Aus iK fix. Bde. 35 „ Kohl nach 19 „ . * 13 „ Fleisch nach 30 „ 22 n r> ...... „ Mohrrüben nach ... 12 „ Kartoffeln „ . . .15 „ u. s. w. „Wenn eine reichliche Mahlzeit genommen war, so dauerte es durchschnittlich 3 —4 Stunden, bis alles entfernt war. Einzelne kleine Spürchen fanden sich zwar auch noch später vor, erscheinen dann aber als verirrte Partikeln in der Masse des neugenossenen. Die ein- zige Ausnahme bildete hievon, daß, wenn Abends eine große Portion von Nahrungsmitteln verzehrt wurde, diese nur zum Theil des Abends abgingen, während der andere Theil erst am frühen Morgen zum Vorschein kam“. Es verdient bemerkt zu werden, daß, obgleich bei dieser Person die Peptonisirung der Eiweißkörper wegen der Kürze der Zeit, wäh- rend welcher sie im Darmkanale weilten, im allgemeinen nur relativ wenig vorgeschritten sein konnte, es doch, trotz der geringen Resorp- tionsoberfläche gelang, die Patientin auf natürlichem Wege zu ernäh- ren, nachdem sie einmal durch künstliche Ernährung vom Dünndarme aus (siehe unten) wieder gekräftigt war. Es weist dies darauf hin, daß das, was von den Eiweißkörpern resorbirt war, jedenfalls im Organismus auch nutzbar verwendet wurde, und hierzu keinesweges erst einer weiter vollendeten Peptonisirung bedurfte. Nun soll der Pankreassaft die Peptonisirung fortsetzten und voll- enden ; aber jeder, der sich seihst eine Anschauung von dem Hergange der Dinge verschafft hat, weiß, daß dies nur für einen Theil der resor- birbaren Eiweißkörper der Fall sein kann; denn die Resorption beginnt sogleich, wenn der Chylus in den Dünndarm gelangt. Sind also hier resorbirbare Eiweißkörper vorhanden, so muß auch ein Über die Peptontheorien und die Aufsaugung- der eiweißartigen Substanzen. 21 Tlieil von ihnen resorbirt werden, noch ehe die immerhin langsame Einwirkung des Pankreassaftes Zeit hat, sie weiter zu verändern. Wenn man ein Thier mit derjenigen Menge von Eiweißkörpern in derNahrung im Gleichgewichte erhalten könnte, welche es mitNoth- wendigkeit, also auch bei gänzlich mangelnder Einfuhr, zersetzt, so würde man zu der Annahme einer Reconstruction oder Regeneration aus denPeptonen gezwungen sein, da sicher ein Tlieil der Eiweißkörper der Nahrungsmittel in Peptone umgewandelt wird: aber das gelingt nach den Erfahrungen von V o it niemals, man braucht wenigstens das 2i/2fache. Jeder Versuch, mit einer geringeren Menge auszureichen als diejenige ist, welche dem 21/afachen der durch den Harnstoff des hungernden Thieres repräsentirten Menge entsprach, mißlang auch dann, wenn beliebig viel stickstoftlose Nahrungsmittel dabei verabreicht wurden. Wenn also von den eingeführten Eiweißkörpern 40 Procent vor been- deter Peptonisirung resorbirt und für den Organismus nutzbar ver- wendet werden, so können 60 Procent in Peptone verwandelte weiter zerfallen, ohne etwas zur Vermehrung der Eiweißmenge im Körper beizutragen. Aber vielleicht werden die unpeptonisirt resorbirten Eiweiß- körper nicht nutzbar verwendet? Vielleicht sind sie es, welche unge- nutzt zerfallen, während sich das Eiweiß des Körpers aus den Pep- tonen regenerirt? Zu einer solchen Annahme werden wir uns nicht entschließen können. Ich habe schon oben erwähnt, daß die Patientin von Rusch trotz ihrer hochliegenden Dünndarmfiste], aus der alles Genossene austrat, auf natürlichem Wege, nachdem sie sich einmal erholt hatte, ernährt werden konnte; aber dieser Fall enthält für uns noch eine weitere Lehre, die