Imfefsblu. 
Den Leser bittet man folgende zum Theil entstellende Druckfehler zu 
berücksichtigen: 
P. 537 
Z. 9 
V. 
u. anstatt: einen lies 
einem 
539 
- 4 
y. 
u. 
- u 
CI 
548 
- 13 
y. 
0. 
- Wirbelbande 
Wirbelende 
550 
1 
V. 
0. 
electromotoriscbe - 
electrotonische 
550 
5 
V. 
u. 
electromotoriscbe - 
electrotonische 
551 
8 
V. 
o. 
- Nerven 
Nerve II. XJeber den galvanischen Strom, welcher sich in 
der Haut des^Frosches zu erkennen giebt; 
<n Julius Budge, Professor in Greifswald. 
Iin Sommer vorigen Jahres, welcher sich bekanntlich durch 
grofse Trockenheit und Wärme auszeichnete, gelang fast 
ohne Ausnahme bei dem grünen Wasserfrosche (rana escu- 
lenta) das bekannte Experiment von Galvani und A. 
v. Humboldt, Zuckung ohne Metalle hervorzubringen, 
»venu man den Schenkelnerven einen Unterschenkel-Muskel 
mittelst eines Glasstäbchens näherte. Schon wenn der Quer- 
schnitt des Nerven den Längsschnitt des Muskels berührte, 
ja manchmal wenn die natürlichen Längsschnitte beider Theile 
mit einander verbunden wurden, in anderen Fällen erst, 
wenn der Längsschnitt des Nerven an Quer- und Längs- 
schnitt des Muskels gelegt wurde, zeigte sich Zuckung mei- 
stens allein bei der Schliefsung, oft auch bei der Oeffnung. 
Diese Erscheinung war so allgemein, dafs ich sie in der 538 
Vorlesung sehr oft an demselben Thiere zu zeigen vermochte. 
Im Sommer des gegenwärtigen Jahres sah ich das Phänomen 
viel seltener, wenn ich in der angegebenen Weise experi- 
mentirte; hingegen konnte ich auf eclatante Weise diejenige 
Beobachtung wiederholen, welche von Pf aff, Job. Müller 
und Hrn. Dub ois-Reymond gemacht worden ist und die 
darin bestand, dafs die Zuckung nur erfolgte, wenn die 
Stelle des Unterschenkels, gegen die der Nerv umgebeugt 
wurde, noch mit Haut bedeckt war. Wurde hingegen der 
Nerv auf den Muskel selbst gebracht, so blieb die Zuckung 
aus. Ich habe über diesen interessanten, noch unaufgeklär- 
ten Gegenstand sowohl am Multiplicalor, als auch am Schen- 
kelnerven des Frosches Untersuchungen angestellt, deren 
Ergebnifs darin besteht, dafs auch ein galvanischer Strom in 
der Froschhaut vorhanden ist, ebenso wie in den Muskeln 
und Nerven, und die ich im Folgenden mittheilen werde. 
Die Versuche wurden im August und September an- 
gestellt. 
I. Nachweisung des Froschhautstromes durch den Multiplicator. 
Das dazu angewandte Instrument von Hrn. Sauerwald 
in Berlin hat 30000 Windungen; die Drähte und Zulei- 
tungsgefäfse sind von verquicktem Zink, die Bäusche stehen 
in einer concentrirteren Lösung von reinem schwefelsaurem 
Zinkoxyd. 
Ueber Ströme, welche sich an der Hautoberfläche des 
Frosches offenbaren, finden sich bereits Untersuchungen von 
Hrn. Dub ois-Reymond (Unters, über thier. Electricität 
1860 II, 2, S. 9 fg) vor Er legte Stücke Froschhaut auf 
die Bäusche, fand zwar dabei starke Ausschläge, deren 
Richtung jedoch keine Gesetzmäfsigkeit zeigten. Bald in- 
defs überzeugte er sich, dafs die Wirkung von der ungleich- 
zeitigen Berührung mit den Bäuschen herrührte. Derjenige 
Bausch, welcher die Froschhaut zuletzt berühre, verhalte 
sich nämlich positiv gegen die Haut. Es komme daher dar- 
auf an, welcher Bausch zuerst über dieselbe gebrückt werde. 539 
Die Wirkungen wären deshalb nur vorübergehend, die hef- 
tigsten Ausschläge hinterliefsen keine beständige Ablenkung. 
