zähne des Oberkiefers nach rückwärts geneigt, jene des Unterkiefers aber regelmässig gestellt, so wird dies ein oberes rück stehendes, im entgegenge- setzten Falle aber ein unteres rückstehendes Gebiss genannt. Gebisse, wo das obere ein vorstehendes, das untere ein rückstehendes ist, kommen nur selten vor. Bei diesen sind die beiden Zahnreihen meistens 6 — 8 Linien von einander entfernt. Bei den bereits angeführten anomalen Gebissen sind die Zahnbögen nicht überall gleichförmig rund. Bei manchen Menschen ist der obere Zahnbogen in der Mitte zugespitzt und daher an dieser Stelle mehr vorragend; bei andern sind die untern Schneidezähne fächerförmig so aufgestellt, dass sie statt einer Wölbung und Aushöhlung eine vordere und hintere Fläche bilden. Bei diesem Umstande steht der obere regel- mässige Zahnbogen meistens 1 — 2 Linien, der vorste- hende jedoch in seiner Mitte, wo er am gewölbtesten ist, 3—4 Linien von den untern Schneidezähnen entfernt.! Das Zickzackgebiss °) (mordex tortuosus). Hier stehen bei geschlossenem Munde die o b e r n Schnei- de- und Eckzähne zum Theile vor, zum Theile zwischen, aut oder hinter den untern Schneide- und Eckzähnen; oder es heissen diese vor, hinter und zwischen die obern Zähne ein. Es mögen nun die obern oder untern Zähne allein, oder bloss einzelne derselben auf die angegebene Weise mit ihren Gegnern Zusammentreffen, oder es mögen die beiden grossen Schneide- und der Nasenzahn der Einen Seite über, und die der andern Seite hinter die untern Zähne beissen, so wird dies immer ein Zickzackgebiss genannt. So gestellte Zähne machen stets ein widerliches Ansehen, nützen sich sehr ungleich ab, und da sie ihres Ueber- und Hintereinanderstehens wegen oft bei der grössten Sorgfalt °) Tab. XXVII. Fig. 2. Tab. XXVIII. Fig. 1. 137 nur schwer zu reinigen sind, werden sie auch sehr oft vom Beinfrasse ergriffen. Wie solchem Uebelstande abzuhelfen ist, welche von den anomalen Gebissen überhaupt in einen regelmässigen Zustand gebracht werden können und dürfen, und welche Maschinen und Instrumente dazu erforderlich sind, gehört in das Gebiet der operativen Zahnheilkunde. Das Greisengebiss Cmordex senilis'). Wenn die obern und untern Schneide-, die Nasen- und fickzähne in was immer für einem Alter in Verlust gerathen sind, wobei aber im Ober- und Unterkiefer entweder alle, oder wenigstens noch einzelne Kegel- und Mahlzähne vor- handen sein müssen, so wird dies ein Greisengebiss genannt. Fehlen unter den angegebenen Bedingungen jedoch bloss die obern oder untern Schneide- und Eckzähne allein, so wird dies entweder ein oberes, oder ein unteres Grei- sengebiss genannt 147). Der Greisen m und Cos senile). Ist in beiden Kiefern gar kein Zahn inehr vorhanden, so wird dies ein Greisenmund, auch zahnloser Mund (os edentulum) genannt. Diesen findet man nicht nur bei alten, sondern auch bei jungen Menschen, welche entweder durch Krankheiten, oder durch den längeren Gebrauch von Säuren, scharfen Zahnmitteln u. s. w. alle ihre Zähne verloren haben. Da beim Greisen munde kein Zahn vorhanden ist, so kann der Unterkiefer beinahe ganz an den Oberkiefer gebracht werden; beim Greisengebisse jedoch kann der nochvorhan- 147) Bei jungen Leuten, wenn sie alle Schneide- und Eckzähne ver- loren haben, fallen die beiden Lippen ein, der früher gewölbte Mund wird platt, die Sprache undeutlich, und die Zunge beim Sprechen, Sin- gen u. s. w. wie bei alten zahnlosen Menschen, sichtbar; daher diese Menschen auch das Gepräge eines jungen Greises in ihrem Antlitze tragen. 138 denen Zähne wegen eine solche Annäherung nicht statt lin- den , desswegen ist auch das Antlitz solcher Menschen immer etwas länger, und der Ausfluss des Speichels um so vieles leichter, als bei jenen mit einem Greisenmunde, wo des stark in die Höhe gezogenen Unterkiefers wegen auch das Kinn be- deutend hervorragt. Das Unterkiefergelenk (articulatio maxillae inferioris). Auf jeder Seite ist der überknorpelte Gelenksfortsatz des Unterkiefers an die Gelenksflüche des Schläfenbeines durch ein Kapsel band und zweiHilfsbänder gebunden, und da er sich in dieser Verbindung nach allen Richtungen bewe- gen lässt, so wird dies ein freies Gelenk (artlirodia) ge- nannt. Das Kapselband (ligamenlum capsulcire). Es entsteht rings umher am Rande der Gelenksfläche und dem Gelenks- hügel des Schläfenbeines, steigt strahlenförmig nach abwärts, und endiget sich am Halse des Gelenksfortsatzes vom Unter- kiefer, den es gänzlich umfasst. Nach rückwärts ist dieses Rand am stärksten, zu beiden Seiten schwächer, nach vorne aber am schwächsten. Durch die Verbindung der benannten Knochen mittelst des Kapselbandes, dessen innere Fläche, als Synovialhaut, bestimmt ist, die Gelenksflüssigkeit abzusondern, entsteht ein geschlossener Raum, die Gelenkshöhle (cavum articulare) geuannt. In dieser befindet sich ein Knorpel, welcher einiger- rnassen die Gestalt eines Viertelmondes hat, und Zwischen- gelenksknorpel (cartilago interarticularis, seu ment- scoidea) genannt wird. Er ist flach, länglich rund, in der Mitte sehr dünn, nach unten etwas ausgehöhlt, nach oben etwas gewölbt, mit der Synovialhaut gänzlich überzogen, und dient, die Bewegungen des Kiefers zu erleichtern. Von den zwei Hilfsbändern dieses Gelenkes ent- springt das innere (JUgamentum anxiliare internuni) vom innern Rande der Gelenksgrube des Schläfen-, und vom Dorn- lortsatze des Keilbeines, steigt von da nach abwärts, und endiget sich unter dem Eingänge des Unterkieferkanals an dem Zünglein des Unterkiefers, wo es zugleich die in diesen Kanal eingehenden Gefässe und Nerven bedeckt und schützt. Das äussere II ilfsband Ligamentum, auxiliäre exter- num) ist viel stärker, jedoch kürzer, als das innere, entspringt an dem äussern Rande des Gelenkshügels vom Schläfenbeine, heftet sich in seinem Verlaufe von oben nach abwärts an das Kapselband an, und endiget sich nach aussen am Halse des Gelenksfortsatzes. Es verstärkt mit seinen sehnigen Fasern das Kapselband, und verhindert das zu starke Vorwärtsstrecken des Unterkiefers. Nebst diesen zwei Ililfshändern wird dieses Gelenk auch durch die Sehnen der benachbarten Muskeln noch mehr befe- stiget; nämlich nach aussen durch die Sehne des Kaumuskels, nach innen durch die des innern Flügelmuskels, und nach vorne, wo das Kapselband am dünnsten ist, durch die Sehne des äussern Flügel- und die des Schläfenmuskels. Durch diese Verbindung können folgende Bewegungen des Kiefers statt finden: das Abwärtsziehen (depressio), das Aufwärts ziehen (elevatio), das Vorwärtsstre- cken (porrectio) , das Rü ckwä r t szi eh en (retractio), und das Hin- und II er bewegen desselben (mutus late- ralis U8). 1M) Ungeachtet der Unterkiefer nach allen angegebenen Richtungen bewegt werden kann, so ist eine Ausrenkung desselben doch nur nacli vorne möglich; denn nach rückwärts steht dem Austreten des Gelenkskopfes aus seiner Höhle die vordere Wand des knöchernen Gehörganges, und nach innen der Dornfortsatz des Keilbeins entgegen, nnd da dem zu Folge keiner der beiden Gelenksfortsätze nach innen ausgerenkt werden kann, so verhindert einer den andern an dem Aus- treten nach aussen. 140 Weichgebilde des Mundes (partes oris molles). Durch die angeführten und beschriebenen festharten Theile wird das knöcherne Gerüste der Mundhöhle gebildet, durch die festweichen Theile aber der gänzliche Bau derselben vollendet. Die Haut, welche diese Gebilde von aussen umkleidet, besteht, wie die allgemeine Bedeckung des Körpers, aus dem O b e r h ä u t ch e n (cuticula seu epidermis), dem M a 1 p i g h i- schen Schleime (mucus Malpighi), der eigentlichen oder Lederhaut (cutis seu derma), und aus der Fetl- h a u t (paniculus adiposus). Sie unterscheidet sich im Gesichte dadurch, dass sie viel schwammiger, gefässreicher und mit einem zarteren Oberhäutchen überzogen ist, als an anderen Theilen des Körpers, wodurch sie auch bei weissen und hellfarbigen Men- schen eine um so röthere Farbe zeigt, je vollblütiger letztere sind, je röther ihr Blut, und je feiner das Oberhäutchen ist. Nachdem die Gesichtshaut vorne die Stirne, Augenlieder und Nase, zur Seite die Schläfen, Ohren und Wangen um- kleidet hat, überzieht sie die Backen, die Lippen, und geht sodann über das Kinn und die Unterkiefergegend in die Haut des Halses über. Die Backen (buccae) sind jene fleischigen Gebilde, welche von dem untern Rande des Körpers vom Jochbeine auf beiden Seiten zum Körper des Unterkiefers herabgehen, die Aeste des letzteren umkleiden und so die Seitenwände der Mundhöhle bilden. Sie werden vorne von den Lippen, oben von den Wangen, nach rückwärts von der Ohrgegend, nach abwärts von der untern Linie des Gesichtes begränzt, und ihr ganzer äusserer Umfang heisst die Backengegend (regio buccalis). MR ihrer innern, gegen die Mundhöhle stehenden Fläche bedecken sie die obern und untern Kegel - und Mahlzähne und das Zahnfleisch. Bei Anfüllung der Mundhöhle mit Luft, Speisen u. dgl. treten die Backen mit ihren frei stehenden Wänden so stark hervor, dass das Gesicht das Ansehen bekommt, als wäre es in dieser Gegend geschwollen. An der äussern Fläche der Backe, nahe am Mundwinkel, zeigt sich bei manchem Menschen, während er lächelt, ein kleines Grübchen, welches das Lachgrübchen ( Er entspringt mit kurzen, sehnigen Fasern, welche zum Theile von dem Kreismuskel der Augenlieder bedeckt sind, an der Gesichtsfläche des Jochbeines, begibt sich von da in dem Fette, welches den Backenmuskel bedeckt, als ein schma- ler, schlanker Muskel nach ein- und abwärts zu dem Mund- winkel , wo er mit den hier verlaufenden Muskeln sich ver- mischt und endet. Dieser Muskel zieht den Mundwinkel mit den Lippen nach auf- und rückwärts; wirkt er aber zugleich mit jenem der entgegengesetzten Seite, so werden die Mundwinkel nach rückwärts, die Lippen in die Länge gezogen, und an die Zähne angedrückt. Kleiner Jochmuskel (musculus %ygomaticus minor)* Er entspringt, gleichfalls von den Fasern des Ringmusknern Seite des kleinen Joclimuskels zu der Oberlippe herab, 'Vo er sich in der Haut derselben und in den Fasern des Ring- Muskels endiget. Er hebt die Oberlippe nach aufwärts. 146 Gemeinschaftlicher Aufheber der Oberlippe und des Nasenflügels (levator labii superioris alaeque nasi). Er entsteht mit kurzen, sehnigen Fasern, welche von den Ringmuskelfasern der Augenlieder bedeckt sind, an der äussern Fläche des Nasenfortsatzes vom Oberkiefer, und geht, etwas breiter werdend, an der Seite der Nase herab zum Nasenflügel, wo er sich in zwei Schenkel spaltet, von welchen der innere, schmälere und kürzere an der äus- sern Fläche des Nasenflügels neben dem Zusammendrücker der Nase, der äussere, breitere und längere Schenkel aber in der Haut der Oberlippe, und neben dem eigen- thümlichen Aufheber in dem Ringmuskel des Mundes sich endiget. Er hebt den Nasenflügel und die Oberlippe in die Höhe. Niederzieher des Mundwinkels (depressor an- guli oris), wegen seiner Gestalt auch der dreieckig6 Kinnmuskel (musculus triangularis menti) genannt. Er liegt unter der Haut, von einigen Fasern des latissimus colli bedeckt, entspringt mit einem breiten Ende am untern Rand« des Unterkiefers seitwärts vom Kinne, steigt nach aufwärts zu dem Mundwinkel, und verliert sich da mit einem schma- len Ende in den Schliessmuskel des Mundes. Er zieht den Mundwinkel nach ab- und etwas auswärts. Niederzieher der Unterlippe (depressor labü inferioris), auch viereckiger Kinnmuskel (quadratn$ menti) genannt. Er ist ein dünner, platter, rautenförmig61* Muskel, liegt unmittelbar unter der Haut, entspringt am Rande des Kinnes, zwischen der Spina mentalis externa und dem Foramen mentale, wo er zum Theile vom Herabziehe1, des Mundwinkels bedeckt ist, steigt mit seinen Fasern nach aufwärts gegen den mittleren Theil der Unterlippe, verbindet sich da unter einem spitzigen Winkel mit dem gleichnamig611 Muskel der entgegengesetzten Seite, und endiget in der Haut der Lippe und dem Schliessmuskel des Mundes. Er zieht di6 Unterlippe nach ab- und auswärts; wirkt er aber mit je«6111 147 der entgegengesetzten Seite zugleich, so wird die ganze Un- terlippe herabgezogen und nach aussen umgestülpt. Au fh eher des Kinnes (levator menti). Er ent- springt an der vordem Wand des Unterkiefers, in der Vertie- fung zwischen den beiden Zahnhügeln des seitlichen Schneide- und Eckzahnes, geht mit seinen Fasern, bedeckt von dem Herabzieher der Unterlippe, nach abwärts zum Kinne, wo er sich in der Haut desselben endiget. Er hebt mit dem der entgegengesetzten Seite die Haut des Kinnes in die Höhe, und zieht die Unterlippe gegen die Zähne. Ring- oder Schliessmuskel des Mundes (musculus orbicularis seu sphincter oris). Er ist ein unge- paarter Muskel, welcher unter der Haut der Lippen sich be- findet, und mit seinen kreisförmigen, theils eigenen, theils Von den sich hier endigenden Muskeln herkommenden Fasern die Mundspalte umfasst. Er kann dieselbe verkürzen, oder verengern, die Lippen an die Zähne andrücken, oder sie von denselben entfernen, und den Mund zuspitzen. Von dem obern, mittleren Theile dieses Muskels steigen einige Fasern zur Scheidewand der Nase empor, und diese werden, da sie die bewegliche Nasenscheidewand nach abwärts ziehen, der Nie- derzieher der beweglichen Näsen scheid ewand {depressor septi nasi mobilis') genannt. Nimmt dieser Muskel jedoch an der Nasenscheidewand seinen fixen Punkt, so sieht er die Oberlippe nach aufwärts. Cowperische Sclineidemuskeln Qmusculi incisivi Ooicperi). Es gibt deren vier, sie sind klein und zart; zwei derselben sind zu beiden Seiten des Ober-, zwei zu beiden Seiten des Unterlippenbändchens gelagert. Sie entspringen Ober- nnd Unterkiefer, an den vordem Zahnfächerwänden fieben den Hügeln der mittleren Schneidezähne, und begeben sich unter der innern Haut der Lippen zu dem Schliessmuskel des Mundes. Sie drücken die Lippen an das Zahnfleisch der 148 Schneidezähne, sind aber nicht bei allen Menschen zu finden. Backenmuskel (musculus buccinator'). Er entspringt als ein breiter, dünner Muskel an der äussern Wand des Zahnfacherfortsatzes vom Ober- und Unterkiefer längs der Mahlzähne, und mit einigen seiner hintern Fasern auch am Hakenfortsatze des Gaumenflügels vom Keilbeine, geht dann, nach innen von der Schleimhaut der Mundhöhle überzogen, nach aussen von vielem Fette und den hier gelagerten Mus- keln bedeckt, mit seinen von rück- nach vorwärts laufenden Fasern zum Mundwinkel, wo er sich in den Schliessmuskel des Mundes verliert. Er bildet grösstentheils die Seitenwand der Mundhöhle, nämlich die Backen, wesswegen er auch Backenmuskel genannt wird. Dem ersten obern Mahlzahne gegenüber ist er vom Stenon’schen Speichelgange durchbohrt* Dieser Muskel zieht den Mundwinkel und die Lippen nach rückwärts, verengert die Mundhöhle, bringt während des Kauens die zerstreuten Speisentheile zwischen die Mahl' flächen der Zähne hilft den Speichel aus dem Stenon’schen Gang drücken, und trägt auch zum Ausspucken, Pfeifen und Blasen sehr vieles bei. Muskeln des Unterkiefers. Die Muskeln, welche den Unterkiefer bewegen, werden* da sie das Kauen grösstentheils bewerkstelligen, auch Kau' muskeln genannt. Diese sind: der Schläfenmuskel; der eigentliche Kaumuskel, und der äussere und innere Flügelmuskel. Schläfenmuskel (musculus temporalis'). Er ist m»1 platter, von sehnigen Fasern durchwehter Muskel, entsteh1 halbkreisförmig an der bogenförmigen Linie des Schläfen'; Joch-, Stirn- und Seitenwandbeines, an dem grossen Flüge* des Keil- und dem schuppigen Theile des Schläfenbeines, s° wie auch von der sehnigen Schedelhaube; seine Ober' fläche ist von einer sehnigen Platte (fascia temporalis') be' 149 deckt. Er wird in seinem Verlaufe von oben nach ab - und etwas vorwärts, allmälich schmäler, dicker, und geht in eine starke Sehne über, mit welcher er sich an dem Kronenfort- satze des Unterkiefers anheftet. Er zieht den Unterkiefer in die Höhe und etwas rückwärts. Eigentlicher Kaumuskel (musculus masseter). Er entspringt am untern Rande des Jochbogens mit zwei, von aussen nach innen über einander gelagerten Portionen von Muskelfasern. Die äussere ist stark, sehnig, ver- läuft von vorne nach rückwärts, und befestiget sich an dem Winkel und untern Rande des Unterkiefers; die innere Portion, welche mehr am hintern Theile des Jochbogens entsteht, geht schief nach ab- und vorwärts, kreuzt sich mit der äussern, und befestiget sich mit grösstentheils llei- schigen Fasern an der äussern Fläche des Astes vom Unter- kiefer. Die hintere Hälfte dieses Muskels wird nach aussen von der Ohrspeicheldrüse bedeckt; über die vordere Hälfte aber läuft quer der Ausführungsgang dieser Drüse. W7irken beide Portionen dieses Muskels zugleich, so heben sie den herabgezogenen Unterkiefer gerade nach auf- wärts; ist aber nur Eine derselben in Thätigkeit versetzt, so wird er durch die äussere etwas nach vor-, durch die in- nere Portion aber etwas nach rückwärts gezogen. Innerer Flügel muskel (musculus pteryyoideus in- ternus). Er entspringt in der Flügelgrube des Keilbeins, geht, von einer sehnigen Ausbreitung umgeben, nach aussen Und abwärts zur innern Fläche des Astes vom Unterkiefer, Wo er sich an die Rauhigkeit und den untern Rand desselben anheftet. Er zieht den Unterkiefer nach auf- und etwas nach einwärts. Aeusserer Flügelmuskel Qmusculus pterygoideus externus). Er ist etwas kleiner als der vorhergehende, wird von demselben grösstentheils bedeckt, und entspringt an der äussern Fläche des äussern Blattes vom Gaumenflü- 150 gel des Keilbeins, mit einigen Fasern auch am Pyramiden- fortsatze des Gaumenbeines, an der Rauhigkeit des Oberkie- fers und am Dornfortsatze des Keilbeins; geht nach rück- und abwärts zum Gelenksfortsatze des Unterkiefers, wo er sich in der Vertiefung desselben unter dem