wir aus einer früheren Periode der Kranken- geschichte ziehen. Als Busch seine Patientin in dem elendesten Zustande übernahm, urtheilte er richtig, daß sie auch bei reichlicher Nahrung auf gewöhnlichem Wege deßhalh nicht zu Kräften komme, weil der Chymus aus der oberen Fistelötfnung austrat, nachdem er erst ein verhältnißmäßig kurzes Darmstück passirt hatte. Er brachte also Nahrungsmittel und, wie er selbst sagt, hauptsächlich protein- haltige, in die untere Fistelötfnung, so daß sie das ganze andere Stück des Darmrohres bis zum After passirten. Der Erfolg war ein über- raschender. Die Person erholte sich in kurzer Zeit. — In dieses untere Darmstück gelangte aber weder Magensaft noch Succus pancreaticus, 22 Brücke. und wenn man annelimen will, daß Alles was liier von Eiweißkörpern nutzbringend resorbirt worden ist, aus Peptonen bestand, so muß man erst über die peptonisirenden Wirkungen des Succus entericus Voraussetzungen machen, die bis jetzt durch nichts erwiesen sind. Man könnte freilich auch annehmen, daß die Resorption aus dem unteren Darmstücke nur Material für die Respiration lieferte und somit die im Magen und Duodenum gebildeten Peptone zum Wieder- aufbau verwendet werden konnten, während sie früher durch die Respiration verzehrt wurden; aber wahrscheinlich wird kaum Jemand eine solche Annahme Anden. Ich erinnere daran, daß auch an den im oberen Theile des Dünn- darms beündlichen Eiweißkörpern die Peptonisirung im Allgemeinen nicht weit fortgeschritten sein konnte, und daß gerade der Zustand, der am meisten fortgeschrittenen Veränderung, wie er normaler Weise im mittleren und unteren Theile des Dünndarms durch die andauernde Einwirkung des Pankreassaftes auf schon vom Magen- safte veränderte Eiweißkörper eintritt, bei dieser Person ganz fehlte. Man mache sich ferner nur das Künstliche und Gewaltsame einer solchen Hypothese klar. Wenn Eiweißkörper, die noch nicht Peptone sind, resorbirt werden, so sollen sie zerfallen und der Respiration dienen, und der Aufbau soll aus den gleichzeitig resorbirten Peptonen bestritten wer- den. Warum gerade aus den Peptonen? Man weiß, daß die Zersetzung noch weiter geht und Kühne hat als Producte der protrahirten Pan- kreasverdauung Leucin und Tyrosin nachgewiesen, und doch würde Niemand daran denken aus Leucin und Tyrosin wieder Eiweißkörper entstehen zu lassen, auch wenn diese Substanzen in hinreichender Menge resorbirt würden und wenn sie im Körper noch verbreiteter wären als sie es thatsächlich sind. Die Anfangsglieder einer Reihe von Metamorphosen sollen wie die Endglieder zu Grunde geben, aber aus gewissen Mittelgliedern, aus den Peptonen, soll sich Alles wieder aufbauen. Woher rührt dieser Vorzug, den man Körpern gibt, die man nicht einmal recht kennt, für die jede charakteristische Reaction mangelt, von denen man nicht weiß, oh sie jemals Jemand als reine Substanzen in Händen gehabt hat, von denen man nichts hat als den Namen und eine Reihe von theils negativen, theils nicht ausschließlichen Charakteren, die ihnen Über die Peptontheorien und die Aufsaugung der eiweißartigen Substanzen. 