Es verhalte sich somit die Haut gegen die Bäusche, wie es 
auch von der ungleichzeitigen Benetzung von Metallen be- 
kannt sey (Vergl. Dubois Unters. Bd. I, S. 210). Wenn 
nun einmal die Nadel auf Null gekommen sey, so gelinge 
es nicht mehr, durch ungleichzeitige Berührung derselben 
Bäusche einen Ausschlag zu erhalten. Berühre man hingegen 
eine von diesen Stellen und eine frische, dann erhalte man 
einen Ausschlag auch bei gleichzeitiger Berührung mit den 
Bäuschen. Um zwei Hautstellen unwirksam zu machen, so 
dafs sie bei ungleichzeitiger Berührung keinen Strom mehr 
geben, reiche schon aus, die Bäusche einige Minuten um- 
schlossen anzulegen oder ein Stück Froschhaut nur mit 
Kochsalz zu berühren. 
Ferner beobachtete der Verfasser einen Strom von der 
äufseren zur inneren Hautfläche gehend, wenn er den Bausch 
für die äufsere Oberfläche zuletzt auflegte l). In der in- 
neren Hautfläche hingegen fehlten die Ströme trotz der un- 
gleichzeitigen Berührung. Wurden anstatt der Salzbäusche 
Wasserbäusche angewandt, so zeigten sich Ströme zwar 
wie bei jenen von der äufsern Berührungsstelle zur innern, 
aber es ergab sich ein constanter Ausschlag. Hr. Dubois 
glaubte, dafs die beständigen Wirkungen, welche man zwi- 
schen verschiedenen Stellen der äufseren Hautfläche mittelst 
der Wasserbäusche beobachtet, nichts anders seyen, als der 
Ausdruck des Unterschiedes der Triebkräfte, die an beiden 
Stellen beständig im Sinne aus dem Bausch in die Haut 
hineinwirken. Er prüfte ferner, ob beständige Stromesrich- 
tungen zwischen der grünen und weifsen Gegend der äufsern 
Hautfläche, oder an symmetrischen Körperstellen, oder 
etwa der Länge nach sich nachweisen liefsen. Alles das 
führte zu keinem positiven Resultate. Nur war beständig 
1) Von Hrn. jj}. Bernard und J. Kegnauld sind gleichfalls Ströme an 
der Froschhaut beobachtet worden, welche der Art scyn sollen, dafs die 
äufsere Haut beständig gegen die innere Haut und die Muskeln sich ne- 
gativ verhalte. 540 
die aufsteigende Richtung zwischen Nacken und Rücken 
und die absteigende zwischen Nacken und Unterschenkeln. 
Schliefslich hält der Verfasser (S. 21) es für fraglich, 
ob die Ströme, welche durch die liaulungleichartigkeiten 
des Frosches entstehen, überhaupt unter die Begriffsbestim- 
mung der physiologischen Elektricität gehören. 
Meine Untersuchungen hingegen beweisen unwiderleglich 
die Unrichtigkeit dieser Ausicht und thun auf das Entschie- 
denste dar, dafs in der Froschhaut eine ganz bestimmte Strom- 
entwickelung stattfindet, und dafs die Richtung des Stromes 
im Multiplicatordraht von dem Querschnitt nach dem Längs- 
schnitt ') gehl. Er ist mithin dem Muskelstrom entgegen- 
gesetzt, welcher bekanntlich vom Längsschnitt zum Quer- 
schnitt gerichtet. Beim Froschhautstrom verhält sich also 
der Querschnitt positiv gegen den Längsschnitt. 
Um eine deutliche Wirkung zu erhalten, darf man nicht 
mit einer einfachen Hautschicht seine Versuche beginnen, 
sondern man mufs einen scharf abgeschnittenen Hautlappen 
öfters Zusammenlegen, so dafs ein etwas dickeres cylindri- 
sches Stück vorhanden ist, an welchem man mit einer schar- 
fen Scheere einen sehr gleichmäfsigen Querschnitt hersteilen 
kann. Legt man eine solche Rolle auf die Bäusche, ganz 
ebenso wie man mit einem Muskel verfährt, so dafs der 
eine Bausch mit dem ganzen Querschnitt in Berührung ist 
und auf dem anderen die Hautrolle der Länge nach aufliegt, 
so weicht auf der Stelle die Nadel in dem oben angegebe- 
nen Sinne ab, und erhält nach einiger Zeit eine constante 
Ablenkung. Es ist dabei ganz gleichgültig, ob erst der 
Längs- oder erst der Querschnitt oder beide zugleich auf- 
gelegt werden. Es wird in der Richtung des Stromes nichts 
geändert. Von einem durch ungleichzeitige Berührung der 
Bäusche entstandenen Strom kann daher keine Rede seyn. 
Wenn der Querdurchmesser nur wenige Millimeter be- 
trägt, so erreicht der erste Ausschlag gewöhnlich die Hem- 
mung und erhält eine constante Ablenkung von 50 bis S0Ü. 