Kapselbande befe- stiget. Der rechte äussere Flügelmuskel zieht den Unterkiefer zur linken, der linke zur rechten Seite, so, dass durch de- ren wechselseitige Wirkung das Hin- und Herschieben der untern Kinnlade bewerkstelliget w ird. Wirken aber beide Muskeln zugleich, so strecken sie den Unterkiefer gerade nach vorwärts. Gemeinschaftliche Muskeln des Unterkiefers und des Zungenbeines. Zw eibäu chiger Kiefermuskel (musculus biven- ter maxillae inferioris seu digastricus'). Er hat zwei Muskelbäuche , welche durch eine runde Sehne verbun- den sind. Der hintere Bauch ist rundlich, lang, und entspringt mit kurzen, sehnigen Fasern an dein Einschnitte des Warzen- fortsatzes vom Schläfenbeine , steigt von da, allrnälich schmä- ler werdend, nach vor- und einwärts gegen das Zungenbein, wo er in die kleine, rundliche Sehne übergeht. Diese durch- bohrt meistens den Griffelzungenheinmuskel, und ist mittelst einer sehnigen Haut an der Seitenfläche des Körpers vom Zungenbeine, wo sich sehr oft ein kleiner Schleimbeutel be- findet, befestiget. Der vordere Bauch dieses Muskels liegt unter der Haut und dem breitesten Halsmuskel, ist platt, kurz, und et- was stärker, als der hintere; er nimmt seinen Ursprung am hintern Theile des untern, wulstigen Randes vom Kinne, steigt nach rück- und abwärts zum Zungenbeine, und geht in die bereits erwähnte Verbindungssehne über. Wirken die vo rd e r n Bäuche dieser Muskeln zu beiden Seiten zugleich, so ziehen sie entweder den Unterkiefer herab, 151 oder das Zungenbein nach vorne in die Höhe; wirken nur die hintern Bäuche, so wird das Zungenbein nach rück- und aufwärts gehoben; wirken aber alle vier Bäuche gleich- zeitig, so heben sie das Zungenbein gerade in die Höhe. Ma hl Zungenbein in uskel (musculus mylohyoideus). Er ist breit, flach und dreieckig, liegt über dem vordem Bauche des zweibäuchigen Kiefermuskels , entspringt an der innern Mahllinie des Unterkiefers, geht schief nach abwärts, und endiget mit seinen hintern, langem Fasern an der vordem Körperfläche des Zungenbeins; seine vordem, kurzem Fa- sern vereinigen sich mit jenen des gleichnamigen Muskels der entgegengesetzten Seite, und bilden an der Vereinigungsstelle eine weisse, von oben nach abwärts laufende, sehnige Linie* So verbunden füllen diese beiden Muskeln den leeren Baum zwischen dem vordem Tlieile des Unterkiefers und dem Zungenbeine völlig aus. Sie ziehen entweder den Un- terkiefer nach ab-, oder das Zungenbein nach aufwärts. Kinnzungenbeinmuskel (musculus Die Substanz der Zunge, welche gleich unter der sie um- kleidenden Hülle liegt, besteht aus Fleischfasern, welche der Länge und Quere nach verlaufen, sich kreuzen und den ei- gentlichen Zungenmuskel (musculus lingualis) bilden. Durch diese sich kreuzenden Muskelfasern kann die Zunge verkürzt, verlängert, auf- und abwärts gebeugt, und ver- schiedenartig gekrümmt werden. Nebstdem aber bringen noch folgende Muskeln verschie- dene Bewegungen der Zunge hervor: Der Zungenbeinzungenmuskel (musculus hyO' ylossus); er ist zwischen dem Zungenbeine und der Zunge gelagert, und entspringt sehnig mit drei Portionen, die nach dem Orte, wo sie entstehen, ihre Namen erhalten habe*1. 157) Da inan mit der untern Fläche der Zunge, an welcher kei**e Geschmackswärzchen sich befinden, die mit ihr in Berührung kommende** Stoffe nur wahrnehmen, aber nicht schmecken kann, so ist dem zu Fol?® die Zunge nicht als das Organ d es Ges ch m a ck es, sondern bloss als de*" Sitz der Geschmacksorgane zu betrachten, um so mehr, da auch auf dem Rücken der Zunge der Geschmack an jener Stelle verloren geht, wo durch Verletzung, Ausschwärung u. s. w. ein Theil der Zunge *n Verlust gerathen ist. Die erste, oder der Grundzungenmuskel (musculus basioglossus) kommt von der Seite des Körpers; die zweite, oder der Knorpelzungenmuskel (musculus chondroglos- sus') entspringt am knorpligen, kleinen Horne, und die dritte, oder der Hör n zungenmuskel (musculus keratoglossus) am grossen Horne des Zungenbeines. Diese drei Muskelparthieen, welche zusammen genommen den genannten Muskel bilden, steigen in beinahe senkrechter Richtung zum Seitentheile des Zungengrundes nach aufwärts und endigen sich neben dem Griffelzungenmuskel in der Sub- stanz der Zunge. Sie ziehen die Zunge nach ab- und etwas nach rückwärts. Der Kinnzungenmuskel (musculus genioglossus). Dieser entspringt sehnig am innern Kinnhöcker, und begibt sich, allmälich dicker werdend, dicht neben dem gleichnami- gen Muskel der andern Seite zum Grunde der Zunge, wo er sich fächerförmig ausbreitet, und mit seinen Fasern theils an der Zunge, theils am Zungenbeine endiget. Er zieht die Zunge mit dem Zungenbeine nach vorne und aufwärts. Der Griffelzungenmuskel (musculus styloglossu$\ Er entspringt an der Spitze des Griffelfortsatzes vom Schläfen- beine, steigt ab- und vorwärts an der innern Seite des Unter- kiefers , an dessen Winkel er durch ein breites Band befesti- get ist; verbindet sich mit dem Zungenbeinzungenmuskel, und läuft hierauf unter der Haut bis an die Spitze der Zunge, in deren Substanz er sich verliert. Er zieht die Zunge rückwärts und zur Seite in die Höhe ; wirkt er aber mit seinem Gespanne der andern Seite zugleich, so wird die Zunge in die Breite ge- zogen, und ihre Ränder nach aufwärts umgestülpt, so dass die Zunge eine Art Rinne bildet. 163 Drüsen des Mundes (glandulae oris). Diese sind Ausscheidungsdrüsen (glandulae excre- toriae) und werden, nach Beschaffenheit der von ihnen abge- sonderten Säfte, entweder SchIeim-, Speiche 1-, oder Talg- drüsen genannt. 164 Die Schleimdrüsen des Mundes (glandulae muciparae oris). Diese werden in die vordem und in die hintern ah* getheilt. Erstere gehören insgesammt zu den einfachen Drüsen, und stellen kleine, linsenförmige, hohle, mit einem feinen Haargefässnetze umgebene Bälge dar, welche ihr Pro- duct, den Schleim (wincws), theils durch blosse Mündungen, theils durch eigene, kleine Ausführungsgänge an die Ober- fläche der Mundhöhlenschleimhaut ergiessen. Sie liegen ein- zeln zwischen der Schleimhaut und den Muskeln zerstreut, sind etwas zahlreicher an den Lippen und den Backen, und werden hier auch die Lippen- und Backenschleim- drüsen {glandulae mucipavae labiales et buccales) genannt. In den Backen, den obern Mahlzähnen gegenüber, sind diese Schleimdrüsen oft gruppenweise zusammengedrängt, und ihre Ausführungsgänge manchmal zu einem gemeinschaftlichen Gange vereinigt. Zu den hintern Schleimdrüsen des Mundes gehören die- jenigen, welche man zwischen dem Zungen- und ltachenbogen des Gaumensegels, und in dem Zäpfchen findet. Die grössten derselben heissen: Die Mandeln (tonsillae). Diese sind zwei längliche, runde, röthliche, mit der Schleimhaut des Mundes überzogene Drüsen, von denen auf jeder Seite Eine in dem dreieckigen Raume zwischen den beiden Bögen des weichen Gaumens ge- lagert ist; sie sind ungefähr 6—8 Linien hoch, 4—5 Linien breit, und eben so dick. Man unterscheidet an ihnen eine äussere und innere, gewölbte Fläche, einen vordem und hintern Rand, ein oberes, dickeres, und ein unte- res, dünneres Ende. Sie sind aus einer grossen Anzahl kleiner Schleimdrüsen zusammengesetzt, deren kurze Aus- führungsgänge nie zu einem einzelnen gemeinschaftlichen Gange sich vereinigen, sondern ein jeder für sich den berei- teten Schleim an der freien, der Rachenhöhle zugekehrten, Oberfläche mit einer weiten Mündung ergiesst; daher auch die Mandeln zu den zusammen ge häuften Drüsen {glan- dulae conglomeratae) gerechnet werden. Die Speicheldrüsen des Mundes (glandulae salivales oris). 165 Zunächst dem Unterkiefer befinden sich auf jeder Seite drei Hauptspeicheldrüsen, welche ihren Saft in die Mundhöhle entleeren, und ihrer Lage nach: Ohrspeicheldrüse, U nterkieferdrüse, und Un te rz u n gendr üs e genannt werden. Sie gehören insgesammt zu den zusammengehäuf- ten Drüsen, und bestehen aus kleinen Körnern (acini')f welche durch Zellgewebe mit einander zu kleinen Bündeln, und diese wieder traubenartig zur ganzen Drüse verbun- den sind. Jedes einzelne dieser Körnchen besteht aus einem Gewebe der feinsten Nerven, Blut- und Lymphgefässe, welche durch Zellstoff mit einander verbunden sind. Aus ihnen entspringen kleine Kanälchen, die zu grösseren Zweigen und Aesten sich vereinigen, und endlich in einen gemeinschaftlichen Ausführungsgang (ductus excretorius) übergehen. Diese Drüsen bereiten eine eigene, dünne, wässerige, seifenartige Feuchtigkeit, den Speichel (saliva), welchen sie in die Mundhöhle entleeren. Die Ohrspeicheldrüse (glandula parotis). Sie ist die grösste unter den Mundspeicheldrüsen, und liegt unter der Gesichtshaut in der Ohrgegend. Sie gleicht einem unregel- mässigen, länglichen Vierecke, wovon die untere Hälfte viel breiter und dicker ist, als die obere. Diese Drüse ist durch Zellgewebe mit den unter und neben ihr liegenden Gebilden fest verbunden, und reicht aufwärts bis zum hintern Theile des Jochbogens, und zur Kapsel des Unterkiefergelenkes, welche sie bedeckt; abwärts steigt sie bis zum Winkel des Unterkiefers, wo sie meistens mit der Unterkieferdrüse zusammenhängt; rückwärts füllt sie den leeren Kaum aus, welcher zwischen dem Warzen- und Griffel- fortsatze des Schläfenbeines, dem äussern Gehörgange und dem Aste des Unterkiefers übrig bleibt; vorne endlich bedeckt sie die hintere Hälfte des Kaumuskels, die hier gelagerten zahl- 166 reichen Schlag- und Blutadern, den hintern Theil des Ant- litznerven, und zum Theile auch die Muskeln, welche am Warzen- und Griffelfortsatze des Schläfenbeines entspringen. In ihrem Baue kommt sie mit dem überein, was von den Speicheldrüsen im Allgemeinen bereits gesagt worden ist. Ihr, aus mehreren kleinen Gängen entstandener, g e m ei n s ch a ft- licher Ausführungsgang wird Ohrendrüsenspei- chel- oder Steno ffscher Gang (ductus par oticus seu Stenonianus) genannt. Dieser tritt ungefähr einen halben Zoll unter dem Jochbogen aus dem obern, vordem Theile der Drüse hervor, und läuft in Begleitung der queren Gesichtsschlag- ader und einiger Zweigehen des Antlitznerven quer über den Kaumuskel nach vorne, schlägt sich an dessen vorderem Rande um, steigt einige Linien nach abwärts, dann wieder einige Linien nach vorne, durchbohrt hierauf den, von vielem Fette bedeckten Backenmuskel, und mündet an der innern Seite der Backe, manchmal mit einem duttenförmigen Vor- sprunge, 158), dem obern ersten Mahlzahne gegenüber, in die kleine Mundhöhle. Dieser Gang ist rund, ungefähr I Linie weit, und besteht 158) Meckel, Hildebrandt und Andere stellen das Vorhanden- sein dieser dutten- oder warzenförmigen Erhöhung ganz in Abrede; da ich sie jedoch bei vielen Menschen, und manchmal von bedeutender Grösse, vorgefunden habe, so kann ich deren öfteres Vorkommen nicht nur bestätigen, sondern glaube sogar, auf dieselbe aufmerksam machen zu müssen. Ich habe manche Gelegenheit gehabt, zu beobachten, dass diese warzen- oder vielmehr duttenförmigen Vorsprünge, ihrer besondern Länge wegen, bei vollbackigen Menschen zuweilen zwischen die Zähne kommen, und wenn diese abgenützt und scharfrandig sind, so werden diese Vorsprünge während der Mastication häufig eingezwickt und so be- leidigt, dass sie sich entzünden und hierauf einen doppelt grossen Umfang einuehmen. Man hüte sich jedoch, diese krankhaft metamorphosirte und verlängerte Warze für ein Afterproduct zu halten, und sie als solche« wegzuschneiden; denn geschähe dieses, so würde der Speichelgang seiner natürlichen, wulstigen, kleinen Mündung beraubt, den fremden Stoffen ein grösserer und daher leichterer Eingang in denselben verschafft, u,,d so der Speichelgang unwegsam gemacht, worauf Exuberantia salivae u. s. w. in demselben sich einfinden müsste. 167 aus zwei Häuten, einer äussern, dicken, weissen, dichten und mit Gefässen durchwebten, zelligen; und einer innern, welche zarter, und eine Fortsetzung der Schleimhaut der Mundhöhle ist. Zuweilen findet man nahe an dem vordem, obern Theile der grossen Ohrspeicheldrüse gleich unter dem Jochbogen eine zweite, kleinere, oder Nebenspeicheldrüse (parotis accexsoria). Diese hängt nie mit der ersten zusammen, und hat ihren eigenen Ausführungskanal, der sich jedoch immer in den Stenon’schen Gang, an welchem diese Drüse meistens anliegt, einmündet. Die Unterkieferdrüse (* die zwei letzteren, als Zweige der ersteren, ganz eigene, nur h‘r Zähne und Zahnzellen bestimmte Arterien sind. 179 und Zahnzellenschlagadern entspringen, die sich in den Zahnkanälen, Zahnhöhlen und Zahnzellen der obern Zähne ebenso verlaufen, verzweigen und verbinden, wie ich es bereits von den Schlagadern der Zähne und Zahnzellen des Unterkiefers angegeben habe. Als siebenter Ast kommt aus der innern Kieferscblagader: g. Die absteigende Gaumenschlagader (arte- ria palatina descendens). Sie gibt zuerst die oberste S ch 1 u n d k o p fs ch 1 a g a d e r (arteria pharyngea suprema), welche durch den Vidia n’schen Kanal nach hinten läuft, und in dem obersten Theile des Schlundkopfes, in den Gaumen- muskeln, und in der Eustachischen ltöhre sich verliert. Hier- auf tritt die absteigende Gaumenschlagader durch den Flügel- gaumenkanal herab, und kommt durch die hintern Gaumen- löcher mit drei Aesten in die Mundhöhle, von welchen die zwei kleineren in dem weichen Gaumen und in den Man- deln sich verzweigen; der dritte Ast jedoch, welcher der stärkste ist, geht dicht an dem knöchernen Gaumen längs dem Grunde des Zahnfächerfortsatzes nach vorne, gibt meh- rere Zweige zur Gaumenhaut und deren Drüsen, und verbin- det sich in der Gegend der mittleren grossen Schneidezähne mit der gleichnamigen Schlagader der entgegengesetzten Seile meistens zu Einem Aste, welcher durch den vordem Gaumenkanal zur Nasenhöhle emporsleigl, und in der Schleim- haut derselben sich vertheilt. Hat jeder Oberkieferknochen, was manchmal der Fall ist, seinen eigenen Gaumenkanal, so verlaufen auch die Gaumenschlagadern jede für sich durch Einen dieser Kanäle. h. Die hintere Nasenschlagader (arteria nasa- lis posterior'). Sie geht, als letzter Zweig der innern Kiefer- schlagader, durch das Keilbeingaurnenloch zu den hintern Na- senöffhungen, und theilt sich da in einen äussern und in- nern Zweig. Der äussere (ramus externus) ist etwas kleiner, und verzweigt sich in der Schleimhaut der mittleren und oberen Muschel, in den hintern Zellen des Siebbeins und in der Kie- ferhöhle. 180 Der innere Zweig (rarnus internus), auch Nasenschei- dewandschlagader (arteria septi narium) genannt, steigt bogenförmig von oben nach abwärts zur Nasenscheidewand, gibt einige Zweige zur Schleimhöhle des Keilbeins, und ver- liert sich hierauf grösstentheils in der Schleimhaut der Nasen- scheidewand; ein derselben aber geht nach vorwärts, und verbindet sich im vordem Gaumenkanale mit der abstei- genden Gaumenschlagader. Blutadern (venae). Jene häutigen Röhren, welche das von den Arterien zu allen Theilen des Körpers geführte Blut in die Vorkammern des Herzens zurückführen, werden Bl u tadern genannt. Sie nehmen ihren Ursprung, vom Herzen entfernt, aus den feinsten Endtheilen der Capillargefässe der Arterien als kleine, netzförmig unter einander verbundene Haargefässe, die nach und nach zu grösseren Zweigen sich verbinden, welche endlich durch vielfache Vereinigungen in einige Hauptstämme zusammentreten, welche in die Vorhöfe des Herzens sich münden. Die Venen bestehen aus zwei schlaffen, leicht ausdehn- baren, durchsichtigen Häuten, lassen sich leicht zusammen- drücken, und, wenn sie blutleer sind, fallen ihre Wände zu- sammen. Die äussere oder Z e 11 h a u t (tunica cellulosa) hat beinahe dieselbe Textur, wie die Zellhaut der Arterien, nur ist sie zarter, schlaffer und leichter zerreissbar. Die zweite oder innere Haut (tunica interna) ist so beschaffen, wie die allgemeine Gefässhaut der Schlag- adern, nur ist sie zarter, ausdehnbarer, weniger brüchig» und bildet, besonders in den grossem Venen, taschenähnliche, halbmondförmige Klappen (valvulae semilunares'), de- ren Nutzen darin besteht, den Rückfluss des Blutes zu hem- men 163). 163) Mehrere Autoren nehmen auch eine dritte, mittlere oder Faser haut {tunica fibrosa), besonders an den Stämmen der Venen, »n> 181 Uebrigens sind die Venen viel zahlreicher, und in Hin- sicht ihres Durchmessers beinahe noch einmal so weit, als die Arterien. Sie bilden viele, theils oberflächliche, theils tiefer liegende Geflechte und Anastomosen. Die Venen, welche das Blut aus allen Theilen des Mun- des, und überhaupt des ganzen Kopfes, aufnehmen, ergies- sen sich insgesammt entweder mittel- oder unmittelbar in einen grossen, tief am Halse liegenden, längs der Carotis communis verlaufenden Stamm, welcher die gemeinschaft- liche Kopf- oder innere Drosselblutader (vena cepha- lica communis seu jugularis interna) heisst], und durch die Vereinigung der vordem und hintern Kopfblutader entsteht. A. Die vordere Kopf-, auch gemeinschaftliche Gesichtsblutader (vena ccphalica anterior seu facialis communis) führt das Blut von den äussern Theilen des Kopfes und des Halses zurück, und wird aus der vordem und hin- tern Gesichtsblutader zusammengesetzt. I. Die vordere Gesichtsblutader (vena facialis anterior) hat einen oberflächlichen Ast (ramus super” ficialis), welcher die oberflächlichen, und einen tiefliegen- den Ast (ramus profundus), welcher die tiefliegenden Blut, adern des Gesichtes aufnimmt. Erster er entsteht aus dem Zusammenflüsse der Augen- höhlen- und Stirnblutadern am innern Augenwinkel, steigt schräge an der Seite der äussern Kieferschlagader nach rück- und auswärts gegen den Unterkiefer herab, und nimmt fol- gende Zweige auf: a. die obere und untere innere Augen lied- blut ad er (vena palpebralis interna superior et inferior); b. die obere und untere äussere Nasenblut- ader (vena nasalis externa superior et inferior); Valentin glaubt, dass diese Haut aus eigenthümlichen, muskulösen Fasern bestehe, deren Bündel Netze bilden, meistens longitudinal verlau- fen, und den Venen die Eigenschaft verleihen, ihr Lumen schnell und bedeutend zu verändern. 