23 von den Wenigen, welche chemisch darüber gearbeitet haben, in keineswegs ganz übereinstimmender Weise zugeschrieben worden sind? Der Grund dieser Bevorzugung ist offenbar kein anderer, als der, daß man sie früher für die am höchsten, das heißt den Eiweiß- körpern noch am nächsten stehenden unter den resorbirbaren Ver- dauungsproducten hielt. Sobald man sich überzeugt hat, daß weniger veränderte Eiweißkörper resorhirt werden, so müssen sie diesen den Platz räumen, denn an und für sich sind keine Wahrscheinlichkeits- gründe für die Reconstruction der Eiweißkörper aus Zersetzungs- producten vorhanden. Der thierische Organismus ist im Allgemeinen nicht wie der pflanzliche ein aufbauender, er ist ein oxydirender, ein zerlegender. Einzelne Beispiele vom Aufbau complicirterer Verbin- dungen aus einfacheren wie die Bildung von Hippursäure nach dem Genüße von Benzoesäure, können nicht ohne weiteres als Analoga für die Hypothese vom Aufbau der Eiweißkörper verwerthet werden, da wir über die Synthese der letzteren bis jetzt absolut nichts wissen. Dasselbe gilt von der von Kühne und Radziejewski beobachteten Regeneration von Fetten aus den Fettsäuren. Hierzu muß noch bemerkt werden, daß in Rücksicht auf die Fette im Großen und Ganzen auch ein Zerlegungsproceß stattfindet, indem namentlich bei reichlichem Genuß neutraler Fette dieselben bei weitem der größten Masse nach als solche aufgesaugt und nach ihrer Resorption im Organismus bis in ihre Endproducte, Kohlensäure und Wasser, zer- legt werden. Ein drittes Beispiel, welches L. Hermann anführt, kann ich nicht ohne weiteres hinnehmen. Er sagt: „Ferner hat Tscherinoff mitgetheilt, die Beweise in Händen zu haben, daß nach Zuckergenuß und nach der Aufnahme des genossenen Zuckers ins Blut sich aus diesem ein stärkeartiger Körper, nämlich das Glykogen, welches man in der Leber regelmäßig findet, bilden kann“. Ich weiß nicht, welche Beweise für diese Behauptung Tscherinoff jetzt in Händen hat, die Versuchsresultate aber, zu denen er im Winter von 1864 auf 1865 in meinem Laboratorium gelangte, ließen sich auch in anderer Weise deuten, wie dies aus seiner damals erschienenen Abhandlung ü) ersichtlich ist. D Siehe diese Berichte Bd. LI. 2. Abth. S. 412 24 Brücke. Über die Peptonlheorien und die Aufsaugung elfe. Die Sache steht einfach so: Es kommt eine Reihe von Eiweiß- körpern und Abkömmlingen derselben zur Resorption, welche wir bis jetzt nur unterscheiden nach ihrer Gerinnbarkeit oder Nichtgerinn- barkeit in der Hitze, nach ihrer Fällbarkeit durch Säuren oder Alka- lien, nach ihrer Fällbarkeit aus sauren Flüssigkeiten durch verdünnte Lösung von gelbem Blutlaugensalz oder durch concentrirte Lösungen der sogenannten Neutralsalze oder der löslichen Chlormetalle, ferner nach ihrer Fällbarkeit durch neutrales essigsaures Bleioxyd, Alkohol Tannin u. s. w. Es handelt sich darum, durch directe Versuche zu bestimmen, aus welchen von diesen Substanzen überhaupt der Wie- derersatz der Eiweißkörper des Blutes und der Muskeln und Nerven noch möglich ist, wo die Grenze liegt, über welche hinaus die Eiweiß- körper im Darmkanal nicht verändert sein dürfen, wenn noch nach der Resorption wieder Eiweißsubstanzen aus ihnen werden sollen, die als functioneile Bestandtheile des Körpers dienen? Die Entscheidung dieser Frage mag schwierig und mühevoll sein, aber sie erscheint als möglich durch Ernährungsversuche theils auf dem natürlichen Wege, theils von Dünndarmfisteln aus, und wir dürfen uns nicht von vornherein über sie hinaussetzen durch die Annahme, daß sich die Eiweißkörper der Nahrung im Darmkanale vollständig in Peptone verwandeln oder spalten, um dann nach der Resorption aus eben diesen Peptonen regenerirt oder reconstruirt zu werden. Au» der k. k Hof- mal Slautsili'utke! ei iü Wien.