1 ) Unter Längsschnitt verstelle ich überall, wo dieses Wort vorkommt, 
die äufsere Oberfläche der Haut. 541 
Bestimmte Zahlen lassen sich nicht angeben, da einmal von 
der Dicke und Länge der Rolle und zweitens von der Le- 
benskraft des Thieres sehr viel abhängt. Allmählich hört 
der Strom auf, er dauert aber viele Stunden lang. Ich 
habe z. B. in einem Falle beobachtet, dafs die constante 
Ablenkung Morgens 10 Uhr 70° und Abends 10 Uhr noch 
50° betrug. 
Wir sehen hier genau dasselbe Verhalten, wie beim 
Muskel, je gröfser unter übrigens gleichen Verhältnissen 
der Querschnitt ist, desto stärker fällt die constante Ab- 
lenkung aus. Die Länge der Rolle ist gleichfalls von sicht- 
lichem Einflüsse. So z. B. gab eine Rolle von 50mm Länge 
eine constante Ablenkung von 62°, und eine solche von 
10n,m desselben Stückes nur 54°. 
Im Ganzen habe ich eine gröfsere Ablenkung von einer 
Hautrolle, als von einem Muskel gesehen; jedoch beträgt der 
Unterschied nicht viel. Um diefs bestimmter zu prüfen, habe 
ich mehre scharf abgeschnittene Hautstücke genau von der- 
selben Länge genommen, wie der musc. gastrocnemius war, 
nachdem ich ihn mit einem künstlichen Querschnitte verse- 
hen hatte. Die Haut wurde dann auf die eine, der musc. 
gastrocnemius auf die andere Schale einer feinen Waage 
gelegt und soviel von der Haut abgeschnitlen, dafs voll- 
ständiges Gleichgewicht vorhanden war. Es wurden nun 
hintereinander Muskel und Hautrolle auf die Bäusche ge 
legt, und zwar in der Richtung, dafs jeder in demselben 
Sinne abwich, d. h. also der Querschnitt des Muskels nach 
derselben Seite, nach welcher hin der Längsschnitt der Haut- 
rolle gesehen hatte. Als der Muskel aufgelegt war, schlug 
die Nadel wider die Hemmung und zeigte einen constanten 
Ausschlag von genau 70". Als hierauf die Hautrolle auf- 
gelegt wurde, schlug gleichfalls die Nadel an die Hemmung 
und gab einen Ausschlag von 76°. Wenn auch bei allen 
meinen Versuchen die Hautrolle immer den Muskel über- 
traf, so möchte ich doch nicht mit Bestimmtheit eine solche 
Präponderanz aussprechen, da die Versuchszahl nicht aus- 
reichend genug ist. Uebrigens kommt auch darauf voläufig 542 
wenig an. Jedenfalls scheint in der Haut keine geringere 
elektromotorische Kraft als in dem Muskel, sich zu ent- 
wickeln. 
Es läfst sich diefs auch noch in anderer Weise zeigen. 
Wenn man einen Muskel und eine Hautrolle gleichzeitig 
auf die Bäusche legt, jedoch so, dafs der positive Längs- 
schnitt des Muskels denselben Bausch berührt, den der ne- 
gative Längsschnitt der Hautrolle deckt, und eben so beide 
Querschnitte an den anderen Bausch stofsen, so heben sich 
die Wirkungen gegenseitig auf. Wenn wir also z. B. den 
Muskel so angelegt haben, dafs die Nadel in einer constan- 
ten Ablenkung von 70° ruhig steht und zwar nach Westen 
hin, und wir brücken nun, ganz nach derselben Gegend 
wie dort Quer- und Längsschnitt richtend, eine an Dicke 
entsprechende Haut über die Bäusche, so wendet sich mit 
der gröfsten Schnelligkeit die Nadel; es entstehen bedeu- 
tende Schwankungen weit über den Nullpunkt und endlich 
stellt sich die Nadel im Nullpunkt oder in der Nähe des- 
selben nach der einen oder der anderen Seite ruhig ein. 
Wie weit das Zurückweichen stattfindel, hängt hauptsäch- 
lich von dem Verhältnisse der Querschnitte ab. Immer hat 
es mir aber geschienen, als wenn auch hier die elektromo- 
torische Kraft der Haut stärker als die des Muskels sich 
zeigte. Wenn nun beide Theile, wie gesagt, aufliegen, und 
man nimmt den Muskel weg, so dreht sich die Nadel gegen 
Osten, nimmt man die Hautrolle weg, so kehrt sie wieder 
nach Westen zurück. 