182 c. die äussere herab steigen de Augenlied- blutader (vena palpebralis externa descendens) ; d. die Oberlippenblutadern (venae labii superio- ris) aus dem Blutadergeflechte der Oberlippe. Der tiefliegende Ast der vordem Gesichtsblutader entsteht an dem hintern Theile der untern Augenböhlenspalte aus dem Zusammenflüsse: a. der Gesichtsaugenhöhlenblutader (vena fa- cialis ophlhalmica'); b. der Gaumen- und Vidianblutader (vena pala- tina et Vidiana) ; c. der Unteraugenhöhlenblutader (vena infra- orbitalis), in welche sich vorzüglich die vordere Kieferblut- ader mündet; d. der hintern Kiefer hl utader (vena maxillaris posterior'). Die vordere und hintere Kieferblulader entspringen aus einem Bogen, welcher neben dem Zahnschlagaderbogen in dem Kanäle der vordem Wand des Oberkiefers aus dem Zu- sammenflüsse aller obern Zahn- und Zahnzellenblut- adern (venae dentales et alveolares superiores) gebildet wird, und welche letztere von dem Gefässnetze der Zahnhöh- len, der Zahnwurzelhäute und der Zahnzellenwände entsprin- gen, und der Zahl, so wie dem Verlaufe nach ganz den gleich- benannten Schlagadern entsprechen. Nachdem nun der tiefliegende Ast der vordem Gesichls- blutader die benannten Zweige aufgenommen hat, steigt er unter dem Jochbogen an der hintern Gegend des Oberkiefers, wo noch einige Zweige aus dem Flügelvenengeflechte sich mit ihm vereinigen, schief von hinten nach vorne herab, und verbindet sich in der Gegend des Backenmuskels mit dem oberflächlichen Aste. Die so entstandene vordere Gesichtsblutader gellt von der äussern Seite des Kaumuskels nach rückwärts über den untern Rand der untern Kinnlade herab, nimmt in ihrem Verlaufe: die Backenblutader (■vena buccalis); 183 b. die Kaumuskel bl utadern (venae massetericae)\ c. die Unterlippen bl utader (vena labii infe- rioris); d. die Unterkin n b lutader (vena submentalis'), endlich e. die Unterkieferdrüsenblutadern (venae glandulae submaxillaris') auf, und vereinigt sich dann mit der hintern Gesichtsblutader. II. Die hintere Gesichtsblutader (vena facialis posterior) entsteht ebenfalls aus der Vereinigung eines oberflächlichen und eines tiefliegenden Astes. Der oberflächliche Ast (ramm superficialis) geht hervor aus dem Zusammenflüsse: der oberflächlichen und der tiefen Schläfen- blutader (vena temporalis superficialis et profunda); steigt vor dem Ohre durch die Ohrspeicheldrüse zum Winkel der Kinnlade herab, und nimmt in diesem Verlaufe folgende Zweige auf: a. die obere, vordere und hintere Ohrvene (vena auricularis superior, anterior et posterior) ; b. die vordere Gelenksblutader (vena articularis anterior), welche das Blut aus dem Blutadernetze an der äussern Seite des Kiefergelenkes (plexus venosus articula- ris) zurückführt; c. die quere Gesi ch t s b 1 u tader (vena transversa faciei), welche kleine Zweige von der Wange, der Backe, dem Kaumuskel und der Ohrspeicheldrüse aufnimmt; und d. die 0 h r s p e i ch e 1 d r ü s e n b 1 u t a d e r n (venae paro- tideae'). Der tiefliegende Ast (ramus profundus) entspringt aus dem Blutadergellechte, welches zwischen den beiden Flügelmuskeln und dem obersten Theile des Schlundkopfes liegt, dem Flügelvenengellechte, und nimmt in seinem Ver- laufe folgende Zweige auf: a. die mittlere Hirnhautblutader (vena meningea media'); 184 b. mehrere Zweige aus dem Schläfenmuskel, aus der Nasenhöhle, dem Gaumen und dem Schlund- kopfe. Hierauf geht der tiefe Ast geschlängelt hinter den Gelenksfortsatz der untern Kinnlade, wo er mehrere Zweige von der Ohrspeicheldrüse; dann c. die hintere Gelenksblutader (vena articula- ris posterior) von dem hintern Theile des Unterkieferge- lenkes, und d. die Unlerkieferblutader (vena maxillaris in- ferior) aufnimmt. Diese kommt ans der hintern Mündung des Unterkieferkanals hervor, und die Zweige, aus denen sie entsteht, sind die äussere und innere Kinnblutader (vena mentalis externa et interna'), dann die untern Zahn- und Zahnzellenblutadern (venae dentales et alveolares inferiores), welche ihrer Zahl und ihrem Verlaufe nach sich ebenso verhalten, wie die gleichnamigen Schlagadern dieser Gebilde. Der nun beschriebene tiefliegende Ast verbindet sich zwischen dem Ohre und dem Aste des Unterkiefers mit dem oberf 1 äch 1 ichen zur hintern Gesichtsblutader, welche sich mit der vordem, schwächeren zu einem kurzen, dicken Stamme, der obengenannten gemeinschaftlichen Gesichtsblutader, vereiniget. B. Die hintere Kopf- oder Hirnblutader (vena jugularis posterior seu cerebralis) beginnt am Drosselader- loche aus dem queren Blutbehälter der harten Hirnhaut, steigt hinter der Ohrspeicheldrüse und dem hintern Bauche des zweibäuchigen Kiefermuskels bis zum Zungenbeine herab, wo sie mit der gemeinschaftlichen Gesichtsblutader zusammenstösst, und in Verbindung mit derselben die ge- meinschaftliche Kopf- oder innere Drosselblut- ader bildet. Diese nimmt in ihrem Verlaufe folgende Zweige auf: a. die Zungenblutader (vena lingualis); sie wird aus der Vereinigung der Rückenzungenblutader (ramm dorsalis venae lingualis'), der (Jnterzungenblutader 185 (vena sublingualis') , der Zungenbeinblutader (vena hyoidca), und der Kehlkopfblutader (vena laryngea) erzeugt; . b. die Schi lddriisenb lutadern Qvenae thyreoideae), welche aus Zweigen, die von dem Schilddrüsenvenengellechte, und zum Theile vom Schlunde herkommen, zusammenge- setzt wird. Nach Aufnahme dieser Zweige (welche nebst der facialis manchmal in die äussere Drosselblutader münden) steigt die innere Drosselblutader nach abwärts in die Brusthöhle, nimmt in ihrem Verlaufe mehrere Venenäste des Halses und der Brust auf, vereiniget sich mit der Schlüsselbein- und äussern Drosselblutader zur unbenannten Vene fcena anonyma), welche sich mit jener der entgegengesetz- ten Seite zur obern oder absteigenden Ilohlader (vena cara superior seu descendens') verbindet, die sich dann als Hauptstamm in Verbindung mit der Vena azyyos in die rechte Vorkammer des Herzens ergiesst. Ly mphgefasse und Lymplidiiisen (vasa lymphatica et glanilulae tympliaticae). Die Ly m pli ge fasse, auch Saugadern (vasa resor- benlia) genannt, sind unter allen Gefässen die kleinsten, zar- testen , jedoch zahlreichsten. Man findet sie fast an allen Theilen des menschlichen Körpers, und obschon sie im Ge- hirne, in den Knochen u. s. w. noch nicht nachgewiesen sind, so kann doch deren Vorhandensein auch in diesen Gebilden nicht in Abrede gestellt werden 164). 164) Der Beweis, (lass in den Knochen Saugadern vorhanden sein müssen, dürfte schon dadurch hergestellt werden, dass so viele Knochen- geschwülste, Tophi, Nodi, Gummata u. s. w. sich, wie bekannt, oft gänz- lich zertheilen. Da aber eine solche Zertheilung nur durch einen Re- sorptionsprocess erklärbar ist, so müssen wir auch Saugadern annehmen. Ferner ist es eine bekannte Sache, dass nach dein Verluste der Zähne der Zahnfächerforlsatz nach und nach schwindet, so zwar, dass er, wie bereits angeführt wurde, bei Greisen gewöhnlich um 9 bis 10 Linien 186 Sie sind sowohl in ihrem Verlaufe als in ihrer Tex- tur den Venen ähnlich; nur führen sie, statt Blut, Milch- saft oder Lymphe. Ihre Wände bestehen, so wie jene der Venen, aus der Zell- und der allgemeinen Gefässhaut, nur sind diese hier noch viel zarter und ausdehnbarer 165). Ihre innere Haut bildet sehr viele Klappen, welche paarweise einander gegenüber liegen, und mit ihrer Aushöh- lung immer dem Herzen zugekehrt sind. Ausserdem sind die Lymphgefässe durchsichtig, und ihre Farbe richtet sich immer nach jener des Saftes, den sie führen. Alle, sowohl oberflächlichen als tiefer liegenden Lymph- gefässe entstehen mit kleinen, zarten Bläschen aus dem Zellgewebe, verlängern sich dann als feine, durchsichtige Kanälchen, welche hierauf Netze bilden, aus welchen grössere Zweige hervortreten, die wieder durch andere Geflechte und Lymphknoten verlaufen, allmälich grös- ser werden, und sich endlich zu einem gemeinschaftlichen S t a m in e vereinigen. Die Function der Lymphgefässe besteht darin, die Lymphe (den Milchsaft) und selbst andere fremde Stoffe durch ihre Aufsaugungsfähigkeit von allen Theilen des Kör- pers aufzunehmen, und sie dem Blute zuzuführen. niedriger ist, als bei Menschen im mannbaren Alter. Die Ursache dieser bedeutenden Veränderung lässt sich doch auch nur in einem gradativen Aufsaugungsprocesse suchen, und dazu sind wieder Lymphgefässe uoth- wendig. Wollte man jedoch das Aufsaugen der Knochenmasse nur jenen Gefässen zuscbreiben, welche in der Knochenhaut sich befinden, so müss- ten die Zahnwurzelscheidewände, welche weder von einem Periosteum noch von irgend einer andern Haut umkleidet sind, unversehrt bleiben. Da die Erfahrung jedoch lehrt, dass diese Scheidewände immer früher schwinden, als alle übrigen Theile des Alveolus, so lässt sich hieraus ersehen, dass auch den hautlosen Knochen die absorbirenden Gefässe nicht abzusprechen seien. 165) Valentin nimmt, so wie bei den Venen, auch bei den Lympb- gefässen zwischen der Zell- und allgemeinen Gefässhaut eine dritte, oder Faserhaut an, welche zur schnelleren Fortbewegung der in den Saug- adern sich vorfindenden Säfte dienen soll. 187 Die Ly m p h d rü s e n oder Lymphknoten sind röth- liehgraue, 1—3 Linien grosse, rundlich-plattgedrückte Or- gane, welche nur dem Lymphgefässsysteme zukommen. Sie liegen an bestimmten Stellen des menschlichen Körpers ge- wöhnlich gruppenweise und in sehr veränderlicher Anzahl neben einander, und sind in lockeres, fettreiches Zellgewebe eingehüllt. Jedes Lymphgefäss führt seinen Saft in der Regel durch 2 bis 3 dieser Dröschen, ehe sich derselbe in den Hauptstamm ergiesst. Lymphdriisen findet man nicht überall und auch nicht in gleicher Menge und Grösse. Die grössten derselben zeigen sich am Halse, in der Achselhöhle, an der Lunge, im Gekröse, und in der Leistengegend. Sie bestehen aus einem Gewebe von sehr vielen feinen Saug- und Blutgefässen und kleinen Nervenfäden, welche durch Zellgewebe mit einander verbun- den, und an die benachbarten Theile angeheftet sind. Die Saugadern, welche alsHauptbestandtheile derLyinph- drüsen zu betrachten sind, treten als Vasa inferentia auf der einen Seite in diese Drüsen, verzweigen und verschlän- <>eln sich in denselben, bilden endlich ein dichtes Netz, aus welchem sie sich wieder allmälich zu grösseren, jedoch min- der zahlreichen Zweigen vereinigen, welche als Vasa effe- rentia aus der Drüse kommen, und in ihrem Verlaufe ent- weder noch durch andere Drüsen gehen, oder unmittelbar in den Hauptgang münden. Die Lymphdriisen dienen dazu, die Lymphe durch die mannigfaltige Circulation in denselben mit den feinen Blut- gefässchen in eine ganz nahe Berührung zu bringen , um von diesen jene Stoffe aufzunehmen, welche die Lymphe zum Uebergange in das Blut geeignet machen. Die Saugadern, welche vom Kopfe und dem Gesichte kommen, werden in oberflächliche und tiefliegende abgetheilt. Die oberflächlichen Saugadern des Antlitzes nehmen ihren Anfang an der Stirne, den Augenliedern, der Nase, den Backen, den Lippen und dem Kinne, vereinigen sich 188 zu mehreren Aesten, und gehen in jene Lymphdriisen über, welche in der Unterkiefergegend ihre Lage haben. Die tiefliegenden Saugadern des Gesichtes entspringen aus den Gebilden der Augen-, Nasen- und Mund- höhle, und gehen zu den obern Halssaugaderknoten über. Die oberflächlichen Saugadern des Sch ed eis kommen aus grossen, unter dem behaarten Theile des Kopfes liegenden Gefässnetzen und vereinigen sich in mehrere Zweige, welche in die, vor und hinter der Ohrspeicheldrüse befindli- chen Saugaderknoten sich einsenken. Die tiefliegenden Kopfsaugadern kommen von der harten Hirnhaut, treten mit der inneren Carotis und der inneren Drosselblutader aus der Schedelhöhle, und verlieren sich in die tiefliegenden Saugaderknoten des Halses. Die oberflächlichen Saug aderknoten des Hal- ses, auch oberflächliche Halsdrüsen genannt, liegen unmittelbar unter der Haut, nehmen die Saugadern von den Muskeln der Zunge, des Zungenbeines, des Kehlkopfes, und von der Haut des Halses auf, und hängen durch Saugader- zweige mit den tiefliegenden Lymphdrüsen des Halses zu- sammen. Die tiefliegenden Saug aderknoten des Halses, oder die tiefliegenden Halsdrüsen sind zahlreicher als die oberflächlichen, und liegen zunächst der innern Dros- selblutader vom Warzenfortsatze an bis zum Schlüsselbeine. Sie stehen in vielfacher Verbindung mit einander, und bilden das obere Drosseladergeflecht. Alle diese Saugaderknoten nehmen die Lymphgefässe der ihnen zunächst liegenden Theile auf; am untersten Theile des Halses jedoch vereinigen sich die, aus diesen Drüsen wieder ausgetretenen Zweige zu einem Hauptaste, welcher auf der linken Seite in den grossen Brustgang (ductus l/ioracicus major), auf der rechten Seite aber in den klei- nen (ductus thoracicus minor), manchmal aber auch unmittel- bar in die Schlüsselbeinblutader einmündet. 189 Nerven (nervi). Die Nerven sind weissliche, mehr oder weniger dicke Fäden, welche aus einer weichen, breiartigen Materie be- stehen, die in eine häutige, röhrenförmige Hülle eingeschlos- sen ist. Diese breiartige Masse, Neurin, besteht aus paralell neben einander liegenden Längenfasern, von welchen jede einzelne ihre eigene, zarte, glänzende Hülle, Neurilem, be- sitzt. Zwei oder mehrere dieser Fasern machen ein Bündel aus, welches wieder von einer etwas stärkeren Haut, der Nervenzellhaut (tunica cellulosa nervorum) umgeben ist. Die Haut endlich, welche alle diese Fasern und Bündel um- kleidet, und dieErnährungsgefässe der Nerven einschliesst, ist die stärkste, besteht aus dichtem, glänzendem Zellgewebe, und wird die Nervenscheide (vagina nervorum) genannt. Alle Nerven des menschlichen Körpers entstehen entwe- der aus dem Gehirne, dem Rückenmarke, oder aus ei- genen Nervenknoten, welche man Ganglien nennt. Erstere bilden das Gehirn- und Rückenmark- oder ani- male, letztere das Ganglien- oder vegetative Ner- vensystem I66). Die Nerven, durch welche die Gebilde des Mundes das Vermögen zu fühlen und sich zu bewegen erhalten, und welche die Reproduction in denselben leiten , kommen von vier Gehirn- und Einem Halsnervenpaare. Diese sind: das fünfte, siebente, neunte und zwölfte Paar der Gehirn nerven, und das dritte Halsnervenpaar. Der fünfte Gehirn- oder dreifachgetheilte Nerve (nervus quintus seu trigeminus) besteht aus drei Aesten: einem obern oder Augenhöhlenaste, einem 166 ) Ich habe das Allgemeine über Drüsen, Gelasse und Nerven nur in Kürze angeführt, damit dieses Werk, als monographische Anatomie des Mundes, in welcher hauptsächlich das Specielle aller dazu gehörigen Gebilde berücksichtiget werden muss, nicht zu weitläufig werde. 190 mittleren oder Oberkieferaste, und einem untern oder Unterki eferaste. Da von diesen drei Aesten der erste nur für die Augen- und Nasenhöhle bestimmt ist, so werden hier bloss der zweite und dritte Ast erklärt und beschrieben. Der zweite oder Oberkieferast iramus supra- maxillaris), der Lage und Slärke nach der mittlere von den drei Aesten, dringt durch das runde Loch des Keilbeins aus der Schedelhöhle, und theilt sich in der untern Augenhöhlen- spalte in den Wa n gen ha u t n e r v e n, den Keilbeingau- rn en nerven, den hintern Kiefernerven, und den untern Augenhöhlennerven. 1. Der Wan ge nhaut ne r v e Querum subcutaneus ma- lae). Dieser Zweig ist. sehr dünn, entspringt von dem Ober- kieferaste gleich nach dessen Austritte aus dem runden Loche, geht durch die untere Augenhöhlenspalte in die Augenhöhle, verläuft an der äussern Wand derselben nach vorne, und spaltet sich in der Gegend des äusseren Augenwinkels in einen obern und untern Zwei". O Der obere Zweig geht zur Tliränendriise, in der er sich verliert; der untere aber durch einen kleinen Kanal des Jochbeines zur Gesichtsfläche, wo er sich in den benach- barten Muskeln und in der Haut verbreitet, und mit dem Ant- litz- und Unteraugenhöhlennerven anastomosirt. 2. Der K e i 1 gautne n n er v e (nereus sphenopalatinus) ist ein kurzer, aber dicker Zweig des Oberkieferastes; er tritt von demselben gerade herab zum Flü"el"aumenIoche, an dessen äusseren Seite er zu einem Knoten von platter, un- regelmässig-viereckiger Gestalt anschwillt, welcher nach sei- nem Entdecker der Meckel’sche Knoten (ganglion Me- ckelii), oder nach seiner Lage der F I ü ge 1 gaum enkno t en (ganglion pterygopalatinum) genannt wird. Aus diesem ent- springen : a. Die obern hintern Nasennerven (nervi nasales posteriores superiores), 3 — 4 an der Zahl; sie gehen durch das Keilgaumenloch in die Nasenhöhle, verbreiten sich in der Schleimhaut der oberen und mittleren Nasenmuschel und der Nasenscheidewand, und anastornosiren mit Zweigen des Ge- ruchsnerven. b. Der Scarpa’sche Nasenscheidewandnerve {nervus septi narium Scarpae) dringt durch das Flügelgau- menloch in die Nasenhöhle, geht unter dem Keilbeinkörper zur Nasenscheidewand, verläuft an derselben in einer eigenen Furche zwischen der Schleim- und Knochenhaut von oben nach ab- und vorwärts, dringt durch den Schneidezahnkanal in die Mundhöhle, wo er durch die Verbindung mit dem gleich- benannten Nerven der entgegengesetzten Seite zu einem Knötchen anschwillt, ans welchem einzelne kleine Zweige zur Gaumenhaut und zum Zahnfleische gehen. c. Die Schlundkopfäste (rami pharyngei) sind 2—3 an der Zahl, entspringen aus dem hintern Theile des Knotens, geben Zweige zur Schleimhaut des Rachens, zur Ohrtrom- pete, zu den Keilbeinszellen, und verbreiten sich in der Schleimhaut des Schlundkopfes. d. Der Vidian’sche, oberflächliche Felsenast {nervus petrosus superficialis major, seit nervus Vidianus su- perficialis) tritt in den Vidian'schen Kanal, ist am Ausgange desselben durch Zellgewebe mit dem tiefliegenden Aste ver- bunden, geht hierauf durch die knorplige Substanz, welche den Raum zwischen dem Keilbeine und der Spitze des Felsen- beines ausfüllt, in die Schedelhöhle, läuft an der vordem Fläche des Felsenbeines neben dem Ganglion Gasseri vorbei, und geht durch eine kleine Oeffnung in den Fallop’schen Ka- nal, wo er sich in das Knie des Antlilznerven einsenkt. e. Der Flügelgaumennerve {nervus pharyngopala- tinus), ein kurzer Stamm, entspringt aus dem untern Theile des Meckel’schen Knotens, und ist als die Fortsetzung des Keilgaumennerven zu betrachten. Er steigt zur Flügelgau- mengrube herab, und spaltet sich in 3 Aeste, welche durch die Gaumenkanäle zum Gaumen gehen, und sich in dem wei- chen Gaumen, im Zäpfchen, in der Mandel, in der Schleimhaut des harten Gaumens und im Zahnfleische verbreiten. 