Ein analoges Verhalten stellt sich auch heraus, wenn 
man den Muskel mit der Haut umwickelt. Wir müssen 
bei diesem Gegenstände zunächst auf die Forschungen ver- 
weisen, welche über denselben von Hrn. Dubois gemacht 
worden sind. Er führt zunächst an, dafs bei nicht ent- 
häuteten Gliedmafsen des Frosches der Muskelstrom un- 
gleich schwächer, als nach der Enthäutung sey, dann aber, 
wenn man über den enthäuteten Muskel die Haut wieder 
ziehe, der Strom meist sehr viel stärker zu bleiben pflege, 
als er vor dem Abziehen der Haut war (Unters. II, 2 S. 24). 543 
Er schreibt diese auffallende Erscheinung der von ihm ent 
deckten parelektronomischen Schicht zu. Er nimmt näm- 
lich an, dafs an dem natürlichen Querschnitte eiues Mus- 
kels (d. i. dem Sehnenende) eine leicht zerstörbare Schicht 
befindlich .sey, wodurch der Gegensatz zwischen Längs- 
und Querschnitt verdeckt und daher die regelmäfsige Stro- 
mes-Richtung verhindert werde. Diese werde zerstört durch 
Auflegen des Muskels auf Salzbausche oder Berührung mit 
andern Substanzen, woher es unter anderem komme, dafs 
ein ganz frischer Muskel nur schwache Ströme gebe, kurze 
Zeit auf die mit Salz getränkte Bausche gelegt, bedeutende 
Ausschläge zeige. Durch diese pareleklronomische Schicht 
erklärt dieser Forscher auch die Erscheinung, von welcher 
wir hier sprechen. Die nicht enthäuteten Gliedmafsen sol- 
len deshalb nur schwach elektromotorisch wirksam seyn, 
weil alle Muskeln auf einer mehr oder weniger hohen Stufe 
des parelektronomischen Zustandes sich befänden und weil 
die Haut für den Muskelstrom eine schwächende Neben- 
schliefsung darstelle. Würde dann die Haut abgezogen, so 
wäre nicht zu vermeiden, dafs die Muskeln mit Kochsalz- 
lösung benetzt werden, also die pareleklronomische Schicht 
vergehe, und sich der Strom entwickle. 
In wie weit bei dem hier besprochenen Versuche der 
angebliche parelektronomische Zustand mit einwirke, dar- 
über will ich vorerst nicht urtheilen. Soviel, glaube ich 
aber, steht fest, dafs die wichtigste Ursache dieses auffal- 
lenden Verhaltens nicht in diesem Zustande, sondern in 
dem Hantstrome zu suchen ist. Wird der nicht enthäutete 
Froschschenkel mit Querschnitt und Oberfläche in den Mul- 
tiplicatorkreis gebracht und sorgt man dafür, dafs der Quer- 
schnitt der Haut den einen Bausch berührt und die Ober- 
fläche der Haut den andern Bausch, und das der Muskel- 
schnitt an keinem Ende an den Bäuschen anliegt, dann 
macht sich nur der Hautstrom bemerklich und man sieht 
vom Muskelstrom gar Nichts. Ganz anders verhält es sich, 
wenn man an beiden Enden die Haut zurückschiebt, dann 
zeigt sich der Muskelstrom allein, und man sieht vom Haut- 544 
Strome keine Wirkung. In vielen Fällen wird sowohl von 
der Haut als von dem Muskel ein gröfserer oder kleinerer 
Theil an den Bäuschen anliegen, dadurch wird der Mus- 
kelstrom vorhanden seyu, aber viel schwächer. Hat man 
die Haut weggenommen, und legt nun den Muskel allein 
kunstgerecht auf, was nicht wohl mit deir. ganzen Gliede 
geschehen kann, so erhält man natürlich den richtigen Mus- 
kelstrom, vorausgesetzt, dafs der normale Zustand des Thie- 
res vorhanden sey. Bedeckt man den Muskel dann mit sei- 
ner Haut, so hat man es in seiner Gewalt, ob man den 
Muskelstrom schwächen will oder nicht. Wenn nämlich 
die Lagerung so ist, dafs sow ohl der Querschnitt der Haut als 
der des Muskels auf einem Bausche und beide Längsschnitte 
auf dem andern liegen, so fällt die constante Ablenkung 
geringer aus. Läfst man blofs den Muskel von Haut be- 
deckt, ohne dafs dieselbe beide Bäusche berührt, so hat 
man den ungetrübten Muskelstrom vor sich. Wenn man 
anstatt einer Hautlage zwei und immer mehr anwendet, 
jedoch so, dafs sowohl Muskel als Haut mit Quer- und 
Längsschnitten je einen Bausch berühren, so kann man den 
Muskelstrom nicht nur bis auf Null schwächen, sondern 
auch bei hinlänglich dicken Hautschichten bewirken, dafs 
die Nadel auf der entgegengesetzten Seile ihren constanten 
Ausschlag erhält. 
Um ferner die Richtigkeit der Dub ois’sehen Annahme, 
dafs nach der Enthäutung die Aetzung mit Kochsalz den 
starken Strom veranlasse, zu prüfen, habe ich folgenden 
Versuch angestellt. An einem abgeschnittenen, nicht ent- 
häuteten Schenkel habe ich zwei ganz kleine Schnitte (etwa 
lmm Durchmesser) in die Haut gemacht, um die Muskelfläche 
vor mir zu sehen, in einer dieser Oeffnungen trennte ich 
dann mit der Scheerenspitze ein wenig die Muskelober- 
fläche und legte nicht den Schenkel auf die Bäusche, son- 
dern die verquickten Zinkelektroden selbst an den Längs- 
und Querschnitt des Muskels an, wobei ich sehr darauf 
achtete, dafs die Drähte die äufsere Hautfläche nicht be- 
rührten. Im Momente bewegte sich im rechten Sinne die 545 
Nadel und zeigte eine relativ beträchtliche constante Ab- 
lenkung-. Hier war also der Muskel beinahe ganz von der 
Haut bedeckt geblieben, er war möglichst in seiner natür- 
lichen Umgebung, keinerlei Salzlösung hatte auf ihn einge- 
wirkt, er war ganz frisch genommen worden, ein sehr kräf- 
tiges Thier (210,n,n lang vom Kopf bis zu den Zehen). Alles 
diefs spricht dafür, dafs der Hautstrom, nicht aber die par- 
elektronomische Schicht die Ursache ist, weshalb ein Frosch- 
glied vor der Enthäutung anders wirkt als nachher. Legt 
man eine Hautrolle in eine concentrirte Kochsalzlösung nur 
eine Minute, so ist schon der Strom beträchtlich geschwächt. 
Wenn auch die erste Ablenkung noch stark ist, so wird 
der constante Ausschlag viel geringer als vorher. Behandelt 
man einen Muskel in derselben Art, so ist zwar die Wir- 
kung dieselbe, jedoch nicht so bedeutend, was sich daraus 
erklärt, dafs die Muskelfasern zusammengewachsen sind und 
die Flüssigkeit nicht so leicht in sie eiudringen kann, als 
zwischen die Lagen der zusammengelegten Haut. 
Ich habe bisher immer nur von zusammengerollter Haut 
gehandelt. Das Rollen hat dabei keinen Einflufs; es dient 
nur dazu, gröfsere Massen und somit gröfsere Ausschläge 
zu erhalten, auch ist die Herrichtung dadurch sehr leicht. 
Man kann aber auch an einem einzigen Hautstücke dasselbe 
Phänomen beobachten, wenn man es so anlegt, dafs man 
mit dem Querschnitt den einen, mit dem Längsschuitt je- 
doch nur der äufseren, nicht der inneren Hautfläche, den 
anderen Bausch berührt. Es ist nur wegen des geringen 
Durchmessers die Anordnung mühseliger. Man erhält auch 
hier eine gröfsere anfängliche, eine geringere constante Ab- 
lenkung. Zum Vergleiche habe ich einen breiten dünnen 
Bauchmuskel vom Frosche abgetrennt und auch diesen, wie 
die Haut gerollt. Es zeigte sich, wie zu erwarten war, 
auch in dieser Form der richtige Muskel-Ausschlag. 
Endlich richtete ich meine Aufmerksamkeit auf die Frage, 
ob nur zwischen Quer- und Längsschnitt in der Froschhaut 
ein Strom sich entwickle, oder auch nach anderen Richlun- 546 
gen. Bei den darüber angestellten Untersuchungen ergraben 
sich folgende Resultate: 
1. Starke Ströme mit bedeutenden constanten Ausschlä- 
gen werden nur erhalten, wenn der Querschnitt mit dem 
Längsschnitte in Verbindung gebracht wird, stets in der 
Richtung vom Quer- zum Längsschnitt. 
2. Schwache Ströme entwickeln sich, wenn zwei Längs- 
schnitte mit einander verbunden werden. Jedoch findet sich 
hier ein ähnliches Verhältnifs, wie beim Muskelstrom (vgl. 