191 192 3. Der hintere Kiefernerve (nervus maxillaris po- sterior]). Er entspringt mit 2 — 3 Fäden, welche die hintere Kieferschlagader umfassen, unmittelbar aus dem zweiten Aste des 5. Paares, dringt durch das, die Flügelgaumengrube aus- füllende Fett nach aussen, gibt hier einen Zweig ab, der in dem äusseren Flügelmuskel, in dem hinteren Theile des Zahn- fleisches und in dem Backenmuskel sich verliert, und geht hierauf durch die grössere Oeffnung, welche sich in der Rau- higkeit des Oberkiefers befindet, in Begleitung der hinteren Kieferschlagader, zwischen den beiden Lamellen der vordem Wand der Highmorshöhle nach vorne, gibt in diesem Verlaufe einige Zweige zur Kieferhöhle, und vereinigt sich hierauf mit dem vordem Kiefernerven. 4. Der Unteraugeinhöhlennerve ([nervus;infraor- bitalis) ist der stärkste Ast des Oberkiefernerven, und kann als die Fortsetzung desselben betrachtet werden. Er geht mit der gleichnamigen Arterie durch die Fissura infraorbitalis in die Augenhöhle, tritt hier in den Unteraugenhöhlenkanal, gibt da kleine Zweige zur Orbita, und kurz vor seinem Austritte den vordem Kiefernerven (nervus maxillaris anterior) ab. Dieser verläuft in einem eigenen Kanälchen zwischen den Lamellen der vordem Kieferwand, gibt kleine Zweige zur Ilighmorshöhle, zum vordem Theile des Zahnfleisches, und verbindet sich hierauf unter einem Bogen, dessen Wölbung nach aufwärts gerichtet ist, mit dem hintern Kiefernerven. Aus diesem Bogen entspringen viele kleine Nervenzweige, welche auf eine mannigfaltige Weise mit einander in Verbin- dung stehen, und zusammen ein Geflecht bilden, welches das obere Zahngeflecht (plexns dentalis superior) genannt wird. Aus diesem entspringen, von dem mittleren grossen Schneidezahne angefangen bis zum Weisheitszahne, eben so viele Zahnnerven (nervi dentales), als Zahnwurzeln vor- handen sind, und eben so viele Z a h n fä ch e r n e r v e n (nervi alveolares), als Zahnzellen sich vorfinden. Alle diese Zahn- und Zahnfächernerven verlaufen und zerästeln sich eben so, wie die bereits beschriebenen Zahn- und Zahnzellenschlag- adern. In allen Zahnwurzeln sind die Nerven viel dicker, als die Arterien; in den Zahnhöhlen, wo aus mehreren Zahnka- nälen die Zahnwurzelnerven zusammentreten, bilden sie eine sulzige Masse, welche von den feinsten Zerästelungen der Zahngefässe und Zellgewebe umgeben ist, und welche man Zahnnervenknoten (ganylion dentale, seu pulpa dentalis) heisst 167). Aus diesem gehen eben so, wie aus dem Zahn- höhlengefässnetze, feine Zweige in das Zahnbein, und selbst einzelne Ciliarzweige bis in die Zahnglasur 168). lb7) In der ersten Hälfte des kindlichen Alters, wo noch die Milch- zähne bestehen, sind von dem mittleren Meissei- bis zum letzten Ba- ckenzahne, sowohl im Ober- als Unterkiefer, alle bereits angeführten Zahngefässe und Nerven doppelt vorhanden. Ein Theil derselben geht zu den, obschon noch nicht gebornen, jedoch in ihren Kronen schon ausgebildeten E rsa t z zä hn en , während die andere Hälfte zu den Milchzähnen geht, und da eben so verläuft und sich verzweigt, wie dies bei den permanenten Zähnen angegeben wurde. Bei den Milch- zähnen sind die Nerven und die Pulpa dentalis viel weicher, als bei den bleibenden Zähnen. Sowohl die Gefässe als Nerven der Milchzähne werden in der zweiten Hälfte des kindlichen Alters durch den Druck, welchen die Kronen der permanenten Zähne auf dieselben ausüben, allmälich zum Absterben gebracht, worauf die Wurzeln derselben sich resorbiren. Die Kronen, die auf diese Weise ihrer Stütze beraubt wur- den, werden nach und nach lockerer und fallen endlich aus. 168) Dass feine Nervenzweige im Zahnbeine und selbst in der Zahnglasur vorhanden sein müssen, dürften folgende Belege bestätigen . 1. Wenn man gesunde Zähne, besonders im jugendlichen Alter, aus was immer für einer Ursache, feilt, so sind sie oft so empfindlich, dass mancher Mensch nicht im Stande ist, den durch das Feilen verur- sachten Schmerz zu ertragen. Ja selbst das Kürzerfeilen der drei Zacken, welche die permanenten Schneidezähne mit zur Welt bringen, und welche bloss aus Email bestehen, sind viele Kinder kaum zu erdulden im Stande. Da aber diese Empfindlichkeit mit dem Glüheisen augenblick- lich gehoben werden kann, so lässt sich dadurch auch beweisen, dass der Schmerz nicht durch die Erschütterung, die das Feilen auf das ganze Ner- vensystem verursacht, erzeugt wurde, sondern dass er stets in der ge- feilten Stelle selbst zu suchen, und daher das Vorhandensein von Nerven im Email und im Zahnbeine nicht in Abrede zu stellen sei. 2. Wird bei älteren Subjecten, wo die Zahnglasur, besonders an den Mahlzähnen, oberflächlich abgenützt ist, das Zahnbein so empfind- lich, dass sie ausser Stande sind, an jener Stelle zu beissen. Diese Enj- 194 Nachdem nun der Unteraugenhöhlennerve durch die vor- dere Oeffnung des Canalis infraorbitalis an der vorderen Ge- pfindlichkeit verliert sich jedoch alsogleich, wenn diese Stelle einigemal mit dem Glüheisen berührt wird, stellt sich jedoch wieder ein, sobald der durch das Glüheisen erzeugte Brandschorf sich abgenützt hat. 3. Werden die Zähne nach dem Genüsse von Obst und anderen säuerlichen Dingen oft so empfindlich (es tritt das im gemeinen Leben sogenannte Stumpfwerden der Zähne ein), dass man längere Zeit darnach nur mit Mühe darauf beissen kann. i. Endlich, wenn ein Theil eines Zahnes zufällig gebrochen, oder aus irgend einer Ursache tief ab gefeilt wird, ohne jedoch die Zahn- höhle zu eröffnen, so bleiben diese gebrochenen oder gefeilten Zähne an jener Stelle, wo sie den Substanzverlust erlitten haben, oft wochenlang gegen alle äusseren Einflüsse äusserst empfindlich, wesswegen man, be- sonders bei jugendlichen Subjecten, nicht selten genöthiget ist, auch diese Empfindlichkeit mit dem Glüheisen zu heben. Die Sensibilität des Emails ist im jugendlichen Alter immer weit grösser, als im mannbaren, und am Ende des letzteren hört sie bei- nahe ganz auf. Die Ursache hiervon liegt darin, weil in der Jugend das Email in seinem Innern sehr porös ist, und daher in die Poren desselben die feinsten Haargefässe und Nerven eindringen; während diese Poro- sität im späteren Alter, wo das Email fester und compacter wird, gänz- lich schwindet, und mit dieser auch die Gefässe und Nerven. Eben so geht es in noch späterem Alter aus derselben Ursache mit den Gefässen und Nerven im Zahnbeine. Daher ist es auch erklärlich, dass manche alte Leute, wie es in der Anmerkung I42) angegeben wurde, die Zähne bis zum Zahnhalse abm'itzen, ohne dass diese empfindlich werden. Die Nerven und Gefässe, welche sich im Email der Zähne befinden, dringen jedoch nie bis zur Oberfläche desselben, daher ist es auch in dem äussersten Drittheile seiner Dicke fast niemals empfindlich, und wenn jeder Wechsel der Temperatur von den Zähnen schnell empfunden wird, so ist die Ursache hiervon in der Glasur bloss darum zu suchen, weil diese als guter Wärmeleiter es dem Zahnbeine, welches, wie bereits erklärt, bis zum höheren Alter empfindlich bleibt, schnell mittheilt. Dass man übrigens, trotz der Unempfindlichkeit des Emails an seiner Oberfläche, mit den Zähnen alle an sie gebrachten Gegenstände so- gleich wahrnimmt, lässt sich daraus erklären, dass jede noch so leise Berührung eine Erschütterung des Zahnes hervorbringt, die sich alsogleich dem Zahnnerven mittheilt. Durch mikroskopische Untersuchungen siud die zarten Gefässe und Nerven im Zahnbeine und in der Zahnglasur sehr schwer nachzuwei- 195 sichtsfläche zum Vorschein gekommen ist, spaltet er sich io einen äusseren und inneren Ast. Der innere Ast {ramus internus') gibt mehrere Zweige zum untern Augenliede, zur Thränencarunkel, zum obern und untern Theile der Nase und zur Oberlippe. Der äussere (ramus externus') besteht aus mehreren kleinen Bündeln, die sich an der vorderen Gesichtsfläche strah- lenförmig ausbreiten, und in Verbindung mit einigen Zweigen des Antlitz- und Wangenhautnerven das Unteraugenhöh- lengeflecht (plexus infraorbitalis') bilden, aus welchem mehrere Zweige zum äusseren Theile des unteren Augenliedes, zu den benachbarten Muskeln, zur Haut des Gesichtes, und zur Oberlippe gehen. Der dritte Ast des Trigeminus ist der Unterkiefer- ne r v e (nervus maxillaris inferior). Er ist der stärkste, und liegt unter und hinter dem Oberkieferaste. Gleich nachdem er hinter dem äussern Fliigelmuskel durch das eiförmige Loch aus der Schedelhöhle hervorgekommen ist, theilt er sich in zweiAeste, einen vordem obern', und einen hintern untern. Der vordere, kleinere Ast (ramus anterior, minor) geht, in mehrere Zweige getheilt, zu dem Schläfen-, Kau-, Backen-, inneren und äusseren Flügelmuskel, zu dem Unterkie- fergelenke, zu den Muskeln der Oberlippe und des Mundwinkels. Ist jedoch der dritte Ast des 5. Paares nicht in benannte zwei Aeste getheilt, wie dies manchmal vorkommt, so entspringen die meisten dieser Muskelzweige unmittelbar aus dem Stamme selbst. Der hintere, grössere A s t (ramus posterior, major) des Unterkiefernerven theilt sich wieder in drei Aeste; diese sind: sen; denn einerseits werden schon durch den Durchschnitt der Zähne selbst diese unendlich feinen Fäden vernichtet; andrerseits sind die Zähne, nachdem sie zur mikroskopischen Untersuchung durchschnitten sind, meistens schon trocken, und wenn daher auch wirklich durch den Schnitt oder Schliff die Ciliargefässe und Nerven nicht vernichtet worden wären, so könnten sie doch leicht als Fasern des Zahnbeines und der Glasur betrachtet werden. 196 a. Der vordere Ohrnerve (nervus auricularis an- terior); er läuft, von der Ohrspeicheldrüse bedeckt, zwischen dem Gelenkskopfe des Unterkiefers und dem äusseren Ohre hinter der Schläfenschlagader etwas nach vorne, und theilt sich hier in 5 6 Zweige. Einer derselben umschlingt die innere Kieferschlagader, andere dringen durch die Parotis, der sie Zweige mittheilen, und verbinden sich mit dem Antlitz- nerven, zwei derselben gehen als Gehör gangs- und Trom- melfellnerve (nervus meatus auditorii externi et nervus tympanicus) in den äusseren Gehörgang und zum Trommel- felle , an welchem letzterer mit der Trommelfellsaite (cliorda lympani) sich verbindet. Der Hauptzweig endlich, als Fort- setzung des vorderen Ohrnerven, durchbohrt den obersten Theil der Parotis, gibt kleine Zweige zum untern und obern Theile des äusseren Ohres, steigt nach aufwärts über das äussere Ende der Jochbrücke, anastomosirt nach rückwärts mit dem Hinterhaupts-, nach vorne mit dem Antlitznerven, und verliert sich in der Haut der Schläfe. b. Der Geschmacks nerve (nervus yustatorius). Die- ser kommt an der innern Seite des Astes vom Unterkiefer hinter der inneren Kieferschlagader und dem inneren Flügel- muskel schief nach vorne herab, verbindet sich unter einem spitzigen Winkel mit der Chorda tympani, welche als ein Zweig des Autlitznerven aus der Paukenhöhle durch die Gla- ser’sche Spalte hervorkommt, sendet Zweige zum inneren Flügelmuskel, zur Mandel, zu den Muskeln des Gaumens und des Schlundkopfes, geht dann gegen den Winkel des Unter- kiefers herab über die Unterkieferdrüse, zu welcher er meh- rere Zw7eige gibt, die sich zu einem Nervenknoten, dem Un- terkieferknoten (yanglion in fr amaxillare'), vereinigen. Dieser Knoten ist platt, dreieckig, liegt, bloss von der Schleimhaut der Mundhöhle bedeckt, nahe unter dem Stamme des Geschmacksnerven, an der äusseren Seite des Griffelzun- genmuskels, über der Unterkieferdrüse. In ihm findet man drei Arten von Nervenfäden, nämlich: Empfindungs- nerven fä den (fibrae nerveae sensitivae), vom 3. Aste des 5. Paares, durch den Geschmacksnerven; Bewegungsner- venfäden (fibrae nerveae motoriae), vom Antlitznerven, durch die Chorda tympani; und vegetative {fibrae nerveae veyetativae seu plasticae), vom obersten Halsknoten des Ner- vus sympathicus, welcher einen kleinen Zweig zu diesem Ganglion absendet. Aus diesem Knoten kommen 4—5 zarte, weiche Nervenfäden, die sich sowohl in der Unterkiefer- drüse, als in den ihr zunächst liegenden Muskeln strahlenför- mig verbreiten. Hierauf geht der Stamm des Geschmacksnerven, in Ver- bindung mit dem Wharton’schen Gange, zwischen der Unter- zungendrüse und dem Zungenbeinzungenmuskel, nachdem er einige Zweige zur Unterzungendrüse und zur Schleimhaut des Mundes abgegeben hat, zum Grunde der Zunge, spaltet sich hier in 5—6 Zweige, welche zwischen dem Kinnzungen- und Zungenbeinzungen-Muskel in die Substanz der Zunge eindringen, sich allmäüch in feinere Zweige netzförmig zer- theilen, an der Spitze, den Seitenrändern und am vordem Theile der Oberfläche der Zunge mit den feinsten Ciliarge- fässen sich verbinden, und da die linsen- und die fadenförmi- gen Geschmackswärzchen bilden. c. Der Unterkieferkanalnerve (jiervus canalis in- framaxillaris) ist der stärkste von den 3 Aesten, und die ei- gentliche Fortsetzung des Unterkiefernerven. An seinem Ursprünge ist er mit dem Geschmacksnerven verbunden, kommt mit demselben zwischen den beiden Flügelmuskeln und hinter der inneren Kieferschlagader zur hinteren OefF- nung des Unterkieferkanals hervor, trennt sich hier von dem yustatorius und gibt sodann den Mahl Zungenbein nerven (jiervus mylohyoideus), welcher in einer eigenen Furche der inneren Fläche des Unterkieferastes verläuft, einige Zweige zur Unterkieferdrüse gibt, und im Mahlzungenbeinmuskel und im vorderen Bauche des biventer sich verliert. Hierauf dringt der Stamm in den Unterkieferkanal, läuft unter dem Boden der Zahnzellen bis zur vorderen Mündung dieses Kanals, theilt sich da in zwei Aeste, von welchen der kürzere, stärkere durch diese Oeffnung als äusserer Kinn- nerve (nervus mentalis externus) nach aussen geht, und in 197 198 den hier sich befindenden Muskeln, in der Unterlippe und im Zahnfleische mit vielen kleinen Zweigen sich verliert. Der andere, dünnere Ast läuft iu einem kleinen Kanäle bis zum mittleren Schneidezahne, und kommt als innerer Kinn- nerve (nervus mentalis internus) durch das innere Kinnloch, oberhalb des inneren Kinnstachels, zum Vorschein, wo er sich im Zahnfleische verbreitet. In seinem Verlaufe gibt der Unterkieferkanalnerve so viele Zahn- und Zahnzellennerven (nervi dentales et alveolares) ab, als Zahnwurzeln und Zahnzellen vorhanden sind, welche alle so verlaufen und sich verästeln, wie es bei den Zahnarterien des Unterkiefers und den Zahnnerven des Oberkiefers bereits angegeben wurde. Arno 1 d’seher Ohrknoten (ganglion oticum Arnoldi). Unterhalb des eiförmigen Loches, zwischen dem knorpligen Theile der Eustachischen Ohrtrompete und dem 3. Aste des 5. Paares, befindet sich ein Nervenknoten, auf welchen Ar- nold besonders aufmerksam gemacht hat. Er zeigt eine eiförmige, von aussen nach innen plattgedruckte, von vorne nach rückwärts etwas längliche Gestalt, und ist von grauröth- iicher Farbe. Dieser Knoten erhält Fäden vom Unterkiefer-, vom sympathischen, und von dem Arnold’schen ob erfläch- lichen Felsen-Nerven, welcher mit dem Antlitzn e r- ven, und durch diesen mit dem Gehörnerven in Verbin- dung steht. Durch diese mittelbare Verbindung des Unterkiefer- nerven mit dem Gehörnerven, und durch die, weiter oben erwähnte Verbindung des Unterkiefernerven durch den Trommelfellnerven mit der Chorda tympani lassen sich die häufig vorkommenden consensuellen Ohrenleiden, bedingt durch bestehende nervöse Zahnschmerzen im Unterkiefer erklären 169). 169) Bei manchen Menschen sind die consensuelleu Ohrenlei' deB, herbeigeführt durch nervösen Zahnschmerz im Unterkiefer, so 199 Der Antlitz- oder Gesichts v er bind uugsuerve (nervus facialis seu communicans faciei), früher die harte Portion des Gehörnerven genannt. Er kommt von dem Gehirne durch den inneren Gehörgang, in welchem er einige Zweige zum Nervus acusticus gibt, zum Fallop’schen Kanäle. Hier ent- springt aus ihm die Saite des Trommelfells Qchorda tympatii); diese verbindet sich durch einen Zwei g mit dem Nervus tympanicus des vordem Ohrnerven, geht durch die Glaser’sche Spalte nach aussen, läuft, etwas dicket und stär- ker werdend, an der inneren Seite des Unterkiefernerven nach vor- und abwärts, und senkt sich unter einem spitzigen Winkel in den Geschmacksnerven. Hierauf kommt der Antlitznerve durch das Griffelwarzen- loch zum Vorschein, und gibt hier, von der Ohrspeicheldrüse bedeckt, den hintern Ohrnerven 0nervus auricularis posterior), welcher sich an dem hinteren Theile des äusseren Ohres verbreitet, einen andern Zweig zum zweibäuchigen, und einen dritten zum Griffelzungenbeinmuskel. Die zwei letzteren Zweige verlieren sich in benannten Muskeln und in der nahen Umgebung derselben. Nach Abgabe dieser Aeste geht der Stamm des facialis nach vorne und aussen, sendet mehrere kleine Zweige zur Parotis, und spaltet sich in einen obern und untern Ast. Beide Aeste hängen durch eine Menge kurzer Zweige zusammen, und bilden in Verbindung mit mehreren Zweigen des Unter- kiefernerven das Ohrspeicheldrüsengeflecht (plexus par oticus). heftig:, dass sie, wegen der heftigeren Schmerzen im Ohre, die geringeren im Zahne gar nicht fühlen, und sich daher nicht selten bloss an Ohrenlei- den behandeln lassen. Wird jedoch der schmerzhafte Zahn entfernt, so hören die consensuellen Leiden auch alsogleich auf. Da aber, der ober- wähnten Nervenverbindung wegen, nur Zahnleiden im Unterkiefer das Ohr in Mitleidenschaft ziehen, so kann man bei Patienten, welche nicht genau angeben können, ob ihr Zahnschmerz im Ober- oder Unter- kiefer ist, schon mit der grössten Wahrscheinlichkeit auf einen untern Zahn schliessen, wenn sie zugleich über Stechen und Schmerzen im Ohre an derselben Seite klagen. 200 Aus diesem Geflechte und aus dem oberen Aste (ratnus superior) entspringen viele Zweige für die Schläfe, Wange, Backe und Oberlippe. Diese vertheilen sich in alle Theile des Gesichtes, stehen mit den meisten Nerven des Antlitzes in Verbindung, und machen häufig Schlingen um die Blutgefässe. Die Hauptzweige werden theils nach der Gegend, wo sie ver- laufen, theils nach den Muskeln, in welchen sie sich verbreiten, benannt. Der untere Ast (ramm inferior') steigt am Aste des Unterkiefers vor der Schläfenschlagader herab, gibt mehrere Zweige zum Kaumuskel und zur Haut, und spaltet sich am Winkel des Unterkiefers in zwei Aeste, von welchen der Eine alsünterkieferhautner v e (nervus subcutaneus rna- xillae inferioris) längs des untern Randes vom Unterkiefer bis nach vorne zum Kinne verläuft, und in seinem Verlaufe Zweige zur Haut, zum breitesten Ilalsrnuskel, und zum drei- und viereckigen Kinnmuskel abgibt. An dem äusseren Theile des Kinnes verbindet er sich mit dem Nervus mentalis anterior, und bildet mit diesem das Kinn ge fl echt (plexus mentalis), aus welchem die Unterlippe und der Mundwinkel mit Nerven versehen werden. Der zweite Ast kommt aus dem untersten Theile der Parotis hervor, verbreitet sich als oberer Hautnerve des Halses (nervus subcutaneus colli superior) in dem obe- ren Theile des Halses, und steht mit dem mittleren Hautnerven des Halses (nervus subcutaneus colli medius) in Verbindung. Der Z u n g e n s ch 1 u n d k o p fn e r v e (nervus glossopha- ryngeus). Er kommt als 9. Gehirnnerve aus dem Drosselader- loche, steigt an der äusseren, vorderen Seite der inneren Drosselschlagader nach abwärts, gibt einige Verbindungs- zvveige zum Nervus facialis, vagus, und Plexus nervorum mol- lium, theilt sich hierauf in den hinteren oder Schlund- kopf-, und in den vorderen oder Zungenast. Der hintere oder S ch 1 u ndk op fa s t (ramus posterior seu pharyngeus) ist der kleinere, tritt zum oberen Theile des Schlundkopfes, verbindet sich da mit einigen Zweigen des 201 Schlundkopfastes vom Nervus vagus, und mit anderen des Nervus accessorius und sympathicus, zum oberen Schlund- kopfgeflechte (plexus pharyngeus superior), aus welchem die Schleimhaut und die Muskeln des Schlundkopfes mit Ner- ven versehen werden. Der vordere oder Zungenast (ramus anterior seu lingualis) ist die Fortsetzung des Stammes; erläuft am hin- tern Rande des Gritfelschlundkopfmuskels, den er mit einigen Zweigen versieht, nach abwärts zur Zungenwurzel, tritt an der inneren Seite des GrifFelzungenmuskels in den Grund der Zunge, bildet am hinteren Theile der Oberfläche der Zunge in Verbindung mit Haargefässen die grossen Zungenwärzchen, und verliert sich nach rückwärts im Zungenmuskel und in der Schleimhaut der Zunge 17°). Zungenbewegungsnerve (nervus glossomoto- rius 171). Er kommt als 12. Gehirnnerve vom verlängerten Marke durch das vordere Gelenksloch des Hinterhauptbeines 17°) Valentin erklärt, seiner neuen Untersuchungen zu Folge, den Kervus glo s s o phary ng eus als den eigentlichen Geschmacks-, den Zungenast des 5. Paares jedoch bloss als Gefühls- oder Tastnerven der Zunge. Da sich jedoch bei allen Menschen der Ge- schmack vorzüglich an der Spitze, an den Seitenrändern und an dem vor- deren Theile der Oberfläche der Zunge ausspricht, in welchem Theile der Zungennerve des 3. Astes vom 5. Paare sich hauptsächlich ver- breitet, und in den hier befindlichen Zungenwärzchen endet, so dürfte der Geschmackssinn grösstentheils in diesem Nerven zu suchen sein; dess- halb nenne ich ihn nicht Zungen-, sondern bloss Geschmacks- nerven. 171) Ich habe für diesen Nerven die Benennung „Zun gen bewe- gungsnerve” gewählt, weiler, als motorischer Nerve anerkannt hauptsächlich die Bewegung der Zunge bewirkt. Auch wird er schon durch diesen Namen allein vom Nervus gustatorius, welcher für den Ge- schmack am vorderen, und von dem Nervus lingualis, welcher für den Geschmack am hinteren Theile der Zunge bestimmt ist, sehr leicht unterschieden. Da überdies noch die zwei letztgenannten Nerven eben- falls im Fleische der Zunge verlaufen, so dürfte die bis gegenwärtig gebrauchte Benennung des 12. Gehirnnerven „Zungenfleischnerve” um so leichter zu vermissen sein. 202 aus der Schedelhöhle, tritt etwas nach abwärts, steht hier durch einige Fäden mit dem Nervus vagus, accessorius, sym- pathicus, und mit dem 1. Ilalsnerven in Verbindung, geht hierauf, zwischen dem hinteren Bauche des Musculus digastri- cus und der inneren Carotis einen Bogen bildend, gegen die Zunge. Aus diesem Bogen gibt er den her a bst ei g en- den Ast 0’amus descendens seu cervicalis), welcher in den Muskeln des Zungenbeins und des Kehlkopfes sich verzweigt. Nach Abgabe dieses Astes schlägt sich der Stamm des glossomotorius m) um die Zungenschlagader, und dringt ne- ben oder durch den Kinnzungenmuskel in die Zunge, in deren Substanz er, die Froschschlagader umschlingend, sich ver- breitet. In seinen Verzweigungen ist er mit dem Gescbmacks- nerven vielfach verbunden, und vor seinem Eintritte in die Zunge gibt er mehrere Zweige zu den Muskeln des Zungen- beins und der Zunge. Dritter Hals nerve (nervus cervicalis tertius). Er kommt durch das Foramen intervertebrale zwischen dem 2. und 3. Wirbelbeine aus dem Ilückenmarke, und theilt sich in einen vorderen und hinteren Äst. Der vordere Ast geht etwas nach vorne, gibt Zweige zum obersten Halskno- ten des sympathischen Nerven, zum Hinterhaupte, zum oberen und unteren Theile des äusseren Ohres, zur Parotis, und auch einen Verbindungszweig zum Zungenbewegungsuerven. Aus- serdem entspringen noch aus ihm der mittlere und untere Hautnerve des Halses (nervus subcutaneus colli me- dius et inferior), welche sich in der Haut des Halses verlie- ren. Der hintere Ast gibt Zweige zu den Nackenmuskeln, anastomosirt mit dem grossen Hinterhauptnerven, und ver- breitet sich in der Haut der mittleren Nackengegend. m) Da bei der Beschreibung' der Gefässe und Nerven die Benen- nungen dieser Gebilde oft wiederholt werden mussten, so habe ich, um bei derlei Wiederholungen nicht dieselben Worte gebrauchen zu müssen, und um jeden Misslaut möglichst zu vermeiden, öfter statt der deut- schen bloss die lateinischen Benennungen in Anwendung gebracht. Erklärung der Rupfer tafeln 7 11 v. Carabellt*s Anatomie des Mundes. allen hier zu erklärenden Kupfertafeln sind die Zähne so gezeichnet, dass die oberen mit ihren Wurzeln nach auf-, mit ihren Kronen nach abwärts, die unteren jedoch umgekehrt mit ihren Kronen nach auf-, und mit ihren Wurzeln nach abwärts, wie sie in den Kiefern Vorkommen, gerich- tet sind. Die Zähne der Einen Seite sind mit a, b, c oder aa, bb u. s. w., die der anderen mit a, b, c oder aa, bb, u. s. w. bezeichnet; da jedoch die Zähne der Einen Seite jenen der anderen fast immer ganz gleich sind, so werden hier nur die Zähne der Einen Seite erklärt, von denen der entgegeno-e- setzten Seite aber werden bloss die Buchstaben genannt, unter welchen sie aufgestellt sind; und wenn hier und da ein ein- zelner derselben besonders betrachtet wird, so sind an dem- selben entweder eigene Merkmale zu finden, oder er hat im Vergleiche zu dem ihm gegenüberstehenden Zahne der anderen Seite eine etwas abweichende Gestalt, Die Zähne, welche unter den Doppelbuchstaben dd, ee oder dd, ee u. s. w. Vorkommen, gehören immer derselben Gattung und derselben Seite an, w’ie die unter den einfachen Buchstaben d, e oder d, e u. s. w. dargestellten, nur sind sie stets in einer anderen Richtung aufgestellt, oder sie zeigen eine von den letzteren etwas verschiedene Gestalt. Bei den Zähnen des Oberkiefers sind sie ober, bei jenen des Unterkiefers unter denselben gezeichnet. Da ich ferner bei der Erklärung der Zähne stets die re- gelmässige Stellung dieser Gebilde, wie sie in den Kiefer- 206 knochenin einem halben Zirkerstehend Vorkommen, vor Augen hatte, so darf, um die Ausdrücke: rechts, links, vorne, hinten, aussen, innen, oben, unten u. s. w. gehörig zu verstehen, auch nicht vergessen werden, dass die in den Abbildungen grösstentheils reihenweise aufgestellten Zähne immer s o gedacht w7erden müssen, als ständen sie bogenförmig in ihren Alveolen, denn nur auf diese Weise wird man die in anatomischen Beschreibungen angenommene Bedeutung der oben angegebenen Ausdrücke (siehe Anmer- kung 44) sicher und leicht finden können *). Die einzelnen Merkmale der Zähne durch Buchstaben und Ziffern zu bezeichnen, habe ich nicht nur für unnöthig, son- dern sogar für störend erachtet; sie würden die einzelnen Bilder entstellen, und die deutliche Darstellung derselben nur beeinträchtigen. Jeder Denker wird aus der Beschreibung dieser Gegenstände ohnedies die, jedem einzelnen Zahne zu- kommenden Merkmale kennen, und dieser bedarf nur des Bildes zur Anschauung. *) Auch beim Studium der Zähne ohne Kupfertafeln, sollen jene Zähne, die man zur Erlernung: ihrer Gestalt und ihres Baues in die Hände nimmt, immer so gehalten werden, wie sie in den Kiefern von der Natur eingepflanzt stehen; auch sollen die Zähne der rechten Seite stets mit der rechten, und die der linken immer mit der linken Hand gehalten werden; denn nur so können alle ihre Merkmale mit Leichtig- keit gefunden, und ohne Verwechslung der einen mit den anderenge- hörig erlernt, und auf eine schnell verständliche Weise auch anderen mitgetheilt werden. Tah. /. Auf dieser Tafel befinden sich die Milchzähne nach allen Rieh tungen dargestellt. Fig. 1. Die oberen Wecliselzäbne. Alle zeigen ihre gegen die kleine Mundhöhle stehenden Kronenflächen. a — e sind die Zähne der rechten, a — e die der linken Seite. a. Der mittlere grosse Meisselzahn. b. „ seitliche „ „ c. „ Spitznasenzahn. d. „ erste Backenzahn. Die dem Spitznasenzahne zunächst ste- hende Wurzel ist die vordere äussere, die ihr gegenüber stehende die hintere äussere, und die zwischen diesen beiden Wurzeln nach rückwärts sich zeigende, die innere Wurzel. e. Der zweite Backenzahn. Seine Wurzeln sind ebenso gestellt, wie die des ersten. Fig. 2. Die unteren Wechselzähne. Sie zeigen ihre gegen die kleine Mundhöhle stehenden Kronenflächen, wie die oberen Fig. 1. a — e sind die Zähne der rechten, a — e die der linken Seite. a. Der mittlere kleine Meisselzahn. b. „ seitliche „ „ c. „ Spitzeckzahn. d. „ erste Backenzahn. Die gegen den Spitzeckzahn stehende Wurzel ist die vordere, die entgegengesetzte die hintere Wurzel. e. Der zweite Backenzahn. Seine Wurzeln stehen ebenso wie die des ersten. Fig. 3. Die Milchzähne des Oberkiefers. Diese zeigen hier ihre gegen die grosse Mundhöhle stehenden Kronenflächen. a — e sind die Zähne der linken, a — e die der rechten Seite. a. Der mittlere grosse Meisselzahn. b. „ seitliche „ „ 208 c. Der Spitznasenzahn. d. „ erste Backenzahn. Die gegen den Spitznasenzahn stehende Wurzel ist die vordere äussere, die ihr gegenüber stehende die hintere äussere, und die zwischen beiden nach aussen sich befin- dende die innere Wurzel. e. Der zweite Backenzahn. Die Wurzeln desselben sind ebenso gestellt, wie die des ersten. Fig. 4. Die Milchzähne des Unterkiefers. Sie zeigen ihre gegen die grosse Mundhöhle stehenden Kronenflächen, wie die des Oberkiefers Fig. 3. a — e sind die Zähne der linken, a — e die der rechten Seite. a. Der mittlere kleine Meisselzahn. b. „ seitliche ,, „ c. ,, Spitzeckzahn. d. „ erste Backenzahn. Die dem Spitzeckzahne zugekehrte Wurzel ist die vordere, die ihr gegenüber stehende die hintere. e. Der zweite Backenzahn. Seine Wurzeln sind ebenso gestellt, wie die des ersten. Fig. 5. Hier sind die Meisseizähne so dargestellt, dass ihre inneren Ränder nach vorne, und ihre äusseren nach rückwärts gekehrt stehen, mit ihren vorderen und hinteren Flächen sind sie einander zu- gekehrt. Die Spitznasenzähne aber sind mit den vorderen Rän- dern, die Backenzähne mit den vorderen Flächen ihrer Kronen nach aussen gerichtet; mit ihren inneren Flächen stehen sie nach vor-, mit ihren äusseren nach rückwärts. a — e sind die Zähne der rechten, a — e die der linken Seite. a. Der mittlere grosse Meisselzahn. b. „ seitliche „ „ c. „ Spitznasenzahn. d. „ erste Backenzahn. Seine innere Wurzel steht nach vorne, seine vordere äussere Wurzel nach rückwärts; letztere zeigt ihre vordere Fläche. e. Der zweite Backenzahn. Er ist mit Krone und Wurzel ebenso gestellt, wie der erste. dd. Der erste Backenzahn. Die hintere Fläche der Krone steht nach aussen und die äussere nach vorne gerichtet; die hintere 209 äussere Wurzel steht nach vorne, und deren hlnterePläche nach aussen; die innere Wurzel steht nach rückwärts, ee. Der zweite Backenzahn, ganz so gestellt, wie der erste. Fig. 6. Hier sind die unteren Wechselzähne eben so aufgestellt, wie die oberen Fig. 5. a — e sind die Zähne der rechten, a — e die der linken Seite. a. Der mittlere kleine Meisselzahn. b. „ seitliche „ „ c. „ Spitzeckzahn. d. „ erste Backenzahn. Seine vordere Wurzel ist mit ihrer vorderen Fläche nach aussen gerichtet. c. Der zweite Backenzahn, eben so aufgestellt, wie der erste, dd. „ erste „ die hintere Wurzel ist mit ihrer hin- teren Fläche nach aussen gestellt, ee. Der zweite Backenzahn, eben so aufgestellt. Tab. MI. Stellt alle bleibenden Zähne mit ihren gegen die kleine Mundhöhle stehenden Kronenflächen dar. Fig. 1. Die bleibenden Zähne des Oberkiefers; * — h die Zähne der rechten, a — h die der linken Seite. a. Der mittlere grosse Schneidezahn. b. „ seitliche „ „ c. „ Nasenzahn. d. „ erste Zwillingszahn. e. „ zweite „ f. „ erste Mahlzahn; die beiden äusseren Wurzeln stehen mit ihren Musseren Rändern nach aussen, die vordere nach vor-, die hintere nach rückwärts; zwischen denselben ist die innere Wurzel zu sehen. Eben so ist g. der zweite Mahlzahn, und h. „ dritte Mahl- oder Weisheitszahn gezeichnet. Fig. 2. a, a der rechte und linke mittlere grosse Schneidezahn. b, b „ w w „ seitliche ,, ,, c, £ „ „ „ „ IVasenzahn. 210 An jedem scharfen Rande der Schneidezähne, so wie an den Spitzen der Nasenzähne, bemerkt man die drei Zacken, welche diese Zähne mit zur Welt bringen, die aber meistens im 2. oder 3. Jahre nach dem Durchbruche dieser Zähne sich abnützen und verlieren. Fig. 3. Die bleibenden Zähne des Unterkiefers; a — h die Zähne der rechten, a — h die der linken Seite. a. Der mittlere kleine Schneidezahn. b. „ seitliche „ „ c. ,, Eckzahn. d. „ erste Kegelzahn. e. ,, zweite „ f- „ erste Mahlzahn. Seine vordere Wurzel steht nach vor-, seine hintere nach rückwärts, und nur die äusseren Ränder sind hier sichtbar. Eben so ist g. der zweite Mahlzahn, und h. „ dritte Mahl- oder Weisheitszahn aufgestellt. Fig. 4. a, a der rechte und linke mittlere kleine Schneidezahn. b, b ,, „ ,, ,, seitliche „ ,, c, c „ „ „ „ Eckzahn. Diese Zähne sind hier ebenfalls mit den drei Zacken gezeich- net, welche in Fig. 2. bei den grossen Schneide- und den Nasenzähnen schon angegeben wurden. Tab. UM. Stellt alle bleibenden Zähne mit ihren gegen die grosse Mund- höhle stehenden Kronenflächen dar. Fig. 1. Die bleibenden Zähne de« Oberkiefers; a— li die Zähne der linken, a — h die der rechten Seite. a. Der mittlere grosse Schneidezahn. b. „ seitliche „ „ c. „ Nasenzahn. d. „ erste Zwillingszahn. e. „ zweite „ ;. f. ,, erste Mahlzahn. Seine vordere äussere Wurzel steht nach vorne gegen den Zwillingszahn, seine hintere äussere nach rückwärts; die beiden inneren Ränder dieser Wurzeln sind nach aussen gerichtet; die innere Wurzel steht hier nach auswärts. Eben so ist g. der zweite Mahlzahn, und h. „ dritte Mahl- oder Weisheitszahn aufgestellt. 