Dubois Untersuch. I, S. 516). Wenn nämlich diejenige 
Stelle der Rolle, welche auf dem einen Bausche aufliegt, 
ebenso weit von dem geometrisch mittleren Querschnitte 
der Rolle entfernt ist als diejenige Stelle, welche auf dem 
andern Bausche aufliegt, und haben diese Stellen nur eine 
geringe Länge, so fehlt die Wirkung ganz. Ist aber die 
Entfernung beider Stellen von dem geometrisch mittleren 
Querschnitte ungleich, so tritt eine Ablenkung ein, die je- 
doch im Ganzen gering ausfällt, und zwar um so mehr, 
vor je längerer Zeit der Tod des Thicres erfolgt ist. Die 
Stromesrichtung ist umgekehrt, wie im analogen Falle beim 
Muskel. Bei diesem geht sie von dem dem mittleren Quer- 
schnitte näher gelegenen Punkte im Bogen zu dem davon 
entfernteren (Untersuch. I, S. 517). In der Haut hingegen 
ist der Strom im Längsschnitte von der dem geometrisch 
mittleren Querschnitte der Rolle entfernteren Stelle nach der 
näheren gerichtet. Der Versuch ist leicht anzustellen. Ich 
messe mit einem Zirkel die Länge der Hautrolle und bringe 
genau an die halbe Länge irgend ein kleines zum Zeichen 
dienendes gefärbtes Körperchen, lege dann auf einen kleinen 
gläsernen Träger die Hautrolle auf, drücke ferner 2 gleich 
grofse Stellen des Längsschnitts an die Bäusche an. Ist 
die Anlagestelle des einen nahe dem Zeichen, so dafs also 
ein grofser Theil der Rolle frei überstellt, die andere An- 
lagestelle hingegen weit entfernt, also nahe dem Ende der 
Rolle ist, so wird man einen Ausschlag erhalten in dem 
Sinne, dafs die vom Zeichen entferntere Stelle positiv sich 
gegen die dem Zeichen nähere verhält. Oder ich möchte 547 
mich lieber so ausdriicken: derjenige Theil der rechten oder 
linken Hälfte der Hautrolle, welcher dem künstlich gemach- 
ten Querschnitte am nächsten liegt, verhält sich dem dem 
künstlichen Querschnitte der anderen Hälfte entfernter lie- 
genden Theile positiv. 
3. Schwache oder keine Ströme entwickeln sich beim 
Anliegen zweier Querschnitte. 
Es versteht sich von selbst, dafs keinerlei Ungleichheit 
in den Multiplicatorkreis seyn darf, bevor die Hautrolle 
aufgelegt wird. Man mufs die Zuleitungsgefäfse von ein- 
ander entfernen und dicht an einander rücken können, ohne 
dafs die Nadel ihre Stelle verläfst. Wenn eine Abweichung 
dennoch stattfindet, so mufs man abwarten, bis die Ladun- 
gen ausgeglichen sind. Bei der Benutzung von verquickten 
Zinkdrähten und Zinkvitriollösung ist dieser Uebelstand so 
gut wie vollständig beseitigt. 
Die äufsere Hautoberfläche ist in ihrer elektromotori- 
schen Eigenschaft sehr von der innern verschieden. Hr. 
Dubois hat bereits darauf hingewiesen und ich habe das- 
selbe bei meinen Versuchen gefunden. Bereitet man eine 
Rolle der Art, dafs die Innenfläche nach aufsen kommt und 
deren Oberfläche den Bausch berührte, so fällt die Ablen- 
kung immer geringer aus und bleibt nicht selten ganz aus. 
Ob in irgend einem Hauttheile der Strom aufsteigend 
oder absteigend sej, habe ich nicht wahrnehmen können. 
Stets war der Gegensatz zwischen Quer- und Längsschnitt, 
wie es schien, der einzig vorwaltende. Jedoch habe ich 
in dieser Beziehung nur wenige Versuche bis jetzt ange- 
stellt. Wiederholt wurde dasselbe Hautstück in der Rich- 
tung gerollt, dafs die Längenaxe der Rolle der Längenaxe 
des Körpers entsprach und dann wieder so, dafs die Längen- 
axe der Rolle der Queraxe des Körpers, ohne dafs ich 
einen Unterschied wahrzunehmen im Stande war. 
Werden an eine Hautrolle die Drähte selbst angelegt, 
ohne Anwendung von Bäuschen, so zeigt sich der richtige 
Strom ebenso, wie auf den Bäuschen. 548 
2. Naclnveisung des Hautstroms durch deu Froschnerven. 
Es kam mir bei meinen ersten Versuchen zu gut, grofse, 
ächte Exemplare von rana esculenta benutzen zu können, 
welche mir schon sehr in die Augen fallende Erscheinungen 
zeigten, als ich noch nicht den wahren Zusammenhang kannte. 
Frösche dieser Art giebt es hier, welche selbst eine Länge 
von 8 pariser Zoll vom Scheitel bis zu den Zehen haben 
und durch ihre exorbitante Reizbarkeit sich auszeichnen. 
Ich stellte nach bekannterWeise ein Froschpräparat her, des- 
sen Ende noch mit einem Stückchen Wirbelsäule verbunden 
war und dessen Unterschenkel noch mit Haut bedeckt blieb. 
Ein zugespilzles Glassläbchen stiefs ich in die Muskelparthie, 
welche noch am Wirbelbande hing und konnte nun ohne 
alle Erschütterung den Nerven gut dirigiren. Bei allen 
meinen Versuchen dieser Art habe ich also selbstverständ- 
lich nur den natürlichen Längsschnitt des Nerven angewen- 
det. Legte ich denselben an die Unterschenkelhaut, so sah 
ich sehr gewöhnlich Zuckung entstehen, welche jedoch viele 
Unregelmäfsigkeiten darbot. Gleich nach der Präparation 
fehlte sie zuweilen und kam erst später. Manchmal sah 
ich sie, wenn ich eine bestimmte Stelle der Haut berührte, 
nicht an einer anderen. Endlich versagte mir diese Stelle 
und eine andere that Wirkung, die es vorher nicht gethan 
hatte. Obgleich ich in der verschiedensten Weise mit dem 
Nerven hin- und herging, ihn einfach und gewunden auf- 
legte, ich konnte kein anderes Resultat finden, als dafs fast 
an jedem Unterschenkel die Erscheinung- auftrat, wenn ich 
nur herumsuchte. Manchmal kam sie deutlicher, wenn ich 
ein Stückchen Haut herausgeschnitten hatte und nun über 
die Muskelfläche hinweg die Nachbarhaut berührte; oft auch 
sah ich nur dann Erfolg, wenn ich einen kleinen, hervor- 
stehenden Hautzipfel auf meinem Wege streifte. Ich schnitt 
aus der Unterschenkelhaut ein Stückchen aus, legte den 
Nerven auf den Muskel und vermifste jede Spur von Zuckung, 
wie auch J. Müller und Andere schon beobachtet hatten, 
brachte die Haut wieder auf ihre frühere Stelle und sah 
häufig die Zuckung wieder eintreten, und nach wiederhol- 549 
ter Entfernung von Neuem schwinden. Ich nahm nun die 
Haut von einem anderen Körpertheile, legte sie auf dieselbe 
Platte, auf welcher der Schenkel lag, und beobachtete auch 
hier, dafs durch das vom Schenkel entfernt liegende Haut- 
stück Zuckung im Schenkel entstehe, wenn dessen Nerv ein- 
zelne Stellen bald hier, bald dort berührte. Es war aber 
wenigstens in der grofsen Mehrzahl der Fälle erforderlich, 
dafs zwischen Haut und Schenkelhaut eine Verbindung vor- 
handen war. Eine dünne Flüssigkeitsschicht reichte voll- 
kommen aus. Wenn ich das Hautstück auf eine Glastafel 
legte, und sorgfältig isolirte, so gelang es nur in den aller 
seltensten Fällen eine Zuckung zu erzeugen, so dafs ich 
selbst dann die Luftfeuchtigkeit als Leiter anzunehmen ge- 
neigt war, wenn ich auch isolirt hatte. Es war also nur 
auf einem Umwege immerhin mit der Haut des Schenkels 
der Nerv in Verbindung gebracht, und an dem bekannten 
Experimente Nichts geändert und Nichts aufgeklärt. Auch 
darin lag keine besondere Veränderung, wenn ich den Ner- 
ven mit dem auf einer Glasplatte ruhenden Hautstücke, an- 
statt direct, mittelst eines Kupferdrahtes oder mittelst der 
Finger der Hand in Berührung setzte. Der Erfolg trat 
auch in diesem »Falle ein. Entschieden steigerte sich die 
Wirkung, wenigstens in sehr vielen Fällen, wenn ich an 
das Hautstück dicht ein Muskelstückchen anlegte, und oft 
versagte die Wirkung namentlich bei schon älter geworde- 
ner Haut, wenn ich den Muskel nicht anwandte. 
Die Zuckungen, welche sich zeigten, waren mitunter 
sehr heftig und steigerten sich selbst bis zum Tetanus. Ich 
hatte Erscheinungen vor mir, welche an die erinnern, die 
man mit dem constanten Strom erkennt, je nachdem der- 
selbe auf- oder absteigend den Nerven durchfliefst, und in 
verschiedenen Stadien der allmählich erlöschenden Lebens- 
thätigkeit sich abweichend gestalten. Ich beobachtete ferner 
1 ) Es bedarf nicht der Erwähnung, dafs njan den Nerven selbst nicht mit 
den Fingern berühren darf, denn eine Temperatur von 35° C. auf einen 
Froschnerven angewandt, kann schon einen gewaltigen Tetanus bedingen. 550 
auch sogenannte l) elektromotorische Zustände, deren Be- 
schreibung indefs nicht weiter hierher gehört. 
So sicher ich seyn konnte, wenn ich eine rana escu- 
lentci zu den genannten Versuchen benutzte, Erfolg- zu se- 
hen, so vermifste ich denselben bei den Bastardformen, so- 
wie auch bei der temporaria. Diefs rührte aber blofs von 
dem Grade der Reizbarkeit her. Es ist nur ein quantita- 
tiver Unterschied. Der Nerv von rana esculenta brachte 
mir, wenn auch nie so sicher, doch einige Mal Zuckung 
durch eine andere Froschhaut, und der Nerv von rana tem- 
poraria Zuckung mit der Haut von esculenta. 