211 Fig. 2. Die bleibenden Zähne des Unterkiefers; a— h die Zähne der linken, a — h die der rechten Seite. a. Der mittlere kleine Schneidezahn. h. „ seitliche „ „ c. „ Eckzahn. d. „ erste Kegelzahn. e. „ zweite „ f. „ erste Mahlzahn, mit seiner grösseren Wurzel nach vorne, mit seiner kleineren nach rückwärts gelagert; die bei- den inneren Ränder dieser Wurzeln stehen nach aussen. Eben so ist g. der zweite Mahlzahn, und h. „ dritte Mahl- oder Weisheitszahn aufgesteltt. Tab, IV, Hier sind die Sch neidezäh ne so aufgestellt, dass ihre inneren Ränder nach vorne, und ihre äusseren nach rückwärts gekehrt stehen mit ihren vorderen und hinteren Flächen sind sie einander zugekehrt. Die Nasen- und Eck zäh ne aber sind mit den vorderen Rändern, die Kegel- und Mahlzähne mit den vorderen Flächen ihrer Kronen nach aussen, mit den hinteren nach innen gerichtet, mit ihren inneren Flächen stehen sie nach vor-, mit ihren äusseren nach rückwärts. Fig- 1• Die bleibenden Zähne des Oberkieferss; a—-h sind die Zähne der rechten, a — h die der linken Seite. a. Der mittlere grosse Schneidezahn. b. ,, seitliche „ „ c. „ Nasenzahn. d. „ erste Zwillingszahn. e. „ zweite „ f. „ erste Mahlzahn. Seine innere Wurzel steht nach vorne, 212 die vordere äussere nach rückwärts, und die vordere Fläche derselben nach aussen. Eben so ist g. der zweite Mahlzahn, und h. „ dritte Mahl- oder Weisheitszahn aufgestellt. ff — hh sind Mahlzähne der rechten, ff — hh Mahlzähne der linken Seite. ff. Der erste Mahlzahn. Die hintere Fläche seiner Krone steht hier nach aussen, seine hintere äussere Wurzel nach vorne, und die hintere Fläche derselben nach aussen; die innere Wur- zel ist nach rückwärts gekehrt. Eben so ist gg. der zweite Mahlzahn, und hh. „ dritte Mahl- oder Weisheitszahn aufgestellt. Fig. 2. Die bleibenden Zähne des Un te rkie fers; a—h die Zähne der rechten, a — h die der linken Seite. a. Der mittlere kleine Schneidezalin. b. „ seitliche „ „ c. „ Eckzahn. d. „ erste Kegelzahn. e. „ zweite „ f. „ erste Mahlzahn. Mit der vorderen Fläche seiner vorde- ren Wurzel ist er nach aussen, mit dem äusseren Rande der- selben aber nach rück-, und mit dem inneren nach vorwärts gerichtet. Eben so ist g. der zweite Mahlzahn, und h. „ dritte Mahl- oder Weisheitszahn aufgestellt. ff — hh sind Mahlzähne der rechten, ff — hh Mahlzähne der lin- ken Seite. ff. Der erste Mahlzahn, mit der hintern Fläche seiner Krone nach aussen, mit der äusseren nach vorne gekehrt; die hintere Wur- zel ist mit ihrer hinteren Fläche nach aussen gestellt. In der- selben Stellung ist auch gg. der zweite Mahlzahn, und hh. „ dritte Mahl- oder Weisheitszahn gezeichnet. Tab. V. Auf dieser Tafel sind die Höhlen und Kanäle der Milchzähne nach allen Richtungen durchschnitten zu sehen. Fig. 1. Die Milchzähne des Oberkiefers. Hier ist die gegen die kleine Mundhöhle stehende Hälfte eines jeden Zahnes der Länge nach weggeschnitten, und somit ist auch nur jene Hälfte der Höhlen und Kanäle dieser Zähne der Länge nach sichtbar, welche von der grossen gegen die kleine Mundhöhle gerichtet ist. a — e sind die Zähne der rechten, a — e die der linken Seite a. Der Hauptkanal des mittleren grossen Meisselzahnes. b. „ „ „ seitlichen „ „ c. „ „ „ Spitznasenzahnes. d. Die Höhle und der einfache Kanal der vorderen äusseren, und der einfache Kanal der hinteren äusseren Wurzel des ersten Backenzahnes. e. Höhle und Kanäle des zweiten Backenzahnes, eben so darge- stellt, wie die des ersten. Fig. 2. Die Milchzähne des Unterkiefers, auf dieselbe Weise durchschnitten und ihre Höhlen und Kanäle ebenso gezeichnet, wie jene des Oberkiefers Fig. 1. a — e sind die Zähne der rechten, a — e die der linken Seite, a. Der Hauptkanal des mittleren kleinen Meisselzahnes, h. „ v » seitlichen „ „ c. „ „ » Spitzeckzahnes. d. Die Höhle und der einfache Kanal der vorderen, und der ein- fache Kanal der hinteren Wurzel des ersten Backenzahnes. e. Höhle und Kanäle des zweiten Backenzahnes, eben so darge- stellt, wie die des ersten. Fig• 3. Die Milchzähne des Oberkiefers. Hier ist jene Hälfte eines jeden Zahnes der Länge nach weggeschnitten, mit welcher er von ruck- nach vorwärts an seinen Nachbar ansteht, und sie zeigen daher die von riick- nach vorwärts sehende Hälfte ihrer Höhlen und Kanäle, a — e sind die Zähne der rechten, a — e die der linken Seite. a. Der Hauptkanal des mittleren grossen Meisselzahnes. b. ,, ,, ,, seitlichen ,, d c. „ „ „ Spitznasenzahnes. d. Die Höhle, und nach vorne der einfache Kanal der inneren, 214 nach rückwärts jener der vorderen äusseren Wurzel des ersten Backenzahnes. e. Höhle und Kanäle des zweiten Backenzahnes, eben so darge- stellt, wie die des ersten. dd, ee die rechten, dd, ee die linken oberen Backenzähne; von allen diesen Zähnen ist die hintere Hälfte der Länge nach weggeschnit- ten , und an ihnen ist die nach rückwärts sehende Hälfte ihrer Höhlen und Kanäle zu schauen. dd. Die Höhle und zwei einfache Kanäle des ersten Backenzahnes; nach vorne der einfache Kanal der hinteren äusseren, nach rückwärts der einfache Kanal der inneren Wurzel. ee. Höhle und Kanäle des zweiten Backenzahnes, eben so darge- stellt, wie die des ersten. Fig. 4. Die Milchzähne des Unterkiefers. Alle sind eben so durchschnitten, und zeigen ihre Höhlen und Kanäle in derselben Rich- tung, wie die Zähne des Oberkiefers Fig. 3. a — e sind die Zähne der rechten, a — e die der linken Seile. a. Der Hauplkanal des mittleren kleinen Meisselzalmes. b. „ „ „ seitlichen „ „ c. „ ,, „ Spitzeckzahnes. d. Die Höhle und der Doppelkanal der vorderen Wurzel des er- sten Backenzahnes. e. Die Höhle und der Doppelkanal der vorderen Wurzel des zweiten Backenzahnes. dd, ee die rechten, dd, ee die linken unteren Backenzähne; von diesen vier Zähnen ist, wie von den oberen Backenzähnen (Fig. 3. dd. ee und dd. ee), die hintere Längenhälfte weggeschnitten, und sie zeigen die von vor- nach rückwärts sehende Hälfte ihrer Höhlen und Kanäle. dd. Die Höhle und der einfache Kanal der hinteren Wurzel des ersten Backenzahnes. ee. Die Höhle und der einfache Kanal der hinteren Wurzel des zweiten Backenzahnes. Fig. «5. Hier sind die Milchzähne des Oberkiefers an jener Stelle ihrer Kronen quer durchschnitten, wo ihre Höhlen oder Hauptkanäle am weitesten sind. (Sie sind hier im Bogen so aufgestellt, wie sie in ihrer normalen Lage im Kiefer eingepflanzt stehen.) a — e sind die Zähne der rechten, a — e die der linken Seite. a. Der Hauptkanal des mittleren grossen Meisselzahnes. b. „ „ „ seitlichen „ „ c. „ „ „ Spitznasenzahnes. 215 d. Höhle des ersten Backenzahnes. e. „ „ zweiten „ Fig 6. Die Milchzähne des Unterkiefers. Sie sind alle eben so durchschnitten und aufgestellt, wie die des Oberkiefers Fig. 5. a — e sind die Zähne der rechten, a — e die der linken Seite. a. Der Hauptkanal des mittleren kleinen Meisselzahnes. b. „ „ „ seitlichen „ „ c. „ „ „ Spitzeckzahnes. d. Höhle des ersten Backenzahnes. e. „ „ zweiten „ Fig. 7. Hier sind die Milchzähne des Oberkiefers an jener Stelle quer durchschnitten, wo der Zahnhals endet und die Wurzel beginnt. (Sie sind alle im Bogen so aufgestellt, wie sie in ihrer nor- malen Lage in den Kiefern Vorkommen.) a — e sind die Zähne der rechten, a — e die der linken Seite. a. Der Hauptkanal des mittleren grossen Meisselzahnes. b. „ „ „ seitlichen „ „ c. „ „ ,, Spitznasenzahnes. d. Die einfachen Kanäle des ersten Backenzahnes; nach vorne der einfache Kanal der vordem äussern, nach hinten jener der hintern äussern, und nach innen jener der innern Wurzel. e. Die einfachen Kanäle des zweiten Backenzahnes, eben so ge- stellt, wie die des ersten. Fig. 8. Die Milchzähne des Unterkiefers, eben so durchschnitten und aufgestellt, wie jene des Oberkiefers Fig. 7. a — e die Zähne der rechten, a — e die der linken Seite. a. Der Hauptkanal des mittleren kleinen Meisselzahnes. b. „ „ » seitlichen „ » c. „ „ » Spitzeckzahnes. d. Die einfachen Kanäle des ersten Backenzahnes; nach vorne der der vorderen, nach rückwärts jener der hinteren Wurzel. e. Die Kanäle des zweiten Backenzahnes; nach vorne der Dop- pelkanal der vorderen, nach rückwärts der einfache Kanal der hinteren Wurzel. 216 Tab. VI. Die Höhlen und Kanäle der oberen und unteren bleiben- den Zähne. Von jedem der hier aufgestellten Zähne ist die gegen die grosse Mundhöhle stehende Hälfte der Länge nach weggeschnitten, um die gegen die grosse Mundhöhle sehende Hälfte der Höhlen und Kanäle betrachten zu können. a — h sind die Zähne der linken, a — h die der rechten Seite. Fig. 1. Die Zähne des Oberkiefers. a. Der Hauptkanal des mittleren grossen Schneidezahnes. b. „ „ „ seitlichen „ „ c. „ „ „ Nasenzahnes. d. Die Höhle und der äussere Gang des Doppelkanals vom ersten Zwillingszahne *). e. Die Höhle und der äussere Gang des Doppelkanals vom zweiten Zwillingszahne. f. Die Höhle und einfachen Kanäle der vorderen und hinteren äusseren Wurzel des ersten Mahlzahnes; g. die des zweiten Mahlzahnes, und h. „ „ dritten „ gg. Ein linker zweiter oberer Mahlzahn mit seiner Höhle und einem gemeinschaftlichen Kanäle. gg. Ein rechter zweiter oberer Mahlzahn mit seiner Höhle und den durch das Verschmolzensein der vorderen und hinteren äusseren Wurzel gebundenen Kanälen. Fig. 2. Zähne des Unterkiefers. a. Der Hauptkanal des mittleren kleinen Schneidezahnes. b. „ „ „ seitlichen „ „ *) Da die Höhle eines Zwillingszahnes von aussen nach innen breit, von vorne nach lückwärts aber sehr schmal ist, so ist sie ihrer Gestalt nach nur dann von den Zahnkanälen zu unterscheiden , wenn die vordere oder hintere Hälfte dieses Zah- nes der Länge nach weggeschnitten ist. (Siehe: Tab. VII. Fig. 1. d. e.) Schneidet man jedoch die äussere oder innere Hälfte desselben der Länge nach weg, so scheint es, als hätte der Zwillingszahn einen Hauptkanal, der mit jenen der Nasenzähne viele Aehnlichkeit hat, und das Hauptmerkmal einer Zahnhöhle, nach welchem sie stets 3—4mal weiter sein soll, als ein Zahnkanal, ist nach obi- gem Durchschnitte nicht zu bemerken. 217 c. Der Hauplkanal des Eckzahnes. d. „ „ „ ersten Kegelzahnes. e. ,, „ ,, zweiten „ f. Die Höhle und der äussere Gang des Doppelkanals der vorderen Wurzel, und der einfache Kanal der hinteren Wurzel des ersten Mahlzahnes. g. Die Höhle und der äussere Gang des Doppelkanals der vorderen Wurzel, und der einfache Kanal der hinteren Wurzel des zweiten Mahlzahnes. h. Die Höhle und einfachen Kanäle der vorderen und hinteren Wur- zel des dritten Mahlzahnes. Tab. VII. Hier ist jene Hälfte eines jeden bleibenden Zahnes des Ober- und Unterkiefers der Länge nach weggeschnitten, mit welcher er von rück- nach vorwärts an seinen Nachbar ansteht, und an ihnen ist die von rück- nach vorwärts sehende Hälfte der Höhlen und Kanäle der Länge nach zu betrachten. Fig- 1■ Zähne des Oberkiefers, a — h Zähne der rechten, a — h die der linken Seite. a. Der Hauptkanal des mittleren grossen Schneidezahnes. b. „ » „ seitlichen „ „ c. „ v „ Nasenzahnes. d. Die Höhle und der Doppelkanal des ersten Zwillingszahnes. e. „ „ „ » » „ zweiten „ An beiden Zähnen (d. e.) hat jeder Gang des Doppelkanals an der Spitze der Wurzel seine eigene Mündung. f. Die Höhle und zwei einfache Kanäle des ersten Mahlzahnes. g. ,, » ,, » » ,, » zweiten „ h. ,, „ ,, ,, » ,, ,, dritten ,, An jedem der drei Mahlzähne (f. g. h.) ist nach vorne der einfache Kanal der inneren, nach rückwärts jener der vorderen äusseren Wurzel zu sehen. dd — lih Zwillings - und Mahlzähne der rechten, dd— hh Zwil- lings- und Mahlzähne der linken Seite, dd. Ein erster Zwillingszahn; er ist in derselben Richtung durch- schnitten, wie der unter ihm stehende Zwillingszahn (d); jedoch 218 zeigen die zwei Gänge seines Doppelkanals an der Spitze der Wurzel eine gemeinschaftliche Mündung. ee. Ein zweiter Zwillingszahn; er ist eben so durchschnitten, wieder Zwillingszahn e, zeigt jedoch zwei Wurzeln, und jede derselben einen einfachen Kanal. ff. Der erste Mahlzahn, dessen hintere Hälfte der Länge nach weggeschnitten ist; er zeigt den nach rückwärts sehenden Theil der Zahnhöhle, den einfachen Kanal der hinteren äusseren Wur- zel, welche hier nach vorne, und den einfachen Kanal der inneren Wurzel, die hier nach rückwärts steht. Eben so ist gg. der zweite Mahlzahn, und hh. „ dritte „ durchschnitten und dargestellt. ee. Ein zweiter Zwillingszahn; er ist in derselben Richtung durch- schnitten, wie der unter ihm stehende (e); zeigt jedoch nur einen einfachen Kanal. Fig. 2. Zähne des Unterkiefers. a — h Zähne der rechten, a— h die der linken Seite. a. Der Hauptkanal des mittleren kleinen Schneidezahnes. b. „ „ „ seitlichen „ „ In der unteren Hälfte der Wurzel eines jeden kleinen Schneide- zahnes (a. h.) befindet sich ein Doppelkanal, dessen zwei Gänge mit einer gemeinschaftlichen Oeffnung beginnen und einzeln in den Hauptkanal sich münden. c. Der Haupikanal des Eckzahnes. d. „ „ „ ersten Kegelzahnes. e. „ „ „ zweiten f. Die Höhle und der Doppelkanal der vorderen Wurzel des ersten Mahlzahnes. g. Die Höhle und der Doppelkanal der vorderen Wurzel des zweiten Mahlzahnes. h. Die Höhle und der einfache Kanal der vorderen Wurzel des drit- ten Mahlzahnes. bb. Ein rechter seitlicher kleiner Schneidezahn. Von den zwei Gän- gen des Doppelkanals, welche sich in der unteren Hälfte des Hauptkanales befinden, beginnt jeder mit einer eigenen Oeff- nung an der Spitze der Wurzel. cc. Ein rechter Eckzahn. Hier sieht man einen, in den Hauptkanälen der Eckzähne nur höchst selten vorkommenden Doppelkanal; 219 jeder seiner Gänge beginnt an der Spitze der Wurzel mit einer eigenen Oeffnung. ff. Der erste Mahlzahn, dessen hintere Hälfte der Länge nach weggeschnitten ist; er zeigt den nach rückwärts sehenden Theil der Höhle und den einfachen Kanal der hinteren Wurzel. Eben so ist gg. der zweite Mahlzahn, und hh. „ dritte „ durchschnitten und dargestellt. aa. Ein linker mittlerer kleiner Schneidezahn mit einem Hauptkanale ohne Doppel gang. Tab. VIII. Diese Tafel zeigt die Querdurchschnitte der bleibenden Zähne. Fig. 1. Hier sind die bleibenden Zähne des Oberkiefers an jener Stelle ihrer Kronen quer durchschnitten, wo ihre Höhlen und Hauptkanäle am weitesten sind. Sie sind hier im Bogen so aufge- stellt, wie sie in ihrer normalen Lage im Kiefer eingepflanzt stehen, a — h sind die Zähne der rechten, a — li die der linken Seite. a. Der Hauptkanal des mittleren grossen Schneidezahnes. b. „ „ » seitlichen „ „ c. ,, „ >* Nasenzahnes. d. Die Höhle des ersten Zwillingszahnes. p zweiten C. yy yy yy " ’ r „ f. „ „ „ ersten Mahlzahnes. g. „ „ „ zweiten h. „ „ „ dritten „ Fig. 2. Hier sind die bleibenden Zähne des Unterkiefers eben so durchschnitten und aufgestellt, wie die des Oberkiefers Fig. i. a — h sind die Zähne der rechten, a — h die der linken Seite. a. Der Hauptkanal des mittleren kleinen Schneidezahnes. b. „ „ „ seitlichen „ „ c. „ ,, „ Eckzahnes. d. „ „ „ ersten Kegelzahnes. 220 e. Der Hauptkanal des zweiten Kegelzahnes. f. Die Höhle-des ersten Mahlzahnes. g. „ „ „ zweiten „ h. „ „ „ dritten Fig. 3. Hier sind die bleibenden Zähne des Oberkiefers an jener Stelle quer durchschnitten, wo der Zahnhals endet und die Wurzel be- ginnt, und alle ihrer normalen Lage gemäss im Bogen aufgestellt. a — j, sind die Zähne der rechten, a—h die der linken Seite. a. Der Hauptkanal des mittleren grossen Schneidezahnes. b. „ „ „ seitlichen „ „ c. „ ,, „ Eckzahnes. d. Der Doppelkanal des ersten Zwillingszahnes. e. „ „ „ zweiten „ f. Die drei einfachen Kanäle des ersten Mahlzahnes. g. „ „ » zweiten „ h. ,, ,, ,, >i » dritten ,) dd. Hier zeigt der erste Zwillingszahn der rechten Seite einen et- was beengten, rundlichen, einfachen Kanal. dd. Der erste linke Zwillingszahn mit einem breiten,, etwas platt- gedrückten, einfachen Kanäle. aa. cc. ff. bb. und ee zeigen die unvollkommen ausgebilde- ten Kanäle von den ihnen gegenüberstehenden, mit einfachen Buch- staben bezeichneten Zähnen, kurz vor ihrem Durchbruche *). Fig. 4. Die bleibenden Zähne des Unterkiefers. Die meisten derselben sind eben so durchschnitten und aufgestellt, wie jene des Ober- kiefers Fig. 3.; nur die Schneidezähne sind hier in der Mitte ihrer Wurzeln quer durchschnitten, um die Doppelgänge ihrer Hauptka- näle sichtbar zu machen. a__h sind die Zähne der rechten, a — h jene der linken Seite. a. Der Doppelkanal des mittleren kleinen Schneidezahnes. b. „ v >* seitlichen „ „ c. Der Hauptkanal des Eckzahnes. d. „ „ ersten Kogelzahnes. *) Diese unvollkommen ausgebildeten Kanäle sind hier bloss aufgenommen worden, um sie mit den vollkommen ausgebildeten vergleichen zu können; auch noch darum, um zu sehen, dass einzelne Doppelkanäle früher nur einfache Kanäle waren. 221 e. Der Hauptkanal des zweiten Kegelzahnes. f. Der Doppelkanal der vorderen, und der einfache Kanal der hinteren Wurzel des ersten, und g. des zweiten Mahlzahnes. h. Der einfache (plattgedrückte) Kanal der vorderen, und der einfache (runde) Kanal der hinteren Wurzel des dritten Mahl- zahnes. bb. Rundlicher Hauptkanal eines rechten seitlichen kleinen Schneide- zahnes ohne Doppelgang. bh. Breiter, plattgedrückter Hauptkanal eines linken seitlichen klei- nen Schneidezahnes ohne Doppelgang. cc. ee. aa. ff. zeigen die unvollkommen ausgebildeten Ka- näle von den ihnen gegenüberstehenden, mit einfachen Buchstaben be- zeichneten Zähnen, kurz vor ihrem Durchbruche. Tab. IX. Auf dieser Tafel sind die Höhlen und Kanäle der Wechsel-, so wie auch jene der bleibenden Zähne des Ober- und Unterkie- fers der rechten Seite im vollkommen ausgebildeten Zustande nach verschiedenen Durchschnitten zu sehen, um erstere mit letzteren ver- gleichen zu können; ferner findet man an der Seite eines jeden durch- schnittenen, bleibenden Zahnes einen durchschnittenen Zahn eines G r e i s e s von derselben Gattung, um auch die durch rückgängiges Leben verklei- nerten Höhlen und Kanäle vergleichungsweise mit jenen betrachten zu können, welche in den Zähnen von Menschen des mannbaren Alters zu finden, und hier gezeichnet sind. Fig. 1. Die Querdurchschnitte der Zähne des Oberkiefers. Diese sind in a — o an jener Stelle quer durchschnitten, wo der Zahnhals endet und die Wurzel beginnt; in a —o aber an jener Stelle, wo ihre Höhlen und Hauptkanäle am weitesten sind. a, a. Der Hauptkanal des mittleren grossen Meisselzahnes. » „ » Schneidezahnes eines Erwachsenen. c, c. Der Hauptkanal des mittleren grossen Schneidezahnes eines w Greises. 222 d, d. Der Hauptkanal des seitlichen grossen Meisselzahnes. e, e. „ „ „ „ „ Schneidezahnes eines Erwachsenen. f, f. Der Hauptkanal des seitlichen grossen Schneidezahnes eines Greises. g, g. Der Hauptkanal des Spitznasenzahnes. h, lT. „ „ „ IVasenzahnes eines Erwachsenen. i, 'T „ „ „ ,, „ Greises. k. Die drei einfachen Kanäle, und k die Höhle des ersten Backen- zahnes. l. Der Doppelkanal, 1 die Höhle des ersten Zwillingszahnes ei- nes Erwachsenen. m. Der Doppelkanal, m die Höhle des ersten Zwillingszahnes ei- nes Greises. n. Die 3 einfachen Kanäle, n die Höhle des ersten Mahlzahnes eines Erwachsenen. o. Die 3 einfachen Kanäle, o die Höhle des ersten Mahlzahnes eines Greises. Fig. 2. Die Querdurchschnitte der Zähne des Unterkiefers. Diese sind a—o an jener Stelle quer durchschnitten, wo ihre Höhlen oder Hauptkanäle am weitesten sind; a — o aber an jener Stelle, wo der Zahnhals endet und die Wurzel beginnt. a. a. Der Hauptkanal des mittleren kleinen Meisselzahnes. b. b. „ „ „ „ „ Schneidezahnes eines Erwachsenen. c. c. Der Hauptkanal des mittleren kleinen Schneidezahnes eines Greises. d. d. Der Hauptkanal des seitlichen kleinen Meisselzahnes. e. ts „ „ „ ., „ Schneidezahnes eines Erwachsenen. f. f. Der Hauptkanal des seitlichen kleinen Schneidezahnes eines Greises. g. g. Der Hauptkanal des Spitzeckzahnes. h. h. „ ,, „ Eckzahnes eines Erwachsenen. i. i. » » » >> » Greises. k. Die Höhle, k die zwei einfachen Kanäle des ersten Backen- zahnes. l. 1. Der Hauptkanal des ersten Kegelzahnes eines Erwachsenen. m. „ „ „ „ „ » Greises. n. 'bic Höhle, n der Doppelkanal der vorderen und der einfache Kanal der hinteren Wurzel des ersten Mahlzahnes eines Er- wachsenen. 223 o. Die Höhle, o der Doppelkanal der vorderen und der einfache Kanal der hinteren Wurzel des ersten Mahlzahnes eines Greises. Fig. 3. Längendurchschnitte der Zähne des Oberkiefers. a. Der Hauptkanal eines mittleren grossen Meisselzahnes. b. „ „ „ „ „ Schneidezahnes eines Erwachsenen. c. Der Hauptkanal des mittleren grossen Schneidezahnes eines Greises. d. Der Hauptkanal des seitlichen grossen Meisselzahnes. e> » v » » >f Schneidezahnes eines Erwachsenen. f. Der Hauptkanal des seitlichen grossen Schneidezahnes eines Greises. Von allen diesen Meissei- und Schneidezähnen ist die gegen die grosse Mundhöhle stehende Hälfte der Länge nach weggeschnitten, und sie zei- gen daher die gegen die grosse Mundhöhle sehende Hälfte ihrer Kanäle. g. Der Hauptkanal des Spitznasenzahnes. b. „ „ „ IVasenzahnes eines Erwachsenen. *• ff ff ff ff ff Greises. k. Die Höhle und zwei einfache Kanäle des ersten Backenzahnes. L ff ff i» der Doppelkanal des ersten Zwillingszahnes ei- nes Erwachsenen. m. Die Höhle und der Doppelkanal des ersten Zwillingszahnes ei- nes Greises. n. Die Höhle und zwei einfache Kanäle des ersten Mahlzahnes eines Erwachsenen. o. Die Höhle und zwei einfache Kanäle des ersten Mahlzahnes eines Greises. Von allen diesen Zähnen, vom Spitznasenzahne angefangen bis zu den Mahlzähnen, ist die hintere Hälfte der Länge nach weggeschnitten, und somit zeigen sich hier die Höhlen und Kanäle mit ihrer nach rück- wärts sehenden Hälfte. Fig. 4. Längendurchschnitte der Zähne des Unterkiefers. a. Der Hauptkanal des mittleren kleinen Meisselzahnes. b. » » » » ,» Schneidezahnes eines Erwachsenen. c. Der Hauptkanal des mittleren kleinen Schneidezahnes eines Greises. Jeder der beiden Hauptkanäle (b. und c ) hat einen Doppelgang, d. Der Hauptkanal des seitlichen kleinen Meisselzahnes. 224 e. Der Hauptkanal des seitlichen kleinen Schneidezahnes eines Erwachsenen. f. Der Hauptkanal des seitlichen kleinen Schneidezahnes eines Greises. Von allen diesen Meissei- undSchneidezähnen (a. — f.) ist die äussere Hälfte der Länge nach weggeschnitten, und man sieht an ihnen die nach aussen sehende Hälfte ihrer Kanäle. g. Der Hauptkanal des Spitzeckzahnes. h. „ „ „ Eckzahnes eines Erwachsenen. i. „ „ „ „ „ Greises. k. Die Höhle und der Doppelkanal der vorderen Wurzel des ersten Backenzahnes. l. Der Hauptkanal des ersten Kegelzahnes eines Erwachsenen. m. ,, „ ,, „ ,, „ Greises. Von den Zähnen g—m ist die hintere Hälfte der Länge nach wegge- schnitten, und es zeigt sich daher an ihnen die nach rückwärts sehende Hälfte ihrer Kanäle. n. Die Zahnhöhle, der innere Gang des Doppelkanals der vorderen Wurzel, und der einfache Kanal der hinteren Wurzel des ersten Mahlzahnes eines Erwachsenen. o. Die Zahnhöhle, der innere Gang des Doppelkanals der vorderen Wurzel, und der einfache Kanal der hinteren Wurzel des ersten Mahlzahnes eines Greises. Von jedem der Mahlzähne (n. und o.) ist die innere Hälfte der Länge nach weggeschnitten, und von ihren Höhlen und Kanälen zeigt sich die gegen die grosse Mundhöhle sehende Hälfte. Auf Tab. X. XI. XII. XIII. befinden sich anomal gebildete Zähne von allen Gattungen. Tab. X. Fig. 1. Wechselzähne. a. Zwei, der ganzen Länge nach mit einander verschmolzene, kleine Meisseizähne der linken Seite. b. Zwei, der ganzen Länge nach mit einander verschmolzene, kleine Meisseizähne der rechten Seite. c. Der linke Spitzeckzahn mit dem seitlichen kleinen Meisselzahne der ganzen Länge nach so verschmolzen, dass nur die Kronen an 225 ihrer obersten Hälfte getrennt, an der untersten Hälfte nach aussen aber sehr tief eingefurcht sind. d. Dieselben Zähne, nur sind sie umgewendet zu sehen. e. Ein erster oberer Backenzahn der rechten Seite mit einem Ap- pendixhügel an der Krone. Hg. 2. und 3. sind Schneide- und Eckzähne des Ober- [und Unterkiefers, in deren Kronen eine Menge kleiner Grübchen sich befinden, welche zwei nach der Quere parallel verlaufende Reihen bilden. Fig. 2. Die oberen Schneide- und Nasenzähne; a c Zähne der rechten, a — c Zähne der linken Seite mit ihren gegen die kleine Mundhöhle sehenden Flächen; d —f Zähne der linken, d — f Zähne der rechten Seite mit ihren gegen die grosse Mundhöhle sehenden Flächen. aa. Ein rechter mittlerer grosser Schneidezahn, dessen vordere Kronenfläche an der unteren, längeren Hälfte emaillos ist. dd. Ein linkei mittlerer grosser Schneidezahn, an dessen vorderer Kronenfläche an der unteren Hälfte zwei Grübchen sich befin- den, welche runden Fensterchen gleichen. (Siehe Anmerkung129) An der oberen Hälfte der Krone ist eine quer verlaufende Ein- furchung zu sehen. Fig- 3- Die unteren Schneide- und Eckzähne; a — c die der rechten, a —c die der linken Seite mit ihren gegen die kleine Mund- höhle sehenden Flächen; d f Zähne der linken, d—f die der rechten Seite mit ihren gegen die grosse Mundhöhle sehenden Flächen. Fig. 4. Zapfen - und obere Schneide zähne. a —e. Zapfenzähne von verschiedener Grösse. f. Ein linker mittlerer grosser Schneidezahn mit einer Appendix- vvurzel. g. Ein rechter mittlerer grosser Schneidezahn mit einer Längen- einfurchung, welche die hintere Fläche seiner Krone und Wurzel in der Mitte durchläuft. h. Ein rechter mittlerer grosser Schneidezahn, dessen Krone, statt nach abwärts zu stehen, eine wagrechte Richtung hat, und mit .der senkrecht nach aufwärts stehenden Wurzel einen rechten Winkel bildet. i. Ein linker mittlerer grosser Schneidezahn mit einer im Vergleiche zur Länge seiner Krone sehr kurzen Wurzel. 226 Fig. 3. Obere und untere Schneidezähne. a. Ein linker mittlerer grosser Schneidezahn, mit dem seitlichen an der Mitte der Wurzel verwachsen *). b. Ein linker mittlerer grosser Schneidezahn, mit dem seitlichen der ganzen Länge nach verschmolzen, seine vordere Fläche zeigend. c. Die hintere Fläche desselben Zahnes. d. Ein rechter seitlicher grosser Schneidezahn mit einer Appendix- wurzel am Halse, und einer stark ausgehöhlten hinteren Kro- nenfläche. e. Ein linker seitlicher grosser &chneidezahn mit einer durch den zwischen ihm und dem mittleren grossen Schneidezahne kom- menden Nasenzahn in zwei Theile gepressten Wurzel, in deren Spaltung am Zahnhalse sich eine kleine Oeffnung befindet, welche zum Zahnkanale führt, und welche nach aussen mit einem emai- lirten Ränftchen versehen ist (siehe Anmerkung 132). f. Ein rechter seitlicher kleiner Schneidezahn mit gekrümmter Wurzel. g. Ein linker seitlicher kleiner Schneidezahn mit einem emailirten Höcker an der vorderen Fläche seiner Krone. h. Ein linker mittlerer kleiner Schneidezahn mit einem am Zahnhalse nicht emailirten Vorsprunge, welcher gleichsam wagrecht abge- schnitten erscheint, und mit der Krone einen rechten Winkel bildet (siehe Seite 110). i. Ein rechter seitlicher kleiner Schneidezahn, dessen Wurzel unter einem rechten Winkel nach aussen gebogen ist. Tab. XI. Vig. 1. Nasen- und Eck zäh ne. a. a. Zwei Zwergnasenzähne (siehe Anmerkung I08). b. Ein linker Nasenzahn mit einer Krümmung an der Spitze der Wurzel. c. Ein rechter Nasenzahn mit einer langen, plattgedrückten und der Länge nach stark eingefurchten Wurzel. *) Da Verwachsungen zweier Knochen mit einander immer einen pathologischen Process voraussetzen (siehe Anmerkung ,0J), so gehörten diese Zähne nicht zu den Anomalien; ich habe sie aber hier aufgenommen, um sie mit verschmolzenen Zähnen vergleichen zu können. 227 d. Ein] linker IVasenzahn, dessen Wurzelspitze unter einem rechten Winkel gebogen ist. e. Ein linker Nasenzahn, dessen Wurzel bogenförmig von der klei- nen gegen die grosse Mundhöhle geneigt ist. f. Ein rechter Nasenzahn, dessen Wurzel bogenförmig von der grossen gegen die kleine Mundhöhle gekrümmt ist. g. Ein rechter Nasenzahn, an dessen innerer Kronenfläche zwei Vertiefungen sich befinden, die durch eine emailirte Erhabenheit von einander getrennt sind. h. Ein rechter Eckzahn mit zwei kurzen Wurzeln. i. Ein rechter Eckzahn mit ungewöhnlich langer Wurzel. Fig. 2. Eck - und Zwillings zäh ne. a. Ein linker Eckzahn mit einer kurzen, sehr breiten, in der Mitte eingefurchten Wurzel. b. Ein linker Eckzahn mit einer Appendixwurzel. c. Ein linker Eckzahn mit zwei Wurzeln, wovon die innere etwas nach vorne und aussen gekrümmt ist d. Ein linker Eckzahn mit zwei Wurzeln. e. Ein rechter Zwillingszahn mit einer nach rückwärts gebogenen Wurzelspitze. f. Ein rechter Zwillingszahn mit einer breiten Wurzel und tiefen Längeneinfurchung in derselben. g. Die vordere Fläche desselben Zahnes. h. Ein linker Zwiilingszahn mit zwei Wurzeln nach aussen. i. Die vordere Fläche desselben Zahnes. Fig. 3. Zwillings- und Kegelzähne. a. Ein rechter Zwillingszahn mit drei Wurzeln. b. Ein rechter Zwillingszahn mit zwei starken, weit aus einander stehenden Wurzeln. c. Ein linker Zwillingszahn mit zwei ungewöhnlich langen Wurzeln, und mit einem am Halse dieses Zahnes befindlichen Email- tröpfchen. d. Ein linker Zwillingszahn mit einer schlangenförmig gebogenen Wurzel, an deren vorderem Rande nahe am Zahnhalse ein Email- tröpfchen zu sehen ist. e. Ein rechter zweiter Kegelzahn mit gekrümmter Wurzelspitze. f. Ein linker erster Kegelzahn mit gespaltener Wurzelspitze. g. Ein rechter erster Kegelzahn mit ungewöhnlich kurzer Wurzel. h. Ein linker zweiter Kegelzahn mit einer kolbenförmigen Wurzel. i. Ein linker erster Kegelzahn mit einer dfinnen Wurzel, an deren Spitze sich ein Knopf befindet. 228 Fig. 4 und <5. Obere Mahlzähne mit verschieden geformten Kronen und mannigfaltig gebogenen Wurzeln. Tab. XII. Obere Mahlzähne von verschiedener Grösse und Form. Die Zahl ihrer Wurzeln erstreckt sich von 1 — 5. Fig. 4. b. Ein Mahlzahn mit einer bedeutend grossen Krone und sehr kurzen Wurzeln; c zeigt die Mahlfläche seiner Krone. Fig. ■*>. b. Ein zweiter Mahlzahn mit zusammengepresster, sehr flacher Krone; c zeigt die Kaufläche seiner Krone, e und f. Obere Zwergweisheitszähne. Tab. XIII. Untere Mahlzähne von verschiedener Grösse und Gestalt, mit mannigfaltig geformten und gebogenen Wurzeln. Fig. *5. b. Ein unterer Weisheitszahn, und c die Kaufläche desselben d. Ein ungewöhnlich grosser unterer Weisheitszahn, und e. die Kaufläche desselben. Tab. XIV. Verschiedene Ober- und Unterkieferstücke mit mehreren dareingepflanzten Zähnen, von welchen einige anomal gestellt, an- dere anomal gebildet sind. Fig. 1. Zwischen den zwei mittleren grossen Schneidezähnen ste- hen zwei Zapfenzähne. Fig. 2. Zwischen den zwei mittleren grossen Schneidezähnen ist Ein ziemlich grosser Zapfenzahn eingepflanzt. 229 Fig. 3. Zwischen dem ersten Kegel- und ersten Mahlzahne sieht man nahe au deren Halse den zweiten Kegelzahn mit seiner Krone, we- gen Mangel an Raum, eingekeilt. Derlei Zähne bleiben meistens das ganze Leben hindurch in dieser Stellung (siehe Seite 112). Fig. 4. Ein Oberkiefer, in dessen Mitte man eine, dem Taubeneie ähnliche , in der Anmerkung 6) erwähnte Erhöhung findet, und in dessen Zahnfächerfortsatze von allen Gattungen anomal geformte und gestellte Zähne sich befinden. An der inneren Fläche des rechten seitlichen Schneidezahnes sieht man eine bedeutende Aushöhlung mit einem kleinen Zäpfchen an deren obersten Einfassung. Der rechte Nasenzahn steht zwischen den zwei Zwillingszähnen. An dem obersten Theile der inneren Fläche des ersten rechten Mahl- zahnes sieht man einen Appendixhügel. Der rechte Weisheitszahn ist, statt senkrecht, mit seiner Krone wag- recht gestellt, so, dass die Kaufläche derselben nach rückwärts sieht. An der inneren Fläche des linken mittleren grossen Schneidezahnes ist eine bedeutend grosse und tiefe Aushöhlung zu sehen. Hinter den beiden mittleren Schneidezähnen sind zwei im Gaumen eingepflanzte Zapfenzähne zu sehen. Der erste linke Zwillingszahn hat eine verkehrte Stellung, so, dass die äussere Fläche seiner Krone nach vorne, und die vordere Fläche der- selben nach einwärts steht. Der linke Weisheitszahn ist ein Zwerg. Fig. 5. Ein Unterkieferstück, in welchem die zwei Kegelzähne un- gewöhnlich weit von einander stehen. Fig. 6. Ein Oberkieferstück mit zwei mittleren grossen Schneide- zähnen, welche einen grossen leeren Raum zwischen sich fassen. Fig. 7. Ein Oberkieferstück, in welchem die Krone des rechten Schneidezahnes wagrecht mit der Schneide nach vorne steht. Fig. 8. Ein Oberkieferstück, in welchem die Zwillingszähne eine verkehrte Stellung haben, und wegen Mangel an Raum so eingepflanzt sind, dass der erste nach aussen in der kleinen Mundhöhle, der zweite nach innen in der grossen Mundhöhle steht. Fig. 9. Ein Unterkieferstück mit fünf Schneidezähnen. Nebstdem sieht man noch auf jeder Seite desselben einen, gegen die grosse Mund- höhle stehenden, dritten Kegelzahn; jeder derselben bildet mit den zwei 230 in der Reihe stehenden Kegelzähnen seiner Seite ein Dreieck; auch ist an der inneren Kronenfläche des rechten ersten Mahlzahnes ein Appen- dixhügel zu sehen. Fig. 10. Ein Unterkieferstück von einem 16jährigen Mädchen, mit den zw’ei seitlichen Sclmeidezälmen und den, in diesem Alter noch Vorge- fundenen zwei mittleren Meisseizähnen. Fig. 11. Ein Oberkieferstück, in welchem die seitlichen grossen Schneidezähne hinter den mittleren grossen Schneide- und Nasenzähnen zu stehen kommen. Fig. 12. Ein Oberkieferstück, in welchem der linke Nasenzahn ausser der Reihe, über dem seitlichen grossen Schneide- und dem ersten Zwillingszahne, steht. Tab. XV. Zwei kindliche Ober- und zwei kindliche Unterkiefer, theils nur die Eingänge, theils die vorderen Wände der freige- stellten Zahnzellen darstellend. Fig. 1. Ein Oberkiefer mit den Haupt ein gangen zu den Zahnzellen; a —e die Zellen der rechten, a—e die der linken Seite. a. Der Haupteingang zur Zelle des mittleren grossen Meisselzahnes. b. „ ,, ff ff ff seitlichen „ ,, c. „ „ ff ff „ Spitznasenzahnes. d. „ „ ff ff ,f ersten Backenzahnes. e. „ „ ff ff ff zweiten „ Innerhalb eines jeden Haupteinganges (d und e) sieht man drei, durch Scheidewände von einander getrennte Oeffhungen, welche die IVebeneingänge zu den Filialzellen sind. Fig. 2. Ein Unterkiefer mit den Haup t e i ngä n gen zu den Zahnzellen; a — e Zellen der rechten, a —- e der linken Seite. a. Der Haupteingang zur Zelle des mittleren kleinen Meisselzahnes. b. „ „ „ » » seitlichen „ „ c. „ „ „ „ „ Spitzeckzahnes. d. * n „ „ „ ersten Backenzahnes. e. ff }j ff ff ff zweiten » # 231 Innerhalb eines jeden Haupteinganges fd und sieht inan zwei, durch eine von aussen nach innen quer verlaufende Scheidewand von einander getrennte Oeflhungen, welche die Nebeneingänge zu den Fi- lialzellen sind. Fig. 3. Ein Oberkiefer, a — e sind die rechten, a — e die lin- ken, der ganzen Länge nach freigestellten Zahnzellen mit ihren, zum Theile sichtbaren Eingängen, von vorne betrachtet. a. Die Hauptzelle des mittleren grossen Meisselzahnes. b. „ „ „ seitlichen „ ,, c. „ „ „ Spitznasenzahnes. d. „ „ „ ersten Backenzahnes. e. „ „ „ zweiten „ An jeder der zwei letzten Hauptzellen (d und e) sieht man die zwei Filialzellen für die vordere und hintere äussere Wurzel der Backen- zähne. Fig. 4. Ein Unterkiefer. Die Zahnzelien sind hier so darge- stellt , wie die des Oberkiefers Fig. 3. a — e die Zellen der Zähne der rechten, a — e die der Zähne der linken Seite. a. Die Hauptzelle des mittleren kleinen Meisselzahnes. b. „ „ „ seitlichen „ „ c. „ „ „ Spitzeckzahnes. d. „ „ und die 2 Filialzellen des ersten Backenzahnes. e. » ,, „ )) ,, „ t) zweiten >> Tab. XVI. Zeigt die, der ganzen Länge nach freigestellten Zahnzellen der kind- lichen Ober- und Unterkiefer von der rechten und linken Seite dargestellt. Fig 1. a —e die Zellen der fünf Milchzähne des Oberkiefers der rechten Seite. Fig. 2. a — e die Zellen der fünf Milchzähne des Unterkiefers der rechten Seite. 