Durchweg auch bei den schönsten Resultaten fand sich 
die innere Hautfläche ganz oder wenigstens fast ganz wir- 
kungslos. Bei Umdrehung desselben Hautstückes, welches 
vorher und nachher zur Erzeugung bedeutender Zuckungen 
gedient hatte, war gewöhnlich keine Spur zu sehen. 
Alle die angegebenen Versuche konnten mich nicht be- 
friedigen, weil sie gar keinen Anhaltspunkt zu einem wis- 
senschaftlichen Ausdrucke darboten. Erst nachdem ich, wie 
am Multiplicator, Hautrollen anwandte, konnte ich mit grö- 
fserer Schärfe verfahren. Es wurden also durch sorgfältiges 
Legen von scharf abgeschnittenen Hautstücken Rollen mit 
guten Querschnitten hergerichtet2), dann an den Querschnitt 
ein mit destillirtem oder Brunnenwasser durchfeuchtetes klei- 
nes (etwa 25mm langes) Bäuschchen und eben ein solches auf 
die Oberfläche (den Längsschnitt) angelegt. Der Nerv eines 
Froschpräparates wurde über eine kleine sehr einfache Vor- 
richtung ausgebreitet. Diese besteht darin, dafs ein Glas- 
stäbchen an einem Ende hakenförmig umgebogen, am andern 
aber mit einem Siegellackfufse versehen wird. Solcher klei- 
ner Träger bedarf man zwei, in der Vertiefung des einen 
1) Ich werde in einer demnächst erscheinenden Abhandlung darthun, dafs 
der von LIrn. Pflüger neuerdings entdeckte elektromotorische Zustand 
der Nerven nichts anderes als ein Kunstproduct des Autors ist. 
2) Zum leichten Rollen der Haut ist es sehr zweckiuäfsig, dieselbe frisch 
abgeschnitten auf Fliefspapier zu legen, wodurch die Feuchtigkeit aufge- 
sogen wird. 551 
liegt der Schenkel, in der des anderen das Wirbelende des 
Präparates. Man rückt nun die beiden Träger so, dafs der 
Nerv auf dem mit dem Querschnitte zusammenhängenden 
Jßäuschchen dicht aufliegt, sonst aber frei ist. Das andere 
Bäuschchen fafst man entweder mit einem Glashäkcheu oder 
mit einer Pincette mit Knochenspitzen etc., legt es zuerst 
auf den Längsschnitt auf, dann berührt man den Nerven. 
Sobald die Berührung erfolgt ist, zuckt der Nerven. Nie- 
mals versagt die Wirkung; man kann sie sehr häutig wie- 
derholen. Hat man sich nun hinlänglich von der Existenz 
des Stromes zwischen Quer- und Längsschnitt überzeugt, 
so entferne man den einen Bausch von dem Querschnitte 
und lege ihn gleichfalls auf den Längsschnitt, auf dem der 
andere Bausch schon liegt. (Man mufs wohl darauf achten, 
dafs auch nicht das kleinste Ende von irgend einem Quer- 
schnitte mit dem Bausche in Berührung bleibt, sonst ist der 
Versuch getrübt.) Ist diel's geschehen und man schliefst die 
Kette, so fehlt in der Kegel jede Spur von Zuckung, oder 
ist, wenn die Theile noch frisch und sehr reizbar sind, im 
Verhältnis zu derjenigen, die man oben vor Augen hatte, 
aufserordentlich klein. Nur l"' vom Querschnitte entfernt, 
das Bäuschchen angelegt, bleibt Alles ruhig; der Querschnitt 
wird berührt, heftige Zuckung. Diefs Spiel kann man hun- 
dertmal hinter einander sehen. Derselbe negative Erfolg 
entsteht, wenn man beide Querschnitte verbindet, als wenn 
beide Längsschnitte den Bogen bilden. 
Was oben von der geringen Wirksamkeit der inneren 
Hauttläche gesagt ist, hat natürlich auch hier seine volle 
Geltung. 
Die Versuche am Froschschenkel geben also die schla- 
gendste Controle zu denen, welche ich am Multiplicator 
angestellt hatte und sind deshalb besonders von Werth, 
weil es in Jedermanns Hand liegt, sich von dem Vorhan- 
densein von Strömen in der Froschhaut leicht zu über- 
zeugen, ohne dafs irgend welche nennensvverthe Vorberei- 
tungen und Apparate erforderlich sind, und ohne dafs man 
durch Ladungen anderer Art, welche an so sehr empfind- 552 
liehen Instrumenten, wie an einem Multiplicator mit vielen 
Tausenden von Windungen, so überaus leicht eintreten und 
Zweifel an dem Gesehenen erwecken können. 
Greifswald, den 23. September 1860.