232 Fig. 3. a — e die Zellen der fünf Milchzähne des Oberkiefers der linken Seite. Fig. 4. a — e die Zellen der fünf Milchzähne des Unterkiefers der linken Seite. Tab. XVII. Mehrere kindliche Ober- und Unterkiefer mit den regelmässig dareingepf 1 anzten Mi 1 chzäh nen. Fig. 1■ Hier sind alle Milchzähne des Ober- und Unterkiefers von vorne zu sehen. • Fig. 2. Die Milchzähne des Ober- und Unterkiefers der rechten Seite, mit ihren gegen die kleine Mundhöhle sehenden Flächeu Fig. 3. Die Milchzähne des Ober- und Unterkiefers der linken Seite, ebenfalls ihre gegen die kleine Mundhöhle sehenden Flächen zeigend. Tab. XVIII. Mehrere kindliche Ober- und Unterkiefer mit den regelmässig dareingepflanzten Mi Ich zähnen. Fig. 1. Ein Oberkiefer, Fig. 2. ein Unterkiefer. In beiden ste- hen die Milchzähne der rechten Seite, und zeigen ihre gegen die grosse Mundhöhle sehenden Kronenflächen. Fig. 3. Ein Oberkiefer, Fig. 4. ein Unterkiefer mit den dar- eingepflanzten Milchzähnen der linken Seite, ebenfalls ihre, gegen die grosse Mundhöhle sehenden Kronenflächen darstellend. Fig. 5. Ein Oberkiefer, Fig. 6\ ein Unterkiefer. In beiden sind die im Halbzirkel normal eingepflanzten Milchzähne so dargestellt, dass man von den Me iss el zäh neu die schneidigen Ränder, von den Spitzzähnen die Spitzen, und von den Backenzähnen die Kau flächen mit ihren Hügeln sehen kann. 233 In Fig. 6. ist hinter dem zweiten Backenzahne auf jeder Seite auch der erste Mahlzahn, jedoch bloss in seinem Umrisse zu sehen. Ich habe diesen Zahn hier aufgenommen, weil er der einzige unter den bleibenden Zähnen ist, welcher fünf Hügel an seiner Krone be- sitzt, um ihn mit dem zweiten, durch mehrere Jahre ihm zunächst stehenden Backenzahne, welcher unter allen Milchzähnen beider- seits auch nur der einzige ist, der fünf Hügel an seiner Krone hat, in Vergleich zu bringen. Tab. A/A. Ein Ober- und Unterkiefer mit den Haup tein gangen zu den 32 Hauptzcllen der bleibenden Zähne. , Fig. 1. Der Oberkiefer, a — h die Zellender rechten, a_ h die der linken Seite. a. Der Haupteingang zur Zelle des mittleren grossen Schneidezalines b. „ „ „ „ „ seitlichen „ „ c. „ » „ ,, „ TVasenzabnes. d. „ „ » ,, „ ersten Zwillingszabnes. Im In- nern dieses Einganges sind zwei Oeffnungen zu bemerken, welche die IVebeneingänge sind, und zu den (wie bekannt, liier nicht immer bestehenden) accessorischen Filialzellen führen. e. Der Haupteingang zur Zelle des zweiten Zwillingszabnes. f. „ „ » » „ ersten Mahlzahnes. g. ,, ,, ,, ,, ,, zweiten ,, h. „ „ „ dritten „ Innerhalb eines jeden Haupteinganges (f, g und h) sind drei OefT- nungen zu sehen, welche die Nebeneingänge sind, die zu den Filialzel- len der oberen Mahlzähne führen. Fig.2. Der Unterkiefer, a — I« die Zellen der rechten, a—Jj die der linken Seite. a. Der Haupteingang zur Zelle des mittleren kleinen Schneidezahnes. b. „ „ „ „ „ seitlichen „ „ c. „ ,, „ „ „ Eckzahnes. d. „ „ „ „ „ ersten Kegelzahnes. e. „ „ „ „ „ zweiten „ f. „ „ „ „ „ ersten Mahlzahnes. ST* >> » » » j) zweiten ,, li. )j » i) » dritten „ Innerhalb eines jeden Haupteinganges (f, g und h) sind zwei OetF- nungen zu sehen, welche die Nebeneingänge sind, die zu den Filialzel- len der unteren Mahlzähne führen. Tab. XX. Die, der ganzen Länge nach freigestellten Zellen der blei- benden Zähne des Ober- und Unterkiefers, mit ihren zuniTheile sichtbaren Eingängen, von vorne betrachtet. Fig. 1. Die Zahnzellen des Oberkiefers, a — g die Zellen der rechten, a — g die der linken Seite. a. Die Hauptzelle des mittleren grossen Schneidezahnes. b. „ „ „ seitlichen „ „ c. „ „ „ Nasenzahnes *). d. „ „ „ ersten Zwillingszahnes. e. „ v „ zweiten „ f. „ „ „ ersten Mahlzahnes. g. ,, ,, ,, zweiten „ Beide letztere (f und g) zeigen ihre grösstentheils in Schatten ge- stellten Filialzellen. Fig. 2. Die Zahnzellen des Unterkiefers, a — e die Zellen der rechten, a — e die der linken Seite. a. Die Hauplzelle des mittleren kleinen Schneidezahnes. b. „ „ „ seitlichen „ *) Bei dieser Zelle ist zu sehen, dass ihre Spitze nicht unter die Orbita, son- dern in die Basis des Nasenfortsatzes zu stehen kommt, wodurch eine der bereits angegebenen Ursachen hier zur Anschauung gebracht ist, warum ich den für diese Zelle bestimmten Zahn nicht Augenzahn, wie er bis gegenwärtig ge- heissen, sondern Nasenzahn nenne. 235 c. Die Hauptzelle des Eckzahnes. d. „ „ „ ersten Kegelzahnes. e. „ „ „ zweiten „ Fig. 3. 4. «5. und 6*. sind, dem Oberkiefer entnommene, ganz fr ei ges te 111 e Hauptzellen für Zwillingszähne, jede mit zwei und drei, kürzeren und längeren, zufälligen Filialzelien. Tab. XXI, Die, der ganzen Länge nach freigestellten Zellen der bleiben- den Zähne des Ober- und Unterkiefers von der rechten und linken Seite dargestellt. Fig. 1. Die Zellen der bleibenden Zähne des Oberkiefers der linken Seite. a. Die Hauptzelle des mittleren grossen Schneidezahnes. b. ,, >> » seitlichen ,> ,, c. ,, „ „ Nasenzahnes. d. „ „ „ ersten Zwillingszahnes. e. „ ,, „ zweiten „ f. yy „ „ ersten Mahlzahnes, mit den Filialzellen für die vordere und hintere äussere Wurzel; von der Filial- zelle für die innere Wurzel ist nur der Eingang zu sehen. Alles dieses sieht man auch bei g. der Hauptzelle des zweiten Mahlzahnes, und bei h. „ M » ,, Fiy. 2. Die Zellen der bleibenden Zähne des Unterkiefers der linken Seite. a. Die Hauptzelle des mittleren kleinen Schneidezahnes. b. „ „ >> seitlichen „ „ c. „ „ „ Eckzahnes. d. ,, „ ersten Kegelzahnes. e. „ „ „ zweiten „ f. „ „ „ ersten Mahlzahnes mit ihren 2 Filialzellen. £• >■> » n zweiten » „ „ }) » h. „ ,, „ dritten » » » » » 236 Fig. 3. a — h sind die acht Hauptzellen des Ober-, und Fig. 4. a —h die acht Hauptzellen des Unterkiefers der rechten Seite- Die Erklärung von Fig. 1. und 2. hat auch in Fig. 3. und 4. ihre An- wendung zu finden, nur sind hier, statt den Zellen der linken, die der rechten Seite dargestellt. Tab. XXII, Hier sind die regelmässig in die Kiefer eingepflanzten bleiben- den Zähne so dargestellt, dass von den Schneidezähnen die scharfen Ränder, von den Eckzähnen die Spitzen, und von den Kegel- und Mahlzähnen die Kauflächen und die Hügel ihrer Kronen zu sehen sind. Fig. 1. Der Oberkiefer. Fig. 2. Der Unterkiefer. Tab. XXIII. Fig. 1. Das regelmässige Gebiss, von vorne betrachtet, und von den Schneidezähnen bis zu den ersten Mahlzähnen sichtbar. Fig. 2. Das gerade Gebiss, ebenfalls von vorne zu sehen. Tab. XXIV» Fig 1. Das obere, und Fig. 2. das untere regelmässige Gebiss, von der rechten Seite betrachtet. Fig. 3. Das obere, und Fig. 4. das untere regelmässige Gebiss, von der linken Seite betrachtet. 237 Tab. XXV. Fig. i. Das obere, und Fig. 2. das untere regelmässige Gebiss der rechten Seite mit den gegen die grosse Mundhöhle stehenden Zahntlächen dargestellt. Fig. 3. Das obere, und Fig. 4. das untere regelmässige Gebiss der linken Seite, eben so wie in Fig. i. und 2. dargestellt. Tab. XXVI. Fig. 1. Ein unteres vorstehendes Gebiss, bedingt durch ungewöhnliches Vorwärtsgeneigtsein desAlveolus, und mit diesem der unteren Schneidezähne, wobei sich jedoch die oberen und unteren Mahlzähne regelmässig begegnen. Fig. 2. Ein unteres vorstehendes Gebiss, bedingt durch Vorschiebung desUnterkiefers, wodurch der obere Weisheitszahn mit dem vorderen äusseren Hügel seiner Krone auf dem hinteren Hügel des unteren Weisheitszahnes nur wenig aufruht, und daher im Unter- kiefer keinen Gegner hat. XXVII. Fig. 1. Ein oberes vorstehendes Gebiss. Fig. 2. Ein Z i ckza ck gebiss, wobei der linke seitliche, der rechte mittlere grosse Schneidezahn, und die Spitze des rechten Nasen- zahnes hinter die unteren Zähne heissen. 238 Tab. XXVIII. Fig. 1. Ein Zickzackgebiss, wobei die zwei grossen Schnei- dezähne und derVasenzahn der rechten Seite nach rückwärts, hinter, und die zwei grossen Schneidezähne und der Vasenzahn der linken Seite nach vorne, über die unteren Zähne zu stehen kommen. Fig. 2. Ein oberes rück stehendes Gebiss. Tab. XXIX. Fig. i. Ein rückstehendes Gebiss. t'ig. 2. Ein offenes Gebiss. Tab. XXX. Fig. 1. Ein, erst durch den Verlust der Kegel - und der meisten Mahlzähne entstandenes, vorstehendes Gebiss, von der linken Seite be- trachtet *). Auch ist bei diesem Gebisse zu sehen, dass der zweite obere Mahl- zahn, welcher durch seinen vorderen Hügel mit dem hinteren Hügel des *) Da an diesem Gebisse die zwei oberen Mahlzähne mit der Kaufläche des unteren in keine Berührung kommen, und alle übrigen Kegel - und Mahlzähne in Verlust gerathen sind, so fällt die ganze Last des Unterkiefers mittelst der unteren Schneide- und Eckzähnc auf die oberen Schneide- und Nasenzähne, wodurch sich diese immer mehr und mehr nach vorwärts neigen. Bei Menschen , wo die unteren Sehneidezähne schon von Natur aus etwas nach vorne geneigt sind, wie dies hier bei Fig. 1. der Fall ist, tritt auch das untere Gebiss nach vorne. Bei andern Subjecten hingegen, wo die unteren Schneidezähne senkrecht gestellt sind, tritt bei dem oben angegebenen Umstande das obere Gebiss immer mehr nach vorne , wäh- rend das untere sich immer mehr nach rückwärts neigt. Um also solchem Uebel- stande vorzubeugen, soll der letzte Gegner eines Kegel- oder Mahlzahnes nach Möglichkeit erhalten werden, um so mehr, da alle vorhandenen oberen und unte- ren Kegel- und Mahlzähue nur von geringem Werthe sind, wenn sie ihre zur Ma- stication nöthigen Gegner verloren haben. 239 unteren ersten Mahlzahnes in Berührung war, diesen Zahn durch das schiefe Aufbeissen auf denselben so aus seiner Lage gebracht hat, dass er bedeutend nach vorne geneigt steht, wodurch, nach Verhältniss dieser Vorwärtsneigung die Last des Unterkiefers immer mehr auf die vorderen Zähne zu stehen kommt, wodurch auch diese nach und nach eine an- dere Stellung annehmen müssen. Fig. 2. Ein linker seitlicher grosser Schneidezahn. a. Ist die hintere durch die unteren Schneidezähne grösstentheils ausgeschliffene Fläche, so zwar, dass nur noch die Glasur der vorderen Kronenfläche, als eine zarte, dünne Wand, hier übrig blieb. b. Derselbe Zahn von der Seite betrachtet. Fig. 3. Ein linker mittlerer grosser Sclineidezahn. a. Seine hintere Kronenfläche, eben so ansgeschliffen wie die in Fig. 2. a. b. Derselbe Zahn von der Seite betrachtet *). Fig. 4. Ein unrege Imässiges Gebiss, von der linken Seite dargestellt. Im Oberkiefer sieht man den seitlichen grossen Schneidezahn ausser der Reihe stehend und etwas nach vorne geneigt. Auch im Unterkiefer steht der seitliche kleine Schneidezahn nach vorne ausser der Reihe, und berührt mit seinem scharfen Rande die hintere Fläche des obenerwähn- ten Zahnes, den er dadurch immer mehr und mehr nach vorne drückt **)• *) Obschon sich die Zähne bei allen Menschen in Länge der Zeit mehr oder weniger abnützen , so kann diese Abnützung jedoch durch äussere Einwirkungen bedeutend befördert werden; daher findet man diese oft schon in der dritten Lebens- periöde sehr auffallend bei Menschen, welche Tabak kauen, oder Cigarren ohne Mundstück rauchen, viele saure und scharfe Sachen gemessen, längere Zeit Säu- ren als Arzneimittel gebrauchen, und besonders bei Menschen, welche in Blei- und ähnlichen Fabriken zu aibeiten haben. Bei derlei Menschen ist die Zahnglasur und das Zahnbein ungewöhnlich leicht zu feilen, und kann dem zu Folge durch das beständige Aufeinanderbeissen auch sehr leicht abgeschliffen werden. Da nun die Kegel- und Mahlzähne durch eine solche Abnützung sich immer mehr verkürzen, so kommen bei einem regelmässigen Gebisse die scharfen Ränder der unteren Schneidezähne immer mehr und mehr mit der inneren Fläche ihrer oberen Gegner in Berührung, und schleifen diese mit der Zeit so aus, wie sie hier Fig. 2. und 3. gezeichnet sind. **) Wenn ein im Oberkiefer nach vorne ausser der Reihe stehender Zahn durch Maschinen u. dgl. in die gehörige Reihe gebracht worden ist, soll vor dem Abnehmen der Maschine immer untersucht werden , ob nicht einer von den, Ihm gegenüber stehenden Zähnen ebenfalls nach vorne ausser der Reihe steht, wie es in Fig. 4. zu sehen ist; denn wäre dies der Fall, so müsste dieser entweder ent- 240 Der erste Zwillingszahn ist bedeutend länger, als der zweite, und der ihm gegenüber stehende erste Kegelzahn fehlt *). Im Unterkiefer sieht man den Weisheitszahn, statt senkrecht ste- hend, wagrecht gelagert, so zwar, dass die Kaufläche seiner Krone an die hintere Fläche des zweiten Mahlzahnes ansteht, während seine Wur- zel, von vor- nach rückwärts verlaufend, in der Basis des Kronenfort- satzes steckt. Tdh. ÄAA/. Mehrere Oberkiefer der linken Seite von verschiedenen Lebenspe- rioden des Menschen. Sie sind hier bloss darum aufgenommen wor- den, um sie mit einander vergleichen zu können. Fig. i. Der Oberkiefer eines 6jährigen Kindes mit den fünf regel- mässig dareingepflanzten Milchzähnen. Fig. 2. Der vollkommen ausgebildete Oberkiefer eines Menschen im mannbaren Alter mit den acht normal darin stehenden bleibenden Zähnen. Fig. 3. Der Oberkiefer eines Menschen, wie er im hohen Alter durch rückgängiges Leben verändert in der Regel vorkommt, mit dem noch übrig gebliebenen Nasen- und ersten Mahlzahne. fernt, oder, wenn es der Raum zwischen seinen beiden Nachbarn zulässt, ebenfalls in die Reihe gebracht, oder von der Länge seiner Krone so viel abgefeilt werden, als nöthig ist, um mit seiner Schneide an die innere Fläche des ihm gegenüber ste- henden, bereits in die Ordnung gebrachten, oberen Zahnes nicht mehr anstosseu zu können. Sollte man dies aber unbeachtet lassen , so würde der durch die Kunst in die Reihe gebrachte, obere Zahn durch den unteren wieder in seine alte Stellung gedrückt werden, und die Operation würde, statt genützt, nur geschadet haben; denn das öftere Hin- und Herbewegen eines Zahnes wird demselben in seiner Befesti- gung gewiss nur nachtheilig sein. *) Die meisten Zähne, wenn sie ihrer Gegner beraubt sind, werden, wie ich es bereits angeführt habe, länger, weil der, durch den früher bestandenen Geg- ner auf sie ausgeübte Druck nun aufgehört hat. Im Oberkiefer verlängern sieh die Zähne unter den angegebenen Umständen leichter, als im Unterkiefer, weil sie schon durch ihre eigene Schwere nach abwärts sinken. Zähne, die nur Eine, nor- mal gebildete Wurzel haben, verlängern sich viel leichter und schneller, als Zähne mit mehrfach getheilten Wurzeln. Zähne mit Knöpfen, Haken und bedeu- tenden Verkrümmungen können sich ob dieser Ursachen nie verlängern. 241 Eig. 4. Der Oberkiefer, wie er bei Menschen im Uralter gewöhn - lieh sich vorfindet. Meistens sind die Kieferknochen schon im Grei- senalter, ja mitunter selbst schon im hohen Alter so gestaltet. Tab. XXm Die Unterkiefer der linken Seite, zu den, Tab. XXXI. beschriebe- nen Oberkiefern gehörig, in den, dort angeführten Lebensperioden des Menschen. Fig. 1. Der kindliche Unterkiefer mit den fünf, normal gestellten Milchzähnen. Fig. 2. Der Unterkiefer eines Erwachsenen mit den acht, regel- mässig geformten und gestellten, bleibenden Zähnen. Fig. 3. Der durch rückgängiges Leben veränderte Unterkiefer eines Menschen im hohen Alter. a. Der, an seiner Spitze ganz abgenützte Eckzahn, dessen Wurzel durch die theilweise Hesorption seiner Zelle nächst dem Zahn- hälse sichtbar ist. An ihm an sieht man die, noch nicht ge- schlossene Zelle des ersten Kegelzahnes. b. Der oberste Theil der Krone des zweiten Kegelzahnes, welche durch das allmäliche Schwinden des Zahnfächerfortsatzes erst zum Vorschein gekommen ist. c. Der Weisheitszahn, dessen beide Wurzeln an dem obersten Theile entblösst sind, und zwischen welchen ein kleiner Raum zu sehen ist, welcher früher von der Wurzelscheidewand aus- geliillt war. Fig. 4. Der Unterkiefer eines Menschen im Uralter. Tab. XXXtMl. Fig. 1• Der Oberkiefer mit dem barten Gaumen im Uralter. Fig. 2- Der Unterkiefer zum Oberkiefer (Fig. 1.) gehörig. Fig. 3. Der Unterkiefer eines 60jährigen Menschen, der schon im 30. Lebensjahre alle seine Zähne verloren hatte. 244 Uebrigens bilden die excentrisch neben einander verlaufenden Zahn- beinfasern an der Peripherie der Zahnwurzel, wo sich ihre äussersten Endtheile mit einander verweben und Umschlagen, eine sehr dünne, ebenfalls rindenartige Einfassung. Die leeren Räume, welche zwischen den Zalmbeinfasern und den Fasern des Emails sich befinden, sind mit gelblichem Fette und thieri- schem Leime ausgefüllt, und da diese Substanzen viel weicher sind, als die Fasern des Emails und die des Zahnbeines, -so können auch die GefäsSe und Nerven leichter in dieselben eindringen *). An den Wurzelspitzen stehen die Zalmbeinfasern (wie Fig 2. zeigt) viel weiter von einander, als an anderen Stellen des Zahnbeines, und haben dem zu Folge auch grössere Zwischenräume. Die Menge des thierischen Leimes, welche in diesen Zwischenräumen, vergleichungs- weise zu den übrigen Theilen des Zahnes vorhanden ist, gibt den Wur- zelspitzen, besonders im hohen Alter (siehe Anmerkung15), ein horn- artiges, gelbes, durchsichtiges Ansehen; daher auch die Benennfing H ornSubstanz. ' schiedenen Durchschnitten, und bei bedeutender Vergrösserung der Zalmbeinfasern keine leeren Räume in ihrem inneren Baue entdecken konnte, und diese Fasern auch keine aus ihnen zu entleerende Masse enthalten, so habe ich sie, da sie dem Sinne des Wortes Röhrchen in keiner Hinsicht entsprechen, bloss als Fasern des Zahnbeines angenommen. Wollte man aber diese Fasern darum Röhrchen nennen, weil bei der ersten Keimlegung das Zahnbein aus kleinen, bläschenähnlichen Zel- len besteht, welche sich später in häutige Röhrchen verwandeln, die nach und nach mit Zahnbeinmasse ausgefüllt werden, so müsste man die meisten Organe aus Röhr- chen bestehen lassen, weil die Natur den ersten Bau derselben gewöhnlich mit Erzeugung von Bläschen, Zellen und häutigen Röhrchen beginnt. *) Bei jugendlichen Subjecten ist das Parenchim des Emails und des Zahnbeines immer poröser, als bei Erwachsenen, und daher sind auch die Zähne der ersteren, ob der etwas grösseren Menge von vorhandenem Fette und gallertiger Substanz, welche die leeren Räume zwischen den Fasern des Emails und des Zahn- beines ausfüllt, immer gelblichweiss, während sie bei letzteren meistens milch- weiss erscheinen; bei Menschen im Gr eisen alter findet man die Zähne mei- stens gelb, und da denselben, besonders im Zahnbeine , der thierische Leim, wel- cher nur seinen gelbfärbenden Stoff zurücklässt, grösstentheils entzogen ist, wo- durch die Zahnbeinfasern einander näher treten, der Zahn viel kleiner und minder elastisch wird, so sind sie auch sehr leicht zerbrechlich. Diese leichte Zerbrech- lichkeit zeigt sich auch, w egen der sehr nahe an einander stehenden , und daher nur wenig Fettstoff zwischen sich haltenden Fasern, bei sehr weisser Zahnglasur. Mikroskopische Darstellungen von Milch zähnen habe ich darum liier nicht aufgenommen, weil das Parenchim ihres Emails und Zahnbeines eben so beschaffen ist, wie das der bleibenden Zähne, nur mit dem Unterschiede , dass bei den Wechsel- zähnen die Fasern, sowohl des Emails als des Zahnbeines , minder dicht an ein- ander stehen, und mehr schlangenförmig gebogen sind. Gedruckt bei J